Mit Christus in der Endzeit leben
eBook - ePub

Mit Christus in der Endzeit leben

Interpretation der Offenbarung des Johannes

  1. 488 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Mit Christus in der Endzeit leben

Interpretation der Offenbarung des Johannes

Über dieses Buch

Mit Christus in der Endzeit leben - Interpretation der Offenbarung des JohannesDie Bibel sieht die Zeit zwischen Jesu Auferstehung und seinem Wiederkommen als Endzeit dieser Welt.In dieser Zeit wirkt der auferstandene Christus mit seinem Geist, den er den Seinen zurückgelassen hat, in seinem Endzeitreich auf Erden.Er tut dies sowohl in den Herzen der Menschen als auch in der Weltgeschichte. Die Offenbarung des Johannes gibt uns tiefe, ermutigende Einblicke in dieses Geschehen.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Mit Christus in der Endzeit leben von Andreas Kleinschmidt im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Theologie & Religion & Christentum. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Verlag
TWENTYSIX
Jahr
2022
ISBN drucken
9783740783228
eBook-ISBN:
9783740704636

1.Die Endzeit als trinitarisches Geschehen in Gott

Das Ziel der Offenbarung des Johannes ist dasselbe wie das des dargestellten endzeitliche Geschehens: Die wechselseitige Liebe des Vaters zum Sohn und des Sohnes zum Vater kommen zur Vollendung durch das Wirken des Heiligen Geistes – im Herzen der Erlösten wie in der Weltgeschichte, sowohl durch das Hören auf die Worte der Offenbarung wie durch das beschriebene Geschehen selber. Im Hören auf die Offenbarung wird der Hörer selbst Teil des Offenbarungsgeschehens. Dazu wird er ausdrücklich durch das abschließende Maranata (aramäischer Ruf im frühchristlichen Gottesdienst) aufgefordert: „Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm!“, Offb 22,17a. Dies führt zur Notwendigkeit einer interaktiven Auslegung der Offenbarung als Interaktion Gottes, des Sohnes Gottes und des Heiligen Geistes miteinander, in die der Mensch einbezogen ist durch Jesus Christus, „der uns liebt und uns erlöst hat von unseren Sünden mit seinem Blut“, Offb 1,5b. Er „hat den Schlüssel Davids“, er ist der, „der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf“, Offfb 3, 7b. Theologisch formuliert: Indem die Pneumatologie (Lehre vom Heiligen Geist) die Christologie (Lehre von Jesus Christus) als Soteriologie (Lehre von dem Erlösungswerk Christi) und Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen) zur Verwirklichung bringt, werden Soteriologie und Eschatologie Teil der Trinitätslehre (Lehre von dem dreieinigen Gott) und ermöglichen diese und die Doxologie (die Lehre von der Lobpreisung und der Verherrlichung des dreieinigen Gottes). Mit Worten neutestamentlicher Verkündigung gesagt: Die Liebe Gottes und des Sohnes Gottes verwirklichen sich zur gegenseitigen Verherrlichung und endgültigen Vereinigung in der Kraft des Heiligen Geistes. In diese Verherrlichung und Vereinigung bezieht der Geist durch die Gnade alle versiegelten Überwinder ein, und schließt Satan und die von ihm Verführten durch das Gericht der ewigen Verdammnis und Gottesferne endgültig aus, z.B. Offb 20,7-10. Um es in Worten der Offenbarung zu sagen: Durch den Geist bewahrt Christus seine „Brautgemeinde“, Offb 21,9, in dieser gottlosen, antichristlichen, „gegenwärtigen, bösen Weltzeit“ (Gal 1,4) dennoch für Gott. Dazu erfüllt der Geist sie mit Hoffnung auf Jesu Wiederkommen in Macht und Herrlichkeit. „Und der Geist und die Braut sprechen: Komm!“ „Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. - Amen. Komm, Herr Jesus!