
- 96 Seiten
- German
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eBook - ePub
Amado mio
Über dieses Buch
"Amado mio" zeichnet das zarte Bild einerungehörigen Sommerliebe: beimDorftanz, beim Baden im hitzeflimmerndenFluss, beim Toben auf demSandstrand, im Kreis der Jugendlichen.Desiderio entdeckt, dass er liebermit dem Jungen Chini tanzt alsmit Mädchen, und er erlebt die vielleichtschönste Nacht seines Lebens.Ein Roman voller Ausgelassenheit, Eifersucht, Herzklopfen und Zärtlichkeit– durchwoben von der Erinnerung Pasolinisan seine Jugend im Friaul.
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Information
Thema
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Literatur AllgemeinZweites Kapitel
Zu Desiderios Füssen, unter dem »Rost«, ergötzte sich die Jugend mit neuerwachter Freude an der Kirmes. Rund um den Eisverkäufer auf seinem weißen Thron und um den Zuckermandelverkäufer, der schreiend in der Menge herumspazierte, wurden die Kinder angezogen wie Nachtfalter. Die Jugendlichen dagegen drängten sich um den Tanz, manche, noch bartlos oder schüchtern, standen bei den Gefährtinnen der Kindheit und den Cousinen, manche, inzwischen schon erfahren, waren ganz im Tanzfieber: so dass die Tanzfläche überquoll unter den schwankenden Glühbirnen. Von jenem sturmgepeitschten kleinen Meer aber drangen die Wogen bis zum Damm herauf, wo sie manchmal bezauberndes Strandgut anschwemmten. Es waren zwei oder drei junge Mädchen, die – lachend, als wären sie verrückt – auf das Unterholz zwischen den schon tropfenden Weiden zuliefen; oder Gruppen von kleinen Jungen, die dort in der Kühle der Nacht in Frieden ihr Eis lecken wollten. Zwischen diesen gewahrte Desiderio Franco und Evelino, die er wenige Stunden zuvor am Tagliamento kennengelernt hatte. Das waren die ersten beiden Glückstreffer: So begann Desiderios große Nacht.
»Guten Abend, Jungs«, rief er ausgelassen, schon Sieger: Und sie sahen ihn still und lächelnd an.
»Ich habe Lust auf ein Eis, und ihr?«, fuhr er fröhlich fort. »Kommt, ich lade euch ein.« Nichts war den beiden Jungen lieber, und bester Laune schlossen sie sich ihm an. Er kaufte das Eis und reichte es ihnen.
»Und du?« fragte ihn Evelino.
»Ach ja, ich«, machte Desiderio: Er kaufte noch eins, schaute es einen Augenblick an und warf es über eine Hecke. Auf diese Geste und die Verwunderung von Franco und Evelino hin näherten sich andere Jungen und betrachteten ihn; unter ihnen war auch Chini, Arm in Arm mit einem anderen sehr hübschen Typen, einem gewissen Delchi. »Wollt ihr auch ein Eis?«, fragte er die anderen, die er vom Baden kannte, aber nur vom Sehen. Einige erröteten und gingen davon. Andere, darunter Chini, Delchi und der kleine Leonilo, blieben, um das unverhoffte Sorbett mitzunehmen. »Tanzt du nicht?«, fragte Desiderio Chini.
»Ich finde keine Tänzerin«, sagte der sogleich treuherzig und überraschend.
»Such dir eine«, schlug Desiderio ihm scherzhaft vor. »Schau nur, wieviele hübsche Mädchen.«
»Sie wollen mich nicht …«, sagte Chini lachend. Doch in diesem Moment wurde er von ein paar Freunden gerufen, und um Erlaubnis bittend entfernte er sich; sowohl Delchi als auch Leonilo folgten ihm.
