
eBook - ePub
Wolf, Luchs und Bär in der Kulturlandschaft
Konflikte, Chancen, Lösungen im Umgang mit großen Beutegreifern
- 287 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Wolf, Luchs und Bär in der Kulturlandschaft
Konflikte, Chancen, Lösungen im Umgang mit großen Beutegreifern
Über dieses Buch
Die Rückkehr von Wolf, Luchs und Bär in unsere Kulturlandschaft birgt Konfliktstoff. Heute gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz Populationen von Wölfen und Luchsen, und Bären wandern immer wieder aus Italien und Slowenien zu. Wie sollen wir mit den großen Beutegreifern umgehen? In dem Buch setzten sich 9 Experten fundiert mit Biologie, Ökologie und Management der Tiere auseinander. Die Konfliktfelder Jagd und Landwirtschaft werden dargestellt, Lösungen aufgezeigt. Was sind Möglichkeiten, was die Grenzen des Managements? Ziel sind die Versachlichung der Diskussion und echte Handlungskompetenz für alle mit dem Thema Befassten.
Häufig gestellte Fragen
Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Wolf, Luchs und Bär in der Kulturlandschaft von Marco Heurich im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Biowissenschaften & Zoologie. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information
Thema
BiowissenschaftenThema
ZoologieTeil 1
Biologie, Verhalten und Ökologie
1Der Wolf
1.1Systematik und Evolution
Die Gattung Canis entstand im späten Miozän vor etwa sechs Millionen Jahren. Im Zeitraum danach entwickelten sich die frühen Vorfahren des heutigen Grauwolfs (Canis lupus) und des Koyoten (Canis latrans), der eng mit dem Wolf verwandt ist. Die Linie der Schakale hatte sich schon früher abgespalten (Nowak 2003).
Bis zum Ende des Pleistozäns (der Eiszeit) vor 10 000 Jahren dominierte in Nordamerika der Direwolf (Canis dirus). Diese Art war wesentlich größer und stärker, vielleicht eine Anpassung an die damalige Großtierfauna (Hayes 2011). Als das Eis zurückwich und die Tierwelt sich veränderte, verschwand auch der Direwolf und machte Platz für Canis lupus, der sich rasch über den ganzen Kontinent verbreitete und über die anfangs noch wasserfreie Beringstraße auch Eurasien erreichte (Nowak 2003). Er breitete sich rasch über die gesamte nördliche Halbkugel aus und besiedelte sehr verschiedene Lebensräume, was entsprechende Anpassungen erforderte. Wölfe sind deshalb nicht überall gleich, sondern es haben sich von Region zu Region verschiedene Unterarten entwickelt. Die Grenzen zwischen diesen Gruppen sind wegen der großen Dynamik, die Wolfspopulationen eigen ist, wegen der dramatischen Ausrottungs- und Wiederausbreitungsgeschichte und nicht zuletzt auch wegen der gelegentlichen Vermischung mit den nahe verwandten Koyoten (Canis latrans) oder auch den Haushunden nur schwer zu ziehen (Bibikow 1988, siehe „Unterarten des Wolfes“).
1.2Morphologie
Die Körperlänge von Wölfen, gemessen von der Nasenspitze bis zum Schwanzansatz, liegt zwischen 80 und 160 cm, die Schwanzlänge zwischen 35 und 50cm, das Gewicht zwischen 19 und 80kg (Bibikow 1988). Im Gesamtverbreitungsgebiet nehmen die Körpermaße von Norden nach Süden ab. Die Höchstwerte erreichen Wölfe aus der Arktis, aus Alaska, Nordkanada und Sibirien, die niedrigsten findet man bei Tieren auf der Arabischen Halbinsel und im Vorderen Orient. Größe und Gewicht sind eine Anpassung an tiefe Temperaturen, vielleicht auch an große, wehrhafte Beutetiere wie Elch (Alces alces), Bison (Bison bison), Karibu (Rangifer tarandus), Wapiti (Cervus canadensis) und Rothirsch (Cervus elaphus). Männliche Wölfe (Rüden) sind durchschnittlich 15-20% größer und schwerer als weibliche, die sogenannten Fähen (Mech 1970, Bibikow 1988). Europäische Wölfe haben eine Körperlänge von 130 – 140 cm. Das Gewicht erwachsener Rüden liegt bei 40 – 45 kg.

Dieser Wolf ist erst 6 Monate alt, aber schon fast ausgewachsen. Er zeigt alle typischen Merkmale europäischer Wölfe: gerade Rückenlinie, gerade herabhängende Rute, heller Sattelfleck mit dunkler Abgrenzung, weiße Lefzen und rötliches Haar hinter den Ohren.
