Profit First
eBook - ePub

Profit First

Ein einfaches System, jedwedes Unternehmen von einem kapitalfressenden Monster in eine Geldmaschine zu verwandeln

  1. 264 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Profit First

Ein einfaches System, jedwedes Unternehmen von einem kapitalfressenden Monster in eine Geldmaschine zu verwandeln

Über dieses Buch

Entgegen der herrschenden Meinung sind Unternehmer nicht per se reich. Der Autor stellt fest, dass viele Unternehmen eher unrentabel sind und viele Selbständige selbst und ständig arbeiten – und so, dass sie kaum davon leben können.Profit First liefert ein einfaches und überwältigend effektives Buchhaltungssystem, das jedes Unternehmen von einer Geldvernichtungsmaschine zu einer Geldmaschine machen kann.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Profit First von Mike Michalowicz, Barbara Budrich im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Betriebswirtschaft & Verwaltung. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

[23] Kapitel 1
Dein Unternehmen ist ein außer Kontrolle geratenes geldvernichtendes Monster

Unabhängig davon, wie lange Du schon im Geschäft bist: Vermutlich kennst Du die Statistiken, die besagen, dass grob 50 % der Unternehmen innerhalb der ersten fünf Jahre pleitegehen. Was sie Dir nicht erzählen, ist, dass diese gescheiterten Unternehmer eigentlich diejenigen sind, die Glück hatten! Der Großteil der Unternehmen, die überleben, häufen Schulden an, und ihre Chefs sind im Dauerstress. Die meisten Unternehmer leben in einem finanziellen Albtraum, einem, der von Freddy Krueger oder Frankensteins Monster bevölkert ist, in seiner groben, unverfälschten, beängstigenden Art. Es ist so, dass ich glaube, dass ich Dr. Frankenstein bin.
Wenn Du „Frankenstein“, den Klassiker von Mary Shelley, gelesen hast, dann weißt Du genau, wovon ich spreche. Der gute Doktor erschuf Leben. Aus unterschiedlichen Körperteilen bastelte er ein Lebewesen zusammen, das eher ein Monster war als ein Mensch. Seine Kreatur war zunächst natürlich kein Monster. Zuerst war es ein Wunder. Dr. Frankenstein hauchte etwas Leben ein, das ohne seine außergewöhnliche Idee und seine unermüdliche harte Arbeit niemals existiert hätte.
Genau wie ich. Genau wie Du. Wir haben etwas aufgebaut, das es nicht gegeben hatte, bevor wir es uns erträumt hatten. Wir haben Unternehmen aus dem Nichts erschaffen. Beeindruckend! Ein Wunder! Großartig! Das war es zumindest, bis das Monster hervortrat.
Es ist ein Wunder, ein Unternehmen nur mit einer großartigen Idee, Deinen einzigartigen Fähigkeiten und ein paar Ressourcen zu erschaffen. Und es fühlt sich auch so an. Bis zu dem Tag, an dem Du zugeben musst, dass Dein Unternehmen ein gigantisches, furchterregendes, [24] seelenaussaugendes, geldvernichtendes Monster geworden ist. An diesem Tag entdeckst Du, dass auch Du ein ehrenwertes Mitglied der Familie Frankenstein bist.
Und die psychischen und physischen Qualen dauern an, genau wie in Shelleys Buch. Du versuchst, das Monster zu kontrollieren – aber Du schaffst es nicht. Das Monster bringt mit jeder Bewegung mehr und mehr Zerstörung: leere Konten, überzogene Kreditkarten, Darlehen und eine wachsende Liste „unbedingt notwendiger“ Kosten. Es frisst zudem Deine Zeit. Du wachst vor Morgengrauen auf, um zu arbeiten, und lange nach Sonnenuntergang bist Du immer noch dran. Du arbeitest und arbeitest – doch das Monster bleibt bedrohlich. Dein unablässiges Arbeiten befreit Dich nicht; es schwächt Dich noch weiter. Das Monster in Schach zu halten, um es daran zu hindern, Deine ganze Welt zu zerstören, ist enorm anstrengend. Du leidest an Schlaflosigkeit, hast Angst vor den Anrufen Deiner Gläubiger – manchmal vor Deinen eigenen Angestellten – und lebst in einer nahezu ununterbrochenen Panik bei dem Gedanken daran, wie Du nächste Woche die Rechnungen bezahlen sollst – mit ein paar Euro und den Krümeln in Deiner Tasche. Hast Du Dein Unternehmen nicht gegründet, um Dein eigener Boss zu sein? Jetzt sieht es so aus, als sei das Monster Dein Boss.
Wenn Du den Eindruck hast, Dein Unternehmen zu führen sei näher an einer Horrorstory als an einem Märchen dran, dann bist Du nicht allein. Seit ich mein erstes Buch geschrieben habe, „Not macht erfinderisch – der Klopapier-Unternehmer“, habe ich zehntausende Unternehmer getroffen, und lass mich sagen: Die meisten kämpfen damit, das Biest zu bezwingen, zu dem ihr Unternehmen geworden ist. Viele Firmen – selbst jene, die so aussehen, als hätten sie’s, selbst die Großen, die so aussehen, als würden sie ihre Branchen dominieren – sind einen schlechten Monat vom totalen Zusammenbruch entfernt.
Mein eigener Weckruf kam in Gestalt des Sparschweins meiner Tochter.

