Selbst.Wert.Gefühl
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Selbst.Wert.Gefühl

Ein Handbuch zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen

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Selbst.Wert.Gefühl

Ein Handbuch zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen

Über dieses Buch

Das Selbst braucht Wert und GefühlPsychische Stabilität, Resilienz und Erfolg im Leben hängen damit zusammen, wie wir unserem Selbst Wert geben und mit Gefühl begegnen. Ein schwaches Selbstwertgefühl zeigt sich im Alltag in Konflikten, Verhaltensauffälligkeiten und vielem mehr. Aber wie begleiten wir Kinder und Jugendliche zu einem gesunden Selbstgefühl und stärken ihren Selbstwert, ohne ihr Ego aufzublasen? Die Innsbrucker Psychologin Robin Menges – sie arbeitete jahrelang mit Familientherapeut Jesper Juul zusammen – gibt Einblicke in die Entwicklung des Selbst und zeigt Handlungsmöglichkeiten auf. Sie beschreibt in diesem Handbuch anhand zahlreicher Fallbeispiele aus ihrer Praxis Tools für den Alltag und verweist auf die Notwendigkeit, unzulänglich zu sein. So gelingt Selbstentwicklung!

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Das Selbst und seine Begleiter

»Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.«
Albert Schweitzer78
Auf den folgenden Seiten lade ich dich zu einem Versuch ein. Und zwar, ein wenig Klarheit in die vielen unterschiedlichen Begriffe rund um das Selbstwertgefühl zu bekommen. Wenn wir von etwas sprechen, nutzen wir meist unbewusst genau das Wort, das sich für uns persönlich am stimmigsten anfühlt. Also zum Beispiel »Selbstvertrauen«, wenn es um Zutrauen oder Vertrauen geht.
Im Alltag entstehen oft Missverständnisse durch banale Worte, die ich ganz anders meine, als mein Partner oder meine Kinder sie verstehen. Und wie ist das mit den Begriffen, die wir lesen? Verstehe ich das Gleiche unter einem Wort, das eine AutorIn verwendet?
In unserem Fall gibt es eine beachtliche Anzahl von Wortkombinationen mit dem kleinen Wörtchen »selbst«. Im Duden gibt es »Selbst-« von A bis Z. Wir finden von der Selbstanklage, der Selbstachtung bis zur Selbstzerstörung und Selbstzufriedenheit alles Mögliche. Manche Begriffe sind selbsterklärend und relativ eindeutig.
Je psychologisch relevanter die Konzepte, desto weniger eindeutig ist aus meiner Beobachtung die allgemeine Verständlichkeit. Was meinen wir also, wenn wir von Selbstgefühl reden, von Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit? Sind das sich teilweise überschneidende Konzepte? Oder sehr unterschiedliche?
Und dann kommen noch die Schwierigkeiten mit Übersetzungen dazu. Die meisten psychologischen Studien werden auf Englisch veröffentlicht. Ich frage mich im jeweiligen Kontext, ob self-esteem eher Selbstwert, Selbstwertgefühl oder Selbstvertrauen heißen soll. Der Begriff wird im Englischen sehr breit verwendet. Es gibt dafür auch das Wort self-confidence, und manchmal hört man von self-worth, das mehr oder weniger gleichbedeutend mit self-esteem ist.
Wie können wir hier einen Durchblick bekommen, wenn es, wie die Erfahrung zeigt, eigentlich immer auf die Definition der jeweiligen AutorIn ankommt? Und wenn die AutorIn diese Definition nicht explizit hervorhebt, sondern davon ausgeht, dass die LeserInnen wissen, wovon sie oder er schreibt?
»Selbstwertgefühl« ist so ein Wort, das sehr selbstverständlich genutzt wird. Aber sobald ich nachfrage, was die Person damit meint, kommen unterschiedliche Aspekte zutage. Manchmal kommen auch Diskussionen in Gruppen in Gang, die sehr unterschiedliche Vorstellungen deutlich machen.
Ich baue meine Gedanken und Erklärungen auf die Ansätze und Beschreibungen des Familientherapeuten Jesper Juul auf.79 Ich möchte sie in Verbindung zu Ansätzen anderer Fachleute setzen, um unser psychologisches Verständnis und die Umgangsmöglichkeiten mit Kindern und Jugendlichen zu erweitern.
Jesper Juul ist aus meiner Sicht eine sehr alltagstaugliche und leicht verständliche Unterscheidung gelungen. Er hat diese Begriffe so beschrieben, wie sie sich in unserem Erleben zeigen.
Konfrontation mit neuem Blick auf den »Selbstwert«
