Demetrius und andere Erzählungen
eBook - ePub

Demetrius und andere Erzählungen

  1. 94 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Demetrius und andere Erzählungen

Über dieses Buch

In dieser Kurzgeschichten-Sammlung setzt Wiechert sich mit dem menschlichen Sein und der Rastlosigkeit des Menschen auseinander. In "Demetrius" erzählt er von Christoph, von seiner Mutter Joseph genannt, der in seinem Dorf nicht akzeptiert wird. So verlässt er das Leben, das er kannte. Auch in "Joneleit" geht es um einen Helden, der alles hinter sich lässt. Abgerundet wird die Sammluing durch "Das Fenster der Andromeda", einer von Wiecherts weniger bekannten Geschichten.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Demetrius und andere Erzählungen von Ernst Wiechert im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Literatur & Literatur Allgemein. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Okay
ODER
DIE UNSTERBLICHEN

Eine ernsthafte Komödie in drei Aufzügen
DIE PERSONEN DES SPIELS:
  • Günther Lobedanz, Chefredakteur der Neuen [Deutschen Zeitung
  • Anna, seine Frau
  • Helge ihre Kinder
  • Gudrun ihre Kinder
  • Joseph Schattenhuber , Annas Bruder
  • Max Liesegang, mit Lobedanz befreundet
  • Ilse Merck, Sekretärin bei Lobedanz
  • Ein Alter Setzer
  • Frau Balzereit, Nachbarin im Hause Lobedanz
  • Kinder
  • Reynold Maclure, amerikanischer Oberst
  • Forester, Oberleutnant
  • Macpherson , Sergeant
  • Ein Amerikanischer Soldat
Ort: Eine süddeutsche, fast völlig zerstörte Stadt
Zeit: Sommer 1945

