Unsere erste Obstwiese
eBook - ePub

Unsere erste Obstwiese

Nachhaltig bewirtschaften und Vielfalt erleben

  1. 144 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Unsere erste Obstwiese

Nachhaltig bewirtschaften und Vielfalt erleben

Über dieses Buch

Ein Leitfaden zur Bewirtschaftung: Sie sind plötzlich Besitzer einer Obstwiese und wissen nicht was Sie damit anfangen sollen? Dann hilft Ihnen dieses Buch garantiert weiter! Das Buch möchte Familien, die sich für eine Obstwiese interessieren und Menschen die eine Obstwiese / ein Obstgrundstück geerbt haben und damit überfordert sind, abholen, fachlich begleiten und motivieren. Die Autoren zeigen im Buch auf, was für eine erfüllende Aufgabe es sein kann, eine Obstwiese als Kulturlandschaft zu erhalten - auch im Hinblick auf die Themen Biodiversität, Sortenerhaltung und Klimawandel. Gleichzeitig bietet das Buch wichtige Anregungen und Tipps zur Bewirtschaftung. Vom Obstbaumschnitt, der Ernte und Verwertung bis hin zur Wiesenpflege und Sortenkunde gibt das Buch wertvolle Einblicke in eine spannende Aufgabe.

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Information

Praxis

„Theorie ohne Praxis ist leer, Praxis ohne Theorie ist blind“ (Immanuel Kant). So sollten Sie sich zunächst eingehend mit den verschiedensten und wichtigsten Pflegemaßnahmen für Obstbaum und Wiese beschäftigen. Erst dann können Sie Ihr Lieblingsobst ernten und in den Genuss von Saft und Früchten kommen.

Beurteilung Baumbestand

Wenn Sie eine Obstwiese bewirtschaften möchten, müssen Sie ein paar wichtige Dinge wissen, um unnötige Fehlschläge vermeiden zu können. Der wichtigste Schritt ist eine erste Bestandsaufnahme der vorliegenden Obstwiese. In welchem Zustand befindet sich diese, was für Arten und Sorten liegen vor und wie ist ihr Pflege-, Alters- und Gesundheitszustand?

Bestandsaufnahme

Als neuer Besitzer einer Obstwiese sollten Sie als Erstes herausfinden, was für Arten (z. B. Apfel, Kirsche, Birne) und, sofern möglich, auch welche Sorten vorhanden sind. Das Alter der Bäume, der Pflege- und der Gesundheitszustand sind zudem von großer Bedeutung für die weiteren Planungen. Die Baumarten und deren Alter auf Ihrem Grundstück bestimmen Sie folgendermaßen:
Solange Früchte an den Bäumen hängen, können die einzelnen Obstarten leichter voneinander unterschieden werden. In der fruchtlosen Zeit zwischen Herbst und der nächsten Blüte ist das sehr viel schwerer. Für einen ungeübten Laien ist es kaum möglich, anhand der Blätter, der Rindenstruktur, der Wuchsform oder der Knospenstellung beispielsweise Äpfel- von Birnbäumen zu unterscheiden. Suchen Sie sich deshalb am besten einen hilfsbereiten Menschen aus ihrem örtlichen Obst- und Gartenbauverein (OGV), der sich bereit erklärt, mit Ihnen Ihre Obstwiese zu besichtigen. Er wird Ihnen helfen, den Bestand nach Obstarten zu unterteilen.
Der ‘Rote Boskoop’ ist als Tafelapfel noch relativ häufig in den Obstwiesen zu finden. Er eignet sich aber auch zum Backen und zur Saftgwinnung.
Apfelbäume haben meist eine relativ runde Kronenform, sie werden etwa 80 bis maximal 100 Jahre alt, die Rinde der älteren Bäume ist leicht rissig und graubraun. Der Stammdurchmesser eines ausgewachsenen Apfelbaumes beträgt etwa 30–60 cm. Auf schlechten Standorten oder bei regelmäßig sehr reich tragenden Sorten kann der Durchmesser aber auch geringer sein. Die Blütenknospen sind eher rundlich.
Bei Birnen ist die Kronenform meist hochoval und entspricht – ähnlich wie beim Apfel – in groben Zügen der Form der Früchte. Da Birnenbäume mit 140 bis 200 Jahren Lebenserwartung wesentlich älter werden als Apfelbäume, ist auch der Stammdurchmesser mit 50–100 cm deutlich größer. Die Rinde ist dunkelgrau und oft würfelförmig aufgerissen. Bei alten Baumveteranen ist sie auch häufig mit Moosen und Flechten bewachsen. Die Knospen sind spitz zulaufend.
Kirschbäume haben meist eine sehr breite ausladende, locker aufgebaute Krone und können in der Regel ein Alter von 60 bis 90 Jahren erreichen. Dann haben auch sie einen beeindruckenden Stammdurchmesser von 40–70 cm. Die Rinde ist in der Jugend braunrot und dabei quergestreift, erst im Alter wird sie rissig und dunkler bis nahezu schwarz.
Zwetschgen haben meist nur einen eher dünnen Stamm von maximal 30 cm Durchmesser. Die dunkelgraue bis fast schwarze Rinde ist feinrissig. Die Lebenserwartung ist mit 50 bis 60 Jahren deutlich geringer als bei den anderen Obstarten.
Der blaue Wiesenstorchschnabel ist nicht nur hübsch, sondern bei stärkerem Auftreten gleichzeitig Zeigerpflanze für eine gute Nährstoffversorgung.
Walnussbäume werden knapp 100 Jahre alt und haben einen hellen, grünlich silberfarbenen schimmernden Stamm, der erst im Alter etwas rissig wird.
Wer etwas vom Obstbaumschnitt versteht, wird bei der Baumbeurteilung sehr leicht feststellen, ob der Bestand in den letzten Jahren korrekt, nur leidlich, oder aber mangelhaft bzw. gar nicht geschnitten wurde. Dementsprechend müssen Sie nun aktiv werden und wieder in Richtung eines gut belichteten, vitalen Baumes schneiden.
Andererseits gibt es Fälle, wo jede weitere Aktion nutzlos wäre, etwa wenn Sie einen sehr alten, kranken, schlecht oder gar nicht geschnittenen Baum vorfinden. Da lohnt sich keine aufwendige Sanierung mehr. In diesem Fall ist es besser, den Nachfolger zu pflanzen und den Altbaum nach ein paar Jahren zu roden. Vertiefende Informationen zum Thema Beurteilung der Baumvitalität lesen Sie im Kapitel Baumgesundheit.

