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Gewaltfrei, aber nicht machtlos
Erziehung mit Herz, Verstand und Führungskompetenz. Das Buch zum ABC-Elternführerschein (R)
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Gewaltfrei, aber nicht machtlos
Erziehung mit Herz, Verstand und Führungskompetenz. Das Buch zum ABC-Elternführerschein (R)
Über dieses Buch
Dieses Buch gibt Antwort auf eine weit verbreitete Unsicherheit vieler Eltern in Bezug auf ihre elterliche Rolle und Autorität, die zu Hilflosigkeit und Überforderung führt. Nachdem sich die moderne Pädagogik klar von Gewalt und Machtmissbrauch distanzierte, sind dabei auch Begriffe wie Autorität, Gehorsam und Disziplin in Misskredit geraten, der partnerschaftliche Erziehungsstil wurde als erstrebenswert erachtet – und befindet sich in der Sackgasse. Maria Neuberger-Schmidt bringt es auf den Punkt: Erfolgreiche Erziehung kann auf Gewalt, nicht aber auf Autorität verzichten. Mit dem Bild von den drei Körben "Freiheit, Mitsprache, Gehorsam" beschreibt die Autorin, worauf es ankommt. Kinder brauchen starke Eltern, die zu ihrer natürlichen Autorität und Führungskompetenz stehen, bei denen sie sich geliebt, sicher und geborgen fühlen.Die Erziehungsexpertin gibt leicht nachvollziehbares und praktisches "Handwerkszeug" mit auf den Weg• Wie Eltern Verständnis und Wertschätzung vermitteln• Wie sie Kinder bei Trotz und Widerstand "abholen", um wieder "vernünftig" mit ihnen reden zu können• Wie sie kommunizieren, um von ihren Kindern ernst genommen zu werden• Wie sie Selbstsicherheit, Selbständigkeit und soziale Kompetenzen fördern• Wie sie Konflikte gewaltfrei lösen und die Würde beider Seiten gewahrt bleibt• Wie Liebe, Vertrauen und Respekt auf beiden Seiten fließen können.Dieses Buch, das die pädagogischen und didaktischen Grundlagen des ABC-Elternführerschein®s beinhaltet, macht Erziehenden Mut, wieder auf ihre natürliche Intuition zu vertrauen, damit der Alltag mit Kindern gewaltfrei, freudig und erfolgreich gelebt werden kann.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Kapitel 1: Familie und Erziehung
Kapitel 1
Familie und Erziehung
Familie und Erziehung
»Wer nach Vollkommenheit strebt,
muss das Unvollkommene lieben«
muss das Unvollkommene lieben«
Maria Neuberger-Schmidt
1.1. Erziehung – gestern, heute, morgen
1.1.Erziehung – gestern, heute, morgen
So wie alle Bereiche menschlichen Lebens, ist auch Erziehung nicht nur im persönlichen, individuellen, sondern auch im jeweiligen sozio-kulturellen, gesellschaftlichen Kontext zu sehen. In den letzten 60 Jahren hat sich ein starker gesellschaftlicher Wandel vollzogen, der die Einstellung zu Erziehung und zu Fragen der Autorität enorm verändert hat.
Erziehung zu Großmutters Zeiten
Wenn wir versuchen, uns in die Welt unserer Groß- und Urgroßmütter bzw. -väter hineinzuversetzen, in Zeiten der Großfamilien ohne Waschmaschinen, Geschirrspüler und all den Errungenschaften des modernen Haushalts, können wir vielleicht nachvollziehen, dass das Eingehen auf individuelle kindliche Gefühle und Bedürfnisse blanker Luxus war. Kinder mussten funktionieren und möglichst wenig Aufwand verursachen – im Vordergrund standen die Versorgung der Großfamilie und die Weitergabe der Tradition.