ERSTER AUFZUG

ERSTER AUFTRITT

Ein grosser, niedriger Raum, dem man es ansieht, dass er nach Zerstörungen wieder mühsam hergestellt worden ist. Decke und Wände sind zum Teil noch schadhaft. An der Hinterwand ein breites, nicht hohes Fenster mit dem Ausblick auf den Abendhimmel und Häuserruinen. Links vorn ein roh gemauerter Lehmherd, der auch die Stelle des Ofens vertritt. In der Mitte der rechten Wand eine schmale Tür, links zwei Türen ohne Griffe. Vorn rechts ein grosser, viereckiger Tisch.
Die Einrichtung ist zum grössten Teil ganz ärmlich und bunt zusammengewürfelt. Dazwischen ein paar alte Sessel, eine kostbare alte Wanduhr und eine ebensolche Kommode mit eingelegter Arbeit. Ein echter Teppich mit Brandflecken und versengten Rändern in der Mitte des Raumes. An der linken Wand zwischen Ofen und Tür ein gerahmter schlechter Druck, der Abraham Lincoln darstellt. Auf der Kommode ein Krug mit Sommerblumen.
Es ist Abend, doch ist der Raum vom Abendrot rötlich erhellt. Im Herd ein kleines Feuer.
Anna Lobedanz sitzt rechts an der Schmalseite des Tisches und ist mit einer Flickarbeit beschäftigt. Sie ist früh gealtert, mit einem stillen kummervollen Gesicht, sehr ärmlich gekleidet.
Rechts, zwischen ihr und dem Hintergrund, Helge, auf einem der Sessel. Er hat ein Buch auf den Knien, hat aber den Kopf gewendet und blickt mit hartem, abwesenden Gesicht nach dem Fenster. Er ist etwa siebzehn Jahre alt.
Vor dem Fenster steht Gudrun, die Stirn an die Scheiben gelehnt, und blickt bewegungslos hinaus. Sie ist einfach, aber mit Geschmack gekleidet, etwa neunzehn Jahre alt.
Auf einer Bank an der Seite des Herdes Schattenhuber, vorgebeugt, um die gefalteten Hände zu wärmen. Seine Knie sind mit einem verschlissenen Tuch bedeckt, ein Paar Krücken lehnen neben ihm am Herd. Er trägt eine gestreifte Lagerjacke. Sein Gesicht ist scharf und klug, aber von schweren Leiden gezeichnet. Er blickt regungslos auf seine gefalteten Hände herab.
Das Pendel der Uhr geht laut und eintönig durch das Schweigen.
Anna (hebt seufzend den Kopf von ihrer Arbeit und blickt nach dem Fenster): Noch immer nichts, Kind?
Gudrun (ohne den Kopf zu wenden): Nichts als Trümmer und Abendrot, wie immer um diese Zeit. Für einen Maler wäre es ein ganz schönes Motiv.
Helge (kalt und spöttisch): Und wenn ER darauf sässe oder herumschwankte, würde er sicher meinen, Marius auf den Trümmern Karthagos zu sein.
Anna: Du sollst vom Vater nicht so sprechen, Helge! Er trägt alle unsre Sorgen, und das ist nicht wenig.
Helge (unverändert): Er trägt sie die Treppen hinunter, und an den Mülltonnen verliert er sie schon. Er hat so schwache Hände, der Arme.
Anna: Vater sagt immer, dass er ein Herz wie ein Kind hat.
Helge: Sagen wir lieber, Hände wie ein Kind, denn sie können nur die Flasche halten.
Anna (scharf): Helge!
(Helge zuckt die Achseln und blickt wieder in sein Buch.)
Schattenhuber (ohne aufzusehen): Ein paar Jahre K. Z. würden dir ganz gut getan haben, mein Lieber. Schweigen und arbeiten, das hat er uns beigebracht, dein Mann mit dem sechsten Sinn. Früher hiess es beten und arbeiten, aber Beten ist aus der Mode gekommen. Und die meisten haben es auch nicht mehr wiedergefunden, es hat sich so unter den Trümmern verkrümelt.
Gudrun (ohne sich umzudrehen): Unter den Trümmern gibt es wichtigere Dinge zu finden als Beten. Kaffee zum Beispiel, oder Schokolade.
Helge (spöttisch): Und manchmal auch einen Boy aus Ohio oder Kentucky.
Gudrun (dreht sich zum ersten Mal um, fröhlich): Ja und da gibt es wenigstens keine Werwölfe, die nur Blut trinken wollen und am Abend doch nur ihre Wassersuppe löffeln.
Schattenhuber: Die Rache der langen Messer . . . die schönen Namen sind geblieben, aber der Tag der Brotmesser wäre mir lieber.
Anna (bekümmert): Hast du wieder Hunger, Bruder?
Schattenhuber (mit stillem Lächeln): Ich habe vergessen, wie die Menschen das nennen. Wir haben soviel vergessen. Die Kreatur meldet sich, das ist es wohl, und auf die Kreatur soll man nicht hören. Der Mann mit dem sechsten Sinn hat auch nicht auf sie gehört und Paläste damit gewonnen.
Anna: Aber sie sind versunken, Bruder.
Helge : Wie Vineta, aber die Glocken läuten schonwieder.
Schattenhuber: Dann legt nur eure Netze aus, dass ihr es wieder heraufzieht vom Meeresgrund.
Gudrun (spöttisch): Ein bisschen verschlammt und mit Tang bewachsen wird es schon sein.
Helge: Gold rostet nicht.
