Entfesselte Kontexte
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Entfesselte Kontexte

Status und Konsequenz digitaler Öffentlichkeit

  1. 22 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Entfesselte Kontexte

Status und Konsequenz digitaler Öffentlichkeit

Über dieses Buch

Christoph Neuberger nimmt in seinem Beitrag über "Status und Konsequenz digitaler Öffentlichkeit" den grundlegenden Wandel des Mediensystems kritisch in den Blick. Einerseits sei die Digitalisierung Auslöser der Identitätskrise, in die der klassische Journalismus geraten sei. Andererseits eigne sich das Internet als amorphes und fluides Gebilde, als das es sich darstellt, anders als die herkömmlichen Medien (noch) nicht als Vermittler, ob zwischen Staat und Bürgern oder zwischen Produzenten und Konsumenten usw. Ob und wie sich diese Vermittlerrolle etablieren könne, sei aber entscheidend für den Erfolg der Digitalisierung.

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Information

Christoph Neuberger
Entfesselte Kontexte
Status und Konsequenz digitaler Öffentlichkeit
Tiefe und Tempo des digitalen Wandels
»Digitalisierung« ist zu einer Allerweltsformel geworden, die in keiner Gegenwartsdiagnose fehlen darf. Sie verspricht, eine Fülle verstreuter Phänomene auf den Begriff zu bringen oder gar auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen – erklärt damit aber alles und nichts. Der Begriff teilt das Schicksal ähnlich umfassend angelegter Trendaussagen wie »Globalisierung«, die ebenfalls leicht zur Worthülse werden.1 Aber vermutlich müssen solche Begriffe ein Stück weit diffus und damit elastisch bleiben, wenn die Beobachter mitten in einem tief greifenden Wandel stecken, den sie noch gar nicht überblicken können. So sehen wir gegenwärtig nicht, wie weitreichend die Konsequenzen der Digitalisierung sein werden – ob etwa der Vergleich mit der Medienrevolution gerechtfertigt ist, die Johannes Gutenberg vor mehr als einem halben Jahrtausend ausgelöst hat.
Oft variiert der wahrgenommene Veränderungsgrad: Pierre Bourdieu hat in seinem Essay Über das Fernsehen die Illusion des »Noch nie da gewesen« von der Illusion des »Alles wie gehabt« unterschieden, wobei Vertreter der Letzteren stets Parallelen zur Vergangenheit finden und darüber das Neue des neuen Mediums übersehen.2 Dass die traditionellen Massenmedien die Wucht des bevorstehenden Wandels jahrelang unterschätzt haben, erklärt ihren schlechten Start im Internet. Sie sahen darin zunächst nur eine Fortsetzung von Bildschirm- und Videotext, die in den 1980er-Jahren ohne großen Erfolg eingeführt worden waren. Daher erschien es auch gefahrlos, Artikel kostenlos anzubieten – mit der unerwünschten Langzeitfolge, dass den Nutzern bis heute die Gratismentalität nicht abgewöhnt werden konnte.
Subjektiv biografisch blickt man dagegen mit einigem Staunen zurück, in welch kurzer Zeit und wie plötzlich sich die Dinge verändert haben: die erste E-Mail, der erste Mobilanruf, die erste Skype-Konferenz … Ein schönes Beispiel für den Verblüffungseffekt neuer Medien findet sich im Zauberberg, wo Thomas Mann im Kapitel »Fülle des Wohllauts« die Wirkung des damals neuen Grammofons auf die Bewohner des Sanatoriums Berghof beschreibt: »Menschliche Stimme entströmte dem Schrein, männlich, weich und gewaltig auf einmal, vom Orchester begleitet, ein italienischer Bariton berühmten Namens, – und nun konnte durchaus von keiner Verkleinerung und Entfernung mehr die Rede sein: das herrliche Organ erscholl nach seinem vollen natürlichen Umfang und Kraftinhalt, und namentlich wenn man in eines der offenen Nebenzimmer trat und den Apparat nicht sah, so war es nicht anders, als stände dort im Salon der Künstler in körperlicher Person, das Notenblatt in der Hand, und sänge.« 3 Solche Erfahrungen verblassen jedoch umso rascher, je häufiger sie auftreten.
Wie schnell vollzieht sich der digitale Wandel? Auch hier ist es schwer, ein präzises Maß zu finden. Lange Zeit entwickelte sich die Medientechnik recht langsam. Die Einführung eines neuen Mediums, so erscheint es jedenfalls im Rückblick, bildete eine Zäsur mit einem stabilen Zustand jeweils davor und danach. Solche Einschnitte markieren für Deutschland die Jahre 1605 (Zeitung), 1923 (Radio) und 1935 (Fernsehen). Mit der Digitalisierung erleben wir seit Mitte der 1990er-Jahre einen Wandel in Permanenz, eine unaufhörliche Folge von Innovationen. Der Medienwandel beschleunigt sich, und die Gegenwart schrumpft, weil Erfahrungen aus der Vergangenheit immer weniger dazu taugen, Erwartungssicherheit zu schaffen.4 Das ständig Neue stumpft ab, das Umgewöhnen wird zur Routine, zur rasenden Normalität.
Das Internet als Alleskönner
Die quantitativen Fragen nach der Reichweite und der Geschwindigkeit des digitalen Wandels kratzen das Thema nur an der Oberfläche. Wichtiger ist die Frage nach seiner Qualität: Was sind die Signaturen des Neuen? Das Internet ist ein kaum fassbares Medium. Oder ist es überhaupt ein Medium? Ist es nicht vielmehr eine Ansammlung mehrerer Medien mit einer gemeinsamen technischen Infrastruktur? Verschluckt das Internet alle bisherigen Medien – und nach und nach die ganze Offline-Welt? Das Internet entspricht jedenfalls nicht dem gängigen Medienbegriff. Es ist ein amorphes und fluides Gebilde, über das sich wenig Definitives oder Pauschales sagen lässt. Man hat nichts vor Augen, wenn man an das Internet denkt – keinen Kasten mit Schaltknöpfen, keine Sendemasten, keinen Stapel bedruckten Papiers, nichts zum Anfassen, sondern es ist entmaterialisiert und tritt uns in vielen Erscheinungsformen entgegen. Peter Glaser hat es einmal so ausgedrückt: »Das Schwierigste am Internet ist, es sich vorzustellen.« 5
Dies hat zwei Gründe: Es ist ein digitaler Alleskönner, ein Konvergenzmedium, das die Möglichkeiten älterer Einzelmedien integriert...

Inhaltsverzeichnis

  1. Christoph Neuberger | Entfesselte Kontexte. Status und Konsequenz digitaler Öffentlichkeit
  2. Der Autor
  3. Impressum