“, Offb 22,17a; 20. Durch den Geist versiegelt Gott auch die Schar derer, „die ihre Gewänder im Blut des Lammes gewaschen haben“, Offb 7,14. Dazu erfüllt der Geist sie mit der Hoffnung auf Gottes Macht und Herrlichkeit: „Und ich sah einen anderen Engel aufsteigen vom Aufgang der Sonne her, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief mit großer Stimme zu den vier Engeln, denen Macht gegeben war, der Erde und dem Meer Schaden zu tun: Tut der Erde und dem Meer und den Bäumen keinen Schaden, bis wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen“, Offb 7,2-3. „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus“, Offb 12,10b. Der Heilige Geist also offenbart und verwirklicht gleichzeitig den vollständigen Sieg Christi, den er als das Lamm Gottes errungen hat, über alle Kreatur. Dieser Sieg verwirklicht sich allerdings in Bezug auf die Gemeinde Jesu, auf Israel, auf die Völker zu unterschiedlichen Zeiten auf jeweils unterschiedliche Weise und bringt darin die Herrschaft, Ehre und Herrlichkeit Gottes zur Vollendung. Da diese Herrlichkeit und Ehre Gottes durch ein Geschehen im Herzen des Menschen, durch die Sünde, verletzt wurde, kann beides auch nur durch ein Geschehen im Herzen jedes Menschen wiederhergestellt werden – entweder in der Annahme der Erlösung von ihren Sünden durch Christus, Offb 1,5, und der Überwindung Satans durch das „Blut des Lammes“, Offb 12, 11, oder in der Ablehnung des Zeugendienstes für Christus und der daraus folgenden Verdammnis, Offb 11,11,7-13. In beidem erweisen sich die Christusgläubigen durch das „Wort ihres Zeugnisses“, Offb 12, 11, für Gott als ein „Wohlgeruch Christi unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die verloren werden“, 2.Kor 2,15. Dieses endzeitliche geistliche Kampfgeschehen wird in der Offenbarung mit symbolischen Bildern dargestellt, deren angemessene Interpretation in erster Linie durch Vergleichen und In-Beziehung-setzen der einzelnen Bilder miteinander und zueinander innerhalb der Offenbarung selber zu versuchen ist. Davon abhängig – d.h. immer mit der Fragestellung, zu welchem Ziel diese hier aufgenommen sind – werden „verwandte“ und „verwendete“ neutestamentliche und alttestamentliche Texte zu Rate gezogen. Dabei soll gezeigt werden, dass Offenbarung 12 der Schlüsseltext zum Gesamtverständnis der Offenbarung ist.

2.Die dramatische, bildhafte Sprache der Apokalyptik ergänzt die begriffliche des Paulus und entspricht der spannungsvollen Existenz der Christen

Zunächst ist die Frage zu beantworten, warum in der Urchristenheit die Darstellung des Christusgeschehens als apokalyptisches Geschehen notwendig wurde. Warum reichten die anderen neutestamentlichen Texte, reichten die Evangelien, die Briefe des Paulus der Gemeinde nicht als Zeugnis des Christusglaubens?
Diese Frage beantwortet sich einerseits aus dem historischen Anlass, d.h. aus der konkreten Not- und Verfolgungssituation der ersten Christengemeinden im römischen Kaiserreich: Irenäus berichtet, die Offenbarung des Johannes sei gegen Ende der Regierungszeit Domitians geschrieben, der von 81 bis 96 nach Christus römischer Kaiser war. Der Bezug auf Verfolgungen z.B. Kap. 6,9-11 und auf möglicherweise neue drohende Bedrängnisse durch den römischen Staat Kap 13, Kap. 16,6 und 17,6 lassen diese Datierung als sehr wahrscheinlich erscheinen. Domitian forderte als erster der römischen Kaiser göttliche Verehrung für sich. Er brachte so seine christlichen Untertanen in einen Gewissenskonflikt, der sie wegen ihrer Glaubenstreue bis ins Martyrium trieb. Diesen bedrängten christlichen Gemeinden in Kleinasien will der Seher der Offenbarung Glauben und Hoffnung stärker, dass sie trotz aller Macht und Machtanmassung des Kaisers und seines Reiches Gott, seinem Christus und seinem tausendjährigen Reich größere Macht, ja letztlich den Sieg zutrauen sollen, weil Satan, der dem Kaiser seine irdische Macht gibt, durch Christus bereits besiegt worden ist. 1
Hinter dem konkret-geschichtlichen „Anlass“ für die Entstehung der Offenbarung des Johannes als Trost- und Ermutigungsschrift im Kampf gegen die Bedränger und Bedrängnisse dieser Welt, wird also als grundsätzliche „Ursache“ ein Bedürfnis aller Christen aller Zeiten sichtbar: In einer Welt, die der Erfahrung nach durch andere Mächte und Mächtige regiert wird, soll dennoch der Glaube an den siegreich auferstandenen Christus und seine Weltherrschaft festgehalten werden. Wie kann dies gegen allen Augenschein, gegen alle gegenwärtige Welterfahrung gelingen?
