Klimaschutz ohne plausiblen Plan?
eBook - ePub

Klimaschutz ohne plausiblen Plan?

  1. 86 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Klimaschutz ohne plausiblen Plan?

Über dieses Buch

Der Autor stellt in einem spannenden und informativen Abriss die derzeitige Klimaschutz- und Energiepolitik dar. Dabei werden die positiven Ansätze wie auch die Irrwege hintergründig beleuchtet. Sein Fazit lautet: Bei der Klimaschutz- und Energiepolitik gibt es zwei grundlegend unterschiedliche Ansätze: auf der einen Seite das offensive Konzept, bei dem mit internationaler Zusammenarbeit die großen Möglichkeiten der Solar- und Windenergie und des grünen Wasserstoffs genutzt werden; auf der anderen Seite eine Energie-Mangelwirtschaft. Bei ihr werden die unerschöpfliche und preiswerte Solar- und Windenergie nur unzureichend genutzt. Der dadurch entstehende Engpass wird mit Einschränkungen von Freiheitsrechten verwaltet. Ich bin mir sicher, dass die Bürgerinnen und Bürger am Ende nur den offensiven, vor allem auf Solarenergie gestützten Klimaschutz akzeptieren werden.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Klimaschutz ohne plausiblen Plan? von Wolfgang Fröhling im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Politik & Internationale Beziehungen & Politik. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

VIII. Klimaschutzkonzepte

Die Ausgangslage:

Das Klimaschutzproblem kann nur global gelöst werden. Das ergibt sich schon rein rechnerisch aus den Anteilen großer Staaten am weltweiten CO2-Ausstoß: China 27,92 %, USA 14,5 %, EU 8 % (Deutschland 1,93 %), Indien 7,18 %, Russland 4,61 % (Zahlen von 2019, s. Statistik Kap. III).
Das Pariser Klimaschutzabkommen ist so konzipiert, dass jeder Staat (Staatengemeinschaft) eigenständig über seinen Klimaschutzbeitrag entscheidet. Vor diesem Hintergrund ist für den globalen Klimaschutz maßgebend, in wieweit die großen Emittenten bereit sind, zum Klimaschutz beizutragen.
China ist mit 1,4 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land und die zweitgrößte Volkswirtschaft. China will bis 2060 klimaneutral werden. Das Maximum der CO2-Emissionen soll 2030 (möglichst schon vorher) erreicht sein. Im Zentrum der Politik der herrschenden chinesischen KP steht das Wohlstandsversprechen. Dieses Versprechen will die Staatsführung unbedingt einlösen. Deshalb ist nicht damit zu rechnen, dass China seine Klimazusagen deutlich verschärfen wird.
Die USA: Der neue Präsident Biden ist ein Befürworter des Klimaschutzes: Die Vereinigten Staaten sollen bis 2050 klimaneutral werden. Präsident Biden will die Treibhausgas-Emissionen der USA bis 2030 halbieren (im Vergleich zu 2005). Fraglich ist allerdings, ob der Kongress den erforderlichen Klimaschutz-Gesetzen zustimmen wird. An dieser Hürde waren schon seine Vorgänger Clinton und Obama gescheitert. Es ist zu hoffen, dass Präsident Biden mehr Erfolg haben wird.
Die Europäische Union ist Vorreiter beim globalen Klimaschutz. Sie hat sich gesetzlich verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden und – als Zwischenschritt – bis 2030 die Treibhausgas-Emissionen um 55 Prozent gegenüber dem Basisjahr 1990 zu reduzieren. Mit dem Programm „Fit for 55“ hat die EU-Kommission Vorschläge unterbreitet, wie die ehrgeizigen Ziele erreicht werden sollen (s. Kap. IV).
Indien ist mit 1.39 Milliarden Einwohnern fast so bevölkerungsreich wie China. Trotz der großen sozialen Unterschiede, die das Land prägen, ist die indische Wirtschaft auf Wachstumskurs. Man geht davon aus, dass die CO2-Emissionen Indiens die der EU mittelfristig übertreffen werden.
Russland will bis 2060 klimaneutral werden. Das kündigte Präsident Putin im Oktober 2021 an. Damit folgt Russland dem Beispiel Chinas. Bislang hatte Putin den von Menschen verursachten Klimawandel in Zweifel gezogen. Offenbar hat Russland einen Kurswechsel vollzogen (WELT vom 14.10.2021).
Es gibt unterschiedliche Konzepte, wie die Klimaziele erreicht werden können. Sie sollten praktisch durchführbar und bezahlbar sein. Die Präsidentin der EU-Kommission von der Leyen formulierte zutreffend wie folgt: „Unser Ziel ist, dass wir unseren Planeten erhalten wollen, aber wir wollen auch unseren Wohlstand erhalten“ (BMWi, Energiewende direkt 8/2021).
Im Folgenden werden die unterschiedlichen Klimaschutz-Konzepte darauf hin untersucht, in wieweit sie den genannten Ansprüchen gerecht werden.

