»MODERNE AMORETTEN«
(UM 1900)
»Mizi war die ›Rettung‹, Jeanette war die Sinnlichkeit,
Olga die grande passion, Fifi die Behaglichkeit,
Jenny, Minni die Leichtlebigkeit, Fännchen die ›Jugendliebe‹,
Dilly die Sensation eine berühmte zu besitzen.«
ARTHUR SCHNITZLER, »TAGEBÜCHER«, 1895
Zwei Mädchen küssen sich. Sie tragen weiße Kleider, ein Mädchen hat lange rote Haare. Daneben treffen sich drei Mädchen in opulenten Samtkleidern zum Tanz. Im Vordergrund beobachtet ein nacktes, wiederum rothaariges und weißhäutiges Mädchen die beiden Gruppen. Wie alt die Kinder sind? Schwer zu sagen. Ihre Körper sind klein, nicht ausgewachsen. Auf keinen Fall sind sie erwachsen. Jedoch sind ihre Gesichter alt. Müde, traurig. Des Lebens überdrüssig. Besonders krass kommt dieser Gegensatz im Mittelteil des Triptychons, das Moderne Amoretten heißt, zum Ausdruck. Ein blumenbekränztes Mädchen, diesmal blond, auch langhaarig, sitzt in einer knallig rot ausgeschlagenen Sänfte und wird von ihrem aus Knaben und Mädchen bestehenden Gefolge durch einen golden-schwarz wirkenden Märchenwald getragen. Schmetterlinge – Symbole des Todes – flattern um sie herum. Manche Kinder haben auffällig geschminkte Münder, ein Faun mit umgegürteter Panflöte läuft voran und zwei weiße, rotäugige Hasen – alles Fruchtbarkeitssymbole – hoppeln vor ihnen her. Auch diese Kinder mit ihren durchsichtigen, leeren Gesichtern wirken gelangweilt auf höchstem Niveau. Gealtert, weit vor der Zeit.
Die Gemälde entstanden im Jahr 1868. Sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Egal, wo sie zu sehen waren, in München oder Wien – der Skandal folgte ihnen. Die »Amoretten« – im Wortsinn »Die Liebesgötter« – waren als Raumschmuck gedacht. Man warf ihrer Darstellung »altkluge Koketterie und greisenhafte Lüsternheit« vor.
In einer Präsentation hing das Bild inmitten typischer Historienschinken wie Pilotys Ermordung des Julius Cäsar oder L’Allemands Feldmarschall Erzherzog Albrecht und sein Stab in der Schlacht bei Custozza. Unnötig zu sagen, wohin der Blick der Ausstellungsbesucher gelenkt wurde. Die Gesamtkomposition ist heute im Belvedere zu sehen, eine schillernde, opulente Mixtur aus Sex und Tod, die die Besucher noch beinahe 150 Jahre später in ihren Bann zu ziehen vermag.
Der 28-jährige Künstler, der sich dieses Requiem der Dekadenz ausgedacht hat, sollte der berühmteste österreichische Maler des 19. Jahrhunderts werden. Er kam aus Salzburg und hieß Hans Makart. Die Journalisten waren rasch alarmiert. Der allmächtige Kunstkritiker Ludwig Speidel nahm an Makarts frühreifen, abgelebten Halbwüchsigen Anstoß. Ja, er kriegte sich gar nicht mehr ein im Angesicht der »Bordellkunst«, wie auch andere Werke des Künstlers nicht selten bezeichnet wurden. »Abscheulich und unmoralisch« sei das Triptychon, »geradezu verrucht«. Ein »Leichenmaler« sei Makart, ein Maler der fahlen Blässe, der perversen Todessehnsucht. Worte wie Nekrophilie fielen in diesem Zusammenhang, und ein Sachverständiger, der sich durch besonders schrägen Humor auszeichnete, sprach von ihm in Verballhornung seines Namens als einem »Makabristen«.
