Rettungslos verliebt, fürchterlich einsam, rasend wütend oder alles zusammen – dieser Ratgeber nimmt Sie mit in den psychologischen Backstage-Bereich und erklärt, wie Gefühle unser Denken und Handeln beeinflussen und welche Strategien bei der Emotionsregulation, insbesondere bei Borderline-Erkrankungen, funktionieren.Die Lesenden erfahren, wie unser psychologisches Nervenkostüm entsteht und welche Fallstricke in bestimmten Bindungsstilen und Beziehungsmustern liegen.Zahlreiche praktische Tipps helfen beim sicheren Umgang mit den eigenen Gefühlen.
Häufig gestellte Fragen
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Wege zu einer stabil(isierend)en Emotionsregulation
»Ich hab’ da ein ganz mieses Gefühl.«(Episodisch wiederkehrendes Zitat aus »Star Wars«)
Von der gefühlsstabilen Seitenlage bis zum affektiven Aderlass: Auswege aus dem Gefühlsstress
Was kann man machen, wenn die Emotionen hochkochen, die Impulse mit einem durchgehen oder der Stress einfach nicht mehr nachlässt? Gefühlsregungen und Begierden lassen sich in der Regel, wie wir alle aus eigener Erfahrung wissen, nicht so einfach auf Knopfdruck an- und abstellen. Gute Charakterschauspieler können sich auf Kommando in ein bestimmtes Gefühl hineinversetzen, einen lebensechten und stressigen Affekt kann man dagegen jedoch nicht so einfach auf Wunsch wieder abschalten. Dennoch kann man kann einiges tun und sich in entsprechender Körperbeherrschung, Gefühlsregelung und Impulssteuerung üben, um nicht jedes Mal gleich in die Luft zu gehen, überschwappende Gefühlswallungen wieder etwas zu deckeln und dem Ärger die Stirn zu bieten.
Zur Gefühlsstabilisierung und -regulierung sind an allererster Stelle psychologische und psychomotorische Entspannungsmethoden, wie autogenes Training, progressive Relaxation oder Yoga zu nennen, die speziell dazu entwickelt worden sind, mal richtig innezuhalten, das (psychobiologische) Stresssystem (siehe S. 45 ff.) zu besänftigen und die innere Angespanntheit abzumildern. Diese Entspannungstechniken wirken wie Stoßdämpfer auf den Alltagsstress, indem sie dessen Wirkung auf Körper und Geist abfedern und somit die übende Person stressresistenter machen. Sie gewähren dabei neben tiefer Beruhigung auch eine nachhaltige Erholung, die über ein spontanes Sichentspannen (wie etwa bei einem Wald- oder Strandspaziergang oder beim Lesen oder Musikhören) hinausgeht und sie ermöglichen auch dann noch einen Cool-down, wenn andere Möglichkeiten zum Beruhigen (z.B. das abendliche Entspannungsbad) aufgrund einer zu starken Stressbelastung nicht mehr ausreichend hilfreich sind. Im Kapitel ab S. 131 zeigen wir Ihnen einige Wege zur psychophysischen Selbstberuhigung mit praktischen Übungen, die auch in der psychotherapeutischen Behandlung emotionaler Instabilität eingesetzt werden.
Bei schweren, akuten Unruhezuständen können zeitweise Beruhigungsmittel angezeigt sein, wobei man dabei zunächst einmal auf pflanzliche Sedativa (z.B. auf Baldrian- oder Hopfenbasis) zurückgreifen sollte (WEEKS 2009). Pflanzlich sollte dabei nicht mit unbedenklich gleichgesetzt werden (schließlich ist das Gift der Tollkirsche ja auch rein »pflanzlich«). Auch die Einnahme von rezeptfreien Beruhigungsmitteln sollte stets mit der behandelnden Ärztin oder dem beratenden Apotheker abgesprochen sein.