CO2-Bepreisung:

Die Idee, die Emission von CO2 kostenpflichtig zu machen und dadurch zur Reduktion der CO2-Emissionen beizutragen, ist bereits seit vielen Jahren Grundlage des Europäischen Emissionshandels (ETS). Allerdings war der CO2-Preis, wie in Kap. IV dargestellt, in der Vergangenheit nur moderat.
Im Jahr 2019 – also vor der Corona-Krise – fand eine breite Diskussion darüber statt, ob der Emissionshandel das wirksamste Instrument im Kampf gegen den Klimawandel sei und daher ausgeweitet werden solle. Eine Umfrage unter 160 Wirtschaftswissenschaftlern ergab folgendes: Das Handelssystem mit Zertifikaten wurde von den Befragten mit Abstand als das effizienteste Instrument angesehen. An zweiter Stelle lag die Zustimmung zu einer nationalen CO2-Steuer. Von mehr Ordnungsrecht (Gebote, Verbote) zum Schutz des Klimas hielten die meisten Ökonomen wenig (FAZ vom 19.7.2019). Auch die „Wirtschaftsweisen“ plädierten in einem Sondergutachten für einen umfassenden europäischen Emissionshandel. Ähnlich äußerte sich der Wissenschaftliche Beirat beim Bundes-Wirtschaftsministerium (FAZ, a.a.O.).
Bei so viel Zustimmung der Wissenschaft zur CO2-Bepreisung verwundert es nicht, dass auch viele Politiker diese Position einnehmen. So äußerte sich der FDP-Vorsitzende Lindner in der WELT am SONNTAG vom 13.6.2021 wie folgt: „Es reicht eine zentrale Vorgabe: wie viel CO2 im Jahr ausgestoßen werden darf… Wer CO2 ausstoßen will, muss im CO2-Emissionshandel Erlaubnisscheine erwerben, die von Jahr zu Jahr weniger und damit teurer werden. Wer hingegen besonders viel CO2 spart, muss weniger Zertifikate kaufen und spart Geld.“
Ob die CO2-Bepreisung tatsächlich der Erfolg versprechende Weg zu mehr Klimaschutz ist, wird im folgenden anhand von Beispielen näher untersucht.

Beispiel Kohleausstieg:

Kohle ist von den fossilen Energieträgern der klimaschädlichste Brennstoff. Deutschland hat an der weltweiten Förderung von Kohle einen Anteil von 0,6 Prozent (s. obige Grafik). Die Verstromung von Stein- und Braunkohle spielt beim deutschen Strommix allerdings noch eine bedeutende Rolle (2021).
Die Kohleverstromung wird nach derzeitiger Rechtslage im Jahr 2038 enden. Entscheidend für unsere Betrachtung ist die Tatsache, dass die CO2-Bepreisung beim Kohleausstieg praktisch keine Rolle spielt. Vielmehr handelt es sich um eine klimapolitische Entscheidung. Sie wurde durch die „Kohlekommission“ vorbereitet – einem Gremium mit 28 Mitgliedern aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Umweltverbänden und Wissenschaft. Die „Kohlekommission“ machte im Januar 2019 detaillierte Vorschläge, wie bis 2038 schrittweise aus der Verstromung von Stein- und Braunkohle auszusteigen sei. Die Vorschläge wurden im Jahr 2020 im Kohleausstiegsgesetz und weiteren Gesetzen weitgehend übernommen. Der Ausstieg kostet den Steuerzahler mindestens 40 Milliarden Euro (Vorruhestandsregelungen, Entschädigung der Kraftwerksbetreiber und vor allem Strukturhilfen für die betroffenen Regionen).
Die Verfechter der CO2-Bepreisung kritisieren den im Kohleausstiegsgesetz beschrittenen Weg. Sie glauben, dass eine verschärfte CO2-Bepreisung der Kohleverstromung ohnehin den Garaus gemacht hätte. Die Politik hat jedoch anders entschieden. Ihr ging es darum, den Verlust von Arbeitsplätzen – insbesondere in Ostdeutschland – mit der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen unmittelbar zu verknüpfen. Das erscheint auch sinnvoll: Beim bloßen Anstieg des CO2-Preises wäre die zentrale Frage der Ersatz-Arbeitsplätze unbeantwortet geblieben.
In dem „Sondierungspapier“ von SPD, Grünen und FDP (Oktober 2021) heißt es zum Kohleausstieg: „Idealerweise gelingt das schon bis 2030.“ Auch dieses geplante Vorziehen des Kohleausstiegs ist keine Marktreaktion in einem vorgegebenen ordnungsrechtlichen Rahmen, wie es den Verfechtern der CO2-Bepreisung vorschwebt. Vielmehr handelt es sich erneut um eine rein klimapolitische Entscheidung.

