Vom Stein zur Atombombe
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Vom Stein zur Atombombe

Ein Einblick in die Wehrtechnik und Militärgeschichte der europäisch-atlantischen Welt

  1. 412 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Vom Stein zur Atombombe

Ein Einblick in die Wehrtechnik und Militärgeschichte der europäisch-atlantischen Welt

Über dieses Buch

Der hier angebotene Einblick in die Waffen- und Kriegsgeschichte Europas und der atlantischen Welt soll für Interessierte Versuch und Ansporn sein, sich der Basis zu erinnern, auf die sich die allgemeine Waffentechnik und das Wehrwesen der Gegenwart bis kurz vor der Jahrtausendwende abstützten.Die Probleme unserer Zeit sind global geworden, niemand kann sich ihnen mehr entziehen. Die Rückbesinnung auf ursprüngliche Gemeinsamkeiten und das Wissen um den eigenen Weg werden immer wichtiger. In unserer Zeit mit ihren politischen, sozialen, wirtschaftlichen und technischen Umwälzungen vollzieht sich der Wandel mit zunehmender Geschwindigkeit - im Frieden wie im Kriege.

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Information

Das zwanzigste Jahrhundert von Tsushima bis Hiroshima und Nagasaki

Die Erfolge von Wissenschaft und Technik machten die heutige Zivilisation mit ihren Ballungszentren und Raumfahrtprogrammen möglich. Doch vorerst musste Europa seine Vormachtstellung nach zwei Kriegen an die Vereinigten Staaten abgeben und war nun in der Folge unfähig, aus eigener Kraft die Bedrohung seitens der Sowjetunion in Schach zu halten.
Als das rastlose 19. Jahrhundert zu Ende ging, beherrschte Europa die Welt, obwohl es nicht überall unmittelbar Macht ausübte. Fast ganz Afrika war zwischen sieben europäischen Nationen aufgeteilt. Das europäische Asien schloss Französisch-Indochina mit ein, die holländischen Besitzungen in Ostindien und die britischen Kolonien in Indien, Burma und Malaya. Frankreich, Großbritannien und Holland besaßen zudem auch in der westlichen Hemisphäre Kolonien. Daneben existierten noch subtilere Mittel der Einflussnahme. Die europäische Kultur hatte sich auf Süd- und Nordamerika, Neuseeland und den ganzen Kontinent Australien ausgebreitet.
In der Schweiz wandelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Agrarzur Industriegesellschaft. Das traditionelle Gefüge wurde mehr und mehr durchbrochen. Das 1891 gefeierte Jubiläum „600 Jahre Eidgenossenschaft“ gab dem Vaterlandsgefühl und dem Patriotismus mächtigen Auftrieb. Die Einführung der jährlichen Bundesfeier am 1. August, die Landesausstellung von 1896 in Genf und die Einweihung des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich im Jahre 1898 waren vaterländische Höhepunkte. Das erweiterte Bundeshaus und die Waffenhalle im Landesmuseum galten als nationale Ruhmestempel und wurden ebenso stark besucht wie Richard Kisslings 1895 vollendetes Telldenkmal in Altdorf.
Westeuropa produzierte um 1900 mehr als die Hälfte der Industriegüter der Welt, kreuzte auf den Weltmeeren mit über 70 % der Handelstonnage und verbuchte, gefolgt von der kommenden Wirtschaftsmacht USA, über 65 % der Handelsgeschäfte. Im Wettlauf um die Weltherrschaft hielt England die Spitze, gefolgt von Frankreich und dem noch jungen Kaiserreich Deutschland, das sein Industriepotenzial verstärkte und neben dem Heer auch die Kriegsflotte auszubauen begann. Der wirtschaftliche Einfluss Europas reichte tief in noch unabhängige Staaten hinein, ja er reichte bis an den Rand des chinesischen Reiches. Nur das Kaiserreich Japan blieb unabhängig und ahmte ohne Skrupel die europäische Technologie nach.
