Im Vorfeld
Störungen
vermeiden
Auf Unterrichtsstörungen richtig zu reagieren, ist äußerst wichtig. Unterrichtsstörungen gar nicht erst aufkommen zu lassen, ist noch wichtiger und relativiert ersteres. Ein Unterricht ganz ohne Störungen ist eine Illusion, die nicht mal wünschenswert wäre, wenigstens nicht auf Dauer, denn dann würden Sie auch auf wertvolles Feedback vonseiten Ihrer Schüler verzichten und Sie würden schnell feststellen, dass der Unterricht auch an Lebendigkeit und Kreativität eingebüßt hat.
KLASSENREGELN
Die Klassenregeln sollen sinnvoll und zielorientiert sein. Sie haben bereits Klassenregeln? Super, bitte überprüfen Sie doch auch dahin gehend, ob diese positiv formuliert sind. Es macht einen Unterschied, ob die Regel lautet „Du darfst nicht dazwischenrufen!“ oder „Wir hören zu, wenn jemand spricht.“ So wird die Regel nachvollziehbar, denn wer würde nicht wollen, dass ihm zugehört wird. Und noch einen Unterschied gibt es: Zwischendurch eingeführte Klassenregeln werden als beliebig oder sogar als Strafe aufgefasst. Klassenregeln, die zu Beginn des Schuljahres eingeführt werden, könnten ein Deal sein, der auf einem Konsens beruht und damit eine höhere Akzeptanz hat.
Die Konsequenzen bei Verstößen sollten angemessen, nachvollziehbar und transparent sein. Bewährt haben sich mehrstufige Systeme, wie zum Beispiel: Beim ersten Verstoß wird gemahnt, der zweite bestraft, usw. Wichtig ist es, diese Punkte auch zu dokumentieren. Zum einen für Sie selbst, um nicht in Schüleraugen ungerecht zu wirken, wenn Sie nicht mehr nachvollziehen können, wie viele Verstöße stattgefunden haben. Zum anderen, um in einem Gespräch auch dem Schüler gegenüber transparent machen zu können, worin genau sein Fehlverhalten besteht. Dem beliebten Einwand „Immer werde nur ich bestraft“ können Sie dann mit nachvollziehbaren Zahlen begegnen „Du hast allein in dieser Woche mit 7 Zwischenrufen deine Mitschüler gestört“.
Vorschläge für Klassenregeln:
Wir respektieren einander.
Wir sind pünktlich.
Wir gehen freundlich miteinander um.
Wir benutzen respektvolle Sprache.
Wir hören einander zu.
Wir melden uns, wenn wir sprechen möchten.
Wir halten das Klassenzimmer sauber.
Wir achten auf unsere Materialien.
DER KLASSENRAT
Im Klassenrat haben die Schüler Gelegenheit, zu lernen, Probleme zu lösen. Dort seine Probleme formulieren zu dürfen, ersetzt vielleicht manche Störaktion. Der Schüler muss nicht, um Aufmerksamkeit für sich und sein Problem zu erhalten, gegen Regeln zu verstoßen, wenn er eine bessere Möglichkeit hat.
Diese Möglichkeit können Sie durch die Etablierung eines Klassenrates schaffen. Natürlich ist es wichtig, dass dieser Klassenrat eine regelmäßige Veranstaltung ist. Es muss ein geschützter Rahmen sein, in dem die Schüler sprechen dürfen. Um die Verlässlichkeit zu transportieren, sollte der Klassenrat, wenn es möglich ist, immer zur gleichen Zeit stattfinden, möglichst einmal pro Woche (z. B. freitags zweite Stunde).
Die Gesprächsregeln müssen klar und nachvollziehbar sein: Ausreden lassen, niemanden auslachen, Ich-Botschaften formulieren, den Sprechenden ansehen, nur über Anwesende sprechen usw. Neben dem positiven Effekt auf das Klassenklima und den Unruhepegel lernen die Schüler hier ganz nebenbei, Probleme zu artikulieren. Sie machen die Erfahrung, dass es nicht zu jedem Problem sofort eine Lösung gibt, und auch, wie sich emotionsgeladene Spannungen durch Kommunikation abbauen.
