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Der Schwabenspiegel. Jahrbuch für Literatur, Sprache und Spiel / Der Schwabenspiegel 2016
Schwäbischer Poetry Slam
- 96 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Der Schwabenspiegel. Jahrbuch für Literatur, Sprache und Spiel / Der Schwabenspiegel 2016
Schwäbischer Poetry Slam
Über dieses Buch
Der Schwaben-Slam im Schloss 2016 fand historische Vorläufer in den Memminger Meistersingern und auch den Meistersingern von Augsburg. Darüber hinaus lässt sich ein Traditionsbogen bis zu den mittelalterlichen Sängerkriegen spannen. Die Beiträge zeigen, dass schwäbische Mundart in modernen Formaten wie dem Poetry Slam äußerst vital ist.
Außerdem publiziert der Schwabenspiegel 2016 den letzten wissenschaftlichen Aufsatz von Dr. Georg Simnacher. Der Altbezirkstagspräsident war zudem Gründer des Vereins Literaturschloss Edelstetten.
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Information
eBook-ISBN:
9783957861221Georg Simnacher
Das Spital in Ziemetshausen bearbeitet von Ursula Simnacher
Zum Geleit
Die Stiftungen in Deutschland erweisen sich seit dem frühen Mittelalter als ein rechtsgeschichtlich bewährtes Instrument, den wohltätigen Willen des Stifters auf unabsehbare Zeit über das Leben hinaus fortzusetzen. Der eigene Wille bleibt so als immerwährendes Gesetz lebendig. Der Stiftungsgedanke ist zutiefst in der menschlichen Natur verhaftet: Persönliches gutherziges Wollen soll verewigt werden und über den Tod hinaus weiterwirken. Ursprünglich stark von der sühnenden Kraft guter Werke geprägt, fand das Stiftungswesen im Lauf der Jahrhunderte nach und nach seine Gemeinwohlorientierung.
Das Mittelalter und die frühe Neuzeit waren die hohe Zeit der Stiftungen. Die Sorge des Stifters um sein Seelenheil und sein Fortleben nach dem Tode waren die wichtigsten Gründe für die religiösen mildtätigen Stiftungen. Das christliche Gebot von der Liebestätigkeit für den Nächsten beflügelte den mittelalterlichen Menschen zu letztwilligen Verfügungen oder eben zu Stiftungen zugunsten religiöser oder der Nächstenliebe gewidmeten Einrichtungen. Mit den fortschreitenden Jahren, vor allem gegen Ende des Mittelalters, verlagerte sich der Schwerpunkt fast ausschließlich auf die Betreuung der Armen und Kranken. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit ist durchaus noch der mittelalterliche Sinn für christliche Nächstenliebe und das Verständnis für das sühnende Element der guten Werke bei den Vermögenden präsent. Zu den frühesten bestehenden Wohltätigkeitsstiftungen im Landkreis Günzburg gehört die im Jahre 1550 gegründete Spitalstiftung Ziemetshausen. Ihrem Werden, Überleben und ihrer Umwandlung in unsere moderne Zeit gilt diese Broschüre, die ich meiner Heimatgemeinde Ziemetshausen widme. Möge sie viele aufgeschlossene Leser finden, die bei allem globalen Leben unserer Zeit zur Auffassung kommen: Tradition hat Zukunft.

