Die »Biblia Sacra – Derekh ha-Kodesh« des Elias Hutter
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Die »Biblia Sacra – Derekh ha-Kodesh« des Elias Hutter

Eine sprachdidaktische, kultur- und editionsgeschichtliche Analyse

  1. 497 Seiten
  2. German
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Die »Biblia Sacra – Derekh ha-Kodesh« des Elias Hutter

Eine sprachdidaktische, kultur- und editionsgeschichtliche Analyse

Über dieses Buch

Die Publikation schlüsselt das Lebenswerk des Hebraisten Elias Hutter auf und ordnet es in den historischen Kontext ein.
Im späten 16. Jahrhundert wollte Hutter das Studium des Hebräischen revolutionieren. Getragen von der Idee, dass das biblische Hebräisch als göttliche Ursprache den Weg zur Einheit von Sprache und Religion aufzeigt, entwickelte er neue didaktische Methoden zur Vereinfachung des Hebräischstudiums. Am Anfang seines Wirkens steht die 1587 in Hamburg veröffentlichte "Biblia Sacra – Derekh ha-Kodesh". In dieser Edition der Hebräischen Bibel entwickelte er ein bis heute einzigartiges Druckbild, um die Morphologie des Hebräischen zu illustrieren. Weitere Arbeiten folgten, u.a. Lexika und Polyglotten, in denen Hutter das Sprachenstudium mit seiner These von der einheitsstiftenden göttlichen Ursprache verband. Sein Werk ist somit im Grenzbereich zwischen neuzeitlicher Sprachwissenschaft und religiöser Spekulation einzuordnen. Der historische Vergleich zeigt, dass er ein Vertreter der frühneuzeitlichen christlichen Hebraistik ist und kein "Phantast" seiner Zeit war.
Die Publikation führt nicht nur in Hutters Werk ein, sondern bietet zudem einen Überblick über Methoden und Konzeptionen der frühneuzeitlichen christlichen Hebraistik.

