Scheitern erwünscht!
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Scheitern erwünscht!

Warum uns Krisen als Leitende wachsen lassen

  1. 176 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Scheitern erwünscht!

Warum uns Krisen als Leitende wachsen lassen

Über dieses Buch

Wir lieben es, Erfolgsgeschichten zu erzählen. Das inspiriert, hat Strahlkraft. Aber nicht immer geht alles gut - auch nicht, wenn wir mit Gott unterwegs sind und leiten. Evi Rodemann hat erlebt: Schmerzhafte Prozesse und unser Umgang damit haben ein großes Potenzial. Gerade für uns, die wir an einen Gott glauben, der den Inbegriff von Leid, Scheitern und Schmerz als zentralen »Erfolg« der Menschheitsgeschichte ins Zentrum stellt - das Kreuz! Lass dich in deinen schmerzhaften Zeiten ermutigen und anfeuern, durch Krisen Gott neu kennenzulernen und in deiner Leiterpersönlichkeit zu reifen. Mit persönlichen Leitungserfahrungen von Thomas Härry, Doris Lindsay, Jörg Ahlbrecht, Sabine Fürbringer u.v.m.

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Information

Jahr
2022
ISBN drucken
9783417000214
eBook-ISBN:
9783417270273
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KAPITEL 1

Was dich Leiterschaft kostet

»Schwierigkeiten sind Gottes Lehrplan für diejenigen, die wachsen wollen.«
Samuel R. Chand2
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In meinen Träumen sollte 2016 ein tolles Jahr werden. Der Auftakt war gemacht, als über 2500 junge Menschen aus fünfzig Nationen auf dem von mir geleiteten Kongress miteinander sangen »We are family«. Es gab nichts Schöneres für mich, als mich in junge Menschen aus Europa zu investieren. Ich hatte meinen Traumjob und lebte meine Berufung! Natürlich gab es bei solch einem Projekt mit so vielen Menschen und Nationen etliche Herausforderungen und Spannungen, aber die Freude und die Begeisterung überwogen. Ich meinte, das Projekt gefunden zu haben, das wie angegossen zu meiner Berufung passte – oder besser: Es hatte mich gefunden.
Als Geschäftsführerin eines europäischen Jugendwerks hatte ich mit einem großartigen Team gerade den vierten Kongress gemeistert und wir waren wieder neu geflasht von Gottes Treue, seinem Wirken, erlebten Wundern an Menschen, den notwendigen finanziellen Mitteln und vielem mehr. Und dann erhielt ich wie aus heiterem Himmel im April 2016 einen Anruf. Während des Telefonats dankte man mir zwar, teilte mir aber auch bestimmt mit, dass meine Leitung nicht mehr erwünscht sei. Ich sei nicht mehr die Richtige für den Job. Sie wollten jemand anderes engagieren, der besser geeignet sei, diese Arbeit durchzuführen. Schon während des Gesprächs, bei dem mir die Verantwortlichen ein Papier mit ihren Argumenten für meine Kündigung vorlasen, liefen mir die Tränen übers Gesicht. In diesem Moment brach meine Welt zusammen.
Ich versuchte noch, Fragen zur Entwicklung zu stellen oder wie die Übergabe laufen könnte, aber dafür gab es keinen Raum. Das war’s! Nach über neun Jahren, in denen ich dieses Projekt mit Tausenden von Menschen in Europa aufgebaut hatte, wurde ich von einer Minute auf die andere rausgebeten – oder entsprechend meiner Gefühlslage: in hohem Bogen rausgeschmissen. Ich war geschockt, fassungslos und zu Tode betrübt. War so etwas rechtens? Von einem Tag auf den anderen? Welche Zeichen hatte ich übersehen?
Es hatte vorher schon mal Spannungen gegeben, aber ich hatte sie nicht so ernst genommen. Wer Jugendarbeit macht, weiß, dass manches einfach nicht verstanden wird. Meine fast zehnjährige Tätigkeit in diesem großartigen Jugendprojekt, das ich mitgegründet hatte, fand ein abruptes Ende.
Damals stürzten Gedanken und Gefühle wie heiße Lava aus einem ausbrechenden Vulkan auf mich ein. Ich wurde überrollt. Ich fühlte mich wie die größte Versagerin und vergoss Tränen über Tränen. Ich checkte einfach nicht, was falsch gelaufen war, und ging mit mir selbst hart ins Gericht. Über viele Monate. Tausende von unkoordinierten Gedanken wirbelten in meinem Kopf herum: Muss ich jetzt Europa verlassen, um woanders wieder neu anzufangen? Wird noch jemand mit mir zusammenarbeiten wollen? Und wer bin ich nun ohne diese Position, auf die sich unbewusst unter anderem meine Identität gegründet hat? Werden Menschen auch mit mir zusammenarbeiten wollen, ohne dass ich einen Titel trage? Darf ich noch etwas leiten? Wo war überhaupt Gott in dem Ganzen? Und was werden die jungen Menschen jetzt denken, die sich von mir im Stich gelassen fühlen?
Viele trostlose und depressive Gedanken plagten mich fast ein ganzes Jahr lang. So manche Nacht lag ich wach und grübelte, weinte, zweifelte. Der Schmerz war riesengroß. Wo sollte ich jetzt hin mit meiner Berufung? Wo war das Leben noch lohnenswert?
Ich stand an einem Wendepunkt und musste eine Entscheidung treffen. Gott aufzugeben kam für mich nicht infrage. Ich hatte als junge Frau entschieden, Gott nachzufolgen, was auch immer es kosten möge. Daran hielt ich fest. Aber wollte ich nochmals in einem christlichen Werk oder einer Gemeinde mitarbeiten und erneut Verantwortung übernehmen? Darauf hatte ich erst mal keine Antwort. Der Schmerz war zu groß, die Wunde eiterte. Ich war mir nicht sicher, ob ich noch mal bereit für das war, was mich Leiterschaft kosten könnte.
Deine Erfahrungen in Leiterschaft sind sicherlich ganz anders. Vielleicht geht es bei dir nicht um einen Job- oder Rollenverlust, sondern um Performance-Druck, Versagensängste, Beziehungsstress oder Identitätsfragen. Möglicherweise hast du auch zu viel auf dem Zettel oder du leidest an Zeitmangel, alles gut und gleichzeitig zu jonglieren. Viele weitere Dinge fallen dir bestimmt in Bezug auf Leiterschaft ein, die bei dir Druck, eine Not, Schmerzen verursachen. Was aber sind denn eigentlich Schmerzen? Das wollen wir uns jetzt genauer ansehen.

