1. Das erwartet Sie
in diesem Buch
Fühlen Sie sich ausgelaugt in Ihrem Beruf? Machen Ihnen Ihre Schüler das Leben zur Hölle? Fällt es Ihnen schwer, morgens aufzustehen, weil Sie sich vor dem Schulalltag fürchten? Dann kann Ihnen mit diesem Buch geholfen werden. Der Job eines Lehrers ist nicht leicht. Störungen und provozierende Schüler können Ihnen den Schulalltag maßgeblich erschweren und jeglichen Spaß am Unterrichten rauben. Besonders in diesem Berufsfeld ist die Gefahr eines Burn-outs nicht zu unterschätzen. Vielleicht befinden Sie sich schon an einem Punkt, an dem Sie mit dem Gedanken spielen, das Handtuch zu werfen.
Doch das muss nicht so sein. Lassen Sie sich ein auf eine Reise, die Ihnen wirksame Veränderung bringen wird. Sowohl Ihre mentale Gesundheit als auch Ihre Schüler werden es Ihnen danken!
In diesem Buch lernen Sie, wie Sie Unterrichtsstörungen bestmöglich entgegenwirken können. Beruhend auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bekommen Sie Strategien an die Hand, die Ihnen dabei helfen, mit Disziplinkonflikten umzugehen und angemessen auf unerwünschtes Schülerverhalten zu reagieren. Lernen Sie, sich in Ihre Schüler hineinzuversetzen, und gehen Sie den Ursachen von Störungen auf den Grund. Es gibt psychologische Ansätze, die Sie dazu befähigen, Ruhe zu bewahren und sich nicht provozieren zu lassen. Worauf warten Sie also noch? Machen Sie Ihren Beruf wieder zu Ihrer Berufung!
Mit hilfreichen Praxistipps können Sie es schaffen, wieder Herr über Ihren Unterricht zu werden und dabei sogar die Beziehung zu Ihren Schülern zu stärken.
Begeben Sie sich auf den Weg zu effizienter Klassenführung und einem friedlichen Miteinander im Unterricht.
2. Die Schülerseite:
Wie entstehen
Unterrichtsstörungen?
Um den Ursachen für das Störungsverhalten in Ihrer Klasse auf den Grund zu gehen, wollen wir uns zuerst in die Perspektive Ihrer Schüler hineinversetzen und mögliche Faktoren ergründen. Auch wenn Ihnen das ständige Schwätzen, Hineinrufen oder jegliche Art der Fremdbeschäftigung durch Ihre Klasse willkürlich vorkommen mag, so gibt es doch einige mögliche Faktoren, die sich zu einer Ursache zusammensetzen lassen.
2.1. SCHÜLERSICHT:
UNTERRICHT ANDERS WAHRNEHMEN
Wir wollen in diesem Ratgeber beide Perspektiven auf Ihren Unterricht beleuchten: die vor und die hinter dem Lehrerpult. Versetzen Sie sich zurück in die Zeit, als Sie täglich vor dem Lehrerpult Platz genommen haben, dann werden Sie vermutlich andere Emotionen mit diesem Ort verbunden haben, als Sie das heute tun. Schüler sind ihrer Lernumwelt gegenüber generell negativer eingestellt als die Lehrkräfte. Neben der typischen Langeweile und fehlender Motivation führen auch nervende Mitschüler, unfaire Lehrer oder externe Stimuli, wie beispielsweise eine Baustelle in hörbarer Reichweite, schnell zu lautem Stöhnen, genervtem Augenrollen oder verbaler Beschwerde.
Auch ihre Sichtweise auf den Lehrer unterscheidet sich oft maßgeblich von Ihrem eigenen Bild auf Ihre Lehrerpersönlichkeit. Schüler empfinden schnell Wut gegenüber der Lehrkraft und sehen den Fokus des Lehrerhandelns häufig im Durchboxen des Unterrichtsstoffs sowie in ihren Handlungen den Schwerpunkt auf Kontrolle und Disziplin. Als Maßnahme für störendes Verhalten nehmen Schüler vorwiegend lautes Schimpfen und Brüllen wahr und verknüpfen es fest mit dem Bild einer Lehrperson. Auch wenn Sie sich im Unterrichtskontext anders beschreiben würden und vermutlich auch auf andere pädagogische Strategien setzen, so überwiegen doch diese Aspekte des Lehrerdaseins in der Wahrnehmung Ihrer Schüler.