Dr. Georg Simnacher
Altlandrat und Altbezirkstagspräsident
Die Hospitalstiftung und die Stifterfamilie
Der seinerzeitige Inhaber der Pfandschaftherrschaft Seifriedsberg, kaiserlicher Rat Karl Villinger, Freiherr zu Seifriedsberg und Schönenberg, hat im Frühjahr 1550 in Ziemetshausen ein Spital gestiftet. Leider ist die Stiftungsurkunde nicht mehr auffindbar, wohl aber ein Dokument über die Zustiftung einer Wiese durch die Gemeinde Ziemetshausen. Aus einer im Archiv des Fürstlichen Rentamts befindlichen Urkunde ist ersichtlich, dass „die Vierer und Dorffmaister der gemaindt zu Ziemetshausen“, Mattias Eberli, Bernhard Aumann, Matthäus Mayer und Michel Aumann, am 24. Juni 1550, dem Herrn Karl Villinger ein Grundstück für dessen geplanten Bau eines Spitals in Ziemetshausen für arme, alte und schwache Leute übereigneten.1 Damit ist der ursprüngliche Stiftungszweck, der sich mit einer Vielzahl ähnlicher Stiftungen deckt, beschrieben.
Das Grundstück lag bei den dörflichen Wiesenplätzen an der Ortsausfahrt Richtung Augsburg. Es grenzte an die Reichsstraße, wie die damalige Hauptstraße hieß. Das Spital muss darauf sofort erbaut worden sein, denn in einer im bayerischen Hauptstaatsarchiv München liegenden Urkunde vom 10. April 1557 wurde bereits die Existenz des Spitals bestätigt. In dieser Urkunde traf Kaiser Ferdinand die Verfügung, dass Karl Villinger und seine Nachkommen, solange sie die Herrschaft Seifriedsberg innehaben, im Spital zu Ziemetshausen neun bis zehn „hausarme“ Leute aus der Herrschaft auf ihre Kosten zu unterhalten haben, weil Karl Villinger zu den Schlossbaulichkeiten eine geringere Summe Geldes verwendet hatte, als vom Pfandherrn vorgeschrieben war.2 Tatsächlich soll das Spital für zehn Personen berechnet gewesen sein. Sie wurden von der Herrschaft zugleich unterhalten.3 Wer aber waren die Villinger?
Die Villinger waren nicht nur lokale Herrscher. Sie spielten vor allem in der Reichspolitik eine herausragende Rolle. Vater Jakob Villinger (um 1480–1529) war unter Kaiser Maximilian I. (1459–1519) kaiserlicher Rat und Generalschatzmeister. Er stammte aus einer Kleinbürgerfamilie vom Oberrhein – wahrscheinlich aus Freiburg im Breisgau – und hat in Schlettstadt im Elsaß die Lateinschule besucht. Dort erhielt er eine humanistische Bildung. Um 1500 trat er in die Dienste Maximilians und hat am Hof Karriere gemacht. Im Jahr 1511 heiratete er Ursula Adler (1488–1547), die Tochter von Philipp Adler. Die Familie Adler war aus Speyer nach Augsburg zugewandert und schnell zu Wohlstand und Einfluss gelangt. Jakob Villinger war eine Schlüsselfigur in den politischen Geschäften des Kaisers.4 Als Art Finanzmakler hatte er Zugang zu den großen Augsburger Kaufmannsgeschlechtern, vor allem zu Jakob Fugger (1459–1525; nach dem Tod seines Bruders Ulrich ab 1510 alleiniger Führer der Firma) und seiner Gesellschaft. Im Gebiet des heutigen Bayern stand Augsburg als Geldplatz der Hochfinanz an erster Stelle und dies über Jahrhunderte. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts holte München Augsburg ein. Jakob Villinger erhielt zum Dank für seinen Einsatz von Kaiser Maximilian die Pfandherrschaft Seifriedsberg. Damit gewann er einen zuverlässigen Vertrauten und behielt ihn zugleich als kaiserlichen Rat und Schatzmeister. Noch im Jahre 1515 übernahm Jakob Villinger durch kaiserliche Urkunde vom 4. Januar die Pfandschaft. Sein Meisterstück der Hochfinanzierungskunst war die Wahl Karls V. (1500–1558), des Enkels von Maximilian, im Jahre 1519 zum König und später Kaiser.5