Schmerzen aus medizinischer Sicht

Schmerzen sind laut Weltschmerzorganisation IASP (International Association for the Study of Pain) ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis. Sie sind verknüpft mit einer tatsächlichen oder einer drohenden Gewebebeschädigung. Wenn unser Körper wehtut, sind diese Schmerzen also erst mal Signale, dass etwas passiert. Sie warnen uns: Da könnte gleich etwas Unangenehmes bis Schlimmes passieren, wenn der Schmerz nicht rechtzeitig gestoppt wird.
Wir können körperliche Schmerzen als brennend, stechend, bohrend oder reißend erleben oder sie auf der Gefühlsebene als quälend, mörderisch oder auch erschöpfend empfinden. Wer sich mit körperlichen oder seelischen Schmerzen auf die Dauer quält, kann sehr empfindlich werden und hat kaum Reserven, anstrengende Situationen auszuhalten.
Ein akuter Schmerz ist unangenehm, aber sehr nützlich, weil er uns auf ein Problem aufmerksam macht. Er hilft uns innezuhalten, und hoffentlich reagieren wir sofort, damit Schlimmeres vermieden wird. Wir beugen vor. Das wäre auf jeden Fall eine logische Konsequenz. Oder wir holen uns kompetente Hilfe, zum Beispiel bei einem Arzt, in der Apotheke oder für seelische Schmerzen bei Seelsorgern oder Psychologen.
Für Menschen mit chronischen Schmerzen besitzt der Schmerz nicht mehr diese Warnfunktion und ist daher wie eine sinnlose und endlose Belastung für Körper und Seele. Mancher unbehandelte, akute Schmerz kann sich zu chronischen Schmerzen entwickeln.
Wir alle nehmen Schmerzen sehr unterschiedlich wahr. Jeder von uns hat ein individuelles Schmerzlevel, das man schwer mit anderen vergleichen kann. Dieses Level ist geprägt von biologischen, aber auch psychologischen und sozialen Faktoren. Empfundener Schmerz ist also immer subjektiv. Manchmal bin ich in der Versuchung, dem anderen, der gerade Schmerzen empfindet, zu sagen: »Ist doch nicht so schlimm.« Aber tatsächlich können wir nicht ermessen, wie schlimm es für die betroffene Person ist. In der Forschung wird versucht, dem individuellen Schmerzempfinden besser auf den Grund zu gehen, indem man Patientinnen und Patienten zum Beispiel über die Dauer, die Stärke und die Art ihres Schmerzes befragt. Das nennt man Schmerzmessung. Bei chronischen Schmerzen wird empfohlen, ein Schmerztagebuch zu führen und zu protokollieren, unter welchen Bedingungen der Schmerz sich ändert.
Weil Schmerzen erst mal subjektiv sind, ist es für den behandelnden Arzt schwierig, sich sofort für die richtige Behandlung zu entscheiden. Oft wird eine Schmerztherapie verordnet, um dem Schmerz auf die Schliche zu kommen. Bei akuten Schmerzen kann man relativ schnell eingreifen, indem man Ursachenforschung betreibt. Chronische Schmerzen hingegen sind langwierig, da braucht es oft große Ausdauer von allen Seiten, um die Auslöser aufzuspüren. Auch psychische, seelische oder geistliche Dinge können uns körperlich wehtun. Manche Schmerzen bleiben auch einfach; sie sind nicht heilbar.
Was bedeutet dieser medizinische Kurzausflug für uns in der Leiterschaft?

