Der kreisrunde Haarausfall
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Der kreisrunde Haarausfall

Eine geglückte Therapie gegen die rätselhafte Krankheit Alopecie

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Der kreisrunde Haarausfall

Eine geglückte Therapie gegen die rätselhafte Krankheit Alopecie

Über dieses Buch

Der kreisrunde Haarausfall (Alopecie) ist eine alte Krankheit und bis heute ein dermatologisches Problem. Das Haar fällt in kleinen, kreisrunden Flächen büschelweise aus, unaufhaltsam, bis eine vollständige Kahlheit erreicht ist. Die Krankheit entsteht unabhängig von Alter und Geschlecht. Jedermann und jedefrau kann theoretisch in jeder Altersstufe davon befallen werden, auch Kinder.Schon in der Antike was dieser seltsame Haarausfall bekannt. Der griechische Arzt Hippokrates (um 400 v. Chr.), der berühmteste Mediziner seiner Zeit, nannte den grausam fortschreitenden Haarverlust Fuchsräude = Alopecie (gr. Alopex der Fuchs). Aber auch er, der scharfsinnige Beobachter und Analytiker, fand für die Fuchsräude keine Erklärung und keine Therapie. Und so ist es geblieben durch die Jahrhunderte hindurch bis heute.Noch heute rätseln die Mediziner über Grund und Wesen der Fuchsräude bzw. Alopecie, sie diskutieren Ursachen und unternehmen Heilversuche. Aber über Vermutungen und Experimente sind sie nicht hinausgekommen. Eine schlüssige Erklärung dieser Krankheit steht noch immer aus. Nur so viel ist bekannt: Die Krankheit ist gutartig und nicht übertragbar.Am Beispiel eines kleinen Jungen, der nach einem seelischen Schock alle Haare (und auch die Sprache) verlor, schildert S. R. Knaak, wie sie nach elf vergeblichen schulmedizinischen Therapieversuchen mittels einer naturnahen Methode die Krankheit heilte. Und nebenbei das Rätsel Alopecie löste.

