
- 182 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Über dieses Buch
15. August 2017 – Air Berlin ist insolvent. Hunderttausende Passagiere sitzen in ihren Urlaubsdomizilen im Ausland, ebenso viele sitzen auf gepackten Koffern, um in den nächsten Tagen den Sommerurlaub anzutreten. Und jetzt ist die Fluggesellschaft pleite. Die Bundesregierung reagiert; binnen Tagen wird ein Kredit von 150 Millionen Euro bereitgestellt. Air Berlin kann weiterfliegen, zunächst einmal. Das beruhigt nicht nur die Kunden der Air Berlin. Auch die mehr als 8.000 Mitarbeiter des Unternehmens, deren Existenz auf dem Spiel steht, atmen auf. Zu früh, wie sich in den nächsten Wochen zeigen sollte. Eine Stewardess erzählt, wie es weiterging und wie die Crews der Air Berlin das Ganze erleben. Keine Informationen vom Unternehmen, erschreckende Presseberichte, Gerüchte und Konflikte, die in den sozialen Medien ausgetragen werden und dort eskalieren. Permanente Ungewissheit, widersprüchliche Auskünfte. "Stay United" wird zum Schlachtruf. Die Belegschaft der bankrotten Fluggesellschaft gibt nicht auf, sondern kämpft. Die Autorin schafft es, trotz des sehr unerfreulichen Anlasses, ein unterhaltsames Buch zu schreiben. Das Insolvenzverfahren hat die Züge eines Wirtschaftskrimis, die Sicht einer Betroffenen macht das sehr deutlich. Immer wieder fließen aber auch Ereignisse aus einem fast dreißigjährigen Fliegerleben ein. Von tragischen wie witzigen Erlebnisse an Bord und bei den Aufenthalten an vielen Orten auf dieser Welt kann sie berichten. Eines durchdringt die ganze Erzählung: Die tiefe Liebe der Autorin zu ihrem Beruf (eben kein "Job") und ihre Begeisterung für den Umgang mit den Menschen, ihren Passagieren.
Häufig gestellte Fragen
Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Die Air Berlin Affäre von Anja Barbian-Stiller im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Letteratura & Imprenditoria femminile. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information

Mein Besuch bei Sandra Maischberger
Letzten Sonntag war es beschlossene Sache, ich werde bei Sandra Maischberger auftreten. Da ich mich mit Sicherheit nicht bei Eurowings oder Lufthansa bewerben werde, war ich bereit, den Auftritt zu machen und wurde noch am selben Abend von einem sehr netten Redakteur angerufen. Er stellte mir eine Reihe von Fragen und wir verblieben so, dass er Sonntag wieder anruft und ich bis dahin entscheiden könnte, ob ich auftreten werde.
Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob ich den Auftritt hinter einer Wand anonym machen soll, denn es ist uns von Air Berlin nicht gestattet, mit der Presse zu sprechen. Einer unsere Kabinenvorgesetzten, der jetzt bei Brussels Airlines mitentscheidet, wer eingestellt wird und wer nicht, hatte sogar schon mal in einer internen Facebook-Gruppe geschrieben, dass es bekannt sein dürfte, dass wir Interviews nur mit dem OK der Firma geben dürfen und bei einem Verstoß dagegen auch kein Arbeitsrechtler mehr hilft.
Wenn das keine Drohung ist! Egal. Ich habe Sonntag meine Entscheidung getroffen, dass ich mit Namen offiziell auftreten werde. Der Redakteur war wirklich sehr nett und sehr froh, dass ich mich so entschieden habe. Es kann ja nicht sein, dass eine Air Berlin und dieser ehemalige Vorgesetzte uns weiter so einschüchtern. Es gibt Regeln in Deutschland und dazu gehört auch, dass es Meinungsfreiheit gibt.
Montagmittag kam der Redakteur dann zu mir nach Hause und stellte mir Fragen. Es tat gut, sich die ganze Frustration von der Seele zu reden.
Mein Name ist zwar Anja Barbian-Stiller, aber ich bin in der Sendung als Anja Barbian aufgetreten. Eigentlich bin ich kein Freund von Doppelnamen. Früher habe ich mich über den Namen Leutheusser-Schnarrenberger amüsiert. Da ich in zweiter Ehe verheiratet bin und wir uns für einen Familiennamen entscheiden mussten und ich sowohl wie mein Mann, als auch wie meine Kinder heißen wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als selbst einen Doppelnamen zu wählen.
Aus den Dingen, die ich an diesem Nachmittag erzählt habe, wurden dann Fragen für Sandra Maischberger zusammengestellt. Ich konnte unterbringen, dass es mir wichtig ist, die Petition, die die Kollegen ins Leben gerufen haben und die Demo, die nächste Woche geplant ist, zu erwähnen.
