Inschriften edieren und kommentieren
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Inschriften edieren und kommentieren

Beiträge zur Editionspraxis, -methodik und -theorie

  1. 236 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Inschriften edieren und kommentieren

Beiträge zur Editionspraxis, -methodik und -theorie

Über dieses Buch

Seitdem Theodor Mommsen 1847 seinen grundlegenden Akademieantrag für ein Corpus Inscriptionum Latinarum vorlegte, haben sich die Methoden und Praktiken der Inschriftenedition in der Altertumskunde, auch abhängig von der Vielfalt der Inschriftengattungen, stark ausdifferenziert. Die Beiträge in diesem Band geben einen Einblick in die Vielfalt der modernen editorischen Vorgehensweisen, schwerpunktmäßig im Bereich der klassischen Epigraphik.

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Information

Das Monumentum Ancyranum: Text, Gebäude, Geschichte

Prof. Dr. Stephen Mitchell
Drei Archäologen haben in Gesprächen ihre Einsichten in die spätere Geschichte des ancyranischen Kaisertempels mit mir geteilt und damit diesen Beitrag gewissermaßen direkt angeregt: der verstorbene Urs Peschlow mit seinen Argumenten für die mittelbyzantinische Datierung des Kirchenbaus; Ufuk Serin mit einer zum Nachdenken anregenden Bemerkung über die Bedeutung des Monumentums während der ganzen byzantinischen Epoche; und Anna Sitz, die sich als erste mit der Botschaft der RGDA in dieser Zeit befasst hat. Ich bin allen zum großen Dank verpflichtet. Ich möchte mich auch bei Armin Eich herzlich bedanken sowohl für die Organisation der Wuppertaler Tagung als auch für die Verbesserung meines deutschen Texts.
Die Res Gestae Divi Augusti (RGDA), die Taten des vergöttlichten Augustus, sind Teil der Grundnahrung jedes Althistorikers und dienen als der Ausgangspunkt für beinahe alle Diskussionen der Regierung des Augustus, des Gründers des römischen Imperiums. Obgleich formal epigraphisch überliefert, sind sie eigentlich ein in Stein gemeißelter Buchtext aus der klassischen Antike von unvergleichbarer Bedeutung, der mehrfach herausgegeben, übersetzt und kommentiert worden ist. Darf man auf eine weitere Ernte hoffen, nachdem das Feld so oft und so tief gepflügt worden ist? Diese rhetorischen Fragen zu stellen, scheint ein Zugeständnis zu sein, dass die Aussichten auf Neues gering sind, aber tatsächlich erzeugt jede erneute Beschäftigung mit diesem Text neue Perspektiven – eine Feststellung, die im Jahr 2021 genauso deutlich ihre Gültigkeit besitzt wie im Jahr 1865 bzw. 1883, als Theodor Mommsen durch seine maßgeblichen Editionen die zentrale Position der RGDA in der modernen Forschung des alten Roms etabliert hat.