Von hier aus erfolgte auch der erste Donnerschlag zum Einläuten des 20. Jahrhunderts. Hochfliegende Pläne und Hoffnungen auf ein neues Zeitalter zerstoben vor der Macht der Realität. Die Weltausstellung 1900 in Paris, der am 17. Dezember 1905 erfolgte erste Flug mit einem lenkbaren motorgetriebenen Flugzeug durch die Gebrüder Wright in den USA lagen noch ganz in der Linie einer Epoche, die beherrscht werden sollte von der politischen und militärischen Macht Europas und Nordamerikas, ihrer Technologie, wirtschaftlichen Stärke und Kultur, die sich auf einen Großteil der Welt abstützten. Zwar lag in dieser Linie durchaus eine Abhandlung im Jahrgang 1905 der „Annalen der Physik“, in der Albert Einstein, damals ein kleiner Beamter am Schweizer Patentamt in Bern, neben zwei anderen epochemachenden Arbeiten seine Relativitätstheorie begründete. Seine Theorien wurden in dieser Zeit nur von einem kleinen Kreis in ihrer Bedeutung und kommenden Auswirkungen erkannt und lagen noch nicht in der Linie des Fassbaren.
Am 9. Februar 1904 bekam das europäische Selbstbewusstsein erstmals einen argen Dämpfer. An diesem Tag entluden sich politische Spannungen zwischen Japan und Russland, als japanische Torpedoboote ohne Vorwarnung das russische Fernostgeschwader angriffen. Die anfängliche Entrüstung verwandelte sich bald in Entsetzen, als abzusehen war, dass zum ersten Mal in der modernen Geschichte ein außereuropäisches Volk europäischem Machtstreben einen Riegel vorschob. Unter den bestehenden und aufsteigenden Seemächten des frühen 20. Jahrhunderts war Japan eine Anomalie, da es das Segelschiffzeitalter infolge einer selbstgewählten jahrhundertelangen Isolation vollständig übersprungen hatte. Nach der gewaltsamen Öffnung des Landes durch den westlichen Imperialismus eigneten sich die führenden Männer in der japanischen Marine mit bemerkenswertem Scharfsinn nicht nur die Lehren von drei Jahrhunderten westlicher Seekriegführung an, sondern überflügelten auch viele westliche Denker in der Entwicklung von Marinewaffen und taktischen Konzepten.
Obwohl stärkemäßig unterlegen, stellten die Japaner überlegenen Kampfgeist und bessere Ausbildung in Rechnung. Japan war sich zwar bewusst, dass es wegen der riesigen Entfernung zu Russland nicht auf der ganzen Linie Sieger werden konnte. Japan sah aber auch die Schwierigkeiten der Russen, ihre langen und dünnen Nachschublinien, und schlug daher los, um für ein beschränktes Ziel zu kämpfen. Die Geschichte gab dem Land der aufgehenden Sonne recht, das siegreich blieb und mit diesem Sieg zugleich den Grundstein legte zum späteren großjapanischen Reich. Die Japaner ließen sich den ganzen Krieg hindurch die Initiative nicht mehr entreißen. Sie stürmten Port Arthur, schlugen die Russen in der Riesenschlacht von Mukden und errangen einen beispiellosen Seesieg bei Tsushima. Alles Siege, die das japanische Selbstbewusstsein erhöhten und starken Einfluss auf spätere Gedankengänge und Maßnahmen auf die Führung dieses Volkes ausübten.
