
- 160 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Psychiatrische Krisenintervention
Über dieses Buch
Krisen und Notfälle erfordern ein frühzeitiges und planvolles Handeln vonseiten der Helfenden. Wie psychiatrisch Tätige außerordentliche Situationen meistern können, beschreibt dieses Buch anhand vieler Fallbeispiele.
Gerade aggressives oder suizidales Verhalten verlangt von dem einen auf den anderen Moment ein entschiedenes Vorgehen, das bei den Betroffenen für Entlastung sorgt. Es wird gezeigt, wie und an welcher Stelle Helfende ihre Energie und Fachkompetenz wirkungsvoll einbringen können und wie die Zusammenarbeit mit anderen Diensten, bis hin zur Polizei, gelingen kann.
Checklisten und praxiserprobte Anregungen erleichtern es, in schwierigen Situationen die Übersicht zu behalten und die eigene Sicherheit nicht aus den Augen zu verlieren. Auch die Selbsthilfe und weiterführende Angebote werden in den Blick genommen, denn bei allen Herausforderungen gilt: Krisen bieten Chancen – doch man muss wissen, wie sie wahrgenommen werden können.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Vorgehen bei akuter
Aggression und Gewalt
Selbst- und Fremdgefährdung einschätzen
Je nach Erscheinungsbild ergeben sich Hinweise auf unterschiedliche Störungsbilder (»Schlüsselsyndrome«) und damit auch auf mögliche, ganz verschiedene Gefahrenlagen (siehe Abbildung 7).
ABBILDUNG 7
Schlüsselsyndrom, Diagnosegruppe und potenzielle Gefahr
| Schlüssel-syndrom | Komisch, wahnhaft, unheimlich Psychose? | Gefühlslage: entweder dauernd betrübt oder euphorisch Affektive Störung? | Schwieriger Mensch, dem man eher aus dem Weg geht Persönlichkeits-störung? | Symptom wie Angst, Zwang, Unsicherheit Neurose? | Rausch oder Entzug Drogen- oder Alkohol-einwirkung |
| Gefahr | |||||
| Aggression | ja | eher nein | ja | evtl. ja | ja |
| Suizidal | ja | ja | ja | evtl. ja | ja |
| Wahn | ja | evtl. ja | nein | nein | ja |
Es gibt Kriterien zur Erkennung von Risikopersonen hinsichtlich Suizid- und Gewaltgefahr. Deshalb ist es wichtig, den Klienten und dessen Angehörige zu befragen, deren Einschätzung kennenzulernen, sich zu informieren und sorgfältig zuzuhören, was einem aktuellen Anlass vorausgegangen ist.
ABBILDUNG 8
Risikopersonen, die besondere Achtsamkeit erfordern (nach DyRiAS®: Dynamisches Risiko Analyse System)
| Hohes Risiko |
| Selbst- und fremdgefährdendes Verhalten beziehungsweise Androhung einer entsprechenden Handlung |
| Suchtmittelabsturz |
| Kein soziales Netz |
| Geringe Selbstkompetenz (Sprache, Bildung, Sozialisation) |
| Akuter Beziehungskonflikt mit naher Bezugsperson (vor allem uneindeutige Trennungen) |
| Subjektive Aussichtslosigkeit (auch entsprechende Wahnvorstellung!) |
| Erhöhte psychische Verletzlichkeit (Traumatisierung, krankhaftes Misstrauen, hohe Kränkbarkeit) |
| Vorgeschichte von Vorfällen mit Selbst- und Fremdgefährdung |
| Kommunikativ nicht erreichbar |
| Sehr hohes Risiko |
| Selbst- oder Fremdgefährdungsabsicht mit subjektiver Alternativlosigkeit (der Klient ist fokussiert auf Gewalt: »Ich habe keine andere Möglichkeit, mir Geltung zu verschaffen.«) |
| Befähigung zur destruktiven Handlung (der Klient ist technisch in der Lage, Gewalt anzuwenden, und hat Aktion geplant: »Ich weiß genau, wie, und hab es vorbereitet.«) |
| Rechtfertigung der Handlung beziehungsweise der Schädigung des Opfers (der Klient heißt die Schädigung durch Gewalt gut: »X verdient es!«) |
| Akzeptanz der Handlungskonsequenz (der Klient nimmt die Folgen einer Tat auf sich: »Ich weiß, dass ich ins Gefängnis komme; das ist mir gleich.«) |
Sehr wichtig ist es, die besonders belastet wirkenden Personen direkt nach Suizid- und Gewaltgedanken zu befragen. Andeutungen ist sofort nachzugehen. Drohungen sind wörtlich zu nehmen, bis sich die Betreffenden glaubhaft wieder davon distanziert haben.
Eine weitere Möglichkeit der Gefahreneinschätzung ergibt sich aus der Beobachtung der Interaktion mit dem Klienten. Bei aggressiven beziehungsweise suizidalen Menschen, die im Kontakt nicht mehr erreichbar sind, ist erhöhte Wachsamkeit angezeigt. Letztlich ist die innere Wahrnehmung des Helfers, dessen Intuition, entscheidend: Wie groß ist die Besorgnis, die ein bestimmtes Verhalten bei mir und anderen auslöst?
