Das Depressionsbuch
eBook - ePub

Das Depressionsbuch

Informationen für Betroffene, Angehörige und Interessierte

  1. 272 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Das Depressionsbuch

Informationen für Betroffene, Angehörige und Interessierte

Über dieses Buch

Licht ins Dunkel bringen»Ziel des Buches ist es, Informationen zum Verständnis depressiver Störungen und deren Behandlung zu geben. Wir hoffen, dass die Informationen und Anregungen in diesem Buch Ihnen dabei helfen, sich selbst oder einen depressiven Angehörigen besser zu verstehen und – in dieser schweren Zeit – liebevoll zu begleiten.«Geschätzt leiden weltweit etwa 350 Millionen Menschen an depressiven Störungen. Für ihre Entstehung und Aufrechterhaltung ist weder ein »Depressions-Gen« noch ein Mangel an Botenstoffen im Gehirn verantwortlich – die Wahrheit ist komplexer: Depressionen entstehen, wenn vielfältige biologische, psychologische und soziale Problemkonstellationen zusammenkommen.Vor diesem Hintergrund informiert das vorliegende Buch über den aktuellen Wissensstand zum Erscheinungsbild, zum Verlauf und zur Häufigkeit depressiver Störungen. Diagnosestellung, Erklärungsansätze sowie Behandlungsmethoden und Therapieformen werden vorgestellt und erläutert.

Häufig gestellte Fragen

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Information

Welche Behandlungsarten gibt es?

Depressive Störungen sind gut zu behandeln: Vielfältige und methodisch gut gemachte Studien belegen, dass verschiedene Psychotherapieverfahren genauso wie Medikamente wirksam sind. Darüber hinaus können auch andere Methoden wie Elektrokrampftherapie, Wachtherapie oder Lichttherapie zum Einsatz kommen. Im Einzelfall muss entschieden werden, welche Maßnahmen oder welche Kombination von Maßnahmen geeignet sind. Hierbei spielen Faktoren wie der Schweregrad und der Verlauf der Störung genauso eine Rolle wie die persönliche Präferenz von Betroffenen.
In einer Behandlungsleitlinie – der sogenannten S3-Leitlinie / Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) – wurden von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde gemeinsam mit der Bundesärztekammer, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften Handlungsempfehlungen für Ärztinnen, Psychotherapeuten und andere Berufsgruppen, die sich mit Depressionen befassen, zusammengestellt. Die erste solche Leitlinie wurde 2009 herausgegeben. Im Jahr 2015 wurde eine aktualisierte Fassung veröffentlicht (DGPPN u. a. 2015). Ziel und Anspruch der Leitlinie ist es, auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen Befundlage Therapieempfehlungen auszusprechen. Je nach Datenlage wird eine Soll-Empfehlung (starke Empfehlung), eine Sollte-Empfehlung (Empfehlung) oder eine Kann-Empfehlung (offene Empfehlung) gegeben. Rechtlich bindend ist keine dieser Empfehlungen, d. h. Psychotherapeutinnen und Ärzte dürfen auch abweichende Maßnahmen einsetzen – dies sollte im Einzelfall aber gut begründet werden. Die Leitlinie ist im Internet – in einer Version für Fachleute und in einer Patientenversion – frei zugänglich: www.leitlinien.de/nvl/depression. Wenn im Folgenden von der Leitlinie gesprochen wird, dann ist immer genau diese deutsche Leitlinie von 2015 gemeint.
Mit Blick auf den Schweregrad einer depressiven Störung wird in der Leitlinie empfohlen, bei leichten und mittelgradigen depressiven Episoden entweder eine Psychotherapie oder eine medikamentöse Behandlung in Anspruch zu nehmen. Bei einer schweren depressiven Episode wird hingegen eine Kombination beider Maßnahmen angeraten. Bei einer chronischen Depression wird – unabhängig vom Schweregrad – auch die Kombinationsbehandlung befürwortet. Sehr explizit weist die Leitlinie schließlich darauf hin, dass bei einer leichten depressiven Episode mit dem Beginn der Behandlung zunächst abgewartet werden kann, um zu prüfen, ob sich die Symptome von allein wieder zurückbilden.
Entscheidungshilfe: stationär – ambulant
Die allermeisten Depressionen können gut ambulant durch eine Psychotherapeutin oder einen Psychiater behandelt werden. Eine stationäre Behandlung, d. h. ein Klinikaufenthalt, ist erst im Fall einer schweren depressiven Störung angebracht, insbesondere dann, wenn es allein zu Hause nicht mehr gelingt, einen einigermaßen strukturierten Tagesablauf, einschließlich Körperhygiene und regelmäßiger Nahrungsaufnahme aufrechtzuerhalten, wenn Suizidgedanken sehr drängend werden, wenn psychotische Symptome wie Wahn oder Halluzination erlebt werden und immer dann, wenn katatone Symptome (siehe S. 21 f.) präsent sind. Schlussendlich können chaotische Lebensumstände genauso wie fehlende soziale Unterstützung eine stationäre oder eine teilstationäre Behandlung – bei der man tagsüber in einer Behandlungseinrichtung ist, nachts aber zu Hause schläft – notwendig machen.
Im Folgenden gehen wir ausführlich auf die psychotherapeutische und die medikamentöse Behandlung depressiver Störungen ein. Weitere Therapieverfahren – Elektrokrampftherapie, Lichttherapie und Wachtherapie – werden ergänzend im Anschluss dargestellt. Zusätzlich weisen wir auf Möglichkeiten der Selbsthilfe, Onlineprogramme und Apps hin. Die Darstellung orientiert sich hierbei jeweils an den Empfehlungen der S3-Leitlinie / Nationale VersorgungsLeitlinie.