Antwort der Apokalypse: Durch eine Sprache, die zusätzlich zur begrifflichtheologischen Sprache des Paulus die Gewissheit einer realen Veränderung der Machtverhältnisse eindringlich darstellzustellen vermag: Die Sprache der Apokalyptik, die die Endzeit als Drama, d.h. als spannungsvolle Handlung schildert, in der der Feind und seine Mächte zwar noch agieren, aber ebenso und mit weit stärkerer, letztlich überwindender Kraft der in seinem Geist gegenwärtige Christus. Die Apokalyptik war besonders durch das Spätjudentum den christlichen Gemeinden bekannt, z.B. in der Vorstellung vom tausendjährigen, messianischen Reich, dieses und anderes apokalyptische Erzählgut musste nun auf Christus und seine Erlösungstat bezogen werden. Auf die dramatische, d.h. spannungsreiche Situation einer innerlich im Glauben und äußerlich durch Verfolgung bedrängten Christengemeinde, die dringenden Handlungsbedarf ihres siegreich auferstandenen Herrn sah, musste eine Antwort gegeben werden. Wie wird das Geschehen auf der Weltbühne ausgehen: Wird Satan die Welt endgültig beherrschen in Gestalt der Weltherrscher, des Kaisers in Rom, wie man es gegenwärtig erlebte – oder wird Christus herrschen? Und wenn er im Augenblick scheinbar seine Herrschaft zumindest sichtbar noch nicht ausübt, – warum tut er dies nicht, oder anders gefragt, wie muss der Blick sein, der hinter dem Weltgeschehen das Christusgeschehen sieht, und was muss in der Zukunft noch geschehen, damit er herrschen kann und die Christen nicht den Glauben an ihn verlieren?
Darauf antwortet der Seher der Offenbarung mit seiner christlichen Apokalypse, mit seiner ihm von Christus, d.h. „am Tag des Herrn“ geschenkten Sicht auf die Weltzeit aus der Perspektive dessen, der „vom Geist ergriffen wurde“ und auf der Insel Patmos – also aus einem Abstand – auf die irdischen und himmlischen Dinge sieht: Ihm ist eine überlegene Sicht auf die Weltzeit nach Christi Auferstehung und Himmelfahrt als Endzeit und als vom Geist Christi bereits erfüllte und beherrschte Zeit geschenkt worden. Zu dieser geistlichen Sicht der Dinge will er die bedrängten Christen ermutigen. Der Seher der Offenbarung, das, was ihm offenbart wird, und die, denen er es offenbart, die es also mit ihm sehen dürfen, sind an „ihrem Ort“, der „ fern von dem Angesicht der Schlange ist“, Offb 12,4, d.h. sie leben bereits auf einer „geistlichen Insel“ (im Symbol: „ihr Ort“ bzw. „Patmos“), letztlich also unberührt von der Welt trotz aller Bedrängnisse, die sie durch deren Mächte und Menschen erfahren, und erleben das Endzeitgeschehen der Welt – die Verfolgung und Verführung durch Satan, den Fürsten dieser Welt (im Symbol: die Schlange) – aus sicherer Entfernung. Das ist die theologische Aussage, die Botschaft, das Evangelium der christlichen Apokalyptik: So dramatisch-spannungsgeladen, bedrohlich-verhängnisvoll und unentschieden das Weltgeschehen in der Frage des Sieges des Guten, Christus und der Seinen, über das Böse, Satan und die Seinen, auch scheinen mag, – es wird „von oben“, vom Himmel aus regiert: Satan hat nur noch eine begrenzte Zeit eine beschränkte Macht, deshalb gilt es nun, getrost, getreu (Offb 2,10) und geduldig zuzu-„sehen“ (aus der dem „Seher“ Johannes geschenkten „Sicht“, seiner Vision der Dinge), wie Gott sein endzeitliches Handeln zum Ende, zum endgültigen Sieg bringt. Dieser Sieg ist dann erreicht, wenn alle, die Christus durch das Leiden der Endzeit (Paulus: durch das Mit-gekreuzigt-werden mit Christus) zu sich führen wollte, zu ihm gekommen sind.
