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Diversität in Bibliotheken
Theorien, Strategien und Praxisbeispiele
- 321 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Diversität in Bibliotheken
Theorien, Strategien und Praxisbeispiele
Über dieses Buch
Der Vielfalt der Gesellschaft gerecht zu werden, stellt öffentliche Bibliotheken vor Herausforderungen. Der Band gibt einen Überblick zur strategischen und diskriminierungskritischen Organisationsentwicklung sowie zur Veranstaltungs- und Bestandsarbeit für diversitätssensible Öffnung. Eine Vielzahl von Praxisbeispielen aus dem Programm "360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft" werden vorgestellt.
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Information
Teil IV: Von, für und mit alle(n)

It's up to you! Bibliotheksarbeit mit Jugendlichen partizipativ und diversitätsorientiert gestalten
Melisa Bel Adasme
Jugendliche, vor allem solche mit sogenanntem „Migrationshintergrund“, nutzen Öffentliche Bibliotheken oft sehr intensiv als Aufenthalts- und Lernort – bei der aktiven Nutzung des Bestands- und Veranstaltungsangebots sieht es jedoch anders aus. Häufig wird versucht, diese Zielgruppe durch speziell für sie entwickelte Angebote, die entweder die „Migrationsgeschichte“ fokussieren oder ein scheinbar vorhandenes Defizit (z. B. in der Sprachförderung) ausgleichen sollen, konsequent zu erreichen. Doch viele dieser Jugendlichen fühlen sich dadurch nicht angesprochen: Sie wollen nicht auf ihre „Herkunft“ reduziert oder als problematisch bzw. hilfsbedürftig stigmatisiert werden. Und mit ihren Interessen haben diese Angebote auch oft nichts zu tun. In diesem Beitrag wird am Beispiel des Programms „It's up to you!“ der Stadtbibliothek Köln ein stadtteilbezogener, partizipativer, diversitäts- und interessenorientierter Ansatz vorgestellt, um Jugendliche zu erreichen und sie in die Gestaltung der Bibliothek und des Programms mit einzubeziehen.
Jugendliche und Öffentliche Bibliotheken
Jugendliche sind generell eine besondere Zielgruppe, die schwer zu erreichen ist – so auch für Bibliotheken. Sie sind keine Kinder mehr (und möchten nicht als solche behandelt werden), aber auch noch keine Erwachsenen. Sie befinden sich in einer Lebensphase, die durch „die Abgrenzung zur Kindheit“, „Identitätsfindung“ und die Ausbildung autonomen Handelns sowie eine „zunehmende Individualisierung“ gekennzeichnet ist (Keller-Loibl, 2021, S. 12). Dementsprechend ist diese Zielgruppe sehr heterogen – die Jugendlichen gibt es nicht. Stattdessen haben wir es mit sehr unterschiedlichen Interessen, Orientierungen, Haltungen sowie Lebenswelten und -stilen zu tun, die einen großen Einfluss darauf haben, wie Bibliotheken wahrgenommen und genutzt werden. So unterschiedlich Jugendliche sind, so unterschiedlich sind ihre Erwartungen an die Bibliothek.
Manche Jugendliche waren zum Beispiel noch nie in einer Bibliothek und würden nie auf die Idee kommen, in eine solche zu gehen. Andere kommen täglich in die (Stadtteil-)Bibliothek, um dort ihre Hausaufgaben zu machen, zu lernen oder vielleicht auch Freund*innen zu treffen. Die aktive Nutzung des Bestands ist aber in dieser Altersgruppe signifikant schlechter als bei Kindern und Erwachsenen. Dies geht unter anderem mit einem veränderten Medien- und Freizeitverhalten einher: Bücher sind für viele Jugendliche nicht mehr interessant – stattdessen nutzen sie täglich das Handy bzw. Smartphone, sind auf sozialen Netzwerken wie Instagram, Snapchat oder TikTok unterwegs, surfen im Internet, hören Musik oder schauen Online-Videos über Online-Streaming-Dienste wie Spotify oder YouTube oder beschäftigen sich mit digitalen Spielen (vgl. mpfs, 2020).
Genau darin zeigt sich das größte Problem der Bibliotheken: Das Bibliotheksbild der Jugendlichen ist nach wie vor „sehr stark von der Vorstellung geprägt, dass in Bibliotheken vor allem Bücher und klassische Medien ausgeliehen werden können“ (Keller-Loibl, 2012, S. 51). Bibliotheken werden als Orte des Lernens und der Ruhe wahrgenommen – und entsprechend nicht als möglicher Ort für die Freizeitgestaltung (vgl. Keller-Loibl, 2012, S. 61). Somit besteht für Bibliotheken eine große Herausforderung darin, das Image der örtlichen Bibliothek den Bedürfnissen und Interessen der Zielgruppe anzupassen und zu verbessern, um vor allem im Freizeitbereich „Jugendliche für die freiwillige Nutzung von Bibliotheken zu gewinnen“ (dbv, Bibliotheksportal).