Ich wurde in Jesper Juuls Verständnis recht unversehens hineinkatapultiert. Es war meine erste Erfahrung als Live-Dolmetscherin für ihn – und auch das erste Mal, dass ich vor einem großen Publikum (ca. 300 Fachleute auf einer Fachtagung im Schulbereich) korrigiert wurde. Als er zu seinen Ausführungen über das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen kam, sagte er »self-esteem« und ich übersetzte es mit »Selbstvertrauen« (weil es für mich in dem Kontext mehr Sinn ergab). Und dann sagte Jesper Juul auf Deutsch: »Nein! Ich meine Selbstwert!«
Ich war gefühlsmäßig irgendwo zwischen beschämt und irritiert und hätte mich ihm am liebsten gleich auf der Bühne widersetzt. Ich hatte mehr Fragen als Antworten im Kopf, übersetzte aber tapfer weiter. Auf eine öffentliche Diskussion mit dem bekannten Referenten wollte ich mich dann doch nicht einlassen. Aber ganz auf meine Sicht und meinen Eindruck, dass ich nicht wirklich das falsche Wort verwendet hatte, wollte ich auch nicht verzichten.
Wie wir später klären konnten, hatte Jesper Juul zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Jahre Erfahrung mit öffentlichen Auftritten im deutschsprachigen Raum und sich ein grundlegendes Verständnis für Deutsch erarbeitet. Er referierte aber nach wie vor auf Englisch, und die Missverständnisse nervten ihn zunehmend. Ich selbst wurde beim Übersetzen auf ein paar wichtige Aspekte aufmerksam, die mir bis dahin nicht in dieser Deutlichkeit bewusst gewesen waren. Trotzdem rangen wir bis zuletzt immer wieder um die richtigen Begriffe in den unterschiedlichen Sprachen.
Es gibt Phänomene, Zustände, Vorgänge, für die es spannenderweise in einer Sprache ein Wort und in einer anderen keines gibt. Warum es zum Beispiel für das englische Wort »self-consciousness« kein passendes deutsches Wort gibt, frage ich mich immer wieder. Es wird meist mit »Selbst-Befangenheit« übersetzt, was wir aber in unserem Alltag nicht verwenden.
Im Folgenden beschreibe ich eine Jugendliche, die ich als »self-conscious« wahrnahm. Ich glaube, dass du auch schnell ein Bild davon hast, was mit diesem Begriff gemeint ist.
Beobachtung in der Fußgängerzone
Gestern Abend saß ich in einem Kaffeehaus und konnte durch das Fenster die Fußgängerzone beobachten. Eine junge Frau, vermutlich jünger, als sie aussah, war sehr gut gekleidet und stark geschminkt. Ihre aufrechte Haltung vermittelte auf den ersten Blick Selbstbewusstsein, aber dann sah ich, wie sie ihre Umgebung »scannte«, ihre Augen mit schnellen Bewegungen die anderen Leute beobachteten, sich aber dann wieder nach innen kehrten. Ich merkte, wie sie ihre Wirkung auf andere registrierte, sich aber nicht selbstbewusst daran freute. Ihre Augen und auch ihre Körperspannung drückten eine Verunsicherung aus.
Ich habe in solchen Momenten oft den Eindruck, die oder der Jugendliche will gesehen werden und fürchtet sich gleichzeitig davor, dass jemand am Äußerlichen vorbei ins Innere sehen könnte. Hinter dem äußeren Auftritt der jungen Frau erkannte ich eine große innere Selbstunsicherheit.
Genau das beschreibt der Begriff »self-conscious«: sich seines Selbst fast schon zu bewusst zu sein und sich gleichzeitig (noch) nicht wohl in seiner neuen Haut zu fühlen. »Self-conscious« ist eine präzise Beschreibung eines sehr altersangemessenen Gefühls in der Pubertät, wo das Außen und das Innen erst wieder neu zueinanderfinden müssen.
Aufgrund dieser Erfahrungen mit unterschiedlichen Sprachen und Verständnissen ringe ich immer wieder darum, klar zu bekommen, was ich genau meine, wenn ich etwas sage oder, mehr noch, schreibe. Ich werde in der Folge diese Begriffe im Detail beschreiben: Selbst – Selbstgefühl – Selbstkonzept – Selbstwertgefühl – Selbstvertrauen – Selbstbewusstsein – Selbstwirksamkeit.
Das Selbst – wer ist das und was macht es aus?
Ich versuche, einschlägige Theorien und Alltagserfahrungen zusammenzubringen und daraus Beschreibungen zu entwickeln. Es sind keine präzisen Definitionen für eine empirische Forschung, sondern Definitionen, die sich an unserem täglichen Erleben orientieren und die uns Orientierung geben können.
Hier eine Übersicht, bevor ich in den folgenden Kapiteln die oben genannten Begriffe und das, was in ihnen steckt, ausführlich erkläre:
Unter dem Selbst beschreibe ich sowohl den innersten Kern eines Menschen als auch die Gesamtheit seines Erlebens als individuelle Person.