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Information

I. Der Fall Jakob

Alopecia totalis nach einem seelischen Schock
Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn der kleine Jakob beim Spielen nicht in eine ungesicherte Baugrube gefallen wäre. Der Sturz war so unglücklich, dass sich der fünfeinhalbjährige Junge den rechten Arm brach.
Das gebrochene Ärmchen wurde in der Ambulanz fachmännisch eingegipst. Aber da es sich um einen komplizierten Bruch nahe dem Handgelenk handelte, musste der Arm vollständig eingegipst werden, von der Handwurzel bis hoch zur Schulter. Dieser unförmige Verband musste sechs Wochen dranbleiben, was die Bewegungsfreiheit des Kindes erheblich einschränkte.
In der dritten der sechs Gipsverbands-Wochen geschah etwas Unvorstellbares: Das Kind mit dem schweren Verband wurde auf dem Heimweg vom Kindergarten von unbekannten Jugendlichen überfallen, misshandelt und grausam zusammengeschlagen. Die Kerle prügelten auf das Kind ein – einfach so, sie kannten den kleinen Jakob gar nicht, hatten einfach bloß ihren Spaß.
Das Kind erlitt einen seelischen Schock.
Gerade an diesem Tag hatte Jakob mich morgens gebeten, ihn mittags nicht abzuholen vom Kindergarten, weil alle seine Kameraden mittags allein nach Hause liefen. Wer nicht allein nach Hause lief, galt als Mammakindle. Und Jakob wollte kein Mammakindle sein. Er werde um halb zwölf loslaufen und um Viertel vor zwölf zu Hause sein, er werde nicht trödeln, hatte er gesagt.
In der Nacht hatte es geschneit. Ich hatte ein ungutes Gefühl, aber ich hatte Jakob mein Ehrenwort gegeben. Und ein Ehrenwort muss man halten. Als ich um Viertel vor zwölf das Mittagessen vorzubereiten begann, war Jakob noch nicht da, auch nicht um zwölf. Als ich fünf nach zwölf endlich aus dem Haus rennen wollte, stand Jakob vor der Tür. Aber wie stand er da?
Die Mütze über das Gesicht gezogen, herunter bis zum Kinn, das Mäntelchen schief über dem Gipsverband, stumm stand er da, sagte kein Wort, keinen Ton, wartete, bis ich ihm die Mütze abnahm.
Das Gesicht des Kindes war entstellt, als habe ein Boxkampf über zehn Runden stattgefunden, es war blutig verquollen und zerschunden. Aber warum? Wer hat das getan? Wer tut so etwas? Welche Bestien richten ein Kind so zu? Was sind das für Kerle, die ein wehrloses Kind mit einem Gipsverband überfallen?
Ich war ratlos und wusste nicht, was das Kind in diesem Augenblick von mir erwartete: Trost und Hilfe oder Rache?
Ich entschied mich für die Rache. Leider.
»Jakob will gerächt werden«, dachte ich, »eine starke Mutter rächt ihr Kind sofort, sie zögert nicht, solche Dreckskerle zur Rede zu stellen und zu verprügeln.«
Am liebsten hätte ich sie totgeschlagen, erwürgt, aus der Welt geschafft. Ich sah dunkelrot.
Und tat etwas Unbegreifliches: Ich packte das Kind, zerrte es ins Auto, raste zurück zum Kindergarten. Natürlich war niemand mehr zu sehen, auch nicht in den Nebenstraßen, als sei die Siedlung ausgestorben.
Jakob auf dem Beifahrersitz konnte nicht sagen, auf welchem Weg die Burschen gekommen waren, er wusste gar nichts mehr, konnte nicht sprechen.
Zu Hause war der Teufel los.
Der halbjährige Luca schrie, er müsste längst gefüttert werden. Das Sauerkraut war angebrannt und die Spätzle zerkocht und Luca schrie immer noch, als die siebenjährige Hadwig aus der Schule kam und Robert aus dem Büro. Um halb eins sollte gegessen werden, Robert musste um halb zwei zurück zur Arbeit.
Jakob verkroch sich in sein Bett, wollte nichts essen, nichts trinken, nichts sagen, nur im Bett liegen.
Erst nach dem Mittagessen konnte ich mich um Jakob kümmern und seine Wunden versorgen. Jakob wollte nur tief unter der Decke liegen und niemanden sehen und nichts sagen. Er wollte auch keinen Trost, wollte nicht berührt werden, wollte nur unsichtbar unter der Decke liegen.
Mir wurde klar: Ich hatte alles falsch gemacht. Alles.
Ich hätte, statt in der Gegend herumzufahren, das misshandelte Kind in die Arme nehmen und trösten sollen, ich hätte nicht nach Rache und Gerechtigkeit schreien, sondern das Kind streicheln und beruhigen sollen.
Aber ich bin als Kind nie gestreichelt und getröstet worden. Wenn ich Kummer hatte und weinte, wurde ich ausgelacht. Meine Mutter war zu früh gestorben, ich war vier, als sie beerdigt wurde und mit ihr meine Kindheit.
Aber ich bin nie überfallen worden.
Was geschah mit Jakob jetzt? Er sagte kein Wort. Und ich wagte nicht, ihn etwas zu fragen. Vorläufig blieb er zu Hause, bis sein gebrochener Arm vom Gips befreit werden musste.
In der Ambulanz nahm Jakob den dünnen weißen Stecken, der unter dem Gips zum Vorschein kam, erstaunt als seinen rechten Arm entgegen. Und am nächsten Tag ging er wieder in den Kindergarten, weil die Kinder vor Ostern ein Frühlingsfest feiern wollten.
Die Schlüsselblumen leuchteten auf der Wiese, als wir ankamen, viele Buben und Mädchen sprangen kreischend herum. Jakob ließ, als er seine Kameraden sah, meine Hand los und ging auf die Kinder zu. Da erhob sich ein lauer Frühlingswind, bauschte Röcke und Haarschöpfe und da sah ich, was ich nicht sehen wollte und begriff, was ich nicht begreifen wollte: Mitten in Jakobs Haar, an der stärksten Wölbung des Hinterkopfes, glänzte ein kahler Fleck, eine kleine Fläche, kreisrund, haarlos.
Als legte mir jemand ein Würgeisen um den Hals, so starrte ich auf das kahle Stück Kopfhaut. Auch die Kindergärtnerin hatte die markstückgroße Lücke in Jakobs Haar bemerkt und flüsterte: Gehn Sie sofort zum Arzt! Das ist eine furchtbare Krankheit! Und wenn Sie nicht sofort etwas tun, geht die Krankheit weiter und weiter, bis …
… bis auf dem Kopf kein Haar mehr wächst?
Die Kindergärtnerin antwortete nicht, nannte nur einen namhaften Hautarzt und beschwor mich, sofort nach Ostern mit Jakob den Arzt aufzusuchen, den besten der Stadt.