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Information

Teil 1: Die sprachdidaktische Analyse

1 Das sprachdidaktische Grundprinzip Elias Hutters

Bereits die Biografie Elias Hutters hat gezeigt, dass sich seine Werke insbesondere durch ein sprachdidaktisches Interesse auszeichnen. Am Anfang der Untersuchungen steht daher diese Grundkonstante in den Arbeiten Hutters. Vorab ist hierzu der Begriff Sprachdidaktik näher zu beleuchten. Im Mittelpunkt der analytischen Darlegungen soll das Werk Hutters stehen, das sich heute am ehesten über die Begriffe Sprachdidaktik beziehungsweise eine Form der sprachwissenschaftlichen Aufarbeitung einordnen lässt. Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass es im frühneuzeitlichen Denken noch nicht die Sprachwissenschaft im heutigen Sinne gegeben hat. Vielmehr entwickelten sich in dieser Epoche langsam Tendenzen, die zu einer modernen Sprachwissenschaft führten. Wie die Analyse der Werke Hutters zeigen wird, war die Beschäftigung mit Sprache oftmals nicht vordergründig von einem wissenschaftlichen Interesse her geleitet. Meist lag die Betrachtung von Sprache in bestimmten Motivationen und Motiven begründet, die man heute in andere Wissenschaftszweige und sogar in den Bereich der Spekulation einordnen würde.1
Zu Beginn dieses Teils steht daher ein kurzer Überblick über mögliche Motive, die in der frühen Neuzeit zur Beschäftigung mit Sprache geführt haben, wie sie heute unter dem Begriff Sprachwissenschaft subsumiert wird. Das Studium von Sprache war in der frühen Neuzeit nicht vordergründig Arbeit von Linguisten. Vielmehr lassen sich die Entwürfe dieser Zeit der Arbeit von Gelehrten zuordnen, die man in moderner Perspektive durchaus anderen Wissenschaftsgebieten zuordnen würde.2 Die Gelehrten waren dabei beeinflusst vom Renaissance-Humanismus. Stets hatten aber auch religiöse Komponenten einen wichtigen Stellenwert in den Arbeiten, was insbesondere in der Reformationsepoche neue Wege in der Beschäftigung mit Sprache zur Folge hatte. Die Beweggründe für diese Gelehrten sich mit Sprache zu befassen, lassen sich unter folgenden Gesichtspunkten zusammenfassen:
  • Sprache in Form von Grammatik, Rhetorik und Dialektik bildete das trivium (Dreiweg) der artes liberales (freien Künste) und somit eine unbedingte Voraussetzung für ein wissenschaftliches Studium. Im universitären Kontext galt die Reflexion über Sprache allerdings nicht als eigener Wissenschaftszweig.
  • Sprache ist Teil der historia (Geschichte), wobei man versuchte geschichtliche Entwicklungen der Sprachentstehung und Beziehungen der Sprachen zueinander aufzuzeigen. Dabei findet sich oftmals eine gewisse Grundtendenz in den Werken. Sprachentwicklung wird im Prozess einer Zerfallsgeschichte gesehen. Grundlegendes Ausgangsdatum für diese Entwicklung ist dabei die babylonische Sprachverwirrung nach Gen 11,1 – 9. Demnach habe die Menschheit ihre einstige gemeinsame Ursprache verloren. In vielen Projekten der neuzeitlichen Sprachwissenschaft wird daher der Versuch unternommen, diese einst vollkommene Ursprache zu finden (entweder durch Identifizierung mit einer bekannten oder seltener durch Konstruktion einer neuen Sprache).3 Gerade diese Vorstellung ist auch für das Werk Hutters prägend, der im Hebräischen die vollkommene Ursprache sah, die es zu befördern galt. In diesem Zusammenhang ist auch auf apologetische beziehungsweise patriotische Tendenzen in der frühen Sprachwissenschaft zu verweisen: Man versuchte die eigene Nationalsprache als besonders darzustellen, im besten Fall durch eine Entwicklungslinie hin zur vollkommenen Ursprache. Beschäftigung mit Sprache führt somit auch zu frühen Ergebnissen der Etymologie.4
  • Sprache ist Teil der theologia (Theologie). Mit den Reformationsbewegungen des 16. Jahrhunderts erhält die Sprache im Kontext der Bibelauslegung eine ganz neue Bedeutung. Dabei kommen nun zwei Fragen auf: In welcher Sprache hat sich Gott offenbart? Welche Berechtigungen haben Bibelausgaben in den Nationalsprachen, wenn sich Gott doch in einer anderen Sprache offenbarte? Zudem kommt der Beschäftigung mit Sprachen besondere Aufmerksamkeit aufgrund ihres Nutzens für die christliche Mission zu.
  • Sprache ist Kommunikation. Gerade in der Zeit Hutters stellt sich die Frage neu, wie Kommunikation mit Sprache gelingen kann. In einer Gegenwart, die als Krise wahrgenommen wurde, sollte die Interaktion zwischen Menschen wieder gelingen, damit sich die Verhältnisse verbessern können. Weiterhin ist die Vorstellung vom babylonischen Turmbau wichtig: Wie kann nach der Sprachverwirrung eine gemeinsame Basis zur Kommunikation, eine „Einheit in der Vielheit“5, hergestellt werden? Oder haben gar die verschiedenen Sprachen ihren eigenen Stellenwert und eine gemeinsame Basis kann nicht ausgemacht werden? Für das Werk von Elias Hutter sollte dabei vor allem die erste Fragestellung wichtig sein. Er selbst erhoffte sich durch die Nationalsprache Deutsch und göttliche Ursprache Hebräisch ein Ende der Konflikte und somit einen Beitrag zum Heil der Menschen.6
Im Werk Hutters kommen diese Aspekte frühneuzeitlicher Sprachwissenschaft zusammen. Dabei stellt sich für Hutter nicht nur die Frage der didaktischen Aufarbeitung von Sprache für den Unterricht, sondern er versuchte auch einen höheren Nutzen von Sprache für die Menschen zu generieren. Dieser höhere Nutzen von Sprache zielte stets auf eine weltliche und religiöse Perspektive ab: Sprache führe nach Hutter zu einer verbesserten Kommunikation des Menschen zu Menschen und Gott und bedeutet somit eine Verbesserung der menschlichen Existenz. Um diese Verbesserung zu erreichen, entwickelte Hutter seine Methoden, die im Folgenden vorzustellen sind. Am Ende steht der Versuch die einzelnen Methoden und Werke Hutters in ein Gesamtkonzept zu überführen, das die soeben vorgestellten Grundthemen frühneuzeitlicher Sprachwissenschaft deutlich werden lässt.