„Jugendliche brauchen Angebote und Dienstleistungen, die ihren Bil-dungs-, Informations-, Kultur- und Freizeitbedürfnissen entsprechen.“ (IFLA, 2003, S. 3) Wie können Bibliotheken diesen Bedürfnissen gerecht werden? Jugendliche möchten vor allem in ihren Interessen und Wünschen ernst genommen werden; sie wollen mitreden und mitgestalten. Sie brauchen eigene Räume oder Bereiche, die flexibel und jugendgerecht eingerichtet und auf ihre verschiedenen Bedürfnisse abgestimmt sind: Lernen, Gamen, Chillen. Das Medienangebot im Jugendbereich muss stets zeitgemäß und aktuell sein, sich eng an die Themen und Interessen der Jugendlichen anpassen und ansprechend präsentiert werden. Auch Veranstaltungsarbeit muss den Wünschen der Jugendlichen entsprechend gestaltet werden. Wichtig für Bibliotheken ist aber vor allem, Bibliotheksarbeit mit Jugendlichen als Beziehungsarbeit zu verstehen, sich auf die Jugendlichen einzulassen und sich mit anderen Partner*innen im Jugendbereich zu vernetzen (vgl. dbv, Bibliotheksportal).
Auf Basis eigener Beobachtungen der Stadtbibliothek Köln zur Nutzung der Einrichtungen durch Jugendliche wurde festgestellt, dass Heranwachsende sowohl die Zentralbibliothek als auch die Zweigstellen zwar sehr stark als Aufenthalts- und Lernort nutzen, oft aber ohne Bibliotheksausweis, obwohl dieser für unter 18-Jährige kostenlos ist. Für diese Altersgruppe konzipierte Bildungsangebote wie zum Beispiel das Facharbeit- und Recherchetraining1 nehmen sie nur im schulischen Kontext in Anspruch. Workshop-Angebote in den Ferien, wie zum Beispiel MakerKids2 oder die MINTköln3, werden gut angenommen, aber kaum aktiv durch Jugendliche mitgestaltet.
Partizipation Jugendlicher in Öffentlichen Bibliotheken
Generell ist seit Jahren der Trend zu beobachten, dass die Zahl jugendlicher Bibliotheksnutzer*innen abnimmt. Vor allem im Übergang vom Kindes- zum Jugendalter ist ein großer Einschnitt zu verzeichnen (vgl. Keller-Loibl, 2012). Das liegt einerseits an der Vielfalt anderer Freizeitangebote, die Jugendlichen zur Verfügung stehen, wodurch große Konkurrenz entsteht, andererseits aber auch daran, „dass die Gruppe der Jugendlichen von den Bibliotheken nicht hinreichend berücksichtigt wird und in vielen Bibliotheken speziell gestaltete und ausgestattete Jugendbereiche fehlen“ (Vollbrecht, 1997, S. 657). Um diese Lücke zu schließen, wird Bibliotheken immer wieder nahegelegt, auf die Bedürfnisse der Jugendlichen einzugehen und ihre Wünsche zu berücksichtigen. Das Zauberwort, um diese Bedürfnisse und Wünsche zu erfassen, heißt oft „Partizipation“. Doch was bedeutet Partizipation genau? Und wie können Bibliotheken sich diese zunutze machen?
Eine mögliche Definition der Partizipation von Jugendlichen
Partizipation kann als Teilhabe übersetzt werden, kann aber auch Beteiligung, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung oder Einbeziehung meinen. Sie gilt grundsätzlich als „elementares Prinzip demokratisch verfasster Gesellschaften“ (Schwanenflügel, 2015, S. 45). Sie reflektiert die Frage, wie der einzelne Teil (lateinisch: pars) das Ganze (totum) fassen bzw. greifen (capere) kann (vgl. Gerhardt, 2007, S. 25). Durch Partizipation können Menschen „wechselseitig Einfluss aufeinander nehmen, um im sozialen Zusammenhang mehr zu erreichen, als ihnen als Einzelwesen möglich ist“ (Gerhardt, 2007, S. 14).
Im Kinder- und Jugendbereich ist Partizipation rechtlich im Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) verankert. Dieses verpflichtet die Institutionen und Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen in Deutschland arbeiten, darauf, diese „entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen“ (§ 8) und „Wünsche, Bedürfnisse und Interessen der jungen Menschen und der Personensorgeberechtigten (§ 80) zu beachten“ (Schwanenflügel, 2015, S. 46).