Schattenhuber: Gold und alte Liebe . . . (singt leise vor sich hin): „Uns geht die Sonne nicht unter . . .“
Anna (bittend): Nicht dieses Lied, Bruder! Es schneidet mir immer ins Herz.
Schattenhuber: Lass gut sein, Anna, es war doch unsere einzige Abendfreude. Der Stacheldraht versank, die Maschinengewehre, das Krematorium, und wir dachten an das Morgenrot. Die anderen sind nun Minister, oder Oberbürgermeister, oder wenigstens besoldete Märtyrer, sozusagen. Und wenn sie mir nicht noch zum Schluss die Beine gebrochen hätten, würde ich doch wenigstens Stadtrat geworden sein. Habe doch am Leben lange genug herumgeraten, um so etwas zu werden.
Gudrun (lächelnd): Und was für ein Dezernat würdest du genommen haben, Onkel?
Schattenhuber (ebenso): O . . . eins mit weiten Horizonten, weisst du. Völkerverständigung etwa. Oder Säuberung von nazistischen Elementen. Etwas, das solange dauert, dass man nicht abgebaut werden kann, sondern es noch auf die Enkel vererben kann. Eine lange, schöne und nahrhafte Sache.
Anna (mit leisem Vorwurf): Dass ihr noch immer spotten könnt . . .
Schattenhuber (gutmütig): Spotten ist besser als Hassen oder Weinen, Schwester. So wie Stecknadeln besser sind als lange Messer. Mit Stecknadeln ist noch keiner umgebracht worden. Nicht einmal im Lager haben sie das erfunden, und sie waren doch grosse Erfinder.
Anna (seufzend): Ich wünschte, sie würden erfinden, wie man aus Schutt Brot backt; (zu Gudrun): Noch immer nichts, Kind?
Gudrun: Nicht der Ersehnte, aber die Balzereitin kommt über die Trümmer geschwebt wie der Engel über die Stätte Sodom.
Anna: Ihr dürft nicht über sie spotten. Ein gutes Herz sucht sich manchmal eine seltsame Wohnung.
Gudrun (lachend): Ja, und diese Wohnung hat mindestens zwanzig Zimmer. Und ihre Markttasche ist wieder voll, wie mir scheint.
Anna: Die gute Seele.
Schattenhuber (legt ein Stück Holz nach. Leise zu Anna): Anna . . .
Anna: Ja?
Schattenhuber (etwas verlegen): Meinst du, Anna, dass er heute vielleicht gefunden hat?
Anna: Was gefunden?
Schattenhuber: Ich meine, was er solange versprochen hat . . . dass ich dies endlich ausziehen kann? (Deutet verlegen auf seinen gestreiften Rock.)
Anna (beschämt und tröstend): Lass es nur gut sein, Bruder. Er wird es schon besorgen, nur er hat den Kopf so voll, du weisst es ja.
Schattenhuber (resigniert lächelnd): Ich weiss, ich weiss. Ein voller Kopf gibt leere Hände. Und sie sagen ja auch, dass es das Ehrenkleid der Nation ist. Wenn wir mit dem Aussatz heimgekehrt wären, würden sie ihn wahrscheinlich die Crème des Frühlings genannt haben. Sie haben so eine nette, wohlwollende Sprache, die so hübsche Dinge sagen kann. Die dürft ihr nicht unter eure langen Messer nehmen, Helge, hörst du? Sie ist das Lamm der armen Witwe, und das steht schon im Evangelium.
Anna (seufzend): Ach ja, was steht nicht alles im Evangelium . . .
Schattenhuber: Ja, Anna, das ist doch der Sinn aller Evangelien. Dass die schönen Dinge drin stehen, die es nicht gibt. So wie in den Zeitungen. Und auf beide kann man abonnieren. Einmal bringt’s die Botenfrau und einmal der Pfarrer. Und der Pfarrer ist pünktlicher, wahrscheinlich weil er mehr Gehalt bekommt. Aber die Leitartikel sind immer die gleichen, weisst du. Auch Lobedanz hat ja früher Leitartikel geschrieben, nicht wahr?
Anna (verlegen): Aber nur für ganz kleine Blätter.
Gudrun (spöttisch): Dafür waren sie aber hundertfuffzigprozentig, Onkel! Der Mann mit dem sechsten Sinn war gar nichts dagegen.
Anna (entschuldigend): Er hat eben geglaubt, Kinder. Er war ein wirklicher Jünger.
Schattenhuber: Nur den Weg nach Emmaus hat er wahrscheinlich verfehlt. Unter Ruinen verirrt der Mensch sich leicht.
Helge (klappt sein Buch zu): Aber kein Verräter wird uns entgehen!
Schattenhuber (lächelnd): Tod den meineidigen Schurken! Unter die Brotmaschine mit ihnen! Auch wenn es der eigene Vater ist!
Helge: Vor dem Vaterland gibt es keine Familienrücksichten.
Schattenhuber: Die hören schon früher auf, vor dem Essnapf zum Beispiel.
Helge (verächtlich): Die Jugend des Führers hängt nicht an Essnäpfen!
Schattenhuber: Aber die Essnäpfe hängen an ihr, wenn auch nur leere Essnäpfe. Die vollen haben die anderen sich zugereicht...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Kolophon
  3. DEMETRIUS UND ANDERE ERZÄHLUNGEN
  4. Okay ODER DIE UNSTERBLICHEN
  5. Über Demetrius und andere Erzählungen
  6. Anmerkungen