Pfandherr, also Oberherrschaft von Seifriedsberg, war die Markgrafschaft Burgau. Sie war als Herrschaft im 12. und 13. Jahrhundert aus Gütern und Rechten der mit den Staufern verwandten Grafen von Berg entstanden. Etwa seit Mitte des 13. Jahrhunderts nennt sich das Geschlecht durchweg Markgrafen von Burgau. 1301 war die Markgrafschaft österreichisch geworden. Eine Frucht der habsburgischen Ausdehnungspolitik in Schwaben. Im Freiheitsbrief von 1492 bestimmte Kaiser Maximilian I., „daß die Markgrafschaft von nun an bei dem Hause Österreich belassen oder doch nie … veräußert werden solle.“ Diese Proklamation galt bis die Markgrafschaft 1805 in das neue Bayern eingegliedert wurde. Ungeachtet dieses Grundsatzes konnten einzelne Teile der Markgrafschaft unter Aufrechterhaltung der österreichischen Oberhoheit auch an andere Herren verpfändet werden. Die Habsburg-Kaiser, denen diese Oberhoheit zukam, führten als einen ihrer Untertitel: „Markgrafen von Burgau.“6
Nach dem Tod von Jakob Villinger übernahm sein Sohn Karl (1513–zwischen 1569 und 1572) die Pfandherrschaft Seifriedsberg. Er wird erstmals urkundlich erwähnt 1534 bei den Verhandlungen um die Judenordnung der Markgrafschaft Burgau, damals noch unmündig. Vormund waren sein Stiefvater Johann Löble und sein Großvater Philipp Adler. Karl dürfte 1513 geboren sein und hat somit minderjährig 1529 die Nachfolge angetreten.7 Er stand wie sein Vater Jakob Villinger in kaiserlichen Diensten und führte den Titel eines kaiserlichen Rates; seine Aufgaben und Funktionen bei Hof sind aber nahezu unbekannt. Er war wohl vielmehr als Kaufmann, Unternehmer und Bankier tätig. Seifriedsberg wurde für ihn zum Hauptsitz. Die Herrschaft repräsentierte seinen Stand und seine soziale Stellung.8 1538 heiratete er Barbara Rehlinger, die Tochter einer vermögenden Augsburger Patrizier- und Kaufmannsfamilie. Im Jahr 1546 wurden er und seine Erben von Kaiser Karl in den Freiherrnstand erhoben. Er nannte sich nun Freiherr zu Seifriedsberg und Schönenberg. Karl Villinger war von 1529 bis 1568 Pfandschaftsinhaber von Seifriedsberg. Er war bestrebt, die Herrschaft sowohl an Rechten und Privilegien, als auch im Grundbesitz zu erweitern, was ihm geglückt ist.9 Auf ihn folgte sein Sohn Jakob (1539–1599). Er hat vermutlich Rechtswissenschaft studiert und 1565 Sidonia Isabella Fugger geheiratet, was die Verbindung zum Hause Fugger stärkte. Jakob Villinger II. hatte die Pfandschaft Seifriedsberg inne von 1571 bis 1599. Sein ältester Sohn Karl II. war der letzte Pfandschaftsinhaber der Villinger (1600–1614). Ein Jahrhundert lang war die Familie Villinger Pfandinhaberin von Seifriedsberg. Sie vergrößerte ihren Besitz in Ziemetshausen und förderte den dortigen Markt, was schließlich 1613 Ziemetshausen die Marktfreiheit brachte.10
Karl Villinger, Freiherr zu Seifriedsberg und Schönenberg, fühlte sich seinem Hauptort Ziemetshausen so sehr verbunden, dass er für seine letzte Ruhestätte im Jahr 1568 eine Gruft im Chorraum der Pfarrkirche bauen ließ. Sie nahm ihn nach seinem Tod auf. Auch drei weibliche Familienangehörige ruhen dort: seine Ehefrau Barbara (1518–1593), seine Schwiegertochter Sidonia Isabella (1543–1601) und seine Enkeltochter Elisabeth (1584–1601). Bei einer Kirchenrenovierung 1884 wurde die Deckplatte der Tumba mit dem ursprünglichen Text vom Gruftzugang seitlich im südlichen Chorbogen der Pfarrkirche eingelassen. Sie ist heute Erinnerungstafel an den Wohltäter.11

Die ursprüngliche Grabplatte der Villinger nach der Renovierung.