Schmerzen gehören zur Leiterschaft dazu

Schmerzen sind unumgänglich. So wie jeder Mensch irgendwann in seinem Leben körperliche Schmerzen erleben wird, wird auch jeder Leitende Schmerzen in Bezug auf die eigene Leiterschaft erleben. Damit meine ich die psychischen und emotionalen Schmerzen, denen wir im Dienst für Gott begegnen. Auch sie können von akut bis chronisch reichen, je nachdem, ob wir die Signale rechtzeitig wahrgenommen haben, ob wir auf diese reagieren und ob sich aufgrund der Schmerzen etwas verändert. Wir erleben solche Schmerzen als quälend, belastend, stechend und bohrend. Sie beeinflussen unser Lebensgefühl enorm und wir brauchen dringend Möglichkeiten, um gut mit ihnen umzugehen.
Schon der Apostel Paulus redete von einem Stachel in seinem Fleisch (2. Korinther 12,7-8). Er bat Gott dreimal, ihn davon zu befreien, aber Gott nahm Paulus die Schmerzen nicht weg, sondern ermutigte ihn, diesen Druck anzunehmen. Auf diese Weise wollte Gott mächtig wirken. Vielleicht erlebst du selbst gerade Schmerzen – in welcher Form auch immer –, und sie weichen nicht von deiner Seite. Wir werden im Folgenden auch darauf eingehen, dass Schmerzen in anderen Lebensbereichen die eigene Leitungsposition beeinflussen können. Den Fokus legen wir aber auf die Schmerzen, die du in dem Bereich, in dem du Leitungsverantwortung trägst, empfindest.
»Führungsverantwortung erzeugt Veränderungen und Veränderungen erzeugen immer Schmerzen«, schreibt der amerikanische Autor, Berater und Pastor Samuel R. Chand in seinem Bestsellerbuch Leadership Pain.3 Mich ermutigt dieser Satz – besonders dann, wenn ich mal wieder durch schwierige Zeiten gehe. Denn unsere Vision für die Zukunft sollte groß genug sein, dass sie uns trotz Schmerzen und Kämpfen auf dem Weg nach vorne bringt. Es muss sich lohnen, wofür wir kämpfen. Und es kommt darauf an, welche Perspektive du einnimmst; sie wird dir helfen, Schwierigkeiten durchzustehen und Schmerzen in Leiterschaft zu akzeptieren. Wenn du ähnlich wie ich tickst, dann wirst du Schmerzen nicht freiwillig suchen. Aber du wirst auch nicht alles tun, um ihnen zu entkommen, sobald sie dir begegnen. Und nur weil du Schmerzen in Verantwortung und Scheitern erleben wirst oder Krisen sich wie komplettes Versagen anfühlen, heißt das nicht automatisch, dass du ein erfolgloser Leiter oder eine schlechte Leiterin bist. Vielleicht flüstert es dir manchmal die innere Stimme zu, aber sie tischt dir hier eine Lüge auf.
Erfolg wird nicht daran gemessen, wie viel du geschafft hast, sondern auf wie viel Widerstand du stößt und wie viel Mut du hast, den Kampf gegen diesen Widerstand aufzunehmen. Es gibt für uns Leitende, die wir Gott kennen, keine Erfolgsskala, an der wir uns orientieren sollten. Unser einziger Maßstab ist, wie gehorsam wir in dem allen Gott gegenüber bleiben. Du wirst ein glaubwürdiger Leitender sein, wenn du selbst durch Krisen und Kämpfe hindurchgegangen bist. Nur das gibt dir die Möglichkeit, anderen in ihren Wunden zu begegnen.