Das Sparschwein, das mein Leben veränderte

Ich verlor meine Orientierung an dem Tag, an dem ich einen Scheck in Höhe von 388.000 Dollar erhielt. Es war der erste einer Reihe von [25] Schecks, die ich für den Verkauf meiner zweiten Firma an ein Fortune-500-Unternehmen bekam. Ich war Mitbegründer dieses Computer-Unternehmens für Forensik gewesen, und der Wert lag bei mehreren Millionen. Ich hatte mittlerweile zwei Unternehmen aufgebaut und verkauft. Und dieser Scheck war nun der letzte Beweis, den ich noch brauchte, um mich von dem überzeugen zu lassen, was meine Freunde und Familie über mich erzählten: In puncto Unternehmensaufbau hatte ich die goldene Hand des Midas.
An dem Tag, an dem der Scheck kam, kaufte ich drei neue Autos: einen Dodge Viper (das Auto meiner College-Träume; von dem ich später erfuhr, dass viele Leute es für ein „Der-Typ-muss-einen-echt-kleinen-Schniedel-haben-Auto“ bezeichnen), ein Auto, von dem ich immer gesagt hatte, ich würde es mir „eines Tages“ kaufen, wenn ich „es geschafft hatte“. Ich kaufte außerdem einen Land Rover für meine Frau und ein Ersatzauto, einen aufgemotzten BMW.
Ich war eigentlich immer sehr sparsam gewesen, doch jetzt war ich reich (mit einem entsprechenden Ego). Ich trat einem Privatclub bei. Die Art von Club, wo Dein Name umso weiter oben auf der Mitgliederliste steht, je mehr Du spendest. Und ich mietete ein Haus auf einer entlegenen Hawaiianischen Insel, sodass meine Frau, meine Kinder und ich die folgenden drei Wochen dort verbringen konnten: So konnten wir schon einmal austesten, wie unser neues Leben so laufen würde. Du weißt schon, „wie die da oben so leben“.
Ich war der Ansicht, es sei nun an der Zeit, in dem Geld zu schwelgen, das ich selbst erwirtschaftet hatte. Noch wusste ich nicht, was ich in Kürze lernen würde: dass es einen Unterschied gibt, zwischen Geld einnehmen (Einkommen) und Geld behalten (Gewinn). Dies sind zwei sehr, sehr unterschiedliche Dinge.
Mein erstes Unternehmen erschuf ich aus Ehrgeiz und Luft. Ich schlief in meinem Auto oder unter Konferenztischen, wenn ich Kunden besuchte. So konnte ich Hotelkosten sparen. Du kannst Dir also in etwa das Erstaunen im Gesicht meiner Frau Krista vorstellen, als ich den Autoverkäufer nach dem „teuersten Land Rover, den Ihr habt“ fragte. Ich fragte nicht nach dem besten Land Rover, nicht nach dem sichersten Land Rover. Ich wollte den teuersten Land Rover. Der Verkäufer hüpfte fröhlich zu seinem Chef und klatschte begeistert in die Hände.
Krista schaute mich an und fragte: „Hast Du den Verstand verloren? Können wir uns das wirklich leisten?“
[26] Aufgeblasen wie ich war, sagte ich: „Können wir uns das leisten? Wir haben mehr Geld als der liebe Gott!“ Ich werde niemals den Blödsinn vergessen, den ich an diesem Tag von mir gab. Widerwärtige Worte und so ein widerliches Ego. Krista hatte Recht. Ich hatte den Verstand verloren – und zumindest für diesen Augenblick auch meine Seele.
Dieser Tag war der Anfang vom Ende. Ich war dabei zu entdecken, dass ich zwar wusste, wie man Millionen macht, dass ich aber so richtig, richtig gut darin war, Millionen zu versieben.
Es war nicht allein dieser Lebensstil, der für meinen finanziellen Untergang sorgte. Diese Statussymbole waren Ausdruck meiner Arroganz: Ich glaubte an meinen eigenen Mythos. Ich war die Neuauflage von König Midas. Ich konnte gar nichts falsch machen. Und weil ich ein goldenes Händchen hatte und wusste, wie man erfolgreiche Unternehmen aufbaut, beschloss ich, dass ich meinen neuen Reichtum am besten in ein Dutzend nagelneuer Start-ups investieren solle. Letztlich war es ja bloß eine Frage der Zeit, bis der Funke meines unternehmerischen Genies auf diese verheißungsvollen Unternehmen überspringen würde.
