Fallbuch Rettungsdienst
  1. 153 Seiten
  2. German
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eBook - ePub
Verfügbar bis 5 Dec |Weitere Informationen

Über dieses Buch

Ein wesentlicher Schwerpunkt im Rettungsdienst ist die verlust- und wertfreie Übergabe der Patienten. Von der Erstversorgung bis hin zur weiteren Versorgung im klinischen Setting sind verschiedene Übergaben zwischen unterschiedlichen Professionen und Strukturen notwendig. Etablierte und strukturierte Übergabeschemata sind unabdingbar, um Informationsverluste zu verhindern und das Gefährdungspotenzial für Patienten so gering wie möglich zu halten. Diese Schemata werden ausführlich besprochen und durch eine Zusammenstellung realitätsnaher Einsatzszenarien vervollständigt, die für Rettungsdienstpersonal und Ärzte, für Anfänger und Erfahrene gleichermaßen, als Lern- und Nachschlagewerk geeignet sind.

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Information

Auflage
1
Thema
Medizin

1          Patientenübergabe: Grundlagen

Rolf Dubb

Das Zusammenwirken von unterschiedlichen Professionen und Strukturen im Setting der oftmals komplexen Realität setzt eine klare, einheitliche Kommunikationsebene bei der Übergabe voraus (Schnell et al., 1999). Dies ist umso wichtiger, je komplexer sich die Situation oder der Sachverhalt darstellt.
Eine verbindende Klammer ist das strukturierte Teamtraining nach den Grundsätzen des Crew Resource Management (CRM). Hier werden u. a. Kommunikationsstrukturen systematisch trainiert und eingeübt, mit dem Ziel, die relevanten Informationen während der Patientenübergabe strukturiert anzusprechen.
Eine gute und strukturierte Kommunikation ermöglicht die notwendige Aufmerksamkeit, die Entscheidungsfindung und die daraus folgende zielorientierte Verteilung der nächsten Aufgaben im Team. Nicht nur das medizinische Fachwissen steht im Fokus, sondern die Bereitstellung einer wertebasierten, interprofessionellen Plattform mit dem Ziel, den größtmöglichen Nutzen für den kritisch Erkrankten oder lebensbedrohlich verletzten Patienten sicherzustellen. Die lückenlose Weitergabe aller relevanten Informationen ist unerlässlich (Sieber, 2009; Rossi, 2019).
Erster Ansprechpartner für die Angehörigen oder Bezugspersonen ist der Rettungsdienst. Ihm fällt die Aufgabe zu, relevante Informationen zu extrahieren, zu dokumentieren und entsprechend weiterzugeben (Rossi, 2019; Barzen et al., 2016). Fehlende Dokumentation und Missverständnisse sind oftmals ursächlich für die Fehlerentstehung (Lutzenberger et al., 2012).
Der Patient wird mit diesen erhobenen Daten in der Klinik vorangemeldet und den Erfordernissen entsprechend entweder über die Notaufnahme oder den Schockraum aufgenommen. Insbesondere die Übergabe im Schockraum ist geprägt von extremen Belastungen, die einerseits patientenbezogen vorhanden sind (Kreislaufsituation, Tubus, Drainagen, Katheter etc.) und andererseits ergänzt werden durch eine Vielzahl unterschiedlicher Professionen. Gerade hier ist eine gute und klare Struktur mit einheitlicher Sprache und definierten Scores (z. B. cABCDE) für die Übergabe von der Präklinik in die Klinik wichtig.
Während der Übergabe gilt der Grundsatz »Hands off«. Alle nicht vital notwendigen Maßnahmen pausieren, der Teamleiter des Rettungsdienstes übergibt den Patienten an den Schockraum-Leader. Während dieses Prozesses hören alle Beteiligten aufmerksam zu. Inhaltlich werden die korrekten administrativen Angaben zum Patienten, soweit diese bekannt sind, genannt, sowie der Zustand des Patienten und dessen Verletzungsmuster bzw. der Zustand der akuten Erkrankung und die bisher durchgeführten Maßnahmen. Weitere Maßnahmen (z. B. Blutabnahmen, Kreuzblut etc.) werden sicher dokumentiert.
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Merke
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Idealerweise wird durch den Träger des Rettungsdienstes und die entsprechende Zielklinik ein einheitliches Verfahren der Patientenübergabe etabliert und relevante Informationen schon vorab an die Zielklinik übermittelt.
Neben alle korrekten administrativen Angaben sollten die Haus- bzw. Fachärzte des Patienten und der entsprechende Medikamentenplan inklusive Allergien oder Unverträglichkeiten übergeben werden. Vorerkrankungen und die letzten Klinikaufenthalte vervollständigen den ersten Überblick. In diesem Kontext sind Hinweise auf multiresistente Keime (MRSA, VRE, MRGN etc.), akute Infektionen oder sonstige Risikofaktoren hilfreich, wenn diese Informationen vorliegen. Die häusliche Versorgungssituation kann für die spätere Planung der Entlassung wertvoll sein und sollte mit übergeben werden. Hier sind Hinweise auf die Wohnsituation (Aufzug, Versorgung mit Lebensmitteln, Pflegebett, Sauerstoff etc.) von Bedeutung. Möglicherweise hat der Patient eine Patientenverfügung und/oder eine Vollmacht oder hat sich während des Transportes diesbezüglich geäußert. Die letzte Mahlzeit, soweit bekannt, rundet die Übergabe ab.
Strukturierte Übergaben helfen mit, unerwünschte Ereignisse und deletäre Komplikationen im weiteren klinischen Verlauf zu minimieren oder gar ganz zu vermeiden. Grundlage ist das cABCDE-Schema, das dann durch weitere geeignete Konzepte, wie z. B. das ISOBAR-Schema, ergänzt wird, um alle relevanten Informationen systematisch, nachvollziehbar, umfassend, inhaltlich sicher und korrekt weiterzugeben (Rossi, 2019; von Drossow & Zwißler, 2016).