In diesem Krieg von 1904/1905 wurden zur See Minen und Torpedos eingesetzt, zu Lande Maschinengewehre verwendet und bereits im erheblichem Maße Schützengräben ausgehoben. Überstrahlt aber wurde alles durch den Schock von Tsushima, der Schlacht zwischen der japanischen Flotte unter Admiral Heihachiro Togo und der russischen Ostseeflotte unter Vizeadmiral Sinowi Petrowitsch Roschestwenski im japanischen Meer 1905. Tsushima kennzeichnete den Höhepunkt der ersten Herausforderung der europäischen Vorherrschaft auf See durch Mächte des Ostens, seit die Türken 1571 bei Lepanto geschlagen worden waren. Der auf den zwei Komponenten Mittel- und schwere Artillerie beruhende „klassische“ Feuerplan galt als die Hauptursache der russischen Niederlage in der Seeschlacht von Tsushima am 27./28 Mai 1905. Dank ihrer überlegenen Geschwindigkeit diktierten die Japaner den Russen Position und Distanz, in dem sie ihr Fernfeuer auf weite Entfernung (ca. 6500 m) wirken ließen. Aus der russischen Schlachtlinie wurden drei Linienschiffe versenkt, aus der japanischen keines. Nach dem Zerfall ihrer Schlachtordnung büßten die Russen fast alle Schiffe ein, ohne die Japaner ernsthaft bedrängt zu haben. Diese Schlacht wurde allgemein als Beweis für die Zweckmäßigkeit der Forderung nach einer spürbaren Vermehrung der Hauptartillerie an Bord von Linienschiffen aufgefasst. Nach Tsushima war Japan eine Seemacht erster Klasse. Es war eine Macht geworden, die vom Westen als bündnisfähig angesehen wurde. Aber Japan, dass sich vom Westen um die Früchte seiner Siege gegen China und Russland gebracht worden sah, fuhr fort, seine Flotte für den Tag aufzurüsten, an dem sich die Gelegenheit bieten würde, seine Vorherrschaft im Fernen Osten durchzusetzen.
Bereits wenige Monate nach Tsushima, im Oktober 1905, legte England die HMS „Dreadnought“ auf Stapel. Das Kriegsschiff, im Dezember des folgenden Jahres fertig gestellt, rief eine Sensation als der umwälzende neue Typ des Großkampfschiffes hervor. Damit sollte gleichzeitig auch demonstriert werden, wo die Quelle der wahren Seemacht lag.
Der Name „Dreadnought“ wurde zum Markstein für alle neuen Schiffsentwürfe. So unterschied man nach ihrer Fertigstellung zwischen Dreadnoughts, Pre-Dreadnoughts und Super-Dreadnoughts. Hervorstechendes Merkmal all dieser Entwürfe war eine vereinheitlichte Artillerie mit identischer Schussleistung und ein funktionsfähiges Feuerleitsystem, das den Schiffen die Möglichkeit gab, beobachtbare Salven auf das Ziel abzugeben. Die wirksame Reichweite wurde so auf 9000 Meter und darüber hinaus ausgeweitet. Und das war nötig, denn die Bedrohung für das Großkampfschiff nahm stetig zu. Der Torpedo mit Dampfantrieb wurde kurz vor Indienststellung der „Dreadnought“ entwickelt. Der neue Antrieb gab der Unterwasserwaffe einen Aktionsradius der mit der Schiffsartillerie gleichzog und sie vielfach auch übertraf. Auch die Tauchboote wurden langsam zu einem ernsthaften Gegner. Einige wenige Propheten, wie z. B. der Artillerist Percy Scott sagten bereits zu diesem Zeitpunkt dem Flugzeug eine große Zukunft voraus.
H.M.S. „Dreadnought“
Mit ihrer vereinheitlichten Hauptbewaffnung von 30,4-cm-Schnellfeuer-Geschützen in fünf Doppeltürmen (1 vorn, 2 achtern hintereinander auf gleicher Ebene, 2 seitlich) stellte das Schiff das endgültige Ergebnis der wissenschaftlichen Artillerierevolution dar und wurde zum Wegbereiter aller weiterer Großkampfschiffe. Die H.M.S. „Dreadnougth“ verdrängte bei 160 m Länge 18 000 t. 4 Parson-Turbinen verliehen dem Schlachtschiff eine Geschwindigkeit von 21 kn, bei einer Fahrtstrecke von 6600 sm bei 10 Knoten (kn) Marschfahrt. Die maximale Panzerdicke betrug 28 Zentimeter.