Kümmerte es mich, ob die Gründer dieser Unternehmen eine Ahnung von dem hatten, was sie taten? Nein – schließlich kannte ich alle Antworten (lies dies bitte mit einer entsprechend arroganten A*-Betonung). Ich ging davon aus, dass mein goldenes Händchen den Mangel an unternehmerischer Expertise jederzeit ausgleichen würde. Ich rekrutierte ein Team, das die Infrastruktur all dieser Start-ups managen sollte – Buchhaltung, Marketing, Social Media, Webdesign. Ich war davon überzeugt, dass ich die Erfolgsformel besaß: ein vielversprechendes Start-up, die Infrastruktur und mein unglaubliches, überlegenes, magisches goldenes Händchen (noch mehr arrogante A*-Betonung).
Dann begann ich, Schecks auszustellen – fünftausend Dollar an diesen, zehntausend an jenen, jeden Monat mehr Schecks und noch mehr Schecks. Einmal stellte ich einen Scheck über fünfzigtausend Dollar aus, um für die Kosten eines dieser Unternehmen aufzukommen. Ich war auf eine einzige Sache aus: Wachstum. Ich überschüttete die Start-ups mit Geld ohne nachzudenken. Unternehmen, die nicht einmal mit meinen eigenen Werten zum Thema Geld in Einklang standen. Ich sorgte dafür, dass die Unternehmen auf mein Geld angewiesen waren und war stolz darauf. Und ich sah meine eigenen [27] Fehler nicht. Ich war aufgeblasen und borniert. Mach die Unternehmen groß und verkaufe sie. Im Rückblick ist mir klar, dass ich niemals in der Lage gewesen wäre, all diese Unternehmen so aufzubauen, dass sie tatsächlich in ihren Nischen so erfolgreich geworden wären, wie ich dies mit meinen beiden ersten Unternehmen geschafft hatte. Es gab niemals ausreichende Erlöse, um der wachsenden Ausgaben Herr zu werden.
Aufgrund meines riesigen Egos gestattete ich es den fähigen Leuten, die diese Unternehmen gegründet hatten, nicht, echte Unternehmer zu werden. Ich sah sie lediglich als Bauern in meinem Schachspiel. Ich ignorierte die Warnzeichen und schob fröhlich weiter Geld in meine Investitionen. Ich war sicher, König Midas würde das Ruder herumreißen.
Innerhalb der nächsten zwölf Monate gingen alle dieser Unternehmen, in die ich investiert hatte, pleite – bis auf eines. Als ich anfing, Schecks auszustellen, um für die Kosten der Unternehmen aufzukommen, die bereits untergegangen waren, wurde mir klar, dass ich kein Business Angel war. Ich war eher ein Todesengel.
Es war eine monumentale Katastrophe. Streich das: Ich war die monumentale Katastrophe. Innerhalb von nur zwei Jahren hatte ich nahezu jeden Cent meines hart verdienten Vermögens verloren. Über eine halbe Million Dollar an Ersparnissen war futsch. Ein weit größerer (beschämend viel größerer) Betrag an Investitionen versenkt. Schlimmer noch, ich hatte kein Einkommen. Am 14. Februar 2008 saß ich vor meinen letzten zehntausend Dollar.
Ich werde diesen Valentinstag niemals vergessen. Nicht weil er so voller Liebe war (obwohl er das auch war), sondern weil dies der Tag war, an dem ich begriff, dass das gute alte Sprichwort „Wenn Du ganz am Boden liegst, kann es nur noch aufwärts gehen“ völliger Blödsinn ist. Ich fand an diesem Tag heraus, dass Du, wenn Du am Boden liegst, manchmal noch am Boden entlanggeschleift wirst. Und Dein Gesicht wird an jedem Stein aufgeschürft, der am Boden verstreut liegt, bis Du total zerschlagen, blutig und von blauen Flecken übersät bist.
An diesem Morgen rief mich Keith an, mein Steuerberater (nicht zu verwechseln mit Keith dem Heißluftballon-Typen). Er sagte: „Gute Neuigkeiten, Mike. Ich hab mich mit den Steuern dieses Jahr richtig beeilt und habe Deine Erklärung für 2007 schon fertig. Du musst bloß 28.000 Dollar nachzahlen.“
[28] Ich spürte einen heftigen Schmerz in meiner Brust, wie einen Messerstich. Ich erinnere mich, dass ich dachte: „Fühlt sich so ein Herzinfarkt an?“
Ich müsste mich gewaltig anstrengen, um die 18.000 Dollar zusammenzubekommen, die ich nicht hatte. Dann müsste ich einen Weg finden, wie ich die nächste Monatsrate für mein Haus bezahlen könnte und dann all diese anderen kleinen wiederkehrenden und die unerwarteten Ausgaben, die sich zu einem hübschen Sümmchen zusammenaddierten.
Kurz bevor Keith das Telefonat beendete, sagte er, dass er seine Rechnung am Montag schicken würde.
„Wie viel?“, fragte ich.
„Zweitausend.“