Es fragen die noch lebenden bedrängten Christusgläubigen, aber auch die Seelen derer, die schon gestorben sind: Warum zeigt sich jetzt noch nicht die Macht Christi sichtbar, und wann zeigt sie sich dann? „Ihnen wurde gesagt, dass sie ruhen müssten noch eine kleine Zeit, bis vollzählig dazukämen ihre Mitknechte und Brüder, die auch noch getötet werden sollten wie sie“, Offb 6,9ff.
Weil der Seher und die, denen er seine Sicht weitergibt, von ihrem erhöhten Standpunkt über den Dingen sehen können: Diese Erde wird vergehen (Offb 21,1), Christus hat sie bereits überwunden (Joh 16,33), sie kann ihnen mit all ihren Bosheiten und Anfechtungen in der aktiven Verwirklichung dieser geistlichen Sicht im guten Kampf des Glaubens nichts mehr anhaben, selbst wenn es durch Leiden und Sterben geht. Denn im geistlichen Endzeitreich Christi sind bereits alle miteinander geborgen, die noch lebenden und die bereits verstorbenen Christusgläubigen und die „Versiegelten aus allen Stämmen Israels“, sie haben den Satan „überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt, bis hin zum Tod“, Offb 12,11, in der symbolischen Sprache der Apokalyptik: Sie sind auf der „Insel am Tag Christi“ (am Auferstehungs-, d.h. Siegestag Christi) vom Geist ergriffen der Welt bereits entrückt. D.h. sie befinden sich im vollkommenen Herrschaftsbereich Christi (im Symbol: dem tausendjährigen Reich) schon vor Beginn der endgültigen Herrschaft Gottes, die mit dem Gericht vor dem großen weißen Thron und der Flucht von Himmel und Erde beginnt. Dem Seher Johannes und den mit ihm Sehenden wird „eine Tür aufgetan im Himmel“, Offb. 4,1 ,also gleichsam eine himmlische Perspektive, ein Blick von Oben auf das Ganze der Endzeit geschenkt, sie sehen bereits das Weltgeschehen und den Kampf der Mächte vom Ende, vom Ausgang, vom vollständigen Sieg Christi und seiner Engelmächte und seiner Gläubigen über Satan und seine Engelmächte und die von ihm Gezeichneten, „Charakterisierten“ her: Das sind die, die seine böse, antichristliche Art, seinen „Charakter“ angenommen haben, Offb 13,16.
Dieser Blick hinter den Vorhang wird ihnen geschenkt, damit sie interaktiv in diesen Kampf eingreifen können, indem sie die Kräfte des Himmels bereits hier auf Erden in dem himmlischen, geistlichen Endzeitreich Christi im Glaubenskampf und in der „Geduld der Heiligen“ einsetzen und so das mit entscheiden und zu Ende bringen, was bereits entschieden ist: Ihr Maranatha, ihr Wunsch, dass der Herr kommt, reagiert nur interaktiv auf die aktive Zusage ihres Herrn: Ja, ich komme bald, Offb 22,20, d.h. der Seher lädt die Christusgläubigen2 aller Zeit ein, vom Sieg ihres Herrn her zu denken, zu leben und zu kämpfen.Der Blick durch die geöffnete Tür in den Himmel und von dort aus auf die Erde ist also nicht nur ein unbeteiligtes staunendes Sehen, sondern er soll eine Schleuse für die himmlischen Kräfte öffnen, damit sie zu den Christusgläubigen auf Erden strömen können: In Glaube, Hoffnung, Liebe, in der „Geduld der Heiligen“, im „Gerechtigkeit üben“ und im Überwinden Satans, des Verklägers „durch des Lammes Blut“, Offb 12,11. So stehen folgende Texte, die dieses je auf ihre Weise aussagen, im N.T. parallel zueinander und interpretieren sich gegenseitig, obwohl der eine in der dramatischen, anschaulich-bildhaften Sprache der Apokalyptik redet und der andere in der theologisch-begrifflichen Sprache des Paulus:
Der Seher: „Danach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel, und die erste Stimme, die ich mit mir hatte reden hören wie eine Posaune, die sprach: Steig herauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll. Alsbald wurde ich vom Geist ergriffen. Und siehe, ein Thron stand im Himmel und auf dem Thron saß einer“, Offb 4,1-2.