Solche Voraussagen wurden jedoch mit Geringschätzung bedacht. Das Torpedo wurde als ernsthafte Bedrohung, jedoch nicht als entscheidend betrachtet. Die schwere Artillerie war noch immer die Waffe, mit welcher die großen Marinen ihre Vorherrschaft auf See aufrechtzuerhalten trachteten. U-Boote, Torpedos, Minen und Flugzeuge passten nicht in dieses Konzept. Insbesondere die Unterseeminen waren ein Thema für sich. Der Gedanke, durch Explosion von Sprengstoffen unter Wasser Löcher in den Schiffsrumpf zu reißen, um das feindliche Schiff zum Sinken zu bringen, hatte schon im Mittelalter zu Erfindungen geführt, die aber alle technischer Probleme wegen nur momentane Bedeutung erlangten. Die Versuche auf diesem Gebiet wurden erst mit Beginn des amerikanischen Bürgerkrieges wieder ernsthaft und mit entsprechendem Erfolg (22 nordamerikanische Schiffe wurden zum Sinken gebracht) aufgenommen. Aber in Europa hielt man die Anwendung von Unterwasserminen lange zurück, da man diese Waffe als heimtückisch, hinterlistig und unritterlich ansah, welche einen offenen und ehrlichen Kampf unmöglich machte. Ein Umschwung der Meinungen trat erst ein, als Whitehead aus der Unterseemine das allgemein als ernsthafte Bedrohung empfundene Torpedo entwickelte. Unterschieden wurden die Unterwasserminen in dieser Zeit grob in Verteidigungs- und Angriffs-Seeminen. Das maßgebende Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Typen war im Wesentlichen: Bei Verteidigungsminen wurde die Meerestiefe genau erkundet und das Ankertau der Mine entsprechend eingestellt. An Zündern besaßen diese Minen vorwiegend Säurekontaktzündung mit Sicherheitszündleitung oder Stromschließkontaktzündung und Zündleitung vom Lande her. Angriffsminen wurden einfach über Bord geworfen und funktionierten mit einer automatischen Tiefeinstellvorrichtung. Durch Schaffung von sogenannten Einheitsminen wurden diese Unterschiede immer geringer und die Anwendungsmöglichkeiten und Leistungsfähigkeit insbesondere mit der Einführung des Sprengstoffes Trotyl gesteigert, als auch die Ausbildung vereinfacht. Insbesondere kleinere Seemächte oder Anliegerstaaten zeigten großes Interesse an Seeminen, um mit möglichst geringen Kosten in Verbindung mit der Küstenartillerie ihre Küsten wirksamer verteidigen zu können.
Zu Lande wurde ebenfalls sehr lange alles negiert, was nach einer Änderung bisheriger Anschauungen aussah. Dem Maschinengewehr wurde seine große Wirksamkeit abgesprochen und zum Vergleich immer wieder die früheren und zum Teil noch im Einsatz stehenden manuell arbeitenden, geschützlafettierten Schnellfeuergewehre herangezogen. So vertrat man beispielsweise im deutschen Heer die Meinung, dass das Maschinengewehr wegen seines hohen Munitionsverbrauchs und seiner damaligen Anfälligkeit für Ladehemmungen als hauptsächlicher Rückhalt in dem als wahrscheinlich angenommenen Bewegungskrieg zu einem lange anhaltenden Feuerkampf nicht befähigt sei. Doch anders als bei den Marinen, wo die neuen Technologien erst nach dreißig Jahren voll zum Tragen kamen, wurde es für die Infanterie schon in der Anfangsphase des ersten großen Krieges bitter.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges, der aus machtpolitischen Gegensätzen im europäischen Staatensystem, einem daraus resultierenden Rüstungswettlauf, deutsch-englischer Rivalität im Flottenbau und Verlust des defensiven Charakters der Bündnisse sowie den inneren Schwierigkeiten des österreichisch-ungarischen Staatenbundes entstand, ging jede der kriegführenden Parteien in den Kampf mit der Überzeugung, den Krieg in kurzer Zeit gewinnen zu können. Die Engländer bauten auf ihre Kriegsschiffe, mit denen sie alle anderen Flotten der Welt übertrumpften. Die Franzosen gründeten ihre Überlegenheit auf eine Feldartillerie, die sie in Erinnerung an das Versagen im Krieg von 1870/71 zur wendigsten Europas ausgebildet hatten. Die Deutschen setzten ihre Zuversicht in eine erdrückende zahlenmäßige Überlegenheit ihrer mittelschweren (10,5 cm) und schweren (15 cm) Geschütze. Außerdem verfügten sie noch über 42-cm-Geschütze, gegen die keine Festung Widerstand leisten konnte. Darüber hinaus war man der Meinung, mit der neugeschaffenen Hochseeflotte die zu erwartende (klassische) Blockade der Engländer aufbrechen zu können.
