Europäische Utopien – Utopien Europas
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Europäische Utopien – Utopien Europas

Interdisziplinäre Perspektiven auf geistesgeschichtliche Ideale, Projektionen und Visionen

  1. 251 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Europäische Utopien – Utopien Europas

Interdisziplinäre Perspektiven auf geistesgeschichtliche Ideale, Projektionen und Visionen

Über dieses Buch

Seit Platons "Politeia" prägen Utopieentwürfe die europäische Ideengeschichte und spätestens seit Thomas Morus' "Utopia" ist der Terminus 'Utopie' fester Bestandteil der Geisteswissenschaften. Der interdisziplinäre Sammelband offenbart das breite Spektrum europäischer Utopiediskurse in geistes-, kultur- und ideengeschichtlichen Disziplinen. Im Mittelpunkt stehen Idealvorstellungen und Visionen sowie Fragen nach kultureller Identität und Projektionen einer möglichen Wertegemeinschaft. Die historische Schwerpunktsetzung untersucht dabei die Konstitution und Transformation utopischer Konzepte in Europa von der Antike bis in die Gegenwart.

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Information

Theokratie in Europa – zeitgenössische französische Utopien: Soumission (2015) von Michel Houellebecq und L’Exil des mécréants (2017) von Tito Topin

Eva Mona Altmann
Im Fokus dieses Beitrages stehen zwei literarische Zukunftsentwürfe französischsprachiger Gegenwartsautoren, die ein theokratisches Europa zeigen: Soumission (2015)1 von Michel Houellebecq und L’Exil des mécréants (2017) von Tito Topin.
Im Vorfeld der Textanalyse ist zunächst eine einführende Bestimmung und Abgrenzung der wichtigsten Begriffe unumgänglich.

I Terminologie: Utopie – Eutopie – Dystopie

Der Begriff ‚Utopie‘ zu Deutsch ‚Nicht-Ort‘ oder ‚Nirgendort‘2 geht bekanntermaßen auf Thomas Morus’ Erzählung Utopia (1516) zurück, mit der er nicht nur einen Neologismus prägte, sondern außerdem den Grundstein für ein literarisches Genre legte, welches dann ab Ende des 18. Jahrhunderts auch so bezeichnet wurde.3
Inhaltlich befassen sich die zugehörigen Texte mit
eine[r] unbekannte[n] gesellschaftliche[n] Ordnung […], die sich durch die Negation einer bekannten Gesellschaftsordnung konstituiert. Der ou-topos bedarf eines topos, mit dem er trotz aller Unterschiede genügend Gemeinsamkeiten teilt, um einen Vergleich zwischen beiden gesellschaftlichen Ordnungen nahezulegen4.
Leiß nennt dies auch das „‚Prinzip der zwei Welten‘“5. Daraus folgt, dass Utopien sich zwar stets als erfunden6 zu erkennen geben, gleichzeitig aber als „realgeschichtliche Resonanzphänomene“7 kaum weniger offensichtlich in der Lebenswirklichkeit ihrer Autoren verankert sind. Man kann sie daher beschreiben als „fiktionale, anschaulich gemachte Entwürfe von Gegenbildern […], die sich implizit oder explizit kritisch auf eine historische Wirklichkeit beziehen, in der sie entstanden sind.“8
Innerhalb des Genres wiederum gibt es verschiedene Typen von Utopien. Zum einen kann prinzipiell zwischen Raum- und Zeitutopien differenziert werden9, wobei „Mischformen […] nicht selten [sind]“10. Zum anderen gibt es eine „positive“11 und eine „negative Spielart“12 der Utopie, die sich hinsichtlich der Art des Verhältnisses der zwei Welten13 voneinander unterscheiden. Betreffend der Terminologie besteht in der Forschung kein allgemeingültiger Konsens. Folgen möchte ich hier Schölderles logischem Vorschlag, „‚Utopie‘ als Oberbegriff zu fassen und hinsichtlich der beiden Versionen ‚Eutopie‘ (für die positive) und ‚Dystopie‘ (für die negative) zu unterscheiden.“14 Dabei handelt es sich allerdings nur um eine idealtypische Unterscheidung, denn generell „[sind] Zukunftsprojektionen […] nie eindeutig. Sie liefern mehrdeutige Wunsch- und Schreckensbilder […] auch in den eigentümlichen Verschränkungen“15. Die beiden Varianten sind weniger als diametrales Gegensatzpaar denn als skalare Abstufung zu verstehen.16 Tendenziell akzentuiert die Dystopie gegenüber der Eutopie das gesellschaftskritische Moment stärker, bei gleichzeitigem Zurücktreten des konstruktiven Elements.17 Hinzu kommt, dass verschiedene textinterne (Erzähler, Figuren) und -externe Instanzen (Autor, Leser) zu unterschiedlichen Bewertungen gelangen können, letztere sind zudem nicht statisch, sondern insbesondere die der Leser können sich diachron verändern.18
Literaturgeschichtlich ist eine sukzessive Verschiebung von der Eutopie zur Dystopie zu beobachten.19 Aktuell dominante Themen literarischer Utopien sind laut Schölderle vor allem „Transhumanismus und Enhancement“20: „Im Zentrum stehen […] Szenarien, die mit Hilfe von Innovationen aus der Neuro-, Nano-, Informations- und Biotechnologie eine technische Optimierung des Menschen propagieren.“21 Damit verbunden ist ein Wandel des Genres,
ging es in der klassischen Utopie doch stets darum, die Grundfehler der Gesellschaft...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Einleitung
  5. Augustinus’ philosophischer Surrealismus
  6. Inseln, Reisen, Utopien: Residuen utopischen Denkens in der mittelalterlichen Literatur
  7. Wolframs Visionen? Diversität, Identität und der Entwurf einer (inter‐)kulturellen Wertegemeinschaft im Willehalm
  8. Auf der Schwelle zum gegenwärtigen Heil: Von utopischen Räumen, Zeiten und Menschen in mittelalterlichen (Anti‐)Legenden des Passional
  9. Zuviel ist nicht genug – Gier und Gleichheit in Morusʼ Utopia
  10. Baruch de Spinoza zwischen Realismus und Utopie
  11. „…den Vorschriften der Natur folgend, zugleich so weise und so glücklich“ – Fénelons Les Aventures de Télémaque als literarisches Gartenprogramm der Wilhelmine von Bayreuth
  12. Mythologie der Vernunft? Zum Utopie-Entwurf im sogenannten ältesten Systemprogramm des Deutschen Idealismus
  13. Philosophie als utopische Existenz: Thoreaus Kritische Theorie
  14. Jiddisch: Von exterritorialer Literatur zum Literaturland
  15. Europäische Utopien und die Post – Briefmarken als Botschafterinnen Europas?
  16. Theokratie in Europa – zeitgenössische französische Utopien: Soumission (2015) von Michel Houellebecq und L’Exil des mécréants (2017) von Tito Topin
  17. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
  18. Personenregister