MEHR ANREIZE, WENIGER STRAFEN
Strafen helfen nur kurzfristig. Abschreiben langer Texte, Nachsitzen, Umsetzen, Privilegien entziehen, natürlich muss Fehlverhalten Konsequenzen haben. Sanktionen sollten immer angemessen sein und die Durchsetzung konsequent. Die Nachhaltigkeit solcher Maßnahmen darf nicht überbewertet werden.
Positive Verstärkung, auch Lob oder Belohnung genannt, ist langfristig wirksam. Man möchte eigentlich meinen, regelkonformes Verhalten ist die Norm und als Selbstverständlichkeit nicht weiter erwähnenswert. Das Gegenteil ist der Fall. Eine Klasse voller Schüler, die sich an Regeln halten, ist doch das Ziel Ihrer Bemühungen. Also investieren Sie Energie und Aufmerksamkeit in Lob für solches Verhalten. Halten Sie insbesondere bei Schülern, die häufig stören, die Augen offen für Gelegenheiten zum Lob. Nutzen Sie Chancen, gerade solche Schüler wissen zu lassen, dass positives Verhalten bemerkt wird und Aufmerksamkeit erzeugt.
Das Belohnungssystem muss natürlich angepasst sein. In der Grundschule sind Sticker, Stempel oder Smileys beliebt. Toll ist natürlich, wenn das Motiv ausgesucht werden darf. Den Ehrgeiz anregen kann man durch zusätzliche Anreize: Zehn Smileys können gegen einen „Hausaufgabengutschein“ getauscht werden. Hier gilt wie überall: Transparenz ist grundlegend für den Erfolg. Das System muss nachvollziehbar sein, tatsächlich muss allen klar sein, was genau belohnt wird, sonst entsteht der Eindruck von Willkür und das Gegenteil des gewünschten Effekts tritt ein.
Meinen Sie, von Schülern höherer Klassen könnten Sie anständiges Verhalten selbstverständlich erwarten und es muss nicht durch eine Belohnung eigens honoriert werden? Dann denken Sie zurück an die letzte Gelegenheit, bei der Sie gelobt oder sogar belohnt wurden. War das nicht ein tolles Gefühl? Lob und Belohnung funktionieren unabhängig von Alter oder Status. Bei älteren Schülern könnten Sie zu Gruppenbelohnungen greifen. Smileys / Punkte / Striche für gut gelaufene Stunden, Punktabzug für Ärgernisse und eine Belohnung für eine bestimmte Anzahl gesammelter Smileys / Punkte / Striche. Das kann ein kurzer Ausflug sein, ein Film, ein Spiel, verhandeln Sie die Belohnung mit der Klasse und verwenden Sie die Gelegenheit, Konsensfindung üben zu lassen.
Über alle Altersstufen hinweg gilt die Regel der Transparenz und Nachvollziehbarkeit (was wird belohnt, wofür gibt es Abzug) und es gilt, inflationäres Belohnen zu vermeiden.
BEZIEHUNG PFLEGEN
Wie gut kennen Sie eigentlich Ihre Schüler? Klar, es sind viele, jedoch wenigstens ein bisschen etwas über sein Gegenüber zu wissen, ist die Grundlage für eine gute Beziehung. Natürlich sprechen wir hier nicht über freundschaftliche Beziehungen, sondern über professionelle pädagogische Beziehungen als arbeitsfähige Basis. Zeigen Sie Interesse, das drückt Ihren Respekt aus. Und was wäre eine bessere Ausgangsposition, um selbst Respekt einzufordern?
Eine gute Beziehung muss Raum haben zu wachsen, sie lässt sich nicht quasi über Nacht einfach anknipsen. Aber es gibt Strategien, die gute Beziehungen fördern. Interessieren Sie sich auch fü...