
- 336 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
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eBook - ePub
Über dieses Buch
Kanzo Uchimura, ein Samurai-Sohn, geht einen spannenden Lebensweg. Aus nichtchristlicher Umgebung heraus wird er Christ ohne den dogmatischen oder traditionsreichen `Überbau einer westlichen Kirche. Dadurch wird das das Wesentliche am Christentum klar und verständlich.
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Information
I Erster Schritt ins Christentum
Samurai-Herkunft
Uchimura stellt sich in seinem Buch „Wie ich ein Christ wurde“ so vor:
Ich bin am 23. März 1861 geboren. Meine Familie gehörte dem Samurai-Stand an. Ich war dazu bestimmt zu kämpfen – vivere est militare, leben heißt kämpfen – von der Wiege an.
Samurai! Da tauchen japanische Filmhelden aus vergangener Zeit, phantasievolle Helme tragend und mit Schwertern bewaffnet, womöglich Harakiri (Selbstmord durch Bauchaufschlitzen) machend, in unserer Phantasie auf.
Aber Samurai (ca. 5% der Bevölkerung) waren nicht wilde Stammeskrieger und entwickelten nicht nur kriegerische Fähigkeiten, sondern waren auch Gelehrte und Berater eines Shogun (Oberbefehlshaber) oder eines Daimyo (Fürsten) oder auch eines privaten Dienstherrn und stellten seit Beginn der Tokugawa-Regierung (1603), also seit Beginn der Feudalherrschaft und der zweihundert Jahre lang dauernden Abschließung des Landes, die militärische Schutzmacht.
Der Samurai-Stand hatte einen eigenen Sittenkodex, „Bushido“, „Weg des Kriegers“, der sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt und die Moral des ganzen Volkes mitgeprägt hat.
Uchimura stammt also aus einer dieser Samurai-Familien (Takasaki-Fürstentum). Er ist stolz auf seine Herkunft und seine Familie, stolz auf seinen Vater, der nicht nur wie der Großvater ein Krieger ist, sondern ein gebildeter Mann.
Mein Vater hatte eine höhere Bildung als der Großvater, konnte gute Gedichte schreiben und beherrschte die Kunst, Menschen zu führen. Daneben besaß er beachtliche militärische Fähigkeiten und konnte selbst ein äußerst zügelloses Regiment ganz wunderbar führen.
Uchimura ist als Samurai geboren und will als Samurai sterben. Zwar wird der Samurai-Stand gerade abgeschafft, als sein Leben beginnt (Meiji-Kaiser 1868 – 1912). Aber er will ja auch nicht so ein Samurai werden wie sein Großvater.
Mein Großvater väterlicherseits war durch und durch Soldat; er war am glücklichsten, wenn er sich in seiner schwerfälligen Rüstung zeigen konnte, bewaffnet mit einem Bambusbogen und mit Pfeilen, die mit Fasanenfedern besetzt waren, und mit seiner fünfzig Pfund schweren Flinte. Er beklagte, dass Frieden im Land war, und starb im Bedauern, nie Gelegenheit gehabt zu haben, seinen Beruf praktisch auszuüben.
Uchimura wird nicht mit solchen Pfeilen kämpfen, wie sie der Stolz des Großvaters waren, sondern mit Pfeil-Worten, die genau ins Ziel treffen und Wegweiser sind.
Leben heißt kämpfen, das war ihm in die Wiege gelegt. Aber Christentum gehört ganz bestimmt nicht zu seinem Erziehungsprogramm. Er lernt konfuzianische Lehren durch seinen Vater und seine Umgebung kennen. Dazu kommt buddhistisches und shintoistisches Gedankengut.