Ich spürte, wie das Messer sich drehte. Ich hatte ganze 10.000 Dollar in meinem Besitz und Rechnungen in dreifacher Höhe. Als ich aufgelegt hatte, legte ich den Kopf auf meinen Schreibtisch und schluchzte. Ich hatte mich so weit von meinen eigenen Werten, von dem Menschen, der ich in meinem Innersten bin, entfernt, dass ich alles ruiniert hatte. Jetzt konnte ich nicht nur die Steuer nicht bezahlen. Ich hatte auch nicht die leiseste Ahnung, wie ich für meine Familie sorgen könnte.
Im Haus der Familie Michalowicz ist der Valentinstag ein wahrer Feiertag, ungefähr auf gleicher Höhe mit Thanksgiving, das in den USA noch mehr gefeiert wird als Weihnachten in Deutschland. Wir treffen uns zu einem besonderen gemeinsamen Abendessen, tauschen Karten aus und erzählen uns bei Tisch Geschichten darüber, was wir aneinander so schätzen und lieben. Deshalb ist der Valentinstag mein Lieblingstag des Jahres. Normalerweise komme ich mit Blumen nach Hause oder mit Luftballons oder mit beidem. An diesem Valentinstag kam ich mit nichts.
Obwohl ich versuchte, es zu verbergen, wusste meine Familie, dass etwas nicht stimmte. Beim Abendessen fragte Krista, was los sei. Mehr brauchte es nicht; der Damm brach. Ich schämte mich so sehr. Ich wechselte von einem gezwungenen Lächeln innerhalb weniger Sekunden zu einem Weinkrampf. Meine Kinder starrten mich erschrocken und entsetzt an. Als ich mich soweit beruhigt hatte, dass ich sprechen konnte, sagte ich: „Ich habe alles verloren. Jeden einzelnen Cent.“
[29] Absolute Stille. Ich sank auf meinem Stuhl zusammen. Ich schämte mich viel zu sehr, als dass ich meine Familie hätte ansehen können. Jetzt, wo all das Geld weg war, das ich verdient hatte, um uns zu ernähren. Ich hatte nicht nur darin versagt, meine Familie zu versorgen, mein Ego hatte alles gestohlen. Ich schämte mich so unendlich und irrsinnig für das, was ich getan hatte.
Meine Tochter Adayla, damals neun, stand auf und rannte in ihr Zimmer. Ich konnte es ihr nicht verdenken – ich wäre am liebsten selbst weggelaufen.
Die Stille hielt noch zwei weitere schmerzvoll-peinliche Minuten an. Dann kehrte Adayla zurück, ihr Sparschwein in Händen. Das Sparschwein, das sie zu ihrer Geburt bekommen hatte. Sie war ganz offensichtlich sorgsam damit umgegangen, denn nach all den Jahren hatte es nicht einen Kratzer, nicht eine Schramme. Sie hatte den Gummistopfen mit einer Kombination aus Textilklebeband, Tesa und Gummibändern gesichert.
Adayla stellte ihr Sparschwein auf den Esstisch und schob es zu mir herüber. Dann sagte sie die Worte, die mich bis zu meinem Tode begleiten werden:
„Daddy, wir schaffen das!“
An diesem Valentinstag erwachte ich und fühlte mich so, wie Debbie Horovitch sich nach ihrem Instant Assessment fühlte: wie ein Idiot. Doch am Ende dieses Tages hatte ich begriffen, was Vermögen wirklich bedeutet. Dank meiner neun Jahre alten Tochter. An diesem Tag habe ich auch verstanden, dass unabhängig vom eigenen Talent oder der eigenen Genialität oder der eigenen Leidenschaft und Fähigkeit Bargeld immer noch das Wichtigste ist – Cash is King. Ich erkannte, dass ein neunjähriges Mädchen die Grundlagen finanzieller Sicherheit gemeistert hatte: Spare und bring Dein Geld in Sicherheit, damit es nicht gestohlen wird – von Dir selbst. Und ich verstand, dass ich mir jederzeit erzählen konnte, dass mein natürliches unternehmerisches Geschick, mein unerbittlicher Drive und meine solide Arbeitsmoral jede Liquiditätskrise überwinden konnte – aber dass dies eine Lüge wäre.
Das Instant Assessment zu durchlaufen, kann wie eine eiskalte Dusche sein sein (wenn Du die „Ice Bucket Challenge“ vor ein paar Jahren mitgemacht hast, kennst Du den Kälteschock, den ich meine, der durch alle Knochen fährt). Oder es kann zum demütigsten Moment Deines Lebens werden – gerade so als würde Deine Tochter [30] ihre Ersparnisse anbieten, um Dir aus der Klemme zu helfen, in die Du Dich selbst bugsiert hast. Doch egal, wie groß der Schmerz auch sein mag, es ist besser, sich dem zu stellen, als einfach weiterzumachen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung.

