Fasching - Eine Studie
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Fasching - Eine Studie

  1. 55 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Fasching - Eine Studie

Über dieses Buch

Wer die Lektüre von "Apostel" von Gerhart Hauptmann genossen hat, wird auch diese Erzählung regelrecht verschlingen.

Welche Rolle spielt der Mensch in Natur und Kosmos? Dieser Frage geht Gerhart Hauptmann in seinem ersten Prosawerk nach.

Das feierwütige Segelmacherehepaar Kielblock nimmt an dem saisonabschließenden Faschingsball teil, auf dem ihnen etwas widerfährt, womit sie niemals gerechnet hätten...

Häufig gestellte Fragen

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Information

Fasching

Segelmacher Kielblock war seit einem Jahr verheiratet. Er besass ein hübsches Eigentum am See, Häuschen, Hof, Garten und etwas Land. Im Stall stand eine Kuh, auf dem Hofe tummelten sich gackernde Hühner und schnatternde Gänse. Drei fette Schweine standen im Koben, die im Laufe des Jahres geschlachtet werden sollten.
Kielblock war älter als seine Frau, aber trotzdem nicht minder lebenslustig als diese. Er sowohl wie sie liebten die Tanzböden nach wie vor der Hochzeit, und Kielblock pflegte zu sagen: „Der ist ein Narr, der in die Ehe geht wie in ein Kloster. Gelt, Mariechen,“ setzte er dann gewöhnlich hinzu, sein rundes Weibchen mit den robusten Armen umfassend und drückend, „bei uns geht das lustige Leben jetzt erst recht an.“
Und wirklich, sechs kurze Wochen ausgenommen, war das erste Ehejahr der beiden Leute gleichsam ein einziger Festtag gewesen. Die sechs Wochen aber hatten nur wenig an ihrer Lebensweise ändern können. Der kleine Schreihals, welchen sie gebracht, wurde der Grossmutter überlassen, und heidi ging’s hinaus, so oft der Wind eine Walzermelodie herübertrug und in die Fenster des abseits gelegenen Häuschens hineinklingen liess.
Aber nicht nur auf allen Tanzmusiken ihres Dorfes waren Kielblocks anwesend, auch auf denen der umliegenden Dörfer fehlten sie selten. Musste die Grossmutter, was oft vorkam, das Bett hüten, so wurde „das kleine Balg“ eben mitgenommen. Man machte ihm dann im Tanzsaal, so gut es gehen wollte, ein Lager zurecht, gewöhnlich auf zwei Stühlen, über deren Lehnen man Schürzen und Tücher zum notdürftigen Schutze gegen das Licht hing. Und in der Tat schlief das arme Würmchen, auf diese Art gebettet, unter dem betäubenden Lärm der Blechinstrumente und Klarinetten, unter dem Gescharr, Getrampel und Gejohle der Walzenden, inmitten einer Atmosphäre von Schnaps- und Bierdunst, Staub und Zigarrenrauch oft die ganze Nacht.
Wunderten sich die Anwesenden darüber, so hatte der Segelmacher immer die eine Erklärung bereit: „Es ist eben der Sohn von Papa und Mama Kielblock, verstanden?“ Begann Gustavchen zu schreien, so stürzte seine Mutter, sobald sie den angefangenen Tanz beendet, herbei, raffte ihn auf und verschwand mit ihm in dem kalten Hausflur. Hier, auf der Treppe sitzend oder wo sie sonst Raum fand, reichte sie dem Kleinen die vom Trinken und Tanzen erhitzte, keuchende Brust, die es gierig leer sog. War es satt, so bemächtigte sich seiner zumeist eine auffallende Lustigkeit, welche den Eltern nicht wenig Freude bereitete, um so mehr, da sie nicht lange anzuhalten, sondern bald von einem totenähnlichen, bleiernen Schlaf verdrängt zu werden pflegte, aus dem das Kind dann bis zum kommenden Morgen sicher nicht mehr erwachte.
Sommer und Herbst waren verstrichen. Eines schönen Morgens, als der Segelmacher nach einer guten Nacht unter seine Haustüre trat, war die Gegend in einen Schneemantel gehüllt. Weisse Flecken lagen in den Wipfeln des Nadelwaldes, der den See und in weitem Umkreise die Ebene umschloss, in welcher das Dörfchen gelegen war.
Der Segelmacher schmunzelte in sich hinein. Der Winter war seine liebste Jahreszeit. Schnee erinnerte ihn an Zucker, dieser an Grog; Grog wiederum erregte in ihm die Vorstellung warmer, festlich erleuchteter Zimmer und brachte ihn somit auf die schönen Feste, welche man im Winter zu feiern gewohnt ist.
Mitgeheimer Freude schaute er den schwerfälligen Kähnen zu, welche nur noch mit Mühe vorwärts bewegt werden konnten, weil bereits eine dünne Eisfruste den See bedeckte. „Bald“, sagte er zu sich selbst, „sitzen sie ganz fest, und dann kommt meine gute Zeit.“
Es würde verfehlt sein, Herrn Kielblock schlechtweg für einen Faulenzer von Profession zu halten, im Gegenteil, kein Mensch konnte fleissiger arbeiten als er, solange es Arbeit gab. Wenn jedoch die Schiffahrt und damit die Arbeit einmal auf Monate gründlich einfror, grämte er sich keineswegs darüber, sondern sah in der Musse eine willkommene Gelegenheit, das zu verjubeln, was er sich vorher erworben.
Aus einer kurzen Pfeife qualmend schritt er die Böschung hinunter, bis an den Rand des Sees, und tippte mit dem Fuss auf das Eis. — Es zerbrach wider Erwarten beim leisesten Drucke, und der Segelmacher hätte, obgleich er das Experiment mit aller Vorsicht ausgeführt, doch beinahe das Gleichgewicht verloren.
Derb fluchend zog er sich zurück, nachdem er die Tabakspfeife aufgehoben, welche ihm entfallen war.
Ein Fischer, der ihn beobachtet hatte, rief ihm zu: „Wollt Ihr Schlittschuh loofen, Segelmacher?“
„I...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Kolophon
  3. Fasching
  4. Diese Zeichnungen von Alfred Kubin
  5. Über Fasching - Eine Studie