Mein Vater hatte Konfuzius gründlich studiert und konnte fast alle Stellen aus den Schriften und Worten dieses Weisen auswendig zitieren. Meine frühe Erziehung richtete sich natürlich nach diesen Grundsätzen und obwohl ich die ethischen und politischen Lehren der chinesischen Weisen nicht verstehen
konnte, so habe ich doch ihre grundsätzliche Geisteshaltung in mich aufgenommen. Loyalität gegenüber dem eigenen Feudalherrn, Treue zu den Eltern und Lehrern und Achtung ihnen gegenüber, das sind die zentralen Themen der chinesischen Ethik. Kindliche Ehrfurcht ist, so lehrte man, die Quelle aller Tugenden. Die Geschichte, wie ein Sohn dem unvernünftigen Wunsch seines alten Vaters nachkommt und mitten im Winterwald nach Bambussprossen suchen geht und sie tatsächlich wunderbarerweise unter dem Schnee findet, diese Geschichte kennt jedes Kind in Japan genauso wie die Kinder mit christlicher Erziehung die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern kennen. Sogar gewalttätige und tyrannische Eltern muss man mit Sanftmut ertragen und dazu werden viele Beispiele aus alter Zeit erzählt.
So nahm die Loyalität gegenüber dem Feudalherrn bei der Jugend, besonders in Kriegszeiten, geradezu romantische Züge an. Das Leben soll einem nicht mehr wert sein als ein Staubkörnchen, wenn es gilt, dem Herrn in einer Notlage zu dienen. Es gibt keinen vornehmeren Ort, wo man sterben könnte, als vor dem Ross seines Herrn, und dreimal selig ist der, dessen Leichnam unter den Pferdehufen zertrampelt wurde.
Und nicht weniger Achtung soll der Jugendliche auch seinem Meister (seinem geistigen und moralischen Lehrer) entgegenbringen, der für ihn nicht einfach nur Schullehrer oder bezahlter Universitätsprofessor ist. Die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ist vielmehr die eines Jüngers zu seinem Herrn, dem er sich mit Leib und Seele ganz anvertrauen darf und muss.
Der Feudalherr, der Vater und der Lehrer, das war für den Jugendlichen seine Dreieinigkeit. Keiner von den dreien war niedriger als der andere zu schätzen und die quälendste Frage war, wen er retten würde, wenn alle drei gleichzeitig am Ertrinken wären, er aber nur einen retten könnte.
Die Feinde des Herrn, des Vaters und des Lehrers waren auch seine eigenen Feinde, die er notfalls bis ans Ende der Welt zu verfolgen hat und von denen er Genugtuung fordern muss, Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Die östlichen Lehren schärfen den Gehorsam und die Achtung gegenüber Höhergestellten ein, aber es mangelt auch nicht an Vorschriften über den Umgang mit Gleichgestellten und Untergebenen.
Aufrichtige Freundschaft, harmonisch-friedliche Brüderschaft und Milde gegenüber Leuten von niedrigerem Stand und gegenüber Untergebenen werden mit Nachdruck gefordert.
Man berichtet oft über die Grausamkeit der Heiden gegenüber Frauen, aber das findet in unserem Sittenkodex keinen Anhalt und ganz übergangen wird dieses Problem auch nicht. Unsere idealen Mütter und Frauen und Schwestern sind fast so, wie man sich die besten christlichen Frauen vorstellt. Und da unsere Frauen ganz ohne den erhebenden Einfluss des Christentums sind, bewundere ich sie umso mehr, denn es gibt Frauen, die Hervorragendes leisten und einen ausgezeichneten Charakter haben.
Ich denke, viele, die sich selbst Christen nennen, haben auch nicht viel bessere Lehren als die, in denen ich erzogen wurde. Aber daneben gab es für mich doch auch eine Menge Minuspunkte und viel Aberglauben.
Der schwächste Punkt der chinesischen Sittenlehre ist die Sexualmoral. Sie schweigt zwar nicht ganz zur Tugend der Reinheit im Umgang miteinander, aber die Art, wie man für gewöhnlich mit der Verletzung des Keuschheitsgebotes umgeht und bewusst darüber hinwegsieht, hat eine allgemeine Gleichgültigkeit in dieser Frage zur Folge. Polygamie im strengen Sinn des Wortes kennt man bei uns hier im Osten nicht.