Obstarten

Die verschiedenen Obstarten der Streuobstwiesen unterteilt man in Kernobst, Steinobst und Schalenobst. Zum Kernobst zählen Apfel, Birne, Quitte, Speierling und Mispel. Vertreter des Steinobstes sind Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen und Kirschen und im Bereich Schalenobst treffen wir die Walnuss und eher selten die Haselnuss an.
Man unterscheidet grundsätzlich die Begriffe Arten und Sorten. Jede Obstart hat wiederum Sorten, die sich in vielen Eigenschaften unterscheiden. Im landschaftsprägenden Streuobstbau überwiegt der Apfel deutlich, gefolgt von Süßkirsche, Zwetschge, Birne und Walnuss, wobei je nach Region die Verteilung auch unterschiedlicher ausfallen kann. So finden wir zum Beispiel in Bühl bei Rastatt noch heute, bedingt durch den Erfolg der Bühler Zwetschge, verstärkt Zwetschgen und in der Vorbergzone des Schwarzwaldes in Mittel- und Südbaden stehen viele Brennkirschen wie ‘Dollenseppler’ und ‘Benjaminler’ und liefern das berühmte Schwarzwälder Kirschwasser. Auch das Ermstal (Kreis Reutlingen) und das Neidlinger Tal (Altkreis Nürtingen) sind seit vielen Jahren klassische Kirschenanbaugebiete. Eine ebenfalls lange Tradition hat der Kirschanbau in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bayern. Die Fränkische Schweiz gilt als eines der größten zusammenhängenden Kirschanbaugebiete in Europa.
Das größte Anbaugebiet Deutschlands für Zwetschgen liegt in der Ortenau. Der Herrenberger Raum im Landkreis Böblingen ist ebenfalls ein traditioneller Zwetschgenanbauschwerpunkt. Viele heute noch vorkommende Obstarten haben sich an ihren Standorten bewährt, wobei die Ausdehnung von Obstwiesen häufig in raueren Klimaregionen erfolgte und somit typisch Wärme liebende Arten wie Mandeln, Mispeln und Quitten eher die Ausnahme sind.
Von zartem Rosa bis zu blendendem Weiß: Obstbäume blühen herrlich. Besonders die Apfelblüte bringt reichlich Farbe ins Spiel.