Gehorsam war als oberste Tugend angesagt. Das kindliche Recht auf Eigenwillen und Individualität war kein Kriterium und wurde stark eingeschränkt. Körperliche Strafen und Machtmissbrauch wurden als »elterliche Gewalt« legitimiert – was oft gravierende Auswirkungen auf die kindliche Persönlichkeit und ihr Selbstwertgefühl hatte. Jemand mit geringem Selbstwert wiederum kann Widerspruch schwer dulden. Er hat Angst davor, in Frage gestellt zu werden – besonders von den eigenen Kindern. Von Generation zu Generation war es also nicht leicht, das autoritäre Muster zu durchbrechen. Es wäre jedoch falsch, generalisierend daraus zu schließen, dass früher Eltern ihre Kinder nicht geliebt hätten und Autorität nur negativ erlebt worden wäre.
Grenzenlose Freiheit
Die Auswirkungen des nationalsozialistischen Regimes haben besonders deutlich gemacht, wohin missbrauchte Macht und Autorität führen können. Immer mehr Menschen wurde bewusst, wie sehr sie unter einer unterdrückenden, autoritären Erziehung zu leiden hatten, und sie wollten das ihren eigenen Kindern nicht antun. Daraus folgte der Trend zur anti-autoritären Erziehung, welche die individuellen Entfaltungsmöglichkeiten der Kinder als vorrangiges Ziel sah. Der kindlichen Freiheit sollten nur ja keine Einschränkungen auferlegt werden. Der anti-autoritäre Erziehungsstil, der besonders bei vielen Eltern der 68er Generation sehr verbreitet war, blieb ebenfalls nicht ohne unerwünschte Nebenwirkungen: Er gibt Kindern zu wenig Halt und Orientierung und fördert die Entwicklung egozentrischer Persönlichkeiten, die Schwierigkeiten haben, sich in Gemeinschaften einzugliedern.
Partnerschaftlich – Verzicht auf Autorität
In den 70er Jahren entwickelte Thomas Gordon auf der Grundlage der humanistischen Psychologie seine »Familienkonferenz«. Er vertrat einen partnerschaftlichen Erziehungsstil und zeigte Wege auf, wie Eltern mit ihren Kindern Beziehung pflegen und sie in Problemlösungen einbeziehen können. Thomas Gordon war getragen vom Ideal der Gleichberechtigung zwischen Eltern und Kindern und glaubte offenbar, auf Autorität ganz verzichten zu können. Vor allem ging es ihm darum, nicht nur die körperliche Gewalt zu verbannen, sondern Eltern dafür zu sensibilisieren, direkte oder indirekte abwertende Botschaften (Du-Botschaften) zu vermeiden. Eltern sollten Kinder durch Ich-Botschaften (authentischer Ausdruck ihrer eigenen Gefühle und Bedürfnisse) motivieren, auch auf ihre Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Eltern, die seine Gesprächsregeln anwenden, getragen von einer wohlwollenden, starken Persönlichkeit, ist oft gar nicht bewusst, dass ihre Autorität im Spiel ist, denn sie SIND Autorität. Ob bewusst oder unbewusst: Immer da, wo Liebe, Autorität und gesunde Familienstrukturen zusammenwirken, wird Erziehung gelingen. Wenn nicht, kommt es zu Verwirrungen und Komplikationen.