SCHWER HÖRIG
Perverse, Nekrophile und Absonderliche jeder Art. Das war das Betätigungsfeld jenes Psychiaters, der der »Sexuellen Frage« eine Dauerpräsenz in der wissenschaftlichen und medialen Diskussion des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus verschaffte. Was Kaiser Joseph II. mit der »Verbürgerlichung« der Sittengesetze begonnen hatte, wurde nun wissenschaftlich erfasst, kategorisiert und katalogisiert. Regulierung der Prostitution, Lösung der Geburtenfrage, Homosexualität, Entartungen, Pathologien, »gesunde« und »kranke« Sexualität: Jede Spielart des menschlichen Sex und vor allem jede noch so kleine von der »Norm« abweichende Kategorie musste beschrieben und mit einer Geschichte ausgestattet werden. Diese Aufgabe hatte sich Professor Richard von Krafft-Ebing zum Lebensinhalt gemacht. Sein in lateinischer Sprache verfasstes Werk Psychopathia Sexualis aus dem Jahr 1886 gehörte zu den einflussreichsten Schriften der Sexualwissenschaft. Immer neue Fallgeschichten vergrößerten ständig den Umfang der zahlreichen Auflagen des Standardwerks. Der Professor stammte aus Mannheim, praktizierte in Graz und Wien und führte mehrere Heilanstalten für einschlägig Leidende. Aus seiner Abneigung gegen sexuelle »Abartigkeiten« machte er kein Hehl und gab der Überzeugung Ausdruck, dass die einzige natürliche Funktion von Sex die Sicherstellung der Arterhaltung sei.
Obwohl er prominent darin erwähnte wurde, war der aus der Ukraine stammende Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch wenig begeistert vom Opus magnum seines Grazer Universitätskollegen Krafft-Ebing. Sacher-Masoch hatte in Graz Rechtswissenschaften, Mathematik und Geschichte studiert. Krafft-Ebing war fest entschlossen, eine der von ihm aufgezeichneten »Abartigkeiten« nach dem Autor der Venus im Pelz (1870) zu benennen. Diese »Venus« war die literarische Inkarnation einer entfernten Tante von Sacher-Masoch, die er zuerst als bitterböse schilderte, dann jedoch erschien sie ihm plötzlich als »reizendste Frau auf Gottes Erdboden«. Was war geschehen?
Leopold von Sacher-Masoch, um 1870 [13]
Die Tante, die eine Pelzjacke trug, kam zu Besuch und wollte dem Neffen Leopold eine kleine Katze schenken. Sacher-Masoch jedoch verschmähte das Tier. Daraufhin packte die Frau den Kleinen, fesselte ihm Hände und Füße und verdrosch ihm den Hintern ordentlich mit einer langen Rute. Daraufhin musste ihr der Gezüchtigte danken und die Hand küssen. Die Meinung Sacher-Masochs über die Tante hatte sich durch dieses Erlebnis schlagartig gewandelt. Sie wurde zum Inbegriff des ersehnten und gleichzeitig gefürchteten »grausamen dämonischen Weibes« (Sacher-Masoch).
Vielleicht war auch alles ganz anders. Etwa so: Die in schwere wohlriechende Pelze gehüllte Tante wurde vom jungen Sacher-Masoch beim Ehebruch ertappt und erteilte ihm eine ordentliche Lektion: »Obwohl ich mich unter den Schlägen der schönen Frau wand, muß ich jedoch zugeben, daß ich ein gewisses Vergnügen dabei empfand.« Das Ereignis habe sich ihm »wie mit glühenden Eisen in die Seele eingebrannt.«
Bald begeisterte sich der eher unattraktive junge Mann für Theaterschauspielerinnen, denn er war »von jener Häßlichkeit, die Frauen bezaubern kann«. Sein Ziel: »Sich von einem schönen dämonischen Weibe zugrunde richten lassen, einem Weib mit Sphinxaugen, welches grausam durch die Lust und lüstern durch die Grausamkeit wird. Das Weib mit dem Tigerkörper, welches von dem Manne angebetet wird, obwohl es ihn quält und erniedrigt.«
Aurora Angelika Rümelin (»Wanda«), um 1870 [14]
Der junge Autor konnte sich anfangs zumindest als Lokalgröße etablieren, bald lasen aber auch Henrik Ibsen, Victor Hugo und König Ludwig II. von Bayern seine Bücher. Ludwig bezeichnete Sacher-Masoch als einen »Seelenverwandten«.