Auch wenn Entspannungsübungen und Beruhigungspillen bis zu einem gewissen Grad helfen können, gleichmütiger mit Alltagssorgen umzugehen, sind sie leider nur die halbe Miete. Denn sie können natürlich äußere Stressquellen in Form von Hindernissen oder Ärgernissen im täglichen Leben nicht beseitigen. Die kann man auch gar nicht komplett vermeiden. Aber man kann lernen, besser mit ihnen umzugehen. Wie organisiere ich mich am Arbeitsplatz und im Haushalt, welche Aufgaben kann ich womöglich abgeben, was muss ich zuerst erledigen? Wie sorge ich für genügend Ausgleich zur Arbeit und Erholung in der Freizeit? Zur Beantwortung dieser Fragen gibt es hilfreiche Strategien, die man sich aneignen kann. Gerade für beflissen übereifrige und verbissen ehrgeizige Personen, die ständig unter starkem Zeit- und Konkurrenzdruck stehen (man spricht vom sogenannten Typ-A-Verhalten) – die wie das weiße Kaninchen aus Alices Wunderland weder Geduld noch Rast und Ruh kennen –, kann es ratsam sein, einen Kurs in Stressmanagement zu absolvieren.
Stressfaktoren sind nicht nur Arbeitsbelastung, Zeitmangel und Gedränge, sondern ergeben sich oft auch aus sozialem Gerangel mit Kolleginnen, Kommilitonen und anderen Zeitgenossen, weswegen ein Kommunikations- oder soziales Kompetenztraining hilfreich sein kann, um zwischenmenschliche Konflikte auszubügeln oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. Ab S. 121 bzw. 142 machen wir Ihnen ganz konkrete Vorschläge in Sachen konstruktiver Kommunikation sowie für den Umgang mit schwarzseherischem Denken und dunklen Gedanken. Gefühls- und Stressregulation überschneiden sich teilweise, wie wir bereits gesehen haben. Dennoch wollen wir den Schwerpunkt des Buches auf den Umgang mit Emotionen legen. Eine tiefer gehende Beschäftigung mit den Möglichkeiten der Stress- und Sorgenreduktion würde eindeutig den Rahmen dieses Ratgebers sprengen, darum verweisen wir an dieser Stelle auf einschlägige Selbsthilfebücher zu dem Thema (z.B. von KALUZA 2015 oder FORSYTH, EIFERT 2010).
Liegen vergangene traumatische und bis in die Gegenwart hineinwirkende Erlebnisse vor, so geraten Entspannungsverfahren und Strategien zur Stressbewältigung an ihre Grenzen. In diesem Fall kann die heilsame Entdeckung einer amerikanischen Psychologin professionelle Abhilfe schaffen. Francine Shapiro war in ihrem früheren Leben Sprachlehrerin. Nach der Genesung von einem Krebsleiden widmete sie sich der Psychologie und erforschte fortan die Einflüsse stressreduzierender Selbstfürsorge auf das Immunsystem. Eines Tages fiel ihr zufällig an sich selbst auf, wie sie durch eine bestimmte Augenbewegung, ein Hin- und Herblicken und indem sie ihre Aufmerksamkeit auf ebendiese Blickbewegungen richtete, den Einfluss von aufsteigenden schlechten Erinnerungen wirkungsvoll abmildern konnte. Solche gezielten Augenbewegungen vermittelte sie in der Folge ihren Patientinnen und Patienten, um sie gegenüber traumatischen Gedächtnisinhalten unempfindlicher zu machen (d.h. zu desensibilisieren). Ihre anfänglich von der Fachwelt mit Skepsis »beäugte« Methode des sogenannten Eye movement desensitization and reprocessing (EMDR; engl. für Neuverarbeitung und Desensibilisierung durch Augenbewegungen) wurde mittlerweile viel erforscht und – neben der verhaltenstherapeutischen Technik der Exposition, bei der man sich fachlich unterstützt der traumatisierenden Situation beziehungsweise ihrer Merkmale real oder imaginär wieder stellt – zu einem neuen Standard in der psychologischen Traumabehandlung. Das Verfahren läuft folgendermaßen ab: Während der Therapeut dem Patienten dessen peinigende Erfahrungen behutsam in Erinnerung ruft, bewegt er kontinuierlich seine Finger vor den Augen des Patienten hin und her. Der Patient soll den Fingern ununterbrochen mit beiden Augen folgen.