Paulus: „Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit“, Kol 3,1-3. Gott auf seinem unerschütterlichen Herrschafts- „Thron“ im Himmel sehen, d.h. die Gewissheit haben, mit dem Auferstandenen einmal aus der „Verborgenheit“ in die „Herrlichkeit“ zu kommen und diese Herrlichkeit „droben“ hier schon in der Liebe, in dem „Band der Vollkommenheit“, Kol. 3,14, zu verwirklichen – dies bedeutet es, in der Not und Bedrängnis der Endzeit vom Sieg Christi her zu kämpfen. –
Auch in der Zahlensymbolik des Sehers finden sich Parallelen zu den Aussagen des Apostel Paulus: Die Zahl 144 000 ist eine Symbolzahl für die „Versiegelten“, d.h. Erwählten aus dem Volk Israel, entsprechend der im Römerbrief von Paulus genannten „vollen Zahl“ aus Israel (griech. pleroma auton), dem „ganzen Israel“ (griech. outos pas Israel): Es ist der gläubige auserwählte Überrest Israels (Röm 11,7), dem Gott nach Verstockung und Ungehorsam und nach dem Gelangen der Fülle der Heiden zum Heil (griech. pleroma ton etnon) wieder Barmherzigkeit schenken will (Röm 1,25ff): Aus jedem der 12 Stämme Israels 12 000 Versiegelte, d.h. insgesamt 144 000, beschreibt als Symbolzahl das „pleroma“, die Fülle, die Größe der Heilszuwendung Gottes in Christus und ist deshalb nicht quantitativ, sondern qualitativ zu verstehen: Die Zahl 12 für die 12 Stämme Israels,ergänzt durch die Symbolzahl 1000 für die göttliche Fülle, meint das „ganze Israel nach den Verheißungen“ (Paulus), d.h. sie besagt, dass Gott „alle“ seine Verheißungen und Gaben an Israel, „die ihn nicht gereuen können“, vollständig, zur „Gänze“ an Israel (outos pas Israel) erfüllt.
Die Zahl „1000“ ist nicht als quantitative Begrenzung zu verstehen, sondern als Symbolzahl für die geistliche Fülle und Vollständigkeit und End(zeit)gültigkeit des erwählten, an Christus gläubig gewordenen Restes aus Israel im geistlichen Endzeitreich Christi, dem „1000“-jährigen Reich, von Paulus wird diese Vollzahl und Fülle mit „pleroma“ beschrieben. Für den Seher und seine Gemeinde sind in der Symbolzahl 144000 gleichzeitig auch die Versiegelten aus den Heiden mit inbegriffen.
Entsprechend der Darstellung des Römerbriefes von der doppelten endzeitlichen Fülle (pleroma) der Erwählten aus Heiden und Juden wird nach der Aufzählung der 144 000 – d.h. des „pleroma“ aus Israel in Offb 7,4-8 in Offb 7,9ff – das Pleroma aus den Völkern beschrieben: „Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen.“
Dabei ist die Zahl 1000 Symbol der Vollzahl und geistlichen Fülle der Erwählten sowohl in der ersten, der geistlichen Phase des Endzeitreiches mit ihrer Sammlung der Versiegelten aus den Heiden und Juden durch Geist und Glauben und in Verborgenheit , als auch in der zweiten, der messianischen Phase des irdischen Endzeitreiches Jesu, in dem er bei seinem Wiederkommen die Verheißungen Gottes in Macht und Herrlichkeit an einem gläubigen Überrest Israels und mit diesem an allen Völkern erfüllt: Mit den 144 000 sind deshalb sowohl die Erwählten aus den Juden als auch aus den Heiden in beiden Endzeitphasen gemeint, ebenso in der „großen Schar“ – wobei einmal die Erwählten aus Israel das pars pro toto sind (12 000 aus 12 Stämmen) und das andere Mal die Erwählten aus den Heiden (aus allen Nationen).
Beide, die Erwählten aus den Heiden und aus Israel, bilden den einen himmlischen Leib Christi auf Erden, dieser ist in der Offenbarung dargestellt im Symbol der 24 Ältesten vor dem Thron Gottes Offb 4,4,: „Auf den Thronen saßen 24 Älteste“; sie symbolisieren stellvertretend das „pleroma“ aus Juden, d.h. die 12 Stämme Israels, und das „pleroma“ aus den Heiden, d.h. die 12 Apostel und die, die durch ihr Zeugnis zum Glauben kommen.