Ich kann es nicht oft genug betonen. Einige Kollegen sind unglaublich mit dem, was sie auf die Beine stellen. Das Lied von Pink »Dear Mr. President« wurde von Kollegen umgedichtet. Man kann das Lied »Dear Mr. CEO« auf YouTube anschauen. Allein für diese Kollegen lohnt es sich zu kämpfen.
Dienstag habe ich dann noch mit ein paar wenigen Kollegen telefoniert und ein paar Dinge besprochen, was ich sagen könnte. Mir war sehr daran gelegen, dass erst Mittwoch bekannt wird, dass ich bei Frau Maischberger auftreten werde. Wenn zu viele versuchen mich zu beeinflussen, was ich sagen soll, dann wäre ich zu nervös geworden.
Heute ist der große Tag. Der Redakteur hat mich extra noch mal angerufen und organisatorische Dinge wurden besprochen. Ich glaube, dass er Sorge hatte, ich könnte doch noch abspringen und ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich daran nicht gedacht habe. Eine sehr nette Frau der Redaktion aus Berlin rief mich an, um mit mir Details, wie ich zum WDR nach Köln komme, abzusprechen. Ein Fahrer soll mich um 18:00 Uhr abholen und abends nach der Sendung auch wieder nach Hause fahren. Ich habe einen extra langen Spaziergang mit meinen Hunden gemacht, ein wenig gelesen und nur noch mit ausgewählten Leuten telefoniert. Vielen Dank an meinen Mann und an Michel. Ihr habt mir sehr gut durch den Tag geholfen. Da aber doch schon recht früh eine Vorschau auf die Sendung von heute Abend gebracht wurde, war früher als mir lieb war bekannt, dass ich dort auftreten würde. Der ein oder andere Kollege hat es sich dann doch nicht nehmen lassen, mir noch etwas mit auf den Weg zu geben, was ich sagen soll.
Eines kann ich versprechen: I’ll do my very best!
Um 18:00 Uhr wurde ich abgeholt und witzigerweise kannte der Taxifahrer, ein Urkölner, auch Michel. Sein Rundflug über Düsseldorf ist jedem bekannt. Beim WDR angekommen, wurde ich zunächst zur Maske geführt. Die Damen haben mir ein perfektes Make-up verpasst und anschließend habe ich die anderen Teilnehmer kennengelernt. Eines kann ich ehrlich sagen, ich habe mich in dieser Runde nicht wohlgefühlt. Die junge Politikerin von den Linken war sehr nett, aber die Herren ließen von Beginn an keinen Zweifel daran, dass es ihnen auch um Selbstdarstellung geht und dagegen anzudiskutieren ist nicht leicht.
Dann ging alles sehr schnell. Wir gingen hinüber ins Studio, bekamen unsere Plätze zugewiesen und uns wurde gesagt, in welche Kamera wir zur Begrüßung schauen sollen. Dann ging es auch schon los. Frau Maischberger stellte die Sendung »Reiche ohne Skrupel, legal illegal, ganz egal« vor, es folgte ein Film über die Air Berlin und dann war ich auch schon dran.
Eines noch vorweg: Vielen Dank an Sandra Maischberger. Kurz vor dem Auftritt war ich doch nervös, aber ein unausgesprochenes »Ich bin bei Ihnen!« hat mir Mut gemacht. Für mich war es das erste Mal, dass ich im Fernsehen zu sehen war; und dann direkt in einer Talkshow.
Ich habe in der Sendung erzählt, dass wir uns alle belogen fühlen und dass das Thema Air Berlin morgens mein erster und abends mein letzter Gedanke ist. Es ist tragisch, dass das Ganze so zu Ende geht. Das eigentliche Thema war, dass Herr Winkelmann sich 4,5 Millionen € hat sichern lassen und wir gleichzeitig unseren Arbeitsplatz verlieren. Abgesehen von den ganzen rechtlichen Aspekten, die Gerichte wohl noch jahrelang werden prüfen müssen, ist das moralisch einfach nur verwerflich.
Am liebsten hätte ich noch gesagt, dass er von seinem Geld etwas für die kleine Tochter des verstorbenen Kollegen spenden soll. Aber das habe ich dann doch nicht gesagt.
Ich wusste im Vorfeld, welche Themen besprochen werden und ich wusste, dass es sein kann, dass mir zu allen Themen Fragen gestellt werden. Was genau, das wusste ich leider nicht. Ich hätte sehr gerne vorher gewusst, welche Fragen mir gestellt werden, aber der Redakteur sagte zu recht, dass ich dann wahrscheinlich nicht authentisch wäre, wenn ich auswendig gelernte Texte vortragen würde. Ich hatte mir zu jedem Thema meine Gedanken gemacht und ich kannte die Statements der einzelnen Teilnehmer.