Obwohl Krafft-Ebing dem Schriftsteller eine gewisse Popularität verschaffte, empfand Sacher-Masoch die auf ihn zurückgehende Kennzeichnung einer sexuellen Perversion als rufschädigend. Seine Frau »Wanda«, die in Wirklichkeit Aurora Angelika Rümelin hieß, war zwölf Jahre lang mit dem Schriftsteller verheiratet. Um ihn zu beeindrucken, hatte sie den Namen der »Grausamen Wanda« von Dunajew, der herrischen Gespielin des »Sklaven« Severin von Kusiemski in der Novelle Venus im Pelz, angenommen. Die Buch-Wanda peitscht ihren Severin in höchste Delirien und tiefste Demütigung – und am Ende zu Verstand. Vor der Heirat hatte Frau Rümelin den Autor Sacher-Masoch schon mit zahlreichen Briefen bestürmt und ihm ihre Lust auf dominante Spielchen angekündigt – was nicht der Wahrheit entsprach. Sie hatte keinerlei sadistische Ader, stellte sich später als Beziehungs-Opfer dar und erwirkte 1887 die Scheidung. Aurora Rümelin floh mit einem anderen.
Bei gutem Willen lässt sich aus der Venus im Pelz eine emanzipatorische »Moral« ableiten. Mann und Frau können erst dann als »Gefährten« zusammenleben, »wenn sie ihm gleichsteht an Rechten, wenn sie ihm ebenbürtig ist an Bildung und Arbeit«.
Eine wirkliche Herrscherin ist die peitschenschwingende Partnerin des Masochisten in der Geschichte von der Venus im Pelz nicht. Wie jede andere Femme fatale ist sie ein »Weibs-Bild« im wahrsten Sinn des Wortes, nämlich ein Bild – also ein Produkt, dem nur eine streng patriarchalische Sichtweise zugrunde liegen kann. »Der Masochist muß sich seine Despotin heranbilden«, heißt es in einer Einführung zur Venus im Pelz. Er muss gewissermaßen nachhelfen, um sich das Objekt der Hörigkeit zu erschaffen. Der Schriftsteller Sacher-Masoch schuf sich eine Frau nach seinem Bilde, dressierte sich per Kontrakt seine Weibsteufel und Dominas zurecht. Er ging mit der Frau seiner Begierde einen Pakt ein, der ihr grausames Verhalten abverlangte.
Leopold von Sacher-Masoch schloss in seinem Leben mehrere ausformulierte und unterzeichnete Verträge mit solchen »Herrinnen« ab. Jene Vereinbarung, die 1869 in unmittelbarem Zusammenhang mit der »Venus« entstand, lautete so:
Vertrag zwischen Frau Fanny von Pistor und
Leopold von Sacher-Masoch
Herr Leopold von Sacher-Masoch verpflichtet sich bei seinem Ehrenwort, der Sklave der Frau von Pistor zu sein, unbedingt jeden ihrer Wünsche und Befehle zu erfüllen und das sechs Monate hindurch.
Frau Fanny von Pistor dagegen darf nichts Unehrenhaftes von ihm verlangen (was ihn als Mensch und Bürger ehrlos macht). Ferner muß sie ihm täglich 6 Stunden für seine Arbeiten einräumen, seine Briefe und Schriften niemals ansehen. Bei jedem Vergehen oder Versäumnis oder – Majestätsverbrechen darf die Herrin (Fanny Pistor) ihren Sklaven (Leopold von Sacher-Masoch) nach ihrem Sinne und Gutdünken strafen. Kurz ihr Untertan Gregor hat seiner Herrin mit sklavischer Untertänigkeit zu begegnen, ihre Gunstbezeugungen als eine entzückende Gabe hinzunehmen, keine Anforderung an ihre Liebe, kein Recht als ihr Geliebter geltend zu machen. Fanny Pistor dagegen verspricht, so oft als tunlich Pelze zu tragen, und besonders wenn sie grausam ist.