Franco und Evelino sahen ihn mit einer Miene an, die besagte, sie hätten ja nun Freundschaft geschlossen und wollten zusammenbleiben. »Gehen wir ein paar Schritte?«, fragte Desiderio also, doch ohne große Hoffnung, dass sie darauf eingehen würden.
»Gehen wir«, sagte Franco. Sie stiegen zum Rost hinauf und nahmen von dort aus den Pfad in Richtung San Gaetano hinunter. Die Nacht war kühl, klar und ganz leicht vom Mond vergoldet.
Schwatzend gingen sie den Damm entlang; Desiderio, der in der Mitte ging, nahm sie beim Arm.
»Wie alt bist du?«, fragte er Evelino.
»Fast dreizehn«, antwortete der Junge.
»Und du, Franco?«
»Fünfzehn.« Da scherzte Desiderio ein wenig über ihr Alter; und seine Anspielungen amüsierten die beiden Jungen sehr, denn sie fanden sie, um die Wahrheit zu sagen, keineswegs zu gewagt.
Evelinos frische und blasse Wange zu streicheln war eine echte Versuchung. Und bei den Liebkosungen hatten seine Augen einen dunklen Schimmer, wie Wasser.
Drei- oder vierhundert Meter vom Tanz entfernt führte ein kleiner Pfad vom Damm hinunter über ein paar Felder bis zur Straße. In jenen Pfad bogen sie ein, und als sie im Schatten der Maulbeerbäume und der Ligusterhecken angelangt waren, ließ Desiderio sie neben sich im Gras sitzen. Evelinos kleine Küsse schmeckten nach Zigaretten und sonnenverbrannter Haut … Doch es war, das ist klar, eine unschuldige Liebe.
Auf der Straße kehrten sie zum Tanz zurück und fanden das Fest unverändert lärmend wieder. Als Chini und die anderen sie erblickten, kamen sie ihnen entgegen, und etwas abseits von der Tanzfläche blieben sie eine Weile zusammen und unterhielten sich mit dem Eifer der noch ganz frischen Freundschaft … Plötzlich fragte Desiderio Chini, ob er mit ihm tanzen wolle.
»Gehen wir!«, erwiderte Chini mit seinen über dem roten Pullover leuchtenden Katzenaugen. Das Rot seiner Haare war fast orange.
Beim Tanz bewegte Chini sich aufrecht und gewandt. Desiderio, der Schlimmeres befürchtet hatte, war glücklich darüber. »Wie gut du tanzt«, sagte er zu ihm. Der Junge lächelte etwas verschämt über das Kompliment. »Ein echter Tänzer«, fuhr Desiderio fort, und während eine Samba gespielt wurde, nahm er seinen ganzen Mut zusammen: »Und außerdem bist du so schön …«, sagte er zu ihm, »so anmutig … Wie dumm die Mädchen sind, dass sie nicht mit dir tanzen wollen … Ich, ich würde den ganzen Abend mit dir tanzen … Ich bin gerne mit dir zusammen, weißt du.«
Chini senkte den Kopf: Aber es war eine zärtliche Schüchternheit voller Hingabe.
»Jawohl, ich würde dich den ganzen Abend an mich drücken …«, fuhr Desiderio fort und betrachtete auf dem Gesicht des Jungen die Wirkung jener seltsamen Worte: Chini lächelte, ein wenig schmachtend, maliziös.
»Du riechst … so gut. Wo kaufst du deine Brillantine?«
»Im Kurzwarenladen … in Morsano …«, sagte der Junge. »Und welche Sorte ist es?«
»Wie? … Ich weiß nicht … ich nehme ein Fläschchen mit und kaufe jedes mal für zwanzig Lire …«
Es war ein Geruch nach Pfirsich und Fleisch: Er erinnerte an die Zimmer der Prostituierten … Desiderio näherte seine Wange der Stirn des Jungen; und dieser näherte sich ihm. »Wie schön es ist, nah bei dir zu sein«, beharrte Desiderio. »Du bist besser als ein Mädchen.« Chini lächelte verwirrt.