Der erste Versuch: Grenzwellen

Das Wartezimmer des namhaften Hautarztes war überfüllt.
Als Jakob nach stundenlangem Warten an die Reihe kam, wirkte der Arzt müde und lustlos, griff mit groben Händen nach Jakobs Kopf, drehte den Kopf hin und her, als handle es sich um einen Gegenstand im Anatomie-Unterricht. Jakob erschrak unter diesen groben Händen.
Ich wollte wissen, wie die Krankheit heiße, wodurch sie verursacht werde und welche Therapie es gebe. Statt zu antworten, murmelte der Doktor etwas Unverständliches und befahl seiner Helferin: »Bestrahlen!«
»Bestrahlen? Hilft das denn?«, fragte ich.
Der Arzt sah mich unwillig an. Mit dieser Krankheit mache jeder Dermatologe seine Erfahrung, aber ob etwas helfe, wisse man im Voraus nie, nur müsse man schließlich etwas tun.
Ob das heiße: irgendetwas?
Der Doktor sah mich eisig an. Was er anordne, sei lege artis, sagte er und begab sich ins nächste Sprechzimmer. Die Helferin geleitete Jakob in den Bestrahlungsraum und gebot mir, draußen zu bleiben.
Was für Strahlen mussten das sein, die eine Haarlücke wegzaubern konnten? Von Wunderstrahlen hatte ich noch nie gehört. Als Jakob nach fünf Minuten wieder kam, fragte ich die Helferin, was das für Strahlen waren, Höhensonne wohl nicht.
»Nein«, sagte das Mädchen lächelnd, »Höhensonne natürlich nicht.«
»Sondern?«
Der Chef kam. »Es sind Grenzwellen«, sagte er knapp.
»Grenzwellen? Auf der Grenze zu was?«, wollte ich denn doch wissen.
»Zu Röntgenstrahlen«, sagte der renommierte Arzt, seine Ungeduld mühsam verbergend. – »Zu Röntgenstrahlen?«
Ich verbarg mein Entsetzen nicht.
»Ganz recht«, sagte der Doktor, »Grenzwellen bewegen sich auf der Grenze zu Röntgenstrahlen, wir bestrahlen jede Woche fünf Minuten lang, vier bis acht Wochen. Dann muss man sehen.« Der Doktor sprach im Befehlston.
Grenzwellen auf dem Kopf eines Kindes? – Das soll helfen?
Garantieren könne niemand.
»Hatten Sie mit dieser Methode schon mal Erfolg?«
»Nein, aber es gibt keine andere«, sagte der Doktor.
»Und die schädlichen Wirkungen?«
Darüber sei nichts bekannt.
Augenblicklich wurde ich von einem irrsinnigen Zorn gepackt: »Herr Doktor, das heißt, eventuelle Schäden sind nicht bekannt, aber möglich. Ein Erfolg ist möglich, aber nicht bekannt. Vielleicht sind die Aussichten auf Schäden größer als die Aussichten auf Erfolg – lege artis?«
»Das sind nichts als Spekulationen«, sagte der Arzt.
»Sind Grenzwellen am Kopf keine Spekulation?«
Jakobs Augen irrten zwischen dem Arzt, der Helferin und mir hin und her.
»Wir setzen diese Therapie nicht fort, Herr Doktor.«
»Das ist Ihre Entscheidung, es ist Ihr Sohn.«
»Ganz recht.«
Grußlos entfernten sich Arzt und Helferin. Grußlos verließen Mutter und Sohn die Praxis des namhaften Arztes.
»Wa – wa – was sind Grenzwellen?«, fragte Jakob, als wir nach Hause fuhren, wo Hadwig seit Stunden den kleinen Luca hütete.
»Das weiß der Doktor selber nicht, soll er sich selber Grenzwellen verordnen.« Der Gedanke gefiel Jakob.
Wie kam ich dazu, einem anerkannten Fachmann zu widersprechen? Was qualifizierte mich zu meinem Widerspruch? Seit wann steht einer schlichten Hausfrau in Fragen der Dermatologie ein Urteil zu? Wo kämen wir hin, wenn jede Mutter sich dergleichen anmaßte?
Andererseits: Warum sollte ich nicht fragen dürfen, wie die Philosophen einst lehrten: »Ohn’ Ansehen von Person und Stand, ohne Furcht vor Autoritäten?« Ja, ich fragte weiter: Warum ist an Jakobs Kopf eine kahle Stelle entstanden und nicht vielmehr nicht?
So hätte Martin Heidegger gefragt, wenn ihn die Frage interessiert hätte. Was um alles in der Welt hat zu dieser seltsamen Haarlücke geführt? Welche Prozesse müssen unter der Haut vorgegangen sein? Oder waren noch im Gang? Der Doktor hat dazu nichts gesagt, er hat die Frage gar nicht gestellt. Es interessierte ihn gar nicht, wann oder wonach oder wodurch die Lücke auftrat.
Wüsste ein anderer Arzt mehr über diese Krankheit? Fiele einem andern Dermatologen mehr ein als...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einführung
  6. I. Der Fall Jakob – Alopecia totalis nach einem seelischen Schock
  7. II. Der Fall Anna-Lena
  8. Schlussbetrachtung
  9. Literaturverzeichnis