Vor Ausbruch des Krieges schien die Monarchie in Deutschland sicher begründet trotz der innenpolitischen Spannungen, die davon herrührten, dass das politische System hinter der sozialen und technisch-industriellen Entwicklung zurückgeblieben war. Als aber bei Kriegsbeginn der Kaiser mit den Worten: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“ die allgemeine Stimmung zum Ausdruck brachte, hatten alle Deutschen, ob Konservative, Sozialisten oder Liberale, Bürger und Arbeiter zusammengefunden im Wahn, von einer feindlichen Welt überfallen zu werden. Mit der Mobilmachung mobilisierte allein Deutschland über 3,8 Millionen Soldaten. Die durch Reservisten verstärkten Feldtruppen umfassten 2,3 Millionen Soldaten und 727 000 Pferde, das Besatzungsheer mit allen Ersatztruppen kam auf über 1,7 Millionen Mann und wurde durch viele Kriegsfreiwillige laufend verstärkt. Niemand glaubte an einen langen Krieg. Wie ein Wunder erschien es später, als man die nun folgenden grauenhaften Ereignisse analysierte, dass trotz des Fehlens jeglicher Vorratswirtschaft und trotz der sofort einsetzenden gegnerischen Blockade der Krieg seitens Deutschland so lange geführt werden konnte.
Ein Merkmal in der Anfangsphase des Krieges, das zugleich auch zur Kriegsauslösung mit beitrug, war die Einhaltung von starren Operationsplänen. Frankreich erwartete von deutscher Seite einen mehr gewaltsamen als taktisch geschickten Eröffnungskampf. Auf Grund dieser Annahme bestanden Pläne, den Angriff der Deutschen zu kanalisieren, sie ins Artilleriefeuer zu locken und in eigentlichen Fallen zu vernichten. Auf der anderen Seite vertrauten die Deutschen auf ihre Angriffskraft und auf den Schlieffen-Plan, das Vermächtnis Graf Schlieffens, des Chefs des Großen Generalstabes, dessen Leitung 1905 an den Nachfolger Generaloberst Helmuth von Moltke überging. Schlieffen hatte vorgesehen, mit einer schwachen Armee gegen die Rus...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Prolog
  3. Einleitung
  4. Ursprung
  5. Vom Stein zum Eisen: Die Anfänge der Bewaffnung
  6. Die Griechen (800–30 v. Chr.)
  7. Die römische Militärmacht (753 v. Chr.–476 n. Chr.)
  8. Völkerwanderung, Mittelalter (410–1500)
  9. Renaissance und Reformation (1350–1600), erstes Aufkommen der Feuerwaffen
  10. Absolutismus und Aufklärung (1600–1762)
  11. Revolutionen, die die Welt veränderten (1763–1870)
  12. Die Entstehung der modernen Welt (seit 1870)
  13. Das zwanzigste Jahrhundert von Tsushima bis Hiroshima und Nagasaki
  14. Der Weg in die Gegenwart
  15. Epilog
  16. Chronologie europäisch-atlantischer Schlachten und Kriege
  17. Glossar der Seemannssprache
  18. Literaturnachweis
  19. Der Autor
  20. Impressum