Literatur

Barzen, S., Schweigkofler, U., Hoffmann, R. (2016). Präklinik und Klinik: Treffen hier zwei Welten aufeinander? Rettungsdienst, 39, 1184–1189.
Lutzenberger, T., Wutzler, S., Marzi, I. et al. (2012). Schnittstelle Rettungsdienst-Klinik: Die Übergabe im Trauma-Zentrum. Rettungsdienst, 35, 1154–1157.
Rossi, R. (2019). Konzepte für eine strukturierte Patientenübergabe. Notfall + Rettungsmedizin. doi: 10.1007/s10049-019-0599-8
Schnell, R., Hill, P.B., Esser, E. (1999). Methoden der empirischen Sozialforschung. 6. Aufl. München: Wissenschaftsverlag.
Sieber, R. (2009). Strukturierte Patientenübergabe, Schritt für Schritt durch den komplexen Ablauf an der Schnittstelle Rettungsdienst-Notfallstation. star of life, 2, 17–21.
Von Drossow, V., Zwißler, B. (2016). Strukturierte Patientenübergabe in der perioperativen Phase – Das SBAR Konzept. Anästh Intensivmed, 57, 88–90.

2 Fokus Übergabe: Ursachen für Fehler, die Bedeutung der »menschlichen Faktoren« (Human Factors) und wichtige Tipps für die Erhöhung der Patientensicherheit

Marcus Rall

Übergaben sind aus Sicht der Patientensicherheit eine wichtige und anspruchsvolle Phase in der Versorgung von Notfallpatienten (Raduma-Tomàs et al., 2011). Typischerweise sind es Teams, die den Patienten bis zur Übergabe versorgt haben, und ihn dann an ein anderes Team übergeben. Da die Übergaben oft unter einem gewissen Zeitdruck (Notfall) ablaufen, einen komplexen Sachverhalt betreffen (einen Patienten mit allen Informationen), auch mitten in der Nacht stattfinden können (Müdigkeit/Aufmerksamkeit), sind Übergaben in der Notfallmedizin hoch anspruchsvoll und alles andere als trivial (Rall et al., 2020). Gleichzeitig ist eine gute und richtige Übergabe entscheidend für die weitere Behandlung des Patienten. Es ist also wichtig, ob sie gut oder schlecht gemacht wird. Schon kleine Fehler (Auslassungen) können für den Patienten dramatische Folgen haben.
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Abb. 2.1: Übergabe in der Notfallmedizin (eigene Darstellung)
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Merke
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Wie beim Staffellauf muss sich das Team unter Zeitdruck koordinieren, die Qualität der Übergabe ist sehr wichtig und Fehler (Stab fällt zu Boden) sind besonders schwerwiegend. Wie im Sport gilt: Übung im Team macht den Meister! (Rall et al., 2018; Rall, 2010)
Unsere Teams sind bei Übergaben also extrem gefordert. In diesem Kapitel möchten wir einen Einblick in Herausforderungen, typische Fehlerquellen und mögliche Strategien vermitteln.

Herausforderungen im Bereich menschliche Faktoren

Zuerst Patient begrüßen
Falls Patienten ansprechbar sind, existiert ein nachvollziehbarer Impuls, zunächst den Patienten zu begrüßen und sich vorzustellen. Dies ist im Prinzip auch okay, birgt aber das Risiko, dass mit dem Patienten sofort ein Gespräch begonnen wird, welches dann in Konflikt mit der Übergabe kommen kann.
Erst mal einen kurzen Überblick über den Patientenzustand verschaffen
Auch dies ist ein eigentlich guter und verständlicher Plan, möchte man doch schnell selbst schauen, ob es ganz dringenden Handlungsbedarf gibt und in welchem Zustand der Patient ist. Dies ist eng verknüpft mit dem Impuls oben »Patient begrüßen«. Doch auch hier besteht das Dilemma, dass man, solange man den Patienten untersucht oder das EKG analysiert, nicht gut zuhören kann.
Zeitdruck
In der Notfallmedizin herrscht oft ein gewisser Zeitdruck, weil der Patient so kritisch krank ist oder weil viele andere Patienten zu versorgen sind etc. Dieser subjektive Zeitdruck kann bei Übergaben Hektik und Stress verstärken und dadurch die Qualität (quantitativ und qualitativ) negativ beeinflussen (Rall et al., 2019).
Viele Infos in kurzer Zeit
Es gilt oft, eine große Anzahl an Informationen zu vermitteln und zu verarbeiten. Viele de...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Geleitwort
  5. Inhaltsverzeichnis
  6. Abkürzungsverzeichnis
  7. Vorwort
  8. 1 Patientenübergabe: Grundlagen
  9. 2 Fokus Übergabe: Ursachen für Fehler, die Bedeutung der »menschlichen Faktoren« (Human Factors) und wichtige Tipps für die Erhöhung der Patientensicherheit
  10. 3 Strukturierte Patientenübergabe
  11. 4 Strukturiere Patientenanmeldung in der Notaufnahme
  12. 5 Fallbeispiele
  13. Die Autorinnen, die Autoren