Viele Leitende können nicht mit Schmerzen umgehen und geben auf

Bedauerlicherweise geben sehr viele Menschen vorzeitig ihre Verantwortung auf. Chand berichtet von den USA, dass nur einer von zwanzig Pastoren noch im Dienst ist, wenn er das Rentenalter erreicht hat.4 Das entspricht einer Verbleibquote von nur fünf Prozent! Der Leiter der internationalen Lausanner Bewegung, Dr. Michael Oh, erzählte, dass 60 Prozent aller Leitenden ihre Aufgabe nicht beenden, sondern frühzeitig abbrechen, weil sie nicht mehr können. Die Mehrheit von ihnen gibt sogar schon in den ersten fünf Jahren auf.5 Ich weiß nicht, wie es dir geht, wenn du solche Zahlen liest. Ich denke dann oft: »Hoffentlich bin ich diese zwanzigste Person, die bis zur Rente durchhält.« Ich möchte es doch schaffen.
Im Herzen weiß ich sicher, dass ich von Gott berufen bin. Ohne Wenn und Aber! Und dass er mich gewollt und damit auch eine Idee hat, wie er mich auf dieser Erde als Weltverändererin gebrauchen möchte. Aber dann schaue ich mich um und sehe, wie viele meiner Freundinnen und Freunde ihren Dienst für Gott quittiert haben. Wie finanzielle, theologische oder Beziehungskrisen alles, was mal war, zunichtemachen. Wo eine Gemeindegründung in den Sand gesetzt wurde und daraufhin die Ehe in eine Krise geriet. Wo Leiter Krankheiten bekommen oder ein Familiendrama so eskaliert, dass ein Dienst nicht mehr möglich ist. Wo Leitende frühzeitig abbrechen und, damit verbunden, auch oft ihren Glauben an den Nagel hängen. Vermehrt hören wir über Selbstmorde von Pastoren, die mit ihrem Leben und ihrer Verantwortung nicht mehr klarkamen.
Ich höre diese drastischen Statistiken und eine Stimme, die in meinem Kopf flüstert: »Ja, wenn das so viele nicht schaffen, wieso solltest du es denn schaffen, Evi? Du bist doch auch nicht anders, nicht besser oder mehr berufen.« Ob diese Statistiken prozentual genau auf uns im westlichen Europa zutreffen, weiß ich nicht. Was ich aber weiß, ist: Jede Führungskraft, die aufgibt, ist eine zu viel. Deshalb schreibe ich dieses Buch. Deshalb setze ich mich für die nächste Generation von Leitenden ein. Deshalb darf es an vielen Stellen mein Herz kosten.