Es ging auch um das Thema, ob es dasselbe ist, wenn Reiche Steuern hinterziehen oder wenn das arme Menschen machen. Ich habe mich an diesem Abend mit meiner Meinung sehr zurückgehalten, denn ich wusste nicht, ob ich eingeladen worden war, um großartig mitzudiskutieren.
Ich hatte nicht wirklich den Eindruck, dass die Herren an meiner Meinung interessiert waren. Das hindert mich aber nicht daran, hier in meinem Buch meine eigene Meinung zu äußern. Wenn man meint, dass es das Gleiche ist, ob ein Armer Steuern hinterzieht oder ein Reicher, dann könnte man ja auch sagen, es wäre genau das Gleiche, ob jemand auf einem Marktplatz einen Apfel klaut oder bei einem Juwelier einen Diamanten mitgehen lässt. Ist Diebstahl gleich Diebstahl und ist Steuerhinterziehung gleich Steuerhinterziehung?
In meinen Augen ist das ein himmelweiter Unterschied, denn man muss sich den Schaden anschauen, der angerichtet wird. Diese ganze Diskussion ist eigentlich absurd. Wenn es ein Buch über 1.000 Steuertricks gibt, dann stimmt offensichtlich etwas mit unserem Steuersystem bzw. Steuerrecht nicht. Ich finde, wir haben inzwischen in Deutschland so unendlich viele Regeln, aber egal wie viel Regeln noch dazu kommen, es wird niemals reichen.
Man kann nicht jeden Fall im Vorfeld rechtlich regeln. Wir alle sind darauf angewiesen, dass Menschen sich ihrer Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit bewusst sind und wir alle müssen aufmerksam dafür sorgen, dass diese Handvoll, die der Meinung ist, für sie gelten diese Regeln nicht, gestoppt werden.
Ich bleibe dabei: Jemand der intelligent und reich ist und Eigentum hat, hat viel mehr Verantwortung und kann sich nicht einfach aus der Affäre ziehen. Das steht sogar in unserem Grundgesetz, Artikel 14 Absatz 2: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.
Ich habe sehr vieles in der Sendung nicht sagen können und wollen. Frau Wissing von den Linken hat mir sehr gut gefallen, aber auch sie hat nicht viel gesagt. Die ganze Sendung kann man sich in der Maischberger Mediathek anschauen.
Herr Zitelmann, ein reicher Journalist und Buchautor, war nach der Sendung sofort weg. Ihn hätte ich gerne noch gefragt, wie er sich ein Leben der Minderheit der Reichen ohne den Rest der Bevölkerung vorstellt. Er lebt davon, dass nicht reiche Menschen sein Essen produzieren. Ohne die Allgemeinheit sähe sein Leben nicht besonders reich aus.
Ich habe mich dann auch zeitig verabschiedet und wurde vom Fahrer wieder nach Hause gefahren. Ich bin immer noch ganz aufgewühlt. Was für ein aufregender Abend.
*
Menschen sind unterschiedlich und ich bleibe dabei, denn ich habe diese Erfahrung immer wieder gemacht, dass analog zu den 295 netten Passagieren, auch der größte Anteil in der Allgemeinheit »gut« ist.
Menschen bzw. die Unterschiedlichkeit einzelner Menschen in ihrer jeweiligen Sozialisation und ihrer Kultur haben mich schon immer fasziniert. Aus diesem Grund habe ich neben der Fliegerei Psychologie an der Universität in Bonn studiert. Ich habe das Studium nicht beendet, aber einen Abschluss und meine Zulassung als Psychotherapeutin HPG in Köln erworben.
Ich wollte niemals aufhören zu fliegen, aber da mir die Entscheidung nun auf eine so unwürdige Art und Weise abgenommen wurde, mache ich mich vielleicht als »Relationship-Psychotherapeutin HPG«, das wäre meine neue Berufsbezeichnung, für Mensch mit Tier und Mensch mit Mensch, selbstständig. Zwischenmenschliches ist gar nicht so schwer, wenn man sich an Regeln hält und bei Tieren ist fast immer das andere Ende der Leine das Problem. Soziale Fähigkeiten und den Umgang mit anderen Menschen kann man lernen.
Das Argument: »Der/die psychisch erkrankte Person hatte eine schlimme Kindheit« und ist deshalb »nicht schuldfähig« mag ja richtig sein, aber »nicht schuldfähig« halte ich für einen völlig falschen Ansatz. In erster Linie muss der Schaden bzw. das Opfer betrachtet werden.
Nach meiner Erfahrung gibt es auch hier 300 Leute mit »schlimmer Kindheit« und davon werden 295 Personen nicht straffällig. Diese g...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Über die Autorin
- Impressum
- Titel
- Über das Buch
- Inhaltsverzeichnis
- Zurück zum Anfang …
- Mein Besuch bei Sandra Maischberger
- Das Ende von »Stay United«
- Epilog