Unser Problem mit Gott
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Unser Problem mit Gott

Wandlungen des Religiösen

  1. 200 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Unser Problem mit Gott

Wandlungen des Religiösen

Über dieses Buch

Der Autor untersucht die Möglichkeiten, die den Menschen gegeben sind, der Wesenheit und der Wirklichkeit Gottes näher zu kommen. Er geht den drei monotheistischen Religionen vom Altertum, über das Mittelalter bis in die Neuzeit auf den Grund und stellt dabei fest, dass Rabbis, Bischöfe, Pfarrer und Mullahs schon früh religiöse Schriften und Glaubensgrundsätze manipulierten. Bei der Verfassung der Bibel wurden christliche Schriften, die im 2. Jahrhundert vorlagen, nicht berücksichtigt. Das Bild von Jesus, das man den Gläubigen aufdrängte, wurde von der Kirche umgestaltet. Schlussendlich geht der Autor der Frage nach, ob es für moderne Menschen möglich sei, des Göttlichen auch ohne priesterlichen Segen gewahr zu werden.

Häufig gestellte Fragen

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1. Einführende Bemerkungen und Fragen

Seit meinen Jugendjahren beschäftigt mich die Frage, wie wir Gott nähertreten und seiner gewahr werden können? Damals hatte ich als Wahrheit angenommen, was die Pfarrer erzählten. Ihre Predigten stimmten mehr oder weniger mit dem überein, was in der Bibel geschrieben stand. Mit der Zeit überkamen mich jedoch Zweifel, sowohl an den Aussagen wie auch an den Persönlichkeiten der Pfarrer und nicht zuletzt an den Texten der Bibel. Es gab darunter Dinge, die mit dem, was ich mir unter Gott und seinem Wirken vorstellte, nichts gemein hatten. Um darüber nachdenken zu können, las ich mit fünfzehn Jahren das ganze Alte und das ganze Neue Testament. Allabendlich vor dem Einschlafen las ich ein Kapitel. In meinem Kopf häuften sich Fragen, für die ich damals mit meinem Wissen keine Lösung finden konnte.
Unter anderen waren es die folgenden Probleme, die mich beschäftigten:
Gibt es einen Gott und wenn ja, wer ist dieser Gott, und wo befindet er sich? Muss ich mir Gott so denken, wie er im Alten Testament dargestellt wird: als ein argwöhnisches, rachsüchtiges Wesen, das befiehlt und bestraft, wer ihm nicht gehorcht?
Wie kamen die Gebote, denen wir gehorchen sollten, in die Bibel? Stammten sie von Gott oder stammten sie von Menschen?
Hat Jesus, wie er in der Bibel dargestellt wird, existiert, und ist das, was über ihn geschrieben steht, Wahrheit oder Legende?
Jesus war Jude. Er behauptete, er wäre Gottes Sohn1. Er wurde verurteilt, weil seine Aussagen sich für die Rabbis und viele Juden wie Gotteslästerung anhörten. Wer war Jesus wirklich?
Der Begriff ‹Gott› blieb für mich während langer Zeit diffus. Ich konnte mir darunter nichts vorstellen. Es hiess, ‹Gott› habe Gesetze erlassen, die bis heute gültig seien. Doch kaum jemand hält sich an die göttlichen Gesetze, auch Rabbis, Pfarrer, Priester, Popen und Mullahs nicht.
Heute gibt es drei monotheistische Weltreligionen: Judentum, Christentum, Islam. Den Vertretern dieser Religionen stelle ich folgende Fragen:
1.Wer ist das Wesen, das Ihr als Gott bezeichnet?
2.Wo befindet sich Gott?
3.Wie kommt Ihr auf die Idee, dass es nur einen Gott gebe?
4.Warum gibt es bei Euch, den Geistlichen und Frommen der monotheistischen Religionen, keine Toleranz gegenüber den anderen monotheistischen Religionen, die auch nur an einen Gott, aber – so erlaube ich mir zu vermuten – nicht an den gleichen Gott glauben? Warum hat sich in Euren Religionen ein gehässiges Gerede gegen Menschen, die Euch, den Rabbis, Pfarrer, Priestern, Popen, Mullahs, nicht folgen wollen, entwickelt?
Um auf diese Fragen besser antworten zu können, gehe ich in die Frühzeit zurück und forsche nach, wie und wo die monotheistischen Religionen ihren Anfang nahmen und warum sich bei ihnen Intoleranz und Rechthaberei entwickelten, so dass sich die Vertreter dieser Religionen bis heute streiten und manchmal selbst vor Totschlag oder Mord nicht zurückschrecken!
1Mt, 26, 63-64