»Hast du noch Geschwister?«
»Ja, einen kleineren Bruder, er ist dreizehn. Hast du ihn nicht gesehen? Es ist der Junge, der den Fahrradstand bewacht.«
»Ah, jetzt weiß ich … Er sieht dir ähnlich, hat aber glattere und blondere Haare als du … Und außerdem hat er zwei Augen wie ein Gauner … Er muss durchtriebener sein als du.«
»Er ist ein Dummkopf, weiter nichts.«
»Versteht ihr euch nicht?«
»Manchmal könnte ich ihn umbringen. Er will alles tun, was ich tue, und gibt nicht nach, auch wenn ich ihm den Schädel einschlage …«
»Wo wohnt ihr?«
»Oh, hier in der Nähe. Hinter dem Wäldchen sind ein paar Gärten, und am Ende ist unser Haus. Man kann auch von hier aus hingehen, über den Pfad am Rost.«
»Was für ein schönes Dorf Marzins ist!«
»Schön? Ich finde es so hässlich …«
»Du bist ja auch dort geboren.«
»Und woher bist du?«
»Aus einem fernen Ort, den du nicht einmal dem Namen nach kennst … Er liegt an einem See, rundherum sind hohe Berge voller Schnee, und große Wälder …«
»Das würde ich gerne sehen. Ich bin nie aus Marzins herausgekommen, seit meiner Geburt …«
»Findest du, dass dein Leben jetzt schöner ist als früher, wie du noch ein Kind warst?«
»Oh, damals war es besser! Was waren wir für Gauner, sogar der Lehrer hatte Angst vor uns.«
»Angst?«
»Jawohl, Angst. Einmal hat Delchi ihm den Stock aus der Hand genommen und war drauf und dran, ihn zu verprügeln: Da hat der Lehrer es ins Lächerliche gewendet … aber er hatte Angst! Wir waren eine Bande und waren uns alle einig. Eines Tages, als wir auf den Feldern Nester aushoben und dabei so taten, als wären wir Indianer, sind wir zufällig Mauro, dem Sohn des Käsers, begegnet, haben ihn an einen Maulbeerbaum gebunden, einen Todestanz um ihn herum aufgeführt und ihn von oben bis unten zerkratzt … Den ganzen Abend haben wir ihn da angebunden gelassen, und ich weiß noch, er weinte …«
»Habt ihr ihn nur zerkratzt?«
»Nein … «
»Was habt ihr denn noch mit ihm angestellt?«, fragte Desi lächelnd, um ihn zum Sprechen zu bewegen.
»Wir haben ihm die Hosen runtergezogen und ihn zum Gefreiten gemacht!«, antwortete der Junge dreist.
»Wir gingen immer zum Fischen«, fuhr er fort, »an den Bewässerungskanal und an den Tagliamento; aber am schönsten war es bei Sommeranfang, wenn mit Harpune und Lampe Frösche gefangen wurden. Ich entsinne mich, dass ich und Benito immer zusammen gingen; er hielt die Lampe, und ich tötete sie mit der Harpune … Manchmal fingen wir bis zu neunzig oder hundert an einem Abend, und er spießte sie auf Draht auf.«
»Du hättest also gern, dass es wieder wäre wie damals …«
»O ja! Und wie wir immer vor der Kirche Fußball spielten … Wenn du wüsstest, was wir nicht alles gemacht haben, um uns den Fußball zu kaufen: Man brauchte, glaube ich, vier- oder fünfhundert Lire, und die Eier kosteten damals zwei Lire das Stück: Man brauchte also zweihundert oder mehr, aber nach und nach haben wir sie unseren Müttern aus dem Hühnerstall oder dem Heuschober weggeklaut, indem wir die Hennen belauerten: In einer Woche hatten wir genug Geld zusammengekriegt, um den Fußball zu kaufen. Es war Delchi, der die Eier in San Vito verkaufen ging. Aber einmal habe ich ein Huhn beobachtet und gesehen, dass es hinten im Gemüsegarten auf etwas Stroh ein Ei legte, da bin ich hintenherum gerannt, damit mich keiner sieht, habe den Arm durch den Lattenzaun gesteckt und wollte gerade das Ei nehmen, aber, verdammt, da habe ich mich am Handgelenk gepackt gefühlt. Es war meine Mutter. An dem Abend hat es Prügel gesetzt!«