Psychotherapie

Psychotherapie hat sich in der Behandlung depressiver Störungen als effektiv erwiesen – und dies im ambulanten, teilstationären und stationären Setting, als Einzel- und als Gruppentherapie (CUIJPERS u. a. 2008, 2011, 2016). Wie wirksam sie ist, variiert in Abhängigkeit vom Schweregrad und der Chronizität der Depression, es finden sich jedoch keine nennenswerten Unterschiede zwischen verschiedenen Arten von Psychotherapie: Ob man eine Form der kognitiven Verhaltenstherapie oder eine tiefenpsychologische Behandlung in Anspruch nimmt, spielt in Bezug auf die Erfolgsaussichten keine Rolle (BARTH u. a. 2013b). Tatsächlich lässt sich – trotz umfassender Forschungsbemühungen – nicht wirklich gut sagen, welcher »Typ Mensch« von welcher Therapieform am besten profitiert. Hier entscheidet bislang die persönliche Präferenz. Neue Analysemethoden versprechen, dass sich dies im kommenden Jahrzehnt ändern könnte; aktuell ist dem jedoch nicht so.
Grundsätzlich scheinen intensivere Therapieangebote, mit mehr als einer Therapiesitzung pro Woche, effektiver zu sein als weniger intensive Behandlungen. Die Anzahl der Therapiesitzungen ist – außer im Fall chronischer Depressionen – hingegen nicht relevant für die Effektivität: Nicht jeder braucht viele Therapiestunden, um eine Depression zu überwinden, und andersherum bringen viele Therapiestunden leider auch keine Garantie dafür, dass die Behandlung anschlägt (CUIJPERS u. a. 2013b).
EXKURS Die große Psychotherapiedebatte
Der Nachweis, dass eine Therapie bei der Behandlung von Depressionen wirksam ist, liefert keine klaren Hinweise darauf, auf welche Weise eine Therapie wirkt. In der Therapieforschung gibt es daher eine lang anhaltende Debatte darüber, ob spezifische oder unspezifische Faktoren verantwortlich sind, dass eine Therapie anschlägt.
Spezifische Faktoren
sind solche, die das jeweilige therapeutische Veränderungsziel und zugrunde liegende Störungsmodell eines Therapieansatzes ausmachen. Zum Beispiel wird davon ausgegangen, dass kognitive Therapien ihre Wirkung durch Veränderung ungünstiger Denkstile entfalten und Verhaltenstherapien ihre Wirkung durch Veränderung ungünstiger Verhaltensroutinen.
Unspezifische Faktoren
sind hingegen Faktoren, die allen Therapien gemeinsam sind, wie eine hilfreiche und fürsorgliche Beziehung zwischen Therapeutin und Patient, die Tatsache, dass zu Therapiebeginn ein Erklärungsmodell entwickelt wird und schließlich spezifische Interventionen und Maßnahmen initiiert werden, um Probleme zu überwinden. Es wird eine heilsame Umgebung geschaffen, innerhalb derer auf schlüssige und nachvollziehbare Weise an einem Problem gearbeitet wird.