Unterarten des Wolfes
Die Definition von Unterarten erfolgte zunächst nach Merkmalen am Schädelskelett und nach der Fellfärbung (Bibikow 1988), die aber selbst innerhalb einer Population einer großen Variationsbreite unterliegen. Beispielsweise können in ein und demselben Rudel im kanadischen Yukon braungraue, fahlgraue, schwarze und cremefarbene Tiere vorkommen. Noch vor einem halben Jahrhundert ging Hall (1981, zit. in Mech und Boitani 2003) von 24 Unterarten allein in Nordamerika aus. Sokolov und Rossolimo (1985, zit. in Bibikow 1988) zählten 9 für Eurasien hinzu, ließen für Nordamerika aber nur 7 gelten. Sie kommen also auf 16 Unterarten im rekonstruierten ursprünglichen Verbreitungsgebiet. Insbesondere der Fortschritt der genetischen Forschung hat manche dieser Vorstellungen revidiert. Seit Jahren konzentrieren sich Wissenschaftler nun auf die Analyse der DNA. Die Diskussionen um die Abgrenzung oder Zusammenführung von Unterarten sind daher noch lange nicht beendet. Im Folgenden einige Bemerkungen zu den Unterarten.
Arktische Wölfe (Canis l. arctos bzw. albus) sind zu allen Jahreszeiten rein weiß.
Der Mexikanische Wolf (Canis l. baileyi) bildete das südlichste Vorkommen in der Neuen Welt, das aber vor wenigen Jahrzehnten erloschen ist. Seitdem ist der Mexikanische Wolf Gegenstand mehrerer Wiederansiedlungsaktionen mit Tieren, die in Zoos und Tierparks überlebt haben.
Der Arabische Wolf (Canis l. arabs) ist ein sehr kleiner Wolf, der kaum 20 kg Lebendgewicht erreicht.
Der Äthiopische Wolf (Canis l. simensis) ist geradezu bunt gefärbt, vorwiegend rot, und dem Schakal sehr ähnlich.
Erst in jüngster Zeit wurden in Ägypten, inmitten des Verbreitungsgebiets des Goldschakals (Canis aureus), Wölfe entdeckt, die man fälschlich für Schakale gehalten hatte (Dybas 2012). Diesen Canis aureus lupaster müsste die wissenschaftliche Welt nun in Canis lupus lupaster umtaufen.
Schwarze Wölfe sind keine eigene Unterart. Sie besitzen ein Gen, das durch lange zurückliegende Paarung von Wolf und Hund in den Genpool der Wölfe übergegangen ist. Auch der „Timberwolf“ der Taiga ist keine eigene Unterart.
Der Status des Rotwolfs (Canis rufus, früher C. niger) ist wissenschaftlich unklar. Er kommt in schwarzer wie in roter Fellfärbung im Südosten der USA vor. Manche betrachten ihn als eigene Art, andere als Unterart (C. l. rufus), wieder andere meinen, er sei aus Kreuzungen von Koyoten (C. latrans) mit Wölfen (C. lupus) hervorgegangen. In jüngster Zeit hat man die letzten Exemplare eingefangen und ein aufwendiges Zucht- und Wiederansiedlungsprogramm durchgeführt.
Der Dingo (Canis dingo) lebt in Australien. Er hat sich aus verwilderten Hunden entwickelt und dabei äußerlich eine wolfsähnliche Gestalt angenommen. Genetisch ist er ein Hund.
Der Coywolf kommt im Nordosten der USA vor. Er ist durch Bastardisierung von Wölfen mit Koyoten und Hunden hervorgegangen. Koyotengene sind in fast allen Wolfspopulationen Nordamerikas vorhanden.
Mit etwa 8 Monaten ist das Skelettwachstum abgeschlossen. Dann haben die Welpen die Körpergröße von erwachsenen Wölfen erreicht und sind auf den ersten Blick nicht mehr von diesen zu unterscheiden. Allerdings sind sie noch nicht so muskulös und daher wesentlich leichter. Die meisten Wölfe werden im Alter von anderthalb Jahren geschlechtsreif.
Der Europäische Wolf ähnelt in Größe und Gestalt einem „Schlittenhund“ (Malamut, Laika u. a.) oder auch einem Deutschen Schäferhund. Der Schädel ist breit, die Ohren sind dreieckig und eher klein. Sein Körperbau ist harmonisch mit gerader, nicht abfallender Rückenlinie, schmalem Brustkorb, starker Halspartie und hohen Läufen. Die Rute (Schwanz) wird gerade herabhängend, in Bewegung auch fast horizontal getragen, reicht nicht bis zum Boden und ist niemals geringelt. Im Sommer sind Wölfe sehr schlank, geradezu mager, die Rute fast spindeldürr. Im Winterhaar wirken Wölfe massiver, die Körperformen runder, die Rute ist lang behaart und erscheint füllig.