Das Spital war als herrschaftliche Stiftung für alle jeweils zum Gebiet Seifriedsberg gehörenden Orte errichtet worden. 1615 umfasste der Territorialbezirk der Herrschaft Seifriedsberg folgende Orte: Ziemetshausen, Bauhofen, Uttenhofen, Muttershofen, Memmenhausen, Hellersberg, Roppeltshausen, Nachstetten, Nettershausen, Burg, Balzhausen, Aichen, Riblingen, Bernbach, Obergessertshausen, Lauterbach, Eppisried, Habertsweiler, Langenneufnach, Forst, Kalternburg. Außerhalb des Territorialbezirks von Seifriedsberg gehörten zur Herrschaft: Willmatshofen, Aretsried, Oberrothan, Adelsried, Reichertshofen, Holzara, Ried, Kühbach, Bucherhof, Kirchensatz zu Mörgen.12 Die Verwaltung und Aufnahme der Pfründner stand dem jeweiligen Besitzer der Herrschaft zu. Die Spitalrechnungen, die im Gemeindearchiv Ziemetshausen vorhanden blieben und deren älteste aus dem Jahre 1621 stammt,13 wurden daher von dem Obervogt, dem herrschaftlichen Beamten, als Verwalter der Stiftung geführt.
Beim ersten Spitalgebäude war ein Stallgebäude vorhanden, in welchem Kühe gehalten wurden. Da die Stiftung jedoch außer einem Garten keine weiteren Grundstücke besaß, musste das Heu von den Spitalbewohnern selbst gesammelt oder gekauft werden, wenn sich nicht wohltätige Spender fanden.
Die Hospitalstiftung erhielt im Laufe der Jahre Zustiftungen. Nach einer der ältesten Spitalrechnungen haben Georg Renhart und seine Frau aus Muttershofen 1617 dem Spital 200 Gulden gespendet, weitere Personen zusammen 110 Gulden, teilweise um ihre Angehörigen in das Spital einzukaufen. Diese 310 Gulden bildeten das erste nachweisbare Kapital der Stiftung. Bereits damals war man bestrebt, Kapital auszuleihen, vor allem um Zinsen einzunehmen. Diese wurden teilweise in Naturalien entrichtet, z.B. einige Fuder Heu zum Unterhalte des Viehbestandes. Aus den damaligen Spitalrechnungen sind ebenfalls Ausgaben für eine Spitalköchin zu entnehmen und für neun bis zehn Pfund Fleisch pro Woche. Die Spitalinsassen erhielten also vollständige Verpflegung.
Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen
Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde das erste Spitalgebäude verwüstet, wie der ganze Ort Ziemetshausen. Von 1632 bis 1645 führt die Spitalrechnung weder Einnahmen noch Ausgaben an. Das Spital wird daher wohl wegen seines schlechten baulichen Zustandes nicht mehr bewohnbar gewesen sein. Da die Stiftung ohne Fundus gegründet worden war, also über nicht genügend Geldmittel verfügte, um das Spital restaurieren zu können, wurden schließlich die verbliebenen Mauerreste 1645 abgetragen und für 71 Gulden und 30 Kreuzer verkauft, ebenso im Jahre 1670 der Platz selbst für 55 Gulden. Nun bedurfte es der finanziellen Sanierung der Stiftung. Der Erlös aus dem Verkauf des ersten Spitalhauses samt Grundstücken in Höhe von insgesamt 126 Gulden und 30 Kreuzern bildete zusammen mit den vorhandenen alten Kapitalien in Höhe von 125 Gulden den Grundstock für das Vermögen der Hospitalstiftung. Ziel war, dieses Kapital solange auszuleihen und anzulegen, bis es soweit angewachsen war, dass ein neues Spital errichtet werden konnte.