Nach Ablauf der sechs Monate ist von beiden Seiten das Sklavenintermezzo als ungeschehen zu betrachten, keine ernste Anspielung zu machen. Alles, was geschehen ist, zu vergessen und in das frühere Liebesverhältnis zu treten. (Später wieder gestrichen, Anm.)
Diese sechs Monate müssen nicht in Reihenfolge sein, sie können große Unterbrechungen erleiden, enden und beginnen nach der Herrin Laune.
Zur Bekräftigung dieses Vertrages der Beteiligten
Unterschrift
Begonnen, den 8. Dezember 1869.
Fanny Pistor-Bogdanow
Leopold Ritter von Sacher-Masoch
Ohne den Sex-Doktor Krafft-Ebing wäre der edle Ritter aus altem k. u. k. Beamtenadel vermutlich vergessen. Erst die nach ihm benannte sexuelle Perversion garantierte ihm Unsterblichkeit, denn sein literarisches Talent hätte trotz des großen Fleißes (etwa 150 Bände Erzählungen, Romane, Theaterstücke) dafür wohl nicht ausgereicht. Durch Krafft-Ebings Tücke wurden Sacher-Masochs Obsessionen (Pelze, Peitschen, scharfe Züchtigung) zum Programm. Für diese »wissenschaftlich noch gar nicht gekannte Perversion« (Krafft-Ebing), von der der Arzt in Graz durch die Publikationen Sacher-Masochs erfuhr, dachte er sich die Bezeichnung »Masochismus« aus: »mit Wollust erduldete Grausamkeit«. Per definitionem handelte es sich dabei um das »Gegenstück des Sadismus«. Krafft-Ebing schilderte auch gleich die Folgen dieser Abartigkeit: »psychische Impotenz«.
Im Gegensatz zum Marquis de Sade, Patron des Sadismus, war Polizistensohn Leopold von Sacher-Masoch als literarische Figur bald kaum mehr präsent. Der liberale, scharfsinnige Kopf des 19. Jahrhunderts verschwand in der Versenkung, dabei war er Realist und Fantast zugleich, ein Knecht der Frauen, der von ihrer Stärke berichten wollte. Prädikat: besonders schmerzvoll. Die oft deutschtümelnden Zeitgenossen des Autors stießen sich an seinen »Szenen knutiger Wollust«, an den »Elementen der Zersetzung und Fäulnis« und attestierten ihm »unverhüllte Erotomanie« sowie eine antisemitisch gemeinte »halbasiatische Sittenschilderung«. Dem »verkottertsten Subjekt der deutschen Literatur« musste vor allem eines klar gesagt werden: »Alles das ist uns Deutschen unverständlich.«
Sacher-Masoch schrieb nicht nur manisch über »Grausame Frauen«, »Messalinen Wiens« oder »Russische Hofgeschichten«. Informativ und engagiert verfasste er auch verschiedene Genre-Geschichten über Slawen und Juden. Schließlich stammte er aus Lwiw (Lemberg). Revolutionäres Gedankengut äußerte er in Sätzen wie diesem: »Die Menschheit wird erst dann glücklich sein, wenn die sittlichen Gesetze der Gesellschaft auch im Staatswesen Geltung haben werden und sogenannte ›große Fürsten, große Generale und große Diplomaten‹ ebensogut wie heutzutage Mörder, Räuber, Fälscher und Betrüger auf dem Galgen oder im Zuchthaus enden werden.«
Noch im Alter zierte die Vignette einer Peitschen-Lady Sacher-Masochs Briefpapier. Er lebte zwar beschaulich in einer hessisehen Kleinstadt, vergaß aber offenbar nicht, was er seinen Fans schuldig war. Grab hat er keines, da seine Urne bei einem Hausbrand verglühte.