2. Die Entstehung des Monotheismus

In den Religionen des Altertums, bei den Babyloniern, Ägyptern, Griechen, Römern, wurden mehrere Götter verehrt. Jeder Gott, jede Göttin hatte ein Gebiet, für das er oder sie zuständig waren, also beispielsweise eine Göttin oder einen Gott für den häuslichen Herd, für Kunst und für Wissenschaft, für die Liebe, für den Krieg usw. Jedes Volk gab den Göttern Namen in seiner Sprache. Bei anderen Völkern gab es analoge Götter und Göttinnen, die andere Namen trugen. Beim Herumreisen konnte man die Götter, die man in einem fremden Land antraf, ohne weiteres verehren, man musste nur deren Namen ändern. Die Wirkungsbereiche der fremden Götter waren ähnlich wie bei den Göttern des Heimatlandes. Damit fungierten die polytheistischen Religionen auch als eine Art Medium für gegenseitige Kommunikation zwischen den Völkern. Kaum je kam es zu einer Ausgrenzung der eigenen Religion gegenüber den Religionen anderer Länder. Es gab keinen Wettstreit zwischen Göttern, es gab auch keine Missionierung, und es gab keine Religionskriege. «Die Gottheiten waren international, weil sie kosmisch waren. Die verschiedenen Völker verehrten unterschiedliche Götter, aber niemand bestritt die Wirklichkeit fremder Götter und die Legitimität fremder Formen ihrer Verehrung. Den antiken Polytheismen war der Begriff einer unwahren Religion vollkommen fremd.»2
Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte erschien in Ägypten im 14. Jahrhundert v. Chr. die Eingottlehre, der Monotheismus. Amenophis IV., Pharao der 18. Dynastie, verdammte die Vielgötterei in seinem Land und propagierte Aton, den Sonnengott, als einzigen Gott, der als guter Gott die Lichtseiten des Lebens vertrat. Das Böse war in der Konzeption des Aton nicht vorgesehen.3 Seinen eigenen Namen Amenophis ‹Amun ist zufrieden› änderte der Pharao auf Akhenaton beziehungsweise Echnaton, ‹Geist des Aton›. Echnaton wechselte die ägyptische Hauptstadt von Luxor in ein nördliches Gebiet, halbwegs in Richtung Kairo, und nannte sie Achet-Aton. Es ist das heutige Tell el-Amarna.
Echnaton verbot die Verehrung der früheren Götter. Ihre Tempel wurden geschlossen, die Namen der Götter und Göttinnen wurden gelöscht. Der Apisstier (das ‹goldene Kalb› in der Bibel) und der Widder, beide Tiere Erscheinungsformen des Amun, durften nicht mehr verehrt werden.
Religiöse Intoleranz war bis anhin in Ägypten nicht vorgekommen. Das Verschwinden der alten Riten bedeutete für die Menschen ein Zusammenbrechen der sozialen und kosmischen Ordnung. Es war eine ‹Finsternis am Tage›, eine Metapher, die Gottesferne bedeutete.4 Vom Wechsel des Göttlichen blieb bei den Menschen der Eindruck eines Schocks zurück, eine Erinnerung an etwas Unreines, Gottloses, Zerstörerisches.
Echnatons Regierungszeit dauerte von 1353 bis 1336 v. Chr. Seine Mumie wurde in Achet-Aton beigesetzt. Nach seinem Tod hörte die Verehrung Atons auf, das Land kehrte zum Polytheismus zurück, dessen Hauptgott Amun war. Der sehr junge Sohn und Nachfolger Echnatons, Tutenchaton, wechselte seinen Namen in Tutenchamun. Sein Grab und seine Mumie wurden nicht in Achet-Aton, sondern im Tal der Könige, in der Nähe von Luxor, gefunden.5
Der Pharao Echnaton war der erste Mensch, der eine Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Religion getroffen hatte. Die Religion, die in seiner Vorstellung falsch war, hatte er verboten. Doch Echnatons ‹Unterscheidung der Religionen› blieb begrenzt, mit seinem Tode war sie wieder verschwunden.