Das Selbstgefühl ist die Fähigkeit, sich wahrzunehmen und zu spüren; ein Gefühl für und zu sich zu haben.
Das Selbstkonzept sind die bewussten und unbewussten Bilder, die eine Person von sich als Person, von ihrem Können und ihrer Art, mit anderen umzugehen, hat.
Der Selbstwert und das Selbstwertgefühl beschreiben, wie eine Person mit dem, was sie über sich weiß, umgeht. Es beschreibt sowohl den Wert, den sich eine Person gibt, als auch ihre Art und Weise, sich selbst zu behandeln.
Das Selbstvertrauen ist das Vertrauen und Zutrauen in die eigenen Kompetenzen. Es bezieht sich auf konkrete Fertigkeiten, auf unser Können.
Das Selbstbewusstsein beschreibt, wie sich eine Person der Welt zeigt, die Art des Auftretens und Repräsentierens.
Das Selbstwirksamkeitserleben zeigt sich darin, in wie weit ich mein Tun als wirksam und relevant erlebe.
Das Selbst nimmt in unserem Erleben eine zentrale Rolle ein. Es gibt uns als Person eine Position über Raum und Zeit hinweg. Dass ich mich relativ stabil immer als ich selbst erlebe, obwohl ich mich weiterentwickle, mich körperlich und seelisch verändere, unterschiedliche Gemütszustände habe oder von Europa nach Asien oder Amerika reise, gibt mir eine innere Sicherheit.
Das Selbsterleben gibt uns Halt und ein Gefühl von Kontinuität. Unsere Selbstbilder verändern sich immer wieder, neue Facetten und Erkenntnisse kommen hinzu, während frühere Selbstbilder verblassen. Aber diese Veränderung tut nichts zur Sache. Ich fühle mich immer als Ich, egal ob ich vor dem Computer sitze und schreibe oder später mit meiner kleinen Nichte Pizza essen gehe und über die Karpfen im See philosophiere. Wir erleben unsere unterschiedlichen Facetten meist als stimmig, zusammengehörig und identitätsstiftend.
Wer bist du? Was macht dich aus?
Wenn du Lust auf ein Gedankenexperiment hast, dann lege hier einfach eine Lesepause ein. Suche dir entweder einen Zuhörer oder nimm ein Blatt Papier zur Hand. Die Aufgabenstellung ist simpel, hat es aber doch in sich: Stelle einen Wecker auf drei Minuten und vervollständige den folgenden Satz immer wieder aufs Neue. Benenne Rollen, Eigenschaften, Aufgaben, Hobbys, Fähigkeiten, Gefühle und was auch immer dir zu dir selbst einfällt.
Ich bin …
… eine PsychologIn/LehrerIn
… kreativ, strukturiert
… jung, frisch, fidel
… müde, matt.
Die einzige Regel dabei ist, dass du in diesen drei Minuten über nichts anderes reden darfst; nichts erklären, keine Beispiele, keine Entschuldigungen usw. Wenn dir nichts mehr einfällt, mache einfach eine Pause, spüre nach. Kommt dir noch ein Gedanke? Noch eine Erfahrung? Bleib die ganzen drei Minuten dran. Wer bist du? Was macht dich aus?
Wenn du die Übung allein und schriftlich machst, nimm dir mindestens fünf Minuten Zeit, denn schreiben dauert länger als sprechen.
Wenn du die Übung mit einem Zuhörer machst, könnt ihr danach wechseln. Das gibt dir nicht nur die Möglichkeit, dich selbst besser wahrzunehmen und Worte für dich zu finden, sondern auch die Gelegenheit, dein Gegenüber ein Stück weit besser kennenzulernen.
Es ist ein spürbarer Unterschied, ob wir allein mit uns selbst diesen Fragen nachgehen oder unsere Eigenschaften, Fähigkeiten, Fehler jemanden anderem gegenüber aussprechen. Durch das Artikulieren bekommen sie Gewicht und Wert. Je nachdem, wie gut und aus welchem Kontext wir die Person kennen, verschweigen wir das eine oder andere oder heben etwas hervor.
Was alles macht mich aus? Wer bin ich in meinen eigenen Worten? Wie sehe ich mich? Als ich selbst diese Übung das erste Mal machte, war ich erstaunt, dass es mir gar nicht so leichtfiel, drei Minuten über mich zu sprechen. Drei Minuten wären ja nun wirklich nicht lang …
Ich mache diese Übung immer wieder gern mit Gruppen und merke, wie nach zwei Minuten der Geräuschpegel im Raum sinkt. Wenn ich die Teilnehmer hingegen bitte, sich drei Minuten über ein ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Inhalt
  6. Vorwort für mein Selbst
  7. Du – Er – Sie – Es
  8. Eine Einladung an dein Selbst
  9. Hinweise zum Lesen
  10. Selbst.Wert.Gefühl: Der Rahmen
  11. Das Selbst und seine Begleiter
  12. Das Selbst ist nie allein
  13. Das Gefühl für den Wert des Selbst stärken
  14. Zum Schluss
  15. Danksagung
  16. Literaturnachweis
  17. Endnoten
  18. Über die Autorin