
- 68 Seiten
- German
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eBook - ePub
Traumtheorie
Über dieses Buch
Beiträge zu einer systemtheoretisch basierten Traumtheorie.
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Information
Eine phänomenologische Traumtheorie
I
Träumen ist Vergessen, denn die allermeisten Träume werden nicht erinnert. Wer aufwacht, mag sich erinnern, dass er geträumt, aber nur selten, was er geträumt hat. Der Traum ist vergessen.
Was man vergessen hat, kann nicht erinnert werden.18 Träume wohnen im Vergessen. Es ist ein luftiges Schloss, über das manches Gewitter hinwegzieht. Im Moment des Blitzes und Donners ist das Gewitter gegenwärtig, um nur wenig später seine Gestalt verloren zu haben. Das Gewitter bleibt erinnert, nicht aber seine Gestalt.
Der Volksmund spricht »Träume sind Schäume«. Vermutlich sind damit zu allererst die eitlen Tagträume eines jungen Romantikers gemeint. Doch auch die nächtlichen Traumwelten vergehen wie aufgeschäumte Wasserwogen. Niemand kann sie festhalten oder vorzeigen.
Das tausendfache Blitzen und Donnern der Bewusstseinsneuronen ist weder anzuhalten noch aufzuhalten. Ein Traum ersetzt den anderen und der letzte Traum vor dem Erwachen entschwindet wie ein Lichtstrahl oder verhallt wie ein Ton.
In seinem Vergessen ähnelt das träumende dem wachen Bewusstsein. Beider Aufnahmevermögen ist begrenzt, sie (müssen) vergessen, um für etwas anderes, nächstes Platz zu machen. Die psychischen Kapazitäten sind streng limitiert: es kann jeweils nur ein Gedanke, eine Stimmung oder eine Vorstellung erfolgen.
Vergessen ist aber nicht nur notwendig, sondern auch hilfreich. Da man nicht alles behalten kann, was man meint behalten zu müssen, scheint dem Vergessen eine bestimmte Aufgabe zugewiesen zu sein. Sie lautet: „Vergessen macht frei.“19
Das Vergessen betrifft Traum- und Wachbewusstsein gleichermaßen und scheint ein grundlegendes, übergreifendes Merkmal zu sein, denn auch im Wachzustand weiß man nach wenigen Augenblicken nicht mehr, was man gedacht hat. In diesem Sinne sind Träume die Nachtgedanken des Bewusstseins.
Falls das Vergessene für das wache oder träumende Bewusstsein dann doch bedeutsam sein sollte, wird es wiederkommen. Das zeigen wiederkehrende Träume ebenso wie eingeschliffene Bewusstseinszustände bzw. Bewusstseinstätigkeiten.20
II
Träumen ist Wahrnehmen. Man sieht, allerdings nach innen, und gewahrt Bilder des Bewusstseins. Es sind Bilder ohne Leinwand. Sie schweben dreidimensional im Raum.
Traumbild folgt auf Traumbild, so als ob eine Szene in die andere überblendet wird. Auch Doppel- und Mehrfachbelichtungen kommen vor.
Das Bewusstsein kann nicht vermeiden wahrzunehmen. Wahrnehmungen lassen sich nicht negieren. Man kann wohl den Sinn einer Wahrnehmung, wenn er denn greifbar wird, ablehnen, aber die Bilder selbst kann man nicht abweisen. Sie sind kompakt und ununterscheidbar eins mit sich. Wo aber nicht unterschieden wird, kann auch nicht negiert werden. Träume sind pure Positivität.
Die wahrgenommenen Bilder unterscheiden sich allerdings in ihrer Eindrucksstärke voneinander. Manche sind impressiver als andere, wieder andere verschwinden eindruckslos.
In einem Traum vom 3. auf den 4. Januar 2021 sind mir folgende Bilder begegnet: Ich bin mit jemand anderem, es könnte mein Bruder mit einem seiner Kinder gewesen sein, auf einer Art Rikscha unterwegs.
Die Frau, die uns fährt, hat vorne bei sich Eiswaffeln, hinten bei uns steht der Eistopf, allerdings nahezu geschlossen, nur einige Eisreste hängen an den Seiten; ab und zu gibt sie uns ein Stück Waffel und wir können uns etwas Eis vom Behälter abgreifen.
Dann heißt es plötzlich: Es gibt Weihnachtsgans.
Der andere Mitfahrer stochert mit einem großen Messer in einem großen Bräter herum, um die Gans unter dem Reis zu finden; dabei befördert er zwei, drei Fische zutage, die im unzerstörten Zustand wie flach zusammengelegte Rauchschwalben aussehen.
Damit er sie nicht weiter beschädigt, fordere ich Ihn auf, die Stocherei sein zu lassen.
Äußere Wahrnehmung schließt nur das aus, was medial nicht erreichbar ist, zum Beispiel zu hohe oder zu tiefe Töne, Farben außerhalb des sichtbaren Spektrums usw. Medien der inneren Wahrnehmung sind Gedanken und Stimmungen, womit Nicht-Denkbares und Stimmungsloses ausgeschlossen sind.