Die Throne bezeichnen die Teilhabe der erwählten Christusgläubigen aus Juden und Heiden an der geistlichen Endzeitherrschaft Christi in seinem vollkommenen (im Symbol: 1000jährigen) Reich; die Frage, ob durch sie die Gemeinde Jesu bereits als in der Endzeit in den Himmel entrückt und damit aus den Gerichten entnommen zu verstehen ist, ist dem gegenüber irrelevant und entschieden: Es geht bei dem Sitzen auf den Thronen vor dem Thron Gottes bei konsequenter symbolischer, geistlicher Auslegung der Offenbarung um eine geistliche Herrschaft der Erwählten, um ein „Überwinden durch das Blut des Lammes“ (Offb12), für das die leibliche Auferstehung und das Ende dieses Himmels und dieser Erde nur die letzte Konsequenz ist. Dies bestätigt auch Offb 7: Die versiegelten Knechte Gottes aus allen Stämmen Israels werden keinen Schaden durch die Endzeitgerichte erfahren. Solches muss bei geistlicher Auslegung der Offenbarung als Versiegelung mit dem Geist, d.h. Schutz durch himmlische Geistes-Kräfte an „ihrem Ort“ und „fern von dem Angesicht der Schlange“ (Offb 12) hier auf Erden verstanden werden.
Sie sind bewahrt insofern sie „an ihrem Ort“ sind, d.h. in Christo und im Geist Christi leben, bewahrt vor Satan, vor seinen Geistesmächten und vor den von ihm besessenen Menschen und vor den Gerichten und Selbstzerstörungen und „Schäden“ geistiger und physischer Art, z.B. politische und religiöse Ideologien, Umweltzerstörungen, und vor den Plagen und Zornesschalen, die über die Weltmenschen kommen. Diese sind in ihrem Wesen geistliche Schäden, d.h. sie wollen die geistlichen Mächte Satans in den Menschen zur Herrschaft bringen, seinen gottlosen, antichristlichen Charakter (charagma, Offb 13,17), d.h. sie zielen darauf, den Geist des Menschen zu zerrütten, sie bewirken bei den Ungläubigen tiefe Verunsicherung und Furcht, bei den Christusgläubigen Hoffnung auf Erlösung, denn sie haben ja schon den himmlischen Geist ihres auferstandenen Herrn. „Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie weden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschenshn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhabt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht“, Luk 21,25-28.
Bedrücken, belasten und erschüttern die globalen Erschütterungen und Zerströrungen die Weltmenschen in ihren Herzen schwer, da sie ihr „Heil“ nur im „Wohl“ dieser Welt sehen, dieses aber in Frage gestellt ist, so werden die Christusgläubigen durch alles nur noch stärker auf ihren Herrn gewiesen und durch die Hoffnung auf sein baldiges Kommen und die damit verbundene Erlösung in ihren Herzen gestärkt und ermutigt durch den „Mut“, d.h. den Geist ihres Herrn, der nicht ein Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit ist, 2. Tim 1,7.
D.h. mit d...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. Offb 12 als Schlüsselkapitel der Offenbarung
  4. 1. Die Endzeit als trinitarisches Geschehen in Gott
  5. 2. Die dramatische, bildhafte Sprache der Apokalyptik ergänzt die begriffliche des Paulus und entspricht der spannungvollen Existenz der Christen
  6. 3. Christliche Apokalyptik ist in ihrem Wesen geistlich
  7. 4. Die Darstellungsweise des geistlichen Endzeitgeschehens muss symbolhaft sein und mithilfe inhaltlich paralleler biblischer Texte geistlich verstanden werden: Beispiele
  8. 5. Die sieben Dimensionen des Engelkampfes in Offb 12
  9. 6. Gründe für die apokalyptische Darstellung des Engelkampfes in Offb 12
  10. 7. Die Bedeutung des Engelkampfes für Israel, Christus
  11. 8. Jedes apokalyptische Ereignis beschreibt einen vollständigen Aspekt der endzeitlichen Auseinandersetzung zwischen Christus und Satan: Beispiele
  12. 9. Nur wer sich von Christus interaktiv in den geistlichen Kampf stellen lässt, versteht das geistliche Endzeitgeschehen
  13. 10. Die Zahl des Tieres; das sechste Siegel; die 144 000
  14. 11. Der Tag Christi, die erste Auferstehung der Christusgläubigen und das Lebendig-werden der Ungläubigen zum Gericht
  15. 12. Das tausendjährige Reich als geistliches, mehrdimensionales Heilshandeln Gottes
  16. 13. Das tausendjährige Reich und seine Vollendung in den Christusgläubigen
  17. 14. Das neue Jerusalem und der neue Himmel und die neue Erde
  18. Bibliographie
  19. Impressum