Die Ziemetshauser Spitalrechnungen belegen, dass die Spitalstiftung im 18. Jahrhundert auch als Bank der weniger Begüterten fungierte, indem sie Kapitalien mit einem Zinssatz von fünf Prozent an bis zu 150 Personen, vorzüglich Untertanen der Herrschaft Seifriedsberg, in 25 Ortschaften verlieh. Die Rechnungen wurden vom Oberamt zu Günzburg, ab 1753 von der kaiserlich-königlichen oberösterreichischen Regierung zu Freiburg überprüft. Gelegentlich wurden die großen Zinsausstände kritisiert. Die vorderösterreichische Stiftungsaufsicht in Freiburg war verhältnismäßig streng, verkannte aber nicht, dass die Kreditgewährung letztlich der Stiftungskapitalvermehrung zur Errichtung eines Neubaus diente, weswegen ihr keine grundsätzlichen Bedenken begegneten.
Durch gutes Wirtschaften gelang es, das anfänglich bestehende Kapital von 126 Gulden und 30 Kreuzer auf über 14000 Gulden zu vermehren. 1792 waren über 14255 Gulden in Privathand und über 3050 Gulden in öffentlicher Hand, vor allem bei der Herrschaft Seifriedsberg, angelegt. 1792 ergeht die königliche Entschließung, dass für die Spitalbewohner, ähnlich wie bei der Kirchenverwaltung, eine verschließbare Lade bestehen muss, in der alle Dokumente und Wertsachen aufbewahrt wurden. Die Lade soll unter dreifacher „Sperre“ stehen. Das heißt anscheinend, dass drei Schlüssel für die Lade vergeben werden durften: einer für den Vorsteher, einer für den Pfleger und einer für den Pfarrer. Zur Leistung der jeweiligen Einnahmen und Ausgaben soll dem Pfleger soviel in den Händen belassen werden, als zur Bestreitung der täglichen Einnahmen und Ausgaben notwendig ist.
Aus einer Notiz des Sebastian Lahner, fürstlich-oettingen-wallersteinscher Hofkammerrat und Oberamtsvorsteher der oberösterreichischen Lehensherrschaft Seifriedsberg, vom 8. Dezember 1784 geht hervor, dass in diesem Jahr 132 Gulden, 20 Kreuzer an die Armen verteilt wurden. Gleichzeitig fügt er an, dass „nach Anzahl mehrer armen Notleidenden die Ausgab [in Zukunft] größer sein wird“ und ausdrücklich, dass „allhier kein Armenspital ist …, sondern nur durch gute Wirtschaft erstarktes Capital, welches … verzinslich anlieget … … um mit der Zeit ein neues Armenspital erbauen zu können, ist ein bürgerliches Hauß, darbei ein kleines Graßgärtlein … erkaufet worden. In diesem Hauß wohnen dermalen alte, und arme Leuthe, welche jährlich einen Haußzins bezahlen von [insgesamt] sechs Gulden. Aus dem Graßgärtlein bezahlet der Nuznießer jährlich acht Gulden.“14
Schon im Jahre 1763 war ein bürgerliches Söldhaus mit Garten um 750 Gulden erworben worden, mit dem Ziel ein neues Spital zu errichten. Bis zu dessen Vertauschung im Jahre 1793 mit dem Haus des Sebastian Barth für 211 Gulden konnten darin arme Untertanen entweder unentgeltlich oder gegen eine geringe Miete wohnen. Ab 1777 wurde auch an arme, alte, gebrechliche und kranke Personen, die sich ihren Lebensunterhalt nicht mehr selbst verdienen konnten, ein wöchentliches Geldalmosen oder Naturalverpflegung gewährt. 1784 belief sich diese Ausgabe auf 132 Gulden, 20 Kreuzer. Im Laufe der Zeit wurden diese Ausgaben immer größer, 1792 betrugen sie bereits 221 Gulden. Ab 1780 zahlte man aus Mitteln der Hospitalstiftung armen Kindern Schulgeld.