Innerhalb der erreichbaren Medien aber wird quasi »formlos« wahrgenommen. Der Raum wird zum Kontinuum, das Kontinuum zum Raum – links kann in rechts übergehen und aus Oben kann Unten werden. Der Träumende gleitet wie schwerelos durch die Räume. Er steigt unbezwingbare Berge hinauf und wenn er in die Tiefe fällt ist dies wie ein überräumliches Schweben.
So gesehen ist die Form des Traums das Paradox des Raumes: innen ist (wie) außen und außen ist (wie) innen. Das Ununterschiedene ist unterschieden und das Unterschiedene ist ununterschieden.
Im Traum passen »die Dinge« zusammen, seien sie kausal oder kybernetisch konstruiert. Doch beim Diktat oder Notat danach zerbröseln die Traumbilder in zusammenhanglose Worte, die erst wieder in eine sinnhafte Folge gebracht werden müssen. Was vorher formlos stimmig war, zerfällt zu unstimmiger Form. Das weiche Wahrnehmungskontinuum wird zu harten Sätzen. Letztlich gilt, dass sich das vor dem inneren Auge Gesehene nicht beschreiben, nicht in Worte fassen lässt. Es wird mit den Worten etwas Anderes.
Die Wahrnehmungen können nicht in Kommunikation übertragen werden; die Kommunikation kommt den Eindrücken nicht hinterher. Im Vergleich mit den Wahrnehmungen des wachen Bewusstseins sind Traumbilder um ein Vielfaches komprimierter. Für das Erleben von Zeit stellt zum Beispiel Sigmund Freud fest, „daß der Traum in eine sehr kurze Spanne Zeit weit mehr Wahrnehmungsinhalt zu drängen vermag, als unsere psychische Tätigkeit im Wachen Denkinhalt bewältigen kann.“21
In all dem sind Träume der Beweis für die Unterscheidung von Bewusstsein und Kommunikation. Das Bewusstsein kann Träume nicht negieren, die Kommunikation aber ist eine einzige Negation von Träumen.
Wenn die zu schreibenden Worte danach trachten, die gesehenen Bilder einzufangen, zertrümmern sie den einheitlichen Eindruck. Das verdichtete Traumbild zersplittert in tausend Bildsplitter.
Die Worte kommen auch dort nicht hinterher, wo die erträumten Bilder ins unendlich Kleine reichen. Das Kontinuum der Wahrnehmung verweigert sich den Formen der Kommunikation. Kein Traum ist sagbar.
Der Sinn ist jeweils ein anderer: tief verborgen und unbeobachtbar im Bewusstsein, flächig offensichtlich und beobachtbar in der Kommunikation. Keine Kommunikation kann diejenigen Vorstellungen wiedergeben, die sich im Bewusstsein auftürmen. Kein Sprechen kann das Sehen erreichen, denn die Bilder gehen unterschiedslos ineinander über und verbinden sich zu einem Film. Worte hingegen setzen sich gegeneinander ab und ergeben nicht einmal eine Zeichnung. Allerdings bleiben die Worte, wenn die Bilder längst vergangen sind.
Während man noch am zweiten Halbsatz einer Traumnotiz schreibt, beginnen sich die Bilder schreckhaft in das Dunkel des eigenen Ichs zurückzuziehen. Sobald sie nur ein wenig vom Tageslicht berührt werden, verwehen sie in Ewigkeit. Die Halbwertszeit eines Traums ist kaum eine Satzsequenz lang.
Insgesamt wäre es vermutlich passender, Träume als Bilder wirken zu lassen und sie nicht in Worten aufzuschreiben, sondern sie zu malen oder filmisch aufzuzeichnen. Durch das Wort werden sie nicht nur zu etwas anderem, sondern verlieren auch ihren flüssigen Zusammenhang. Ihre Konsistenz zerbröselt wie Knäckebrot. Das ist insbesondere nach einer traumbeladenen Nacht der Fall.
Doch bleiben manche Traumbilder auch länger bewusst und stehen wie ein erlebtes Tagesereignis vor dem inneren Auge. Dann ist es leichthin möglich, sie dem Verlaufssinne nach aufzuschreiben, allerdings mit dem Zugeständnis der Transformation im Sinne einer μετάβασις εἰς ἄλλο γένος.
III
Erinnerte Traumbilder zeigen einen nur lockeren Zusammenhang. Die große Linie zerfällt in einzelne Szenen und Sequenzen, die während des Traums nahtlos ineinander übergingen, im Wachzustand aber kaum beieinander zu halten sind.
Träume sind, kommunikativ besehen, konfus. Sobald man sie linear erzählen möchte, werden einerseits unüberbrückbare Lücken und andererseits unentwirrbare Verflechtungen erkennbar. Wir treffen hier erneut auf die Sperre zwischen Bewusstsein und Kommunikation. Letztlich muss man sagen, dass ein Traum nach bewusster Rationalität, die sprachliche Notiz eines Traumes dagegen nach unbewusster Rationalität verläuft.
Die Übertragung eines Traums aus der Freiheit des Bewusstseins in das Regime der Kommunikation scheitert insbesondere an den geschmeidigen Metamorphosen der Traumbilder. Sie lösen sich, ineinander verschmiegt, überga...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Träume(n) – Zehn Thesen
- Eine phänomenologische Traumtheorie
- Zur Traumdeutung von Sigmund Freud – I
- Zur Traumdeutung von Sigmund Freud – II
- Über den Autor
- Impressum