Partizipation kann somit als Wechselbeziehung zwischen „Teilhabe“ und „Teilnahme“ (Schwanenflügel, 2015, S. 48) bzw. zwischen der „passiven und aktiven Anteilnahme“ (Gerhardt, 2007) an Öffentlichkeit und Gemeinwesen verstanden werden. Diese Begriffe bezeichnen die zwei Seiten einer Medaille: Während Teilhabe „die Gewährung von Einflussrechten und den Zugang zu gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Ressourcen“ (Schwanenflügel, 2015, S. 45) meint, zielt Teilnahme auf „das aktive Teilnehmen“ (Schwanenflügel, 2015, S. 45) bzw. die „Möglichkeit der Einflussnahme, Beteiligung, Mitwirkung in Institutionen, im öffentlichen Raum, in informellen Netzwerken, der Lebenswelt, Politik“ (Schwanenflügel, 2015, S. 15) ab.
Bezogen auf Jugendliche geht es also nicht darum, diese „an die Macht zu lassen“ oder ihnen „das Kommando zu geben“ – vielmehr bedeutet Jugendpartizipation „Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden“ (Kreuziger, 2002–2011). Partizipation in diesem Kontext bedeutet also, dass Jugendliche nicht allein, „sondern mit Erwachsenen ein Problem bearbeiten oder ein Projekt gestalten“ (Kreuziger, 2002–2011). Dadurch haben Jugendliche die Möglichkeit, neue Handlungs- und Lernfelder kennenzulernen und dort neue Erfahrungen zu sammeln, die dazu beitragen, ihre Handlungsspielräume zu erweitern und neue Fähigkeiten und Kenntnisse zu erwerben. Partizipation ist somit „ein Schlüssel für gelingende Aneignungs- und Bildungsprozesse“ (BMFSFJ, 2015, S. 7). Gleichzeitig sind Jugendliche Expert*innen ihrer Lebenswelt – sie haben eigene Interessen, Ideen und Vorstellungen und bringen deshalb andere (meistens neue) Aspekte und Perspektiven in die Entscheidungsprozesse ein, die einen Einblick in ihre Lebenswirklichkeit ermöglichen. Dadurch können außerdem Planungen und Entscheidungen passgenauer gestaltet werden (vgl. BMFSFJ, 2015).
Aktive Partizipation Jugendlicher in Öffentlichen Bibliotheken
Bibliotheken werden immer mehr zu „Dritten Orten“ – Zwischenräume des Austauschs neben dem eigenen Zuhause und dem Arbeitsplatz, die zugänglich, einladend, nicht kommerziell sind und informelles Zusammenkommen ermöglichen, mit einer hohen Aufenthaltsqualität, die zum Wohlbefinden beiträgt. Sie sind Lernorte und Informationszentren, die Raum fürs Arbeiten sowohl alleine wie auch für Gruppen, aber auch Freizeitangebote bieten (vgl. Hubert, 2015; BuB, 2019). Damit sind Bibliotheken ein idealer Ort, um eigene Ideen zu entwickeln, und bieten sich hervorragend als Partnerinnen für Partizipationsmaßnahmen an (vgl. Ahlfänger, 2011).
Vor diesem Hintergrund wird das Thema Partizipation für Bibliotheken immer relevanter. Dadurch können Wünsche und Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen ermittelt und Planungen, Konzepte, Einrichtung und Programmangebote mit diesen gemeinsam entwickelt und gestaltet werden. Gleichzeitig können so neue Benutzer*innengruppen erschlossen, für die Bibliotheken begeistert und im besten Fall als neue Mitglieder gewonnen werden.
Gerade in Hinblick auf die Bibliotheksarbeit für und mit Jugendlichen spielt Partizipation eine große Rolle, denn Jugendliche wollen mitmischen, mitentscheiden, mitreden und mitgestalten. Bibliotheken – als in Kommunen verortete Institutionen – sind dabei von besonderer Bedeutung, „da der Wohnort und das soziale Umfeld erste Anlaufstelle für gesellschaftliche oder politische Beteiligung sind“ (Ahlfänger, 2011, S. 25). Jugendliche erhalten durch Partizipation die Möglichkeit, „die Bibliothek nach ihren Wünschen mitzugestalten und damit nicht nur eigenverantwortlich zu handeln, sondern di...
Inhaltsverzeichnis
- Title Page
- Copyright
- Contents
- Grußwort
- Vorwort
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Diversität: Konzepte, Begriffe und Perspektiven
- Teil I: Alles eine Frage der Haltung
- Teil II: Ran an die Strukturen!
- Teil III: Veränderung kommt von innen
- Teil IV: Von, für und mit alle(n)
- Teil V: Perspektivisch planen
- Über die Autor*innen
- Stichwortverzeichnis