1792 war es schließlich soweit: Rund 150 Jahre nach der Zerstörung des ersten Spitalgebäudes war der Hospitalstiftungsfonds auf über 14000 Gulden (4015 Gulden in öffentlichen Kassen, 9985 Gulden bei privaten Ausleihern) angewachsen. Jetzt konnte mit der Errichtung eines neuen Spitalgebäudes begonnen werden. Im gleichen Jahr erstellte der fürstlich oettingen-wallersteinsche Landbauinspektor Zear einen Bauüberschlag für ein 80 Schuh langes und 40 Schuh breites Spitalhaus, welches 4010 Gulden und 24 Kreuzer kosten sollte. Der Bau wurde in den Jahren 1793 bis 1795 ausgeführt. Es ist jenes denkmalgeschützte Gebäude, das wir bis heute kennen. Das neu erbaute Spital kostete 6599 Gulden, elfeinhalb Kreuzer, wie in den Akten des Rentamtes belegt ist. Damit blieb der Hospitalstiftung nach dem Bau des neuen Hospitalgebäudes ein Kapital von über 8000 Gulden. Der Kostenvoranschlag war niedriger gewesen.15
Eine Beschreibung des Spitals kurz nach seiner Erbauung gestattet einen Blick in die damalige Zimmeraufteilung und -nutzung. In dem durchgehend mit Backsteinen ausgeführten Spitalgebäude, in dessen Türmchen zwei kleine Glocken hingen, die vom Lauinger Glocken- und Stückgießer Michael Weingarten 1795 für das Spital gegossen worden waren, befanden sich im Erdgeschoß: eine große Wohnstube mit eisernem Ofen (14 Schuh breit und lang), ein Hausgang, eine Küche nebst Speis, eine kleine Kirche samt einer Sakristei und ein Krankenzimmer mit einem eisernen Ofen und einer Küche. Im ersten Stock waren 15 Schlafzimmer (das Spital war also für 15 Personen berechnet), ein Wohnzimmer mit eisernem Ofen samt Küche und ein weiteres Wohnzimmer mit einem eisernen Ofen ohne Küche.
1795 erfolgten die ersten Aufnahmen in das neue Spital. Ein so genannter Verpflegungsvertrag vom 9. Juni 1795 mit dem Sonnenwirt zu Scheppach, Johannes Mayer, dokumentiert die Aufnahmebedingungen für einen Johannes Mozart, den Vetter des Sonnenwirts: Der Pfründner wird danach lebenslänglich in das Spital aufgenommen, wo er ein eigenes Zimmer zum Schlafen erhält. Tagsüber hat er sich mit den anderen Hausb...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Inhalt
- K. Wolf: Vorwort
- J. Deil: Poetry-Slam auf Edelstetten
- C. Roth: Grußwort in Edelstetten
- Hanz: Wein-/Käseprobe
- W. Heyer: Schwäbisch für Einsteiger
- A. Rebholz: Wurstsalat
- D. Wielgosch: Instantoper Lodengrün
- V. Gawert: Interview mit Horst Thieme
- V. Gawert: Geschichte einer Poetry-Slammerin
- U. Schwarz: Romanauszug
- J. Küster: „Geneigter Leser, trag Geduld…“
- H. Brunner: Meistergesang in Schwaben
- K. Vogelgsang: Meistersinger Sebastian Wild
- K. Vogelgsang: Augsburger Handwerkerdichtung
- G. Simnacher: Das Spital in Ziemetshausen
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