Diesen einschneidenden und nie mehr rückgängig gemachten Vorgang zwischen richtiger und falscher Religion hatte auch Osarseph, ein ägyptischer Priester, der sich später Moses nannte, gemacht. Auch er hing, vermutlich als Folge der Amarnareligion, einer monotheistischen Gegenreligion an, die alles, was ausserhalb ihrer lag, verteufelte. Die von Moses getroffene Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Religion hatte realpolitische Konsequenzen. Sie trat beim Auszug der Leute, die Moses aus Ägypten führte, in Erscheinung. Es war ein aggressiver Vorgang, der zwischen einer neuen Religion, die sich selbst als wahr bezeichnete, und den alten Religionen, die die Leute der neuen Religion ‹Götzendienst› nannten und als falsche Religion verurteilten, auftrat.
«Der ägyptische Priester Manetho (285–246 v. Chr.), der im 3. vorchristlichen Jahrhundert unter Ptolemäus II. eine ägyptische Geschichte schrieb, stellte Moses als einen aufständischen ägyptischen Priester dar, der sich zum Führer einer Leprakolonie aufgeworfen hatte.»6 Sigmund Freud betonte, Moses sei ein Ägypter gewesen, der die Religion Echnatons propagiert und ein Volk, das im Nildelta wohnte, aus Ägypten geführt habe. Bis heute weiss man nicht genau, um welches Volk es sich dabei handelte. Es wird vermutet, dass es die semitischen Hyksos, also Habiru, das heisst Hebräer, waren. In der zweiten ägyptischen Zwischenzeit waren die Hyksos aus Vorderasien in Ägypten eingefallen und hatten das Land von Unterägypten aus von 1630 bis 1522 v. Chr., also während 108 Jahren, beherrscht und Oberägypten sich tributpflichtig gemacht. Sie siedelten im östlichen Nildelta, ihre Hauptstadt hiess Avaris.
Vermutlich waren es diese Hyksos, die Moses zum Monotheismus bekehrte und aus Ägypten führte. Die einzige historisch verifizierbare Grundlage des Exodus ist der Aufenthalt der Hyksos in Ägypten und deren Vertreibung. Ihre Geschichte hat in die Gründungssemantik Israels Eingang gefunden. Sigmund Freud schrieb, die weggeführten Hyksos hätten gegen Moses rebelliert und ihn umgebracht. An einer wasserreichen Stelle auf der Sinaihalbinsel hätten die Hyksos unter dem Einfluss der arabischen Midianiter eine neue Religion, die Verehrung eines Vulkangottes mit dem Namen Jahwe, angenommen.7
Die einzige Sakralhandlung, die das von Moses aus Ägypten herausgeführte Volk der Hyksos von der Amarnareligion behielt, war die Sitte der Beschneidung. Die Praxis der Beschneidung stammt aus Ägypten, wo sie schon vor ca. 4300 Jahren, im Grab des Ankh-ma-hor in Sakkara, auf einem Relief dargestellt ist. Bei anderen Völkern im fruchtbaren Halbmond war damals, im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., die Beschneidung nicht bekannt.
In der Bibel wird die Geschichte des Exodus anders dargestellt. Dort ist sie eine in vielen Aspekten abenteuerliche Erzählung. Im eigentlichen Sinn ist es eine Sage beziehungsweise eine Legende, wie es Legenden aus der Vergangenheit aller Völker gibt. Bei der Erzählung von Sagen und Legenden hat sich der Inhalt nie so ereignet, wie er berichtet wird, manchmal ist er sogar erfunden. Viele Menschen lieben es, an das zu glauben, was das Volk, dem sie angehören, in der Vergangenheit Grossartiges geleistet hat. Seit Jahrhunderten werden Heldentaten aus der Vergangenheit als wahre Ereignisse weitererzählt.
Hier geht es aber nicht um eine Legende, sondern darum, zu erfahren, wie wir an die Eigentlichkeit des Gott...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Inhalt
  6. 1. Einführende Bemerkungen und Fragen
  7. 2. Die Entstehung des Monotheismus
  8. 3. Das Christentum und die Gnosis
  9. 4. Die neuplatonische Philosophie und ihr Einfluss auf das Christentum
  10. 5. Die Stoa
  11. 6. Andere religiöse Strömungen in den ersten vier Jahrhunderten
  12. 7. Vom Judentum zum Christentum
  13. 8. Die Anfänge des Christentums
  14. 9. Das Christentum der ersten Jahrhunderte
  15. 10. Kaiser Konstantin und das Konzil von Nizäa
  16. 11. Das Christentum in der Spätantike
  17. 12. Der Islam
  18. 13. Das Vorgehen der Religionen als Institutionen
  19. 14. Was ist heute unser Problem mit Gott?
  20. 15. Das Göttliche in uns
  21. Bibliographie
  22. Über den Autor