Medea
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Medea

  1. 111 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Über dieses Buch

Zauberei, Eifersucht und Kindsmord haben "Medea" zu einem der berühmtesten Dramen der griechischen Antike gemacht. Die Königstochter Medea hat für ihren Liebhaber Jason alles aufgegeben, ihre Familie verraten, zwei Söhne geboren und ihm geholfen, das Goldene Vlies zu stehlen. Doch im Exil in Korinth beschließt Jason, die dortige Königstochter zu heiraten. Dieser Verrat treibt Medea in die Verzweifelung und zur äußersten Tat. In seinem Stück erweckt Euripides eine der schillerndsten und kontroversesten Figuren der griechischen Mythologie eindrucksvoll zum Leben.

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Information

Vor dem Hause Jasons zu Korinth.
AMME.
Oh, wäre durch die schwarzen Wunderfelsen nie
Das Schiff geflogen, steuernd nach dem Kolcherland,
Wär auf den Waldhöhn Pelions nie der Fichtenstamm
Durchs Beil gefallen, hätte nie zum Steuer gedient
Der Hand erkorner Helden, die das goldne Vlies
Dem Pelias holten! Nimmermehr wär auch geschifft
Medea, meine Herrin, dann zur Griechenstadt,
Von Jasons Liebe hingerissen und betört,
Und hätte Pelias' Töchter nie zum Vatermord
Verführt und wohnte nicht im Land Korinthos hier
Mit Mann und Kindern – bei den Bürgern zwar beliebt,
In deren Land sich niederließ die Fliehende,
Und treu zur Seite Jason stehend überall,
Worauf die Wohlfahrt allermeist im Haus beruht,
Wenn mit dem Manne einträchtig wirkt des Weibes Sinn. –
Doch nun ist alles feindlich, und das Leben siecht,
Weil Jason meine Herrin samt den Kindern hat
Im Stich gelassen und die junge Fürstin freit,
Die Tochter Kreons, der in diesem Land gebeut.
Und sie, das unglückselige, frech verschmähte Weib,
Medea, ruft die Eide, ruft der Treue Pfand,
Den Bund der Hände, rufet laut der Götter Macht
Zu Zeugen, wie von Jason ihr vergolten sei.
Dem Schmerze hingegeben, ohne Speise liegt
Sie da, verzehrt in Tränen sich die ganze Zeit,
Seitdem sie weiß, verraten sei sie vom Gemahl.
Das Auge nicht aufschlagend noch vom Boden je
Das Antlitz hebend, hört auf Freundeswort und Trost
Sie minder als der Felsen, als die Welle im Meer;
Nur daß mitunter, wendend ihren blassen Hals,
Sie für sich selber um den trauten Vater stöhnt,
Um Haus und Heimat, die sie einst verriet und floh,
Dem Manne folgend, der ihr mit Verschmähung lohnt.
Erkannt an ihrem Leide hat die Arme nun,
Wie glücklich ist, wer Herd und Heimat nicht verließ!
Die Kinder haßt sie, freut an ihrem Blick sich nicht –
Sie brütet, fürcht ich, über etwas Schrecklichem!
Ihr Herz ist schlimm, und Unrecht wird es nimmermehr
Ertragen; ja, ich kenne diese und fürchte sehr,
Sie stößt sich durch die eigne Brust den scharfen Stahl,
Ermordet wohl den Kreon samt dem Bräutigam
Und ladet dann noch größres Unheil auf ihr Haupt.
Denn schrecklich ist sie, und den Sieg gewinnt so leicht
Kein Gegner, der zum Kampf mit ihr anbinden mag.
Doch von der Rennbahn kommen nach beendigtem
Spiel hier die Knaben, von der Mutter Ungemach
Nichts ahnend. Harmlos ist der Jugend muntrer Sinn!
Der Erzieher mit den Kindern tritt auf.
ERZIEHER.
Du, meiner Herrin altgetreues Gut im Haus,
Warum so einsam stehst du vor den Pforten hier,
Beklagst in Selbstgesprächen unsre Not? Wie kommt's,
Daß ohne dich Medea einsam weilen will?
AMME.
Du greiser Führer, Jasons Kindern beigesellt,
Dem braven Diener ist der Herrschaft Ungemach
Wie eignes Leiden, greift ihm innig tief ans Herz.
So hat der Kummer dergestalt mich übermannt,
Daß mich's heraus ins Freie hier getrieben hat,
Die Not der Herrin Erd und Himmel kundzutun.
ERZIEHER.
Zufrieden also gibt sich noch ihr Jammer nicht?
AMME.
Ich bitt dich! Nicht die Hälft ist das! Erst hebt er an.
ERZIEHER.
O Törin! – wenn man seine Herrn so nennen darf.
Und weiß noch gar nichts von der andern neuen Not!
AMME.
Was ist es, Alter? Teile mir's aufrichtig mit!
ERZIEHER.
Nichts! Hätt ich lieber auch das vorige nicht gesagt!
AMME.
Der Dienstgenossin birg es nicht, bei deinem Bart!
Ich will, wenn's nötig, treu verschweigen, was du sagst.
ERZIEHER.
Ich stand beim Brettspiel, wo die ältern Männer sich
Einfinden, um Peirenes allverehrten Born,
Da hört ich einen sagen, so, als hörte ich's nicht,
Daß diese Kinder aus dem Weichbild von Korinth
Mit ihrer Mutter treiben wolle dieses Lands
Gebieter Kreon. Ob die Rede wahr jedoch,
Das weiß ich nicht und wollte wohl, sie wär es nicht.
AMME.
Und könnte Jason über seine Kinder dies
Ergehen lassen, wenn er auch die Mutter haßt?
ERZIEHER.
Vor neuen Liebesbanden weichen alte stets,
Und er ist unserm Hause nicht mehr zugetan.
AMME.
So sind wir denn verloren, wenn sich neues Leid
Gesellt zum alten, eh noch dies verwunden ist!
ERZIEHER.
Doch da die Zeit jetzt, dies der Herrin kundzutun,
Nicht ist, so sei ja ruhig und verschweig das Wort!
AMME.
O Kinder, hört ihr's, wie's der Vater meint mit euch?
Ich will ihm zwar nicht fluchen, denn er ist mein Herr,
Doch schlecht und treulos an den Seinen handelt er!
ERZIEHER.
Wer in der Welt macht's anders? Jetzt erst siehst du ein,
Daß jeder sein mehr als des Nächsten Wohl bedenkt,
Wie diese hier ihr Vater opfert seiner Lust?
AMME.
Es wird noch gut gehn, Kinder, geht ins Haus hinein.
Du aber halte möglichst abgeschlossen sie
Und bring sie nicht der Mu...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Kolophon
  3. Personen
  4. Chapter
  5. Über Medea