Fehlende Erreichbarkeit in der Kommunikation ist ein Zeichen erhöhter Gefährdung. Drohungen sind stets wörtlich zu nehmen, unabhängig davon, ob es »provokativ«, »wahnhaft« oder »theatralisch« wirkt.
Vorgehen bei Suizidalität
Potenziell suizidal ist, wer von Suizid spricht, Suizidgedanken erwähnt oder aber erwägt, sich »etwas anzutun«. Nachdem die Gefährdung erkannt ist, wird dies als wichtigstes Thema definiert und sorgfältig abgeklärt. Jeder Verdacht auf Suizidgedanken muss angesprochen werden. Niemand kommt erst dadurch auf die Idee, sich das Leben zu nehmen, wenn danach gefragt wird. Im Gegenteil: Diese Frage ist für die meisten suizidalen Personen geradezu eine Erlösung, endlich können sie eine schamhaft verborgene Absicht eingestehen.
Äußerungen, die den Verdacht auf Suizidgedanken auslösen, immer ansprechen! Eine Suiziddrohung stets wörtlich nehmen!
Ein Kunstfehler ist es, Gewalt- und Suiziddrohungen nicht ernst zu nehmen, solange im Rahmen eines Betreuungskontakts die ursprüngliche Drohung nicht ausdrücklich relativiert ist. Auch dunkle Andeutungen sind sofort zu hinterfragen.
BEISPIEL
Der Mitarbeiter einer Beratungsstelle für Alkoholkranke singt in einem Chor und freut sich auf ein Konzert, das an jenem Abend stattfindet. Sein letzter Klient ist ein Mann, der sich in einer beruflich schwierigen Situation befindet. Während des Gesprächs macht er diffuse Andeutungen über den Sinn des Lebens. Der Berater wird hellhörig und fragt präzise nach, erfährt dabei, dass sein Klient, ein Sportschütze, den Plan erwägt, sich mit seiner Waffe, die er zu Hause aufbewahrt, zu erschießen. Der Berater sieht auf seine Uhr und merkt, dass es bis zum Konzert knapp werden könnte. Er gibt dieser akuten Situation jedoch absolute Priorität, meldet sich beim Chor ab und kann seinen Klienten schließlich dazu bewegen, dass sein Bruder in seine Wohnung geht und dort die Waffe und die Munition in Gewahrsam nimmt. Die Frau des Klienten wird alarmiert, sie holt ihren Mann im Sprechzimmer des Beraters ab und wird ihn bis zur nächsten Konsultation nicht aus den Augen lassen.
Der Klient kann sich von seiner Suizidabsicht distanzieren und wirkt nun doch vertragsfähig. Im letzten Moment gelingt es dem Berater noch, seinen Platz im Chor dennoch einzunehmen, bevor das Konzert beginnt.
Die Emotionalität depressiver Menschen ist geprägt von Schmerz durch Mangel, Verlust, Gekränktheit oder subjektiver Minderwertigkeit. In diesem Erlebnis bildet sich meist ein Teil der Realität ab, aus der allerdings verallgemeinernde Schlussfolgerungen gezogen werden, die den Depressiven die Kraft rauben, Belastungen und Entbehrungen gedanklich und emotionell zu überstehen. Schließlich verändert sich das leibseelische Gleichgewicht erheblich (Schlaflosigkeit, Essprobleme!), sodass es nur noch schwer möglich sein kann, diesen Teufelskreis aus Pessimismus und Erschöpfung im Gespräch zu unterbrechen.
Wie weit dieser destruktive Gedankenprozess fortgeschritten ist, lässt sich während einer Gesprächsintervention erkennen. Dies stellt in gewisser Weise eine experimentelle Intervention dar, um die psychologische Beeinflussbarkeit des Systems (der Klient in seinem Beziehungsgefüge) zu überprüfen.
KOMMUNIKATION Der Berater gibt Raum für spontane Äußerungen des Verzweifelten, um dessen emotionale Lage erkennen zu können und zugleich zu zeigen, dass Platz ist für meist lange zurückgehaltene oder anderen Personen gegenüber schamhaft verborgene ungute Gefühle. Dies kann – muss aber nicht zwangsläufig – bereits eine wesentliche emotionale Entlastung darstellen. Der Klient fühlt sich nicht mehr einsam und unverstanden. Durch das Benennen des vorher diffus empfundenen Schmerzes wird das erlebte Übel begrifflich eingegrenzt. > Aktives Zuhören, Seiten 42, 67, 94, 120 f., 131
Im weiteren Verlauf des Gesprächs beginnt der Berater Stellung zu nehmen, um erlebtes Leid anzuerkennen und die Tendenz zur unangemessenen Selbstbeschuldigung oder Selbstbestrafung vorsichtig einzugrenzen. Entsprechen...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Zum Autor
- Impressum
- Inhalt
- Mit Sensibilität und Entschlossenheit – die Erstbegegnung mit Menschen in psychischer Not
- Krisen und Krisenbewältigung verstehen
- Gewusst, wann und wie – methodisches Vorgehen
- Vorgehen bei akuter Aggression und Gewalt
- Vorgehen bei kommunikationsfähigen Klienten in Krisen
- Selbsthilfe für Helferinnen und Helfer
- Neubeginn und Perspektiveneröffnung – Verabschiedung nach der Notfall- und Krisenintervention
- Literatur