Grundsätzlich spielt auch die Lebensrealität der Schüler, der sie in ihrer Sichtweise auf Normen und Werte maßgeblich prägt, eine große Rolle in Bezug auf innerschulische Dynamiken. Je nach Klassenzusammensetzung können sich viele unterschiedliche Ansichten bezüglich Themen wie Moral, Benehmen, Erziehung und gesamte Weltanschauungen versammeln. Für einige stellt der Schulalltag dadurch einen starken Kontrast zu ihrem Leben außerhalb dar, was auch auf sprachlicher Ebene schnell sichtbar wird. Was für manche Schüler gängige Formulierungen oder Worte aus ihrem täglichen Sprachgebrauch zu sein scheinen, können aus Sicht der Lehrkraft als dramatische Umgangsformen untereinander bewertet werden.
In der Regel sind sich Schüler und Lehrer jedoch in dem Punkt einig, dass sich beide durch akustische Störungen am meisten beeinträchtigt fühlen (vgl. Tücke, 1998, S. 277). Genau wie Sie durch Geräusche aller Art in Ihrer Arbeit gestört fühlen, tun das Ihre Schüler auch. Die Eindämmung vermeidbarer Störungen ist damit ein Anliegen, das Sie mit vielen Schülern in Ihrer Klasse teilen werden. Worin sich die Sichtweise auf Störungsverhalten jedoch meisten unterscheidet, ist die Tendenz vieler Lehrkräfte, dieses schnell auf ihre Unterrichtsqualität zu beziehen und sich persönlich angegriffen zu fühlen. Vielleicht kennen Sie den Gedanken, Ihre Schüler hätten es auf Sie abgesehen und würden alles daran setzen, Sie zur Weißglut zu treiben. In vielen Fällen rühren Unterrichtsstörungen durch Ihre Schüler aber aus vielen unterschiedlichen Ursachen, die in den folgenden Kapiteln analysiert werden.
Die Schuld für Störungen im Unterrichtskontext suchen Schüler meistens sowohl bei der zuständigen Lehrkraft als auch in ihrem eigenen Benehmen, während Lehrer dazu neigen, das Fehlverhalten allein den betroffenen Schülern zuzuschreiben (vgl. Hilgers, 1987).
Meistens liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Sowohl Sie als auch Ihre Klasse trägt einen gewissen Teil dazu bei, dass es im Unterricht zu Problemen kommt.
2.2. STÖRUNGSTYPEN UND
URSACHEN
Wir wollen nun gemeinsam einen Blick auf unterschiedliche Arten der Störung werfen, welche Ihnen im Unterrichtsalltag begegnen könnten. Lohmann (2003, S. 12) bezeichnet Unterrichtsstörungen als „Ereignisse, die den Lehr-Lern-Prozess beeinträchtigen, unterbrechen oder unmöglich machen, indem sie die Voraussetzungen, unter denen Lehren und Lernen stattfinden kann, teilweise oder ganz außer Kraft setzen“. Das bedeutet, dass die Grundvoraussetzungen, unter denen erfolgreiches Lernen stattfinden kann, wie physische und psychische Sicherheit, Ruhe, Aufmerksamkeit und Konzentration, durch Störreize teilweise genommen werden und einen konstruktiven Unterrichtsverlauf maßgeblich stören. Sie werden es aus Ihrer Klasse kennen, Störungen können von überall kommen.
In vielen Fällen treten sie durch unangemessenes Schülerverhalten auf, aber auch die Lehrkraft selbst oder andere Stimuli von außen können dafür sorgen, dass die Lernvoraussetzungen und das -klima verschlechtert werden. Das passiert durch Zwischenrufe, verbale oder auch physische Angriffe, ungefragtes Herumlaufen im Raum, jegliche Art von Hektik, Geschrei durch die Lehrkraft oder unangemessenen Sarkasmus, der Disziplinkonflikte häufig noch anheizt. Aber auch externe Faktoren, auf die Sie und Ihre Klasse keinen Einfluss haben, können den Unterrichtsfluss durchbrechen. Sie können sich wahrscheinlich gut vorstellen, wie interessant Ihre Schüler ein plötzliches Wetterereignis wie Schnee und starken Sturm oder den Lärm eines Hubschraubers oder Krankenwagens in Sichtweite finden, während Sie gerade ein neues Thema einleiten wollen. Besonders penetrante Störenfriede sind allerdings Baustellen, die sich in hörbarer und am besten auch sichtbarer Reichweite befinden und für einen permanenten Lärmpegel und damit auch reichlich Ablenkung sorgen.
Grundsätzlich hat aber jede Lehrk...