Beispiel energieintensive Industrie:

Die energieintensiven Unternehmen in der EU mussten bislang nur einen moderaten Zertifikatspreis (Zahlung pro emittierte Tonne CO2) entrichten (s. Grafik in Kap. IV). Die EU-Kommission schlägt nun in ihrem Programm „Fit for 55“ eine erhebliche Verschärfung des Emissionshandels vor, indem der Cap, d.h. die einzuhaltende CO2- Obergrenze, viel stärker gekürzt wird als bisher. Dadurch soll der Zertifikatspreis stark ansteigen.
Viele energieintensive Betriebe könnten dadurch gezwungen sein, in Staaten außerhalb der EU abzuwandern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die EU-Kommission will die Abwanderung der Unternehmen (Carbon Leakage) durch CO2-Grenzzölle verhindern. Wie in Kap. IV näher erläutert, hilft ein CO2-Grenzausgleich den Unternehmen jedoch nur auf dem europäischen Heimatmarkt, nicht aber auf dem Weltmarkt. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die großen Volkswirtschaften auf einen einheitlichen ambitionierten Emissionshandel einigen und so die Wettbewerbsverzerrungen vermeiden würden.
Fazit: Ein erheblich verschärfter CO2-Emissionshandel birgt ein hohes Carbon-Leakage-Risiko und damit ein unkalkulierbares Risiko für die Arbeitsplätze in der EU.

Beispiel Mobilität:

Auch im Sektor Verkehr wird das Konzept der CO2-Bepreisung angewandt:
  • Nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz werden Kraftstoffe in Deutschland künstlich verteuert – z.B. Benzin um 5,7 ct/l in 2021; der Aufschlag steigert sich auf 14,82 ct/l in 2025.
  • Die EU-Kommission will in ihrem Programm „Fit for 55“ im Jahr 2026 einen europaweiten Emissionshandel für den Verkehrssektor einführen.
Ziel ist die Durchsetzung der Elektromobilität in der EU. Man kann davon ausgehen, dass dieses Ziel erreicht wird. Denn weitere wichtige Maßnahmen dienen zusätzlich zur CO2-Bepreisung der Einführung der E-Mobilität:
  • hohe Kaufprämien für Elektroautos
  • staatliche Förderung der Infrastruktur für Ladesäulen (auch von Wasserstoff-Tankstellen, s. Kap. IV)
  • Ab 2035 werden in der EU keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen (Vorschlag der EU-Kommission).
  • Die Autobauer machen aktiv mit – auch wegen hoher Strafzahlungen bei Überschreiten der CO2-Grenzwerte.
Bei der Mobilitätswende sollte die soziale Komponente beachtet werden. Das gilt sowohl für das Tanken als auch für die Anschaffung eines PKW. Geringverdiener sind darauf angewiesen, dass Autofahren bezahlbar bleibt. 80 Prozent der Rentner verdienen monatlich weniger als 1500 Euro (Anfrage der Linken, 2021). Ihnen würde auch eine Rückzahlung der CO2-Entgelte an die Gesamtbevölkerung nicht viel helfen. Man diskutiert einen Betrag von 75 Euro/ Jahr (bei hohem Verwaltungsaufwand!).
Noch eine Bemerkung zum öffentlichen Nahverkehr, der in der Klimadiskussion eine wichtige Rolle spielt. Der ÖPNV ist vor allem im ländlichen Raum unterentwickelt. Da man nicht jedes Dorf an das Schienennetz anbinden kann, müsste der Busverkehr attraktiver werden. Busse müssten wesentlich häufiger und preiswerter fahren. Das kostet die Kommunen, die in der Regel Träger der Verkehrsgesellschaften sind, viel Geld. Städte und Gemeinden müssten also finanziell besser ausgestattet werden.
Die Betrachtung des Verkehrssektors zeigt, dass die CO2-Bepreisung hier eine untergeordnete Rolle spielt. Die soziale Komponente setzt der CO2-Bepreisung im Verkehrssektor enge Grenzen.
Zum Stand der Mobilitätswende in Deutschland s. nachfolgendes Schaubild (BMWi, Energiewende direkt 9/2021)
Kommen wir zur Ausgangsfrage zurück: Ist die CO2-Bepreisung der „Königsweg“ aus der Klimakrise? Das ist offensichtlich nicht der Fall, wie die oben beschriebenen Beispiele zeigen: Beim Kohleausstieg hat die Politik die CO2-Bepreisung nicht als Lösung angesehen. Was die energieintensive Industrie anlangt, droht im Fall einer deutlichen Verschärfung des EU-Emissionshandels die Abwanderung der Betriebe. Bei der Mobilitätswende schließlich spielt die CO2-Bepreisung nur eine untergeordnete Rolle.
Letztlich leidet das Konz...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Inhaltsübersicht
  3. I. Nachhaltige Entwicklung
  4. II. Klimaprognosen
  5. III. Das Pariser Klimaschutzabkommen
  6. IV. Das Klimapaket der EU „Fit for 55“
  7. V. Solarenergie
  8. VI. Windenergie
  9. VII. Wasserstoff
  10. VIII. Klimaschutzkonzepte Die Ausgangslage
  11. Über den Autor
  12. Impressum