Es scheint, als könnten durch diese Form der visuellen Stimulation beide Hirnhälften synchron aktiviert werden und somit ein Ausgleich zwischen der – wie bei Traumata üblich (siehe S. 57 ff.) – emotional stark überdrehten rechten und der rational leicht gedrosselten linken Gehirnhälfte geschaffen werden. Dadurch wird die Erfahrung einheitlich – will heißen, sowohl gefühls- als auch vernunftbetont – verarbeitet und ausgewogen im Gedächtnis integriert. Das Wirkprinzip der EMDR scheint weniger in den Augenbewegungen per se zu liegen, sondern in der beidseitigen (d.h. bilateralen) Stimulierung von außen: abwechselndes sanftes Abklopfen von gegenüberliegenden Körperpartien wirkt beispielsweise auch. Es wird sozusagen ein »Blickwechsel« des Gehirns in Gang gesetzt und der Fokus der Aufmerksamkeit bleibt nicht mehr starr auf die inneren Schreckbilder gerichtet. EMDR kann bei schwerwiegenden Traumata eingesetzt werden, aber auch bei weniger starken Negativerfahrungen aus Kindheit und Jugend. Sie bietet sich somit zur zusätzlichen psychotherapeutischen Bearbeitung solcher Erlebnisse bei emotionaler Instabilität an (BROWN, SHAPIRO 2016), bedarf dabei aber immer auch der Einbettung in eine Psychotherapie, um eine angemessene Stabilisierung der betroffenen Person bei der Konfrontation mit diesen Erlebnissen zu gewährleisten.
Lange Zeit war die Fachwelt ratlos, wie sie Borderlinestörungen mit psychologischen Mitteln behandeln sollte. Mittlerweile gibt es jedoch eine Reihe von Änsätzen. Die aktuelle Studienlage zeigt, dass Betroffene mithilfe von modernen Therapieangeboten sowohl ihre Symptome in Bezug auf die starken negativen Gefühle als auch in Bezug auf ihr impulsives Verhalten vielfach reduzieren können. Dies gelingt beim impulsiven Verhalten im Allgemeinen schneller und besser als im Umgang mit negativen Gefühlen (PARIS 2002, 2008). Die Studien zur Wirksamkeit von Psychotherapie decken sich auch mit Befunden zur neurologischen Plastizität aus der Hirnforschung, die zeigen, dass die Verhaltensmuster, die unsere Persönlichkeit ausmachen, nicht in Stein gemeißelt sind, sondern unser Gehirn zu lebenslangem Lernen fähig ist und somit auch durch Psychotherapie »umgeformt« werden kann.
Ehrlicherweise muss hinzugefügt werden, dass behandelbar nicht dasselbe wie heilbar bedeutet. Rückfälle sind leider nicht auszuschließen, genauso wenig wie, dass eine Therapie gar nicht anschlägt. Manche Betroffene behalten einzelne Symptome, selbst wenn ihre – mitunter langjährige – Therapie im Grunde erfolgreich abgeschlossen ist. Leider verlaufen nicht alle Therapien einfach oder komplikationslos. Gerade, wenn belastende Erlebnisse und konflikthafte Situationen aufgearbeitet werden, kann dies zu vorübergehenden Verschlechterungen der Symptome bzw. zu Krisen führen (z.B. Gefühlsausbrüche während der Therapiesitzung). Oft sind solche Krisen aber der Behandlung dienlich oder sogar eine notwendige Phase im Therapieverlauf. Man kann sich das so vorstellen, wie wenn eine offene Wunde mit dem Desinfektionstupfer berührt wird: Es brennt wie Feuer, aber verschafft letztlich langfristig Linderung.
Psychotherapie ist das Kernstück der Behandlung von Impuls- oder Gefühlsinstabilität. Gleichwohl kann z.B. zur Linderung von schweren depressiven oder aggressiven Begleitsymptomen neben der psychologischen Grundbehandlung eine zusätzliche Behandlung mit Medikamenten hilfreich sein (BENKERT 2015). Diese sollte aber stets mit Vorsicht und Bedacht eingesetzt werden, da zum Beispiel antidepressiv wirkenden Medikamente bei Menschen...
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Inhalt
Zum Geleit
Einstieg
Störungen der Emotionsregulation bei Borderline
Emotionsregulation aus entwicklungspsychobiologischer Sicht
Ich denke, also bin ich Ich: Identität und Kognition aus entwicklungspsychologischer Sicht
Im Nimmerland der Beziehungsmuster
Wege zu einer stabil(isierend)en Emotionsregulation
Einblicke in einen Therapieplan fürs Eingemachte
Tanz auf dem Vulkan: ein Schnellkurs für Angehörige, Partnerinnen und Partner
Auf den Punkt gebracht: Mythen und Fakten zu Borderline