Unsicherheit und Überforderung
Es wurden und werden viele psychologische Bücher über Kindererziehung geschrieben und darüber, wie viel Unheil falsche Erziehung mit sich bringen kann, mit vielen Anregungen und guten Ratschlägen. Die Rechte, Gefühle und Bedürfnisse der Kinder stehen absolut im Vordergrund, Autorität gilt vielen als Unwort. Durch das Ideal der Gleichberechtigung und dem damit verbundenen Autoritätsverzicht und -verlust kommen Eltern in eine Zwickmühle. Es ist, als würde man von ihnen verlangen: »Geh schwimmen, aber mach dich nicht nass!« Sie sollen Verantwortung tragen, dürfen aber keine Macht ausüben. Das ergibt ein Anforderungsprofil an Eltern, dem sich viele nicht gewachsen fühlen. So manche moderne Mütter und Väter sind verunsichert und schwach ihren Kindern gegenüber. Sie gehen so sehr auf deren Wünsche und Launen ein, dass sie die Führung abgeben und sich allzu leicht Schuldgefühle unterjubeln und manipulieren lassen. Dadurch geraten Eltern unter einen ständigen Rechtfertigungsdruck und Machtverlust. Weil Kinder auf schwache Eltern nicht hören, orientieren sie sich zunehmend an Gleichaltrigen, an der Peer-Gruppe, die einander jedoch nicht Halt und Orientierung bieten kann. Wenn Kinder sich selbst überlassen sind, geraten sie unter Geltungszwang und Gruppendruck. Um nicht missverstanden zu werden: Ich denke, dass Kinder sehr wohl die Gesellschaft von Gleichaltrigen zu ihrer Entwicklung brauchen, aber sie können nicht Elternersatz sein, nicht elterliche Fürsorge und Geborgenheit bieten, weil sie deren selbst noch bedürfen.
Andererseits steht das moderne Leben mit seinen erheblichen Stressfaktoren oft im Widerspruch zu den eigentlichen Bedürfnissen der Kinder, die zu befriedigen manchen Eltern die Zeit und innere Ruhe fehlt. Statt sich mit ihren Kindern auseinanderzusetzen, werden sie durch bequeme Ersatzbefriedigungen aus der Konsumwelt abgelenkt und abserviert. Dadurch wird es immer schwieriger, authentische und tragfähige Eltern-Kind-Beziehungen aufzubauen, die Zeit und persönliche Präsenz erfordern.
Der gegenwärtige Trend in der Kindererziehung geht wieder hin zur Notwendigkeit des Grenzensetzens. Allerdings macht es einen Unterschied, ob ich aus der Perspektive der Gleichberechtigung oder Kraft meiner elterlichen Autorität Grenzen setze. Auch sind die Meinungen über brauchbare und akzeptable Methoden unterschiedlich. Manche Eltern wünschen sich eine »Super Nanny«, die ihnen wie eine Zauberfee die passenden Patentrezepte liefert.
Eltern haben eine Führungsrolle zu erfüllen
Im ABC-Elternführerschein® setzt man auf gewaltfreie und Halt gebende Erziehung auf Grundlage des Respekts für die Persönlichkeit, die Gefühle und Bedürfnisse des Kindes, einer Kultur der Mitsprache und des Einspruchs und auf ein klares Bekenntnis zur elterlichen Autorität. Die Teilnehmer/innen haben Gelegenheit, ihre Rolle als Führungskraft im Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern zu reflektieren und kommunikative Schlüsselqualifikationen zur Stärkung ihrer natürlichen Erziehungskompetenz zu erwerben – für mehr Sicherheit, Gelassenheit und Freude im Erziehungsalltag.