Aber wenn man sich Nebenfrauen hält, was ja aufs Gleiche hinausläuft, so wird das, wenn überhaupt, von unseren Sittenlehrern nur sehr milde getadelt. Mein Vater gab mir erhabene Lehren über Pflichterfüllung und hohe Ziele, und wenn er mich zu Studium und Fleiß ermahnte, so merkte ich, dass er dabei auch einen ansehnlichen Harem im Auge hatte. Ein großer Staatsmann und Gelehrter kann man wohl auch ohne streng-sittliche Grundsätze sein. Derselbe Mann kann in ernsten Stunden die Zügel im Staat ergreifen und in weniger ernsten Momenten ein unsauberes Leben genießen. Ausschweifende Sittenlosigkeit findet sich oft bei Leuten, die einen scharfen Verstand haben und im öffentlichen Leben geachtet sind.
Obwohl ich nicht blind bin für die Dunkelheit, die in anderen Ländern genauso groß ist wie bei uns, will ich doch gern zugeben, dass die chinesische Ethik in Fragen der gesellschaftlichen Sittlichkeit ganz unzureichend ist.
Aber wenn ich auf meine Vergangenheit zurückblicke, demütigt mich nichts mehr als die geistliche Finsternis, in der ich umhertappte. Ich war voller Aberglauben. So glaubte ich, und zwar ganz ehrlich, dass in jedem unserer unzähligen Tempel ein anderer Gott wohnt, der eifersüchtig über seinen Zuständigkeitsbereich wacht und bereit ist, jeden zu bestrafen, der sein Missfallen erregt. Der Gott, den ich am meisten verehrte und zu dem ich besonders betete, war der Gott der Gelehrsamkeit und der Schrift. Ihm widmete ich treu und mit dem gebührenden heiligen Ernst jeden fünfundzwanzigsten Tag des Monats und brachte ihm Opfer dar. Ich warf mich vor seinem Bild nieder und flehte ihn an, mir zu helfen, meine Handschrift zu verbessern und mein Gedächtnis zu stärken.
Es gibt einen Gott, der für den Reisanbau zuständig ist. Seine Boten, die er zu den Menschen schickt, sind weiße Füchse. Wir können ihn darum bitten, unser Haus vor Feuer und Dieben zu bewahren. Da mein Vater oft unterwegs gewesen ist und ich dann mit meiner Mutter allein war, bat ich den Reisgott immer und immer wieder, unser armes Haus vor den genannten Übeln zu bewahren.
Und dann gab es einen Gott, den ich mehr als alle anderen fürchtete. Sein Emblem war ein Rabe und er erforschte das Innerste des Herzens. Der Tempelwärter verteilte Blätter, auf denen Raben in düsteren Farben gemalt waren. Das alles sollte eine wundersame Wirkung haben. Wer gelogen hatte und so ein Blatt hinunterschluckte, würde augenblicklich einen starken Blutsturz bekommen. Ich rief manchmal meine Kameraden, wenn sie mir nicht glauben wollten, dazu auf, meine Wahrhaftigkeit zu testen, indem ich ihnen anbot, ein Stückchen von dem heiligen Blatt runterzuschlucken.
Ein anderer Gott besaß heilende Kräfte gegen Zahnschmerzen. Also wandte ich mich auch an ihn, weil ich sehr unter diesem schmerzvollen Übel litt. Er verlangte von seinen Verehrern das Versprechen, keine Birnen zu essen. Diese Früchte mochte er absolut nicht. Ich war natürlich sehr gern bereit, die auferlegte Entbehrung auf mich zu nehmen. Meine späteren Studien in Chemie und Toxikologie zeigten mir, dass dieses Verbot durchaus eine wissenschaftliche Grundlage hatte, denn der schädliche Einfluss von Traubenzucker auf kariöse Zähne ist hinreichend bekannt.