Nach Sacher-Masochs Tod 1895 ging es mit der Vermarktung des Masochismus erst richtig los. Vorreiter war in dieser Hinsicht England – man spricht bis heute von der »englischen Erziehung« –, dann folgten Russland und Deutschland. Doch auch in Wien gab es einen Sammler flagellantischer Erzählungen, Gedichte und Bilder. Diese einschlägige Kollektion des Wiener Neustädter Bezirkshauptmanns Felix Batsy (1877–1952) findet sich in der Wien Bibliothek und beinhaltet mehrere Fotoalben zum Thema »Popoklatschen« sowie einen regelrechten »Lesezirkel« mit männlichen und weiblichen Mitgliedern, die sich gegenseitig ihre sado-masochistischen Fantasien in schriftlicher Form zuschickten.
Es war Krafft-Ebings Ehrgeiz, in seinem Monumentalwerk keine von der Hetero-Norm abweichende Äußerung des menschlichen Sexualtriebs zu vernachlässigen. Was nicht der Missionarsstellung zwischen Mann und Frau gleichkam, wurde als »abartig« disqualifiziert. In der Form des Auslebens machte der Sexualforscher jedoch Unterschiede. Zum Beispiel: Homosexuell sein und homosexuell leben waren bei Krafft-Ebing zwei verschiedene Dinge. Der leidende Schwule sollte geheilt, der sexuell aktive Schwule dagegen sollte eingesperrt werden.
Homosexuelle Frauen waren weniger »gefährlich«, weil die maßgeblichen Herren sich ein solches Tun abseits der überall erhältlichen Pornobildchen nicht wirklich vorstellen konnten. Noch in einem Gerichtsurteil der Zweiten Republik kamen die verantwortlichen Juristen zu dem Schluss, der lesbische Verkehr sei »kaum von der gegenseitigen Hilfestellung bei der Intimpflege« zu unterscheiden.
Und überhaupt: In der Psychopathia Sexualis findet man den weithin bekannt gewordenen Satz, dass das sexuelle Verlangen der Frauen gering sei, denn sonst »müsste die ganze Welt ein Bordell und Ehe und Familie undenkbar sein«. Hetero-Frauen, die ihr Lebensideal nicht in »Ehe und Familie« sahen, wurden der Kategorie »Hysterie« zugewiesen und, nach Möglichkeit, therapiert. Wie schnell man sich als Frau in der Psychiatrie wiederfinden konnte, zeigt die Geschichte von Kaiserin Elisabeths jüngster Schwester Sophie.
SONDERZUG INS SANATORIUM
In einer 2014 erschienenen Biografie von Christian Sepp wird Herzogin Sophie Charlotte in Bayern als »leidenschaftliche Frau« bezeichnet. Ein solches Attribut war auf jeden Fall verdächtig. Wie warnte die Mutter von Effi Briest (Theodor Fontane, 1894/95): »Nicht so wild, Effi, nicht so leidenschaftlich. Ich beunruhige mich immer, wenn ich dich so sehe.«
Schon als Sophie den Bayernkönig Ludwig II. hätte heiraten sollen, begann sie eine Affäre mit jenem Fotografen, der das Verlobungsfoto des schwulen Monarchen mit seiner widerspenstigen Großcousine aufgenommen hatte. Der Münchner Edgar Hanfstaengl entsagte jedoch bald dem komplizierten hochadeligen Techtelmechtel, denn die gefährliche Liebschaft musste geheim bleiben und immer von einer vertrauenswürdigen Hofdame Sophies gedeckt werden. Hanfstaengl nahm eine bürgerliche Berlinerin zur Frau.
Herzogin Sophie blieb auch als Verlobte des Königs übrig. »Dös Luada!«, meinen noch heute manche Bayern. Logisch, dass die mannstolle Sophie am Scheitern des Verlöbnisses schuld war. Obwohl Ludwig II. »so wohl zu Muthe« war, als er notierte: »Ein düsteres Bild verweht. Gott sei gedankt, nicht ging das Entsetzliche (die Hochzeit mit Sophie, Anm.) in Erfüllung!«
Herzogin Sophie Charlotte, Schwester von Kaiserin Elisabeth, um 1867 [15]
Sophie heiratete schließlich einen arroganten, für seine amourösen Abenteuer bekannten französischen Edelmann, der sie nicht nur schlug, sondern später wegen »exaltierter Zustände« in Krafft-Ebings steirische Heilanstalt für »sexuelle Abarti...