1.2. Lebenseinstellung und Partnerwahl
1.2.Lebenseinstellung und Partnerwahl
Der Traum vom Glück
Wir leben in einer Zeit, in der das Streben nach dem persönlichen Lebensglück einen sehr hohen Stellenwert eingenommen hat. Wir wollen ein glückliches Leben mit einem liebevollen Partner, erfüllter Sexualität, einem netten Freundeskreis, materiellem Wohlstand, Wellness und schönen Urlauben. Wir wollen uns ein möglichst großes Stück vom Glück abschneiden und prüfen es in den diversen Alltagssituationen mit der Frage: »Was habe ich davon?«
Was bedeutet gelungenes Leben wirklich? Für mich ist es nicht das permanente Streben nach mehr, sondern die Zufriedenheit mit dem, was man hat, und sei es noch so wenig. Lebensschicksale sind sehr unterschiedlich. Wenn ich neidisch nach jenen schiele, die scheinbar mehr haben als ich, die es schöner, bequemer, leichter haben, dann bestimmt der Frust mein Lebensgefühl. Wenn ich aber für das, was ist, danken kann, dann lebe ich im Gefühl der Fülle, der Freude und der Zufriedenheit. Dann kann ich meine Aufgaben im Hier und Jetzt erfüllen und gelassen und konstruktiv an einer guten Zukunft bauen. Dann werde ich mich auch fragen: »Was hat die Welt davon, dass es mich gibt?« »Wie kann ich meine Talente und Fähigkeiten in den Dienst meiner Familie, meiner Mitmenschen und der Menschheit stellen?«
Mangelnde Vorbilder und naive Erwartungen
Immer weniger junge Menschen können heute auf das Vorbild ihrer Eltern zurückblicken und sich sagen: »Ja, so wie meine Eltern möchte ich auch einmal Beziehung leben!« Wir tragen die Sehnsucht nach einer glücklichen Paarbeziehung und einem harmonischen Familienleben in uns und holen uns die Modelle aus Film und Fernsehen, basteln uns ein inneres Traumbild zusammen, das häufig von sehr hohen Erwartungen geprägt ist. Unser Partner oder unsere Partnerin hat die unausgesprochene Erwartung »Mach mich glücklich!« zu erfüllen. Er oder sie verkörpert die Projektion unserer Sehnsüchte, an der ein realer Mensch praktisch nur scheitern kann. Umgekehrt erheben wir den Anspruch »Nimm mich so, wie ich bin!« mit all meinen Fehlern und Schwächen – die legitime Ursehnsucht jedes Menschen, die seit unserem ersten Atemzug in uns lebt.
Viele Menschen leben in Bezug auf ihre Erwartungen wie naive Kinder, mit einer gehörigen Portion Egoismus, und sind enttäuscht, wenn die Rechnung nicht aufgeht, wenn der andere nicht »mitspielt«. Nach der schönen Zeit der ersten Verliebtheit, wenn wir langsam die rosarote Brille abnehmen, stellt sich die entscheidende Frage: Können wir einander annehmen, so wie wir wirklich sind? Sind wir bereit, an unserer Beziehung zu arbeiten, um daraus eine echte Partnerschaft und eine tragfähige Basis für unser Familienleben zu machen?
Moderne Partnerwahl
Klug ist, wer sich solche Fragen schon im Vorhinein stellt, seine Partnerwahl nach tieferen Werten orientiert und sich nicht überstürzt in Beziehungen einlässt. Wer spannende Abenteuer sucht und sich vorrangig von den »Schmetterlingen im Bauch« leiten lässt, wird häufiger in Zufallsbeziehungen hineinstolpern und immer wieder Enttäuschungen erleben. Vielleicht hat man dann bereits ein oder mehrere Kinder in die Welt gesetzt. Wollen wir unseren Beziehungsfrust nicht in die nächste Partnerschaft mitnehmen, ist es sehr wichtig, dass wir uns Zeit für unsere Trauer nehmen, das Geschehene aufarbeiten und verzeihen. Nur wenn wir auch unseren eigenen Anteil am Misslingen eingestehen – können wir als reifere Menschen in eine künftige Partnerschaft gehen, die grundsätzlich in Patchwork-Familien vom Start weg um eine Nummer schwieriger sein wird. Beziehungsarbeit ist gefragt! Wer das nicht wahrhaben will, dem wird das Leben immer wieder neue Enttäuschungen bescheren.
Selbstverwirklichung und Selbstüberwindung
Noch eine Bemerkung zum Zauberwort Selbstverwirklichung, dem anspruchsvolle moderne Menschen einen hohen Stellenwert beimessen. Dies wird häufig ausschließlich mit Erfolghaben und individueller Entfaltung assoziiert. Mit Erfolg lässt sich’s leicht leben! Aber welchen Stellenwert haben Rücksichtnahme und Verzicht? Wie gehen wir mit unserem Versagen, mit Schwierigkeiten und Schicksalsschlägen um? Echte Selbstverwirklichung beginnt für mich erst dann, wenn ich auch bereit bin, die Schattenseiten meines Lebens anzunehmen.
Mir scheint, dass wir