Welches Erklärungsmodell gegeben wird und mit welchen Interventionen dann letztlich gearbeitet wird, ist – aus dieser Perspektive – letztlich irrelevant. Insbesondere da es nicht darum geht – so die Idee –, ganz spezielle problemverursachende Mechanismen zu behandeln, sondern allgemeine gesundheitsförderliche Aktionen anzustoßen: wie aktiver werden, sozialer werden, weniger negativ über sich selbst denken oder Selbstakzeptanz entwickeln. Die Debatte, ob spezifische oder unspezifische Faktoren die Wirkung einer Psychotherapie bedingen, ist weiterhin offen: Beide Seiten haben stichhaltige Argumente und es fehlt schlicht an Studien ausreichender Größe und Qualität, um die Frage abschließend zu beantworten.
In Deutschland werden die Kosten für eine Psychotherapie – wenn es sich um ein sogenanntes Richtlinienverfahren handelt – von den gesetzlichen Krankenkassen (und von vielen privaten Krankenversicherungen) getragen. Zu den Richtlinienverfahren gehören die kognitive Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte und die analytische Psychotherapie sowie die systemische Therapie. Andere Psychotherapieformen müssen von der erkrankten Person gegebenenfalls selbst bezahlt werden. Bevor man eine Therapie beginnt, muss man sich daher immer informieren, ob die Behandlungskosten übernommen werden oder nicht.
Wege zur Psychotherapie
Unter dem Internetlink www.wege-zur-psychotherapie.org hat die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) zahlreiche Informationen rund um das Thema Psychotherapie zusammengestellt. Sämtliche Informationen sind auf Deutsch, Englisch und Türkisch verfügbar. Es finden sich sowohl Hinweise dazu, welche Formen von Psychotherapie es gibt und wie eine Therapie aufgebaut ist, als auch dazu, wie man einen Psychotherapeuten in seiner Nähe finden kann. Internetsuchmaschinen zur Psychotherapeutensuche werden von der BPtK (www.bptk.de/service/therapeutensuche/) wie auch von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (www.kbv.de/html/arztsuche.php) betrieben. Überdies helfen die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen bei der Vermittlung von psychotherapeutischen Sprechstunden (www.kbv.de/html/terminservicestellen.php). Trotz lang anhaltender Bemühungen, die Versorgungslage im Bereich der Psychotherapie zu verbessern, sind lange Wartezeiten von mehreren Wochen oder Monaten leider weiterhin häufig. Es ist daher wichtig, sich bei der Suche nach einem Therapieplatz nicht schnell entmutigen zu lassen und sich bei mehreren Therapeutinnen oder Einrichtungen auf die Wartelisten aufnehmen zu lassen.
Aufgrund unseres persönlichen therapeutischen Hintergrunds und der Tatsache, dass die umfangreichsten Belege für den Nutzen der kognitiven Verhalten...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. Wann spricht man von einer Depression?
  7. Warum wird und bleibt man depressiv?
  8. Welche Behandlungsarten gibt es?
  9. Zum Schluss
  10. Buchtipps und Internetseiten zum Weiterlesen
  11. Literatur
  12. Über die Autoren
  13. Weitere Bücher