1.1 Cubus alphabeticus

Das erste didaktische Werk Hutters war der Cubus alphabeticus. Gleichzeitig ist mit diesem Werk auch eine eigene Methode Hutters zum Erlernen des Hebräischen verbunden. Der Cubus ist in fünf bekannten Auflagen erschienen.7 Die erste Ausgabe erschien 1578 in Hebräisch und Deutsch bei Froben in Basel und gilt heute als verschollen. Die Existenz dieser Ausgabe ist allerdings im Vorwort des Derekh ha-Kodesh belegt.8 1586 brachte Hutter eine zweite Ausgabe des Cubus in Hamburg heraus.9 Zwei Jahre später folgte eine Fassung in Hebräisch und Latein, die in Hamburg von einem Mitarbeiter Hutters, David Wolder (gest. 1604),10 herausgegeben wurde. Die Ausgabe unterscheidet sich nicht nur in der Latinisierung, sondern wurde auch um ein Vorwort von David Wolder erweitert, das die Benutzung des Cubus anhand eines Anwendungsbeispiels darstellt. Hinzugekommen ist auch eine Vorrede von Jacob Coler (1537 – 1612).11 Coler war ein durchaus umstrittener und streitbarer lutherischer Theologe seiner Zeit,12 der ebenfalls Mitarbeiter Hutters war und im Vorwort des Derekh ha-Kodesh dankend erwähnt wird.13
Zwar nicht unter dem Titel Cubus erschienen, jedoch in Anlehnung an das Prinzip, erstellte Hutter wohl am Ende der 1580er Jahre das Principium Sapientiae,14 auf das noch im Vergleich zu Hutters Cubus einzugehen ist.
Im Jahre 1603 folgte eine anonyme Ausgabe des hutterschen Cubus als hebräisch-deutsche Fassung. Diese Ausgabe wurde von Georg Ludwig Froben (1566 – 1645) herausgebracht, der im Vorwort zu dieser Version weder auf Hutter noch auf dessen größere sprachdidaktische Konzeption eingeht.15 Froben verstand die von ihm verlegte Ausgabe als reines Nachschlagewerk zum Erlernen der hebräischen Sprache. Dass Hutter in dieser Version nicht als eigentlicher Autor erwähnt wird, liegt wohl in seinem finanziellen Misserfolg in Nürnberg begründet. Eine Ausgabe, die auf Elias Hutter als Urheber verweist, wäre in dieser Zeit aufgrund des schlechten Rufs desselben hinderlich für den Verkauf gewesen.
Eine weitere Auflage fand der Cubus in einer Kleinstausgabe (7x11 cm) im 1628 erschienenen Werk Manipulus Linguae Sanctae sive Lexicon Hebraeo Latinum, ad formam Cubi Hutteriani adornatum, multisque in locis adauctum vom Hutter-Schüler Daniel Schwenter (1585 – 1636), der Elias Hutter bei seinem Hebräischstudium in Nürnberg kennenlernte und später als Professor für Hebräisch und orientalische Sprachen an der Universität Altdorf lehrte. In dieser Fassung wurde die für den Cubus charakteristische Gitterstruktur aufgelöst und eine Darstellungsform wie im noch vorzustellenden hutterschen Principium Sapientiae gewählt. Auch folgt Schwenter nicht in allen Punkten seinem Lehrer Hutter. Zwar baut das Wörterbuch auf dreiradikaligen Wurzeln – wie beim Cubus – auf. Schwenter zeigt aber auch an, wenn ein hebräisches Wort nur aus zwei Konsonanten besteht. Aus solchen Wurzeln hätte Hutter eine dreiradikalige Wurzel rekonstruiert, unabhängig davon ob diese im biblischen Hebräisch tatsächlich existiert (wie sich dies darstellt, wird anhand von Beispielen in Abschnitt 2.2 ausgeführt).16 Dieses Vorgehen zeugt von einer stärker philologisch motivierten Arbeit. Auch verzichtet Schwenter auf ein Vorwort mit einer Ausführung zu Hutters Arbeit und Verdienst. Er stellt dem lexikografischen Teil einen kurzen Abriss über die Morphologie des Hebräischen voran.17
Für die Darlegung der hutterschen Methode in diesem Werk dient die Ausgabe von 1586 als Grundlage, die auch ein von Hutter verfasstes Vorwort enthält. Vergleichend ist in einem zweiten Schritt auf die woldersche Ausgabe von 1588 einzugehen. Der Cubus alphabeticus ist im weitesten Sinn ein Nachschlagewerk für das biblische Hebräisch. Dabei soll ein Überblick über die dreiradikaligen Wurzeln des Hebräischen vermittelt werden, die bei Hutter nicht nur Verben, sondern auch Segolata, also Nomen, umfassen. Weiterhin finden sich auch Wurzeln, die im biblischen Hebräisch nicht belegt sind, für Hu...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Vorwort
  5. Verzeichnis der Abkürzungen
  6. Einführung
  7. Teil 1: Die sprachdidaktische Analyse
  8. Teil 2: Die kulturgeschichtliche Analyse
  9. Teil 3: Die editionsgeschichtliche Analyse
  10. Zusammenfassung
  11. Abbildungsnachweise
  12. Personenregister
  13. Stellenregister