Kernobst: Apfel

Die Ursprünge des heutigen Kulturapfels liegen in Mittelasien, im Bereich des Altaigebirges. Verschiedene Wildformen aus diesen Regionen bildeten den Grundstock unserer Apfelsorten. Man kann ohne Zweifel davon ausgehen, dass der Apfelbaum der wichtigste Vertreter aller unserer Obstbäume ist. Er ist als Flachwurzler weniger anfällig gegen zeitweilige Staunässe. Ansonsten ist der Apfel in der Standortfrage nicht besonders wählerisch, am besten gedeiht er aber auf frischem, mäßig feuchtem sandigen Lehm. Deshalb trifft man auf Obstwiesen überwiegend Äpfel an, wobei das Verwertungsobst gegenüber dem Tafelobst überwiegt. Der hohe Anteil des Apfels erklärt sich auch aus seiner hauptsächlichen Verarbeitung zu Saft und Gärmost. Als Tafelobst ist er – je nach Sorte – auch im Naturlager lange haltbar und deshalb sehr begehrt.
Die beliebten Sommeräpfel (wie beispielsweise der Klarapfel) lassen sich meist nur wenige Tage oder Wochen lagern und müssen deshalb rasch verbraucht oder verarbeitet werden. Bei den im Herbst reifenden Sorten ist das schon etwas besser. Herbstsorten wie zum Beispiel ‘Alkmene’ oder ‘Geheimrat Dr. Oldenburg’ halten im kühlen Keller immerhin schon ein bis zwei Monate. Die ab Mitte September reifenden Sorten werden als Winter- oder Lagersorten bezeichnet. Diese können oftmals noch gar nicht direkt nach der Ernte gegessen werden, da sie noch eine Reifephase im Keller brauchen. In dieser Zeit wird übermäßige Säure abgebaut und im Gegenzug dafür der Zuckergehalt und das Aroma gesteigert. Manche Sorten wie zum Beispiel ‘Brettacher’ oder der ‘Schweizer Glockenapfel’ entfalten ihren vollen Wert erst nach Weihnachten.
Weltweit gibt es deutlich über 1000 Apfelsorten, ihre Vielfalt ist immens, wobei im intensiven Erwerbsobstbau mit kleinen Baumformen meist nur noch wenige Marktsorten angebaut werden. Deutlich mehr Sorten finden wir in unseren Obstwiesen.
Wichtig ist, dass man die Befruchtungsverhältnisse beachtet. Alle Apfelsorten sind auf fremde Pollenspender angewiesen. Äpfel auf stark wachsenden Unterlagen und als Sämlinge kommen selbst noch in raueren Klimaregionen vor und ihr naturschutzfachlicher Wert erklärt sich auch aus der Neigung, im Vergleich zu beispielsweise Waldbäumen, bereits relativ früh Höhlen auszubilden. Der Anteil an Höhlenbäumen ist für Höhlenbrüter wie Spechte, Steinkauz aber auch für verschiedene Fledermausarten ein wichtiger Lebensraum.
Tafelbirnen sind mild und aromatisch, Mostsorten können aber voller Gerbstoffe stecken und deshalb nicht zum Frischverzehr geeignet sein. Erst beim Versaften oder Destillieren zeigen sich ihre „inneren Werte“.

Kernobst: Birne

Unsere Kultursorten stammen in der Hauptsache von der Holzbirne (Pyrus pyraster) und weiteren Wildformen wie Schneebirne (Pyrus nivalis) und Pyrus pyrifolia ab. Die Hauptverbreitungsgebiete dieser Urahnen der Birnen finden sich in Zentral- und Südeuropa und Kleinasien sowie dem Kaukasus. In der Regel sind Birnen wärmebedürftiger als Äpfel und einige Tafelbirnen gedeihen am besten im Weinbauklima. Auch die Lagerfähigkeit ist im Gegensatz zum Apfel deutlich geringer, was dazu führt, dass in Obstwiesen mit großer Mehrheit nur Mostbirnen vorkommen. Wegen der frühen Blüte ist die Gefahr durch Spätfröste besonders hoch. Die Blüte selbst ist für Bienen weniger attraktiv, als die von anderen Obstarten. Birnen sind in der Regel Tiefwurzler und bevorzugen tiefgründige Böden, auf hohe Kalkgehalte reagieren sie empfindlich. Wie Äpfel sind sie meist selbstunfruchtbar, und es sind andere Befruchtersorten notwendig. Einige Mostbirnensorten bilden auf stark ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Vorwort
  4. Inhalt
  5. Gut zu wissen
  6. Praxis
  7. Rat und Tat
  8. Die Autoren
  9. Erste Fragen, die sich stellen