»Und warum bist du jetzt nicht so glücklich wie damals?«
»Oh, jetzt muss man arbeiten.«
»Und das gefällt dir nicht?«
»Ich könnte ohne auskommen. Und dann gibt’s in den großen Familien immer irgend ein Unglück, nie verstehen sich alle …«
»Und diese schönen Augen und die feurigen Haare, hast du die von deiner Mutter?«
»Ich weiß nicht, alle sagen, ich sehe meinem Vater ähnlich.«
»Ah«, fing Desiderio nach einer Pause wieder an, »du bist wirklich besser als ein Mädchen.«
»Ich habe Lust, dich zu küssen«, rief er plötzlich.
Sie tanzten noch ein wenig; das Gedränge auf der Tanzfläche war so groß, dass keiner sie beachtete.
»Hast du schon mal geküsst?« fragte er ihn jäh noch einmal.
»Ja.«
»Ach ja? Und wen?«
»Wir haben es unter uns ausprobiert …«
»Gehen wir hinaus«, schlug Desiderio daraufhin vor. »Ich habe Lust, dich zu küssen.«
Sie gingen am Damm entlang, zum gleichen Ort wie vorher, aber weiter hinein in den Schatten der Hecken.
Bei der Rückkehr machten sie in der Schenke halt; und dort tauchte der unbekannte Junge von nachmittags wieder auf. Er war ein Freund von Chini und grüßte ihn, aber durch den Fremden eingeschüchtert näherte er sich ihm nicht, und kurz darauf verschwand er mit den drei Zigaretten, die er an der Theke gekauft hatte.
Desiderio stürzte seinen Wein hinunter und rief Chini zu, dass er Lust zum Tanzen hätte … Fast im Laufschritt gingen sie wieder zur Tanzfläche; aber statt zu tanzen schleppte Desiderio Chini verzweifelt durch die Menge, auf und ab …»Er« war jedoch verschwunden …
Die anderen Freunde warteten auf sie und hatten sich ihnen bei der Suche angeschlossen, in dem Glauben, man ginge einfach spazieren. Mehr als eine Stunde verstrich, doch Desiderio verstand es, gerade weil er litt, seine Gefährten bei bester Laune zu halten.
Jetzt beäugte er Leonilo: Er hätte ihn mit Evelino vergleichen wollen. Er richtete es so ein, dass er mit ihm und Franco in Richtung Tagliamento ging … Aber es wurde nun schon spät … Die Nacht näherte sich dem Höhepunkt mit leisem Windhauch, mit gedämpftem und betäubendem Grillengezirpe …
Als sie wieder beim Wäldchen der Kirmes angekommen waren, standen Chini und »Er«, die Arme umeinandergelegt, auf der Walze und sahen der Jugend beim Tanzen zu, geradeso wie am Nachmittag.
»Jungs«, machte Desiderio, heiser vor Erregung. Er schlug seine ausdruckslosen Augen nieder. »Ist das ein Freund von dir, Chini?«, fragte Desiderio.
»Ja«, antwortete Chini.
»Und wie heißt er?«
»Benito.«
»Amüsierst du dich gut?«, fragte Desiderio darauf den Jungen, der unbeweglich dieses ganze Interesse an seiner Person mitangehört hatte.
»Es geht«, antwortete er. Chini blickte ihn leicht ironisch an, als...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Impressum
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
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- Viertes Kapitel
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