Geldprobleme

Vermutlich hast Du viel Arbeit in den Aufbau Deines Unternehmens gesteckt. Du bist vermutlich gut oder sehr gut darin. Das ist fantastisch. Und das ist mit Sicherheit die eine Hälfte der Gleichung. Doch außerordentliches Wachstum ohne finanzielle Gesundheit wird Dein Unternehmen ruinieren. Mit diesem Buch hast Du die Chance, Deine Finanzen zu meistern.
Geld ist die Grundlage. Ohne ausreichende Gelder können wir unsere Botschaft, unsere Produkte, unsere Dienstleistungen der Welt da draußen nicht anbieten. Ohne ausreichendes Kapital werden wir zu Sklaven des Unternehmens, das wir selbst gegründet haben. Das ist urkomisch, denn schließlich haben wir unser Unternehmen nicht zuletzt gegründet, um frei zu sein.
Ohne genügend Geld können wir unser authentisches Ich nicht in vollen Zügen ausleben. Geld verstärkt den Charakter. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Du dazu bestimmt bist, etwas Großes auf diesem Planeten zu bewegen. Du trägst den Umhang des in meinen Augen größten aller Superhelden: den Umhang des Unternehmers. Doch Deine Superheldenkräfte sind nur so stark wie Deine Energiequelle. Geld. Du brauchst Geld, Du Superheld.
Als ich mich hinsetzte, um herauszufinden, wo es bei mir schiefgelaufen war, stellte ich fest, dass mir Wissen fehlte. Natürlich hatten auch meine eigenen Gewohnheiten beim Geldausgeben und meine Arroganz mitgeholfen. Ich hatte es vollbracht, Unternehmen sehr schnell wachsen zu lassen, doch ich hatte niemals wirklich verstanden, wie Rentabilität funktioniert. Ich hatte gelernt, Geld einzusammeln, klar, aber ich hatte nicht gelernt, wie ich es behalten, wie ich es kontrollieren und mein Vermögen wachsen lassen konn...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Widmung
  6. Vorwort von Benita Königbauer
  7. Einführung
  8. Kapitel 1: Dein Unternehmen ist ein außer Kontrolle geratenes geldvernichtendes Monster
  9. Kapitel 2: Die Grundprinzipien von Profit First
  10. Kapitel 3: Profit First für Dein Unternehmen aufsetzen
  11. Kapitel 4: Wie gesund ist Dein Unternehmen?
  12. Kapitel 5: Zuteilungsprozente
  13. Steuern mit Profit First in Deutschland
  14. Kapitel 6 : Profit First anleiern
  15. Kapitel 7: Schulden abbauen
  16. Kapitel 8: Geld im Unternehmen finden
  17. Kapitel 9: Profit-First-Techniken für Fortgeschrittene
  18. Kapitel 10: Profit First leben
  19. Kapitel 11: Verhindern, dass alles zusammenbricht
  20. Epilog
  21. Danksagungen
  22. Anhang 1: Profit-First-Schnelleinstieg
  23. Anhang 2: Das Instant-Assessment-Formular
  24. Anhang 3: Glossar der Schlüsselbegriffe
  25. Stichwortverzeichnis
  26. Anmerkungen