Aber nicht jeder heidnische Aberglaube hat so einen vernünftigen Hintergund. Ein Gott verbot mir, Eier zu essen, ein anderer verbot mir Bohnen. Und weil ich alle diese Gebote beachten wollte, kam es bald dahin, dass viele meiner kindlichen Lieblingsspeisen auf die Verbotsliste kamen. Bei so vielen Göttern kam es natürlich auch vor, dass die Forderungen des einen Gottes in Widerspruch zu den Forderungen eines anderen Gottes standen.
Wer sich da gewissenhaft und treu nach allen Geboten und Verboten richten wollte, konnte ganz schön in Not geraten, wenn er mehr als einen Gott zufriedenstellen wollte.
Weil ich es so vielen Göttern recht machen und sie beschwichtigen wollte, war ich natürlich ein unruhiges, ängstliches Kind. Ich dachte mir ein allgemein gültiges Gebet aus, das für jeden Gott passte. Natürlich fügte ich noch besondere Bitten hinzu, die speziell dem Gott galten, an dessen Tempel ich gerade vorüberging. Jeden Morgen, sobald ich mich gewaschen hatte, richtete ich ein gemeinschaftliches Gebet an jede der vier Gruppen von Göttern, die in den vier Himmelsrichtungen wohnen. Besondere Aufmerksamkeit schenkte ich der östlichen Gruppe, weil die Aufgehende Sonne der größte aller Götter war.
Wo mehrere Tempel dicht beieinander lagen, war es eine ganz schreckliche Mühe, das gleiche Gebet so oft zu wiederholen. Deshalb machte ich oft lieber einen Umweg durch Straßen, an denen weniger Heiligtümer standen, um mir die Mühe mit meinen Gebeten zu ersparen, ohne dabei Gewissensbisse haben zu müssen.
Die Zahl der Götter, zu denen ich beten musste, wuchs von Tag zu Tag, bis es für meine kleine Seele total unmöglich wurde, ihnen allen zu gefallen. Doch schließlich kam die Erlösung.
Eine streng religiöse Erziehung hatte Uchimura nie erfahren, weder in der Familie noch in der Schule, noch sonst irgendwo. Aber eine „religiöse Sensibilität“, wie Uchimura selbst sagt, fühlt er schon als Kind, kann sie jedoch auf keinen in seiner Familie und schon gar nicht auf seinen Vater zurückführen.
Mein Vater hat über heidnische Götter jeder Art gelästert. Einmal warf er eine falsche Münze in den Geldkasten eines buddhistischen Tempels und sagte spöttisch zu den Götzen, sie würden noch so eine Münze bekommen, wenn sie ihm helfen würden, einen Rechtsstreit zu gewinnen, in den er gerade verwickelt war.
Unvorstellbar, dass ich jemals so etwas getan hätte!
Uchimuras „religiöse Sensibilität“ wird zusammen mit seiner Gelehrsamkeit und literarischen Begabung eine gute, kraftvolle Kombination ergeben, wie man an seinem weiteren Weg sehen kann.
Neue Erziehungsziele
Mit Beginn der neuen Zeit in Japan, der Meiji-Zeit, wird die alte Feudalherrschaft von einem neuen Gesellschaftssystem abgelöst.
Ein neues Zeitalter braucht neue Berufe, braucht also auch neue Ausbildungswege. Jetzt werden nicht mehr Schwerter gebraucht, sonder...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Keine Nachahmung
- Vorwort
- Einleitung
- I. Erster Schritt ins Christentum
- II. Eine unabhängige Kirche
- III. Leere im Herzen
- IV. In der Christenheit
- V. Änderung der Blickrichtung
- VI. Eindrücke von der Christenheit
- VII. Ausbildung als Lehrer
- VIII Ausbildung als Schriftsteller
- IX. Bibelstudien
- X. Christ und Christentum
- XI. Christentum in Ost und West
- XII. Das Christentum der Zukunft
- Anhang
- Impressum