1. Zur Entdeckung und Aufnahme des Texts

Das Monumentum Ancyranum, der Tempel von Roma und Augustus in der türkischen Hauptstadt Ankara, wurde von Europäern erst im 16. Jahrhundert wiederentdeckt (Abb. 1).
Abb. 1 Blick auf dem Kaisertempel in Ankara von der Zitadelle. Foto des Autors.
Die Gefährten des habsburgischen Botschafters Ogier Ghislein de Busbecq erstellten im Jahr 1555 eine fehlerhafte Kopie des lateinischen Textes der RGDA, die im Laufe der darauffolgenden Jahrhunderte insbesondere von der Abschrift des Paul Lucas am Anfang des 18. Jahrhunderts verbessert wurde. 1 Auf der Tempelwand gab es auch eine griechische Übersetzung der lateinischen Originalfassung und sechs von neunzehn Kolumnen dieser Version wurden im Jahr 1836 von dem englischen Reisenden W. H. Hamilton, „the prince of travellers“, kopiert, bevor die gesamte griechische Fassung im Jahr 1862 von den Franzosen Georges Perrot und Edmond Guillaume aufgenommen wurde. 2 Drei Jahre später erschien Theodor Mommsens erster Versuch, eine vollständige Edition der Res Gestae herauszugeben, aber der entscheidende Schritt, einen zuverlässigen Text wiederherzustellen, erfolgt erst in den Jahren 1882 und 1883. Im Jahr 1882 hat Mommsen den in der Türkei tätigen deutschen Archäologen Carl Humann beauftragt, Gipsabgüsse der Inschriften anfertigen zu lassen. Humann berichtete über seine glänzende Erfüllung dieser Aufgabe in einem sehr anschaulichen Brief an Mommsen, der in der Einleitung von Mommsens zweiter Ausgabe seiner Edition im Jahr 1883 zitiert und damit verewigt ist. 3 Nachdem die Gipsabgüsse nach Berlin transportiert worden waren, wurden sie fotografiert. Es ist bemerkenswert, dass Mommsen diese fotografische Aufnahme der Gipskopien geringschätzte, da er meinte, dass eine zuverlässige Prüfung der Inschrift nur durch Inspektion der Abgüsse selbst oder vor Ort am Monument möglich sei. Seine Einschätzung, dass die fotografische Dokumentation eher wegen der summa monumenti dignitas als zur Klärung der Lektüre und Interpretation der Inschriften gemacht worden sei, entsprach einer damals gängigen Meinung. Im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert war die Nutzung der Fotografie in der Altertumswissenschaft fast ausschließlich auf archäologische Befunde beschränkt. 4 Die zwei großen epigraphischen Vorhaben der Berliner Akademie (Corpus Inscriptionum Latinarum und Inscriptiones Graecae) legen immer noch den höchsten Wert auf die Anfertigung von Abklatschen („squeezes“ aus Papier, Latex, oder Gips) als dem zuverlässigsten Mittel, die Lektüre von Steininschriften zu kontrollieren. Dieses Verfahren wird in den meisten Fällen dem schriftlichen Text einer Inschrift gerecht, aber trägt nicht dazu bei, Erkenntnisse aus ihrem monumentalen Kontext zu gewinnen. Diese letztere Aufgabe hat erst die moderne Forschung priorisiert. 5
Schon in seiner ersten Edition der RGDA konnte Mommsen das Bruchstück von einem anderen griechischen Exemplar anführen, das in der süd-phrygischen Stadt Apollonia kopiert worden war, welches aber nicht viel zur Wiederherstellung des Texts beitrug. Die Bedeutung des Befunds in Apollonia lag eher in seinem architektonischen Kontext am Fundort. 6 Zerbrochene Teile eines anderen lateinischen Exemplars wurden erst im Jahr 1914 und daraufhin 1924 in den Ausgrabungen des Pisidischen Antiochia entdeckt und schnell veröffentlicht. 7 Trotz des stark beschädigten Zustands dieser Inschrift konnten einige Bruchteile zu Verbesserungen des lateinischen Texts an Stellen genutzt werden, an denen das Monumentum Ancyranum lückenhaft oder unlesbar war. 8
Mommsens zweite Ausgabe ist seit ihrem Erscheinen die Grundlage für alle modernen Editionen der RGDA geblieben. Erst im Jahr 2007 war Mommsens Arbeit nicht ersetzt, sondern eher überholt von der sehr sorgfältigen Edition und dem Kommentar von John Scheid, der sowohl die Exemplare aus Apollonia und Antiochia als auch die gesamte bis dahin erschienene Literatur berücksichtigen konnte. 9 Darüber hinaus sind die ausgezeichneten Fotografien von Humanns Gipsabgüssen immer noch fast die einzige zugängliche und zuverlässigste Ressource, um den Text des Monumentum Ancyranums zu kontrollieren.
Der einzige Wissenschaftler, der sich vor Ort mit dem Text des Monumentums im Zeitraum zwischen Humanns Besuch und dem Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts beschäftigte, war der deutsche Althistoriker Wilhelm Weber. Weber hatte wenig Erfahrung als Epigraphiker und seine Arbeit, die von mehreren Vorurteilen geprägt war, ist aus verschiedenen Gründen eher als irre- denn als weiterführend zu bezeichnen. 10 Ab dem Jahr 2000 hat es zwei neue Versuche gegeben, die Inschrift aufzunehmen. Von 1999 bis 2003 haben die Italienerin Paola Botteri und ihre Kollegen und Kolleginnen eine neue Untersuchung des römischen Tempels und der RGDA unternommen und mit den dringenden Problemen der Konservierung des Baubestands gerungen. Die Aufnahme der Inschriften wurde nicht mit konventionellen Mitteln, sondern durch fotogrammetrische Messungen, und das Einscannen des Texts mit einem HD Laserscanner durchgeführt. 11 Im Jahr 2005 haben S. Mitchell und D. French im Rahmen ihres Vorhabens, ein Corpus der griechischen und lateinischen Inschriften Ankaras zu verfassen, die ganze Inschrift einfach per Hand kopiert und fotografiert. 12 Botteri hat ihre Aufnahmen gegen den Text von Mitchell und French geprüft und festgestellt, dass beide Kopien, so weit die Inschrift noch lesbar ist, in allen Einzelheiten übereinstimmen. Obwohl weder der lateinische noch der griechische Text vollständig erhalten ist, konnten seit Mommsen die verschiedenen Herausgeber einen fast lückenlosen Text erzielen. Die fehlenden Teile der Inschrift im Monumentum Ancyranum sind auf der folgenden Basis ersetzt: a) mit Wörtern oder Sätzen, die in der antiochenischen Version existieren; b) mit Rückübersetzungen aus erhaltenen Passagen im griechischen Text; c) sinngemäß mit Wörtern oder Sätzen, die zu den vorhandenen Spuren und der Größe der Lücken in Ankyra passen. Die einzige offenbleibende Lücke in den neuesten Ausgaben scheint der sonst unbekannte Name eines Königs der Marcomannen und Sueben zu sein, der mit den griechischen Buchstaben ΡΟΣ endete. 13

2. Hintergrund zur Verfassung der RGDA

Die Res Gestae sind in ihrem Umfang und Inhalt ein einzigartiges Dokument. Kein anderer römischer Kaiser hat einen ähnlichen Bericht über seine Taten hinterlassen. 14 Bevor wir uns mit Bau und Inschrift befassen, lohnt es sich, ein paar Worte zur Entstehung des originalen Texts vorauszuschicken. Der Verfasser war der Kaiser ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Häufiger verwendete Abkürzungen
  5. Editionswissenschaft und antike Epigraphik
  6. Sehen und Lesen oder Lesen und Sehen Die Symbiose von archäologischem Monument und epigraphischem Text
  7. Das Monumentum Ancyranum: Text, Gebäude, Geschichte
  8. Zum Verhältnis von Inschrift und Bild am Beispiel von Grabdenkmälern der römischen Kaiserzeit
  9. Schreibtafeln (tabulae ceratae)
  10. Graffiti und Graffiticluster
  11. Kleininschriften
  12. Sprachhistorisch-paläografisch orientierte Edition versus Norm Editorische Erfahrungen mit Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
  13. Digitale Werkstatt: Inschriften edieren
  14. IndoSkript − eine erweiterbare elektronische Paläographie für alphabetische Schriften
  15. Epigraphische Datenbanken und digitale Ressourcen
  16. Miszelle: Zu den Beschriftungen der Kalkrieser Panzerschließe
  17. Autorinnen und Autoren