Schmerzen können Wachstum hervorbringen

Meine eigene Leitungskrise hat mich gebrochen, aber nicht zerbrochen. Sie hat mir Schmerzen zugefügt, aber mich auch Heilung erleben lassen. Gott hat mir so treu hindurchgeholfen, dass ich heute wieder leiten darf. Und ich habe gelernt, den Reichtum zu entdecken, der in diesen Schmerzen steckt. Man erkennt ihn vielleicht erst auf den zweiten oder dritten Blick. Mein Ziel ist es, mit dir diesen Reichtum zu entdecken und diesen Schatz zu heben.
Angefangen in unserer Kindheit, in der wir manchmal ganz physisch Wachstumsschmerzen erleiden, zieht es sich durch unser Leben durch, dass wir immer wieder mit etwas Schmerzhaftem konfrontiert werden – äußerlich wie innerlich. Das gilt auch für unsere Leiterschaft. Dabei erklimmen wir sprichwörtlich Berge und steigen dann wieder tief ins Tal hinab. Wir erleben aufregende, inspirierende Dinge als Leiterinnen und Leiter. Wir sind beflügelt und denken, es gebe nichts Schöneres auf dieser Welt. Und dann kommt der ungewollte Sinkflug. Vielleicht auch eine Bruchlandung, und wir fragen uns, wie es noch mal auf dem Berg aussah. Er scheint so fern.
Chand schreibt in diesem Zusammenhang: »Wachstum bedeutet Veränderung. Veränderung bedeutet Verlust. Verlust bedeutet Schmerzen. Also ist Wachstum gleich Schmerz.«6 Wir werden kein Wachstum in uns selbst und in unserer Arbeit erleben, ohne dass wir nicht auch durch Schmerz und Leid hindurchgehen. Schmerzen sind Teil unserer Entwicklung – persönlich, charakterlich, geistlich und auch in unserer Position als Leitende. Alles, was wächst, erlebt Schmerzen. Wenn ich also versuche, Schmerz zu vermeiden, vermeide ich auch das Wachstum. Und ja, es könnte bedeuten, dass du für eine Leitungsverantwortung einen hohen Preis zahlen musst.
Der amerikanische Professor für beratende Psychologie, Referent und Autor Dan Allender schreibt in seinem Buch Leading with a limp (dt. »humpelnd leiten«) über seine Leitungserfahrung: »Leiten ist vielleicht das Kostspieligste, was du jemals tun wirst. Und es kann sein, dass diese Funktion dir niemals Reichtum, Ehre oder Anerkennung bringen wird.«7 Aber dabei belässt ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Stimmen zu diesem Buch
  3. Scheitern erwünscht!
  4. Impressum
  5. Widmung
  6. Inhaltsverzeichnis
  7. Über die Autorin
  8. Vorwort
  9. Kapitel 1 | Was dich Leiterschaft kostet
  10. Kapitel 2 | Wir brauchen eine neue Theologie des Leidens
  11. Kapitel 3 | Wie du dienende Leiterschaft leben kannst – Lerne von biblischen Vorbildern
  12. Kapitel 4 | Achtung, Vorsicht! – Stolperfallen für Leitende
  13. Kapitel 5 | Wie du mit Schmerzen in Leitung umgehen kannst
  14. Kapitel 6 | Leite dich selbst zuerst
  15. Kapitel 7 | In der Wartehalle Gottes – Was kannst du tun?
  16. Kapitel 8 | Warum Krisen dir helfen, Frucht zu bringen
  17. Kapitel 9 | Sand im Getriebe zwischen den Leitungsgenerationen – Tipps für junge Leitende
  18. Kapitel 10 | Als Frauen und Männer gemeinsam in der Verantwortung
  19. Kapitel 11 | Die Welt wartet auf dich als Leitenden mit Narben
  20. Danke
  21. Lesetipps für Leitende
  22. Anmerkungen
  23. Leseempfehlungen