Die Färbung des Europäischen Wolfes ist zu allen Jahreszeiten grau- bis gelblichbraun, doch kommen hellere oder dunklere und sogar rötliche Farbschattierungen vor. Auf dem Rücken ist ein weißer Sattelfleck mit dunkler, fast schwarzer hinterer Abgrenzung mehr oder weniger stark ausgeprägt. Lefzen und Kehle sind weiß, die Unterläufe vorne schwarz. Auf der Oberseite der Rute befindet sich im oberen Drittel ein dunkler Fleck um die Violdrüse (Duftdrüse der Hundeartigen). Das Haar hinter den Ohren ist rötlich. Die Augen sind gelb, etwas schräg gestellt und schmal, die Augenbrauen sitzen tief. Das verleiht dem erwachsenen Wolf einen strengen Blick. Die Geschlechter sind äußerlich nur an den primären Geschlechtsorganen zu unterscheiden.
Das endgültige Gebiss des Wolfes enthält 42 Zähne: im Ober- wie im Unterkiefer links wie rechts je drei Schneidezähne, einen Eckzahn (Fangzahn) und vier Prämolaren, dazu im Oberkiefer zwei, im Unterkiefer drei Molaren. Schneide- und Eckzähne sowie je drei Prämolaren erscheinen als Milchzähne und werden nach wenigen Monaten gewechselt. Der Zahnwechsel ist im Alter von 7 Monaten abgeschlossen. Der besonders große vierte Prämolar und sein Gegenstück im Unterkiefer, der erste Molar, werden als Reißzähne bezeichnet. Dieses Zahnpaar greift wie eine Schere ineinander und dient dazu, Fleisch aus einem Beutestück regelrecht herauszuschneiden. Die Fangzähne dagegen sind zum Greifen der Beute geeignet.
Zur außergewöhnlichen Physis von Wölfen gehört eine starke Kiefermuskulatur. Der Unterkiefer mit den 6 cm langen Fangzähnen wird von extrem langen Muskeln bewegt, die am Jochbogen ansetzen (Massetermuskel) und eine Beißkraft von 28 kg/cm2 entwickeln (Mech und Boitani 2003). Damit kann ein Wolf den Kehlkopf z. B. eines Elchs zermalmen – ein fast handballgroßes, massives Knorpelgebilde, das noch dazu durch starkes Fell geschützt ist. Mit den Backenzähnen können Wölfe zudem die Röhrenknochen starker Beutetiere aufbrechen, um an das Markfett zu gelangen.
1.3Physische Leistungen und Sinnesleistungen
Wölfe jagen Tiere, die ihnen an Größe, Stärke, Schnelligkeit und Ausdauer oftmals überlegen und die dazu noch wehrhaft sind. Das erfordert ein außergewöhnliches physisches Leistungsvermögen. Ihre überragenden Sinnesleistungen spielen dagegen vor allem in ihrem hoch entwickelten Sozialleben eine wichtige Rolle. Sie sind uns weniger vertraut, weil unsere eigenen Sinne im Vergleich mit Wölfen wenig entwickelt sind – man denke nur an den Geruchssinn. Seinem überragenden physischen Leistungsvermögen und seinen scharfen Sinnen sowie seiner Intelligenz, seinem Lernvermögen und seiner Anpassungsfähigkeit hat es der Wolf zu verdanken, dass er sich weiter verbreiten konnte als andere Säugetiere und dass er eine über Jahrtausende andauernde intensive Verfolgung durch den Menschen bis heute überdauert hat.
Der Wolf ist ein perfekter Läufer, schnell und ausdauernd. Nach Stenlund (1955) bzw. Mech (1970) können Wölfe über mehrere Kilometer ein Tempo von 56 – 64 km/h halten. Halfpenny (2003) beobachtete im Yellowstone-Nationalpark bei Schneelage einen Wolfsrüden, der auf der Flucht vor anderen Wölfen 5150 m in 8 Minuten zurücklegte. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 38,6 km/h. Eine Wölfin schaffte bei der gleichen Gelegenheit 2736 m (32,8 km/h). Ihre Fluchtsprünge waren bis zu 5,60 m weit.
Die bevorzugte Gangart des Wolfes ist der Trab. Dabei bewegt er sich mit weit ausgreifendem Schritt und weicht kaum von der geraden Linie ab. Die Trittsiegel sind im „geschnürten Trab“ aneinandergereiht wie die Perlen auf einer Schnur, und die Hinterpfote wird genau in den Abdruck der Vorderpfote gesetzt. Die Fortbewegung im geschnürten Trab ist sehr kräftesparend. Mech et al. (2015) ermittelten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 8,7 km/h. Für einen Ortswechsel über 76 km brauchte ein Wolf nur 12 Stunden (Mech und Cluff 2011).

Der Wolf ist ein perfekter Läufer auf kurzen wie auf langen Distanzen.
Wölfe können außerdem hoch springen. Im Experiment fangen sie einen geworfenen Fleischhappen in über 2 m Höhe...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Inhalt
- Vorwort (ECKHARD JEDICKE)
- Einleitung (MARCO HEURICH)
- Teil 1 Biologie, Verhalten und Ökologie
- Teil 2 Management von großen Beutegreifern
- Nachwort (MARCO HEURICH)
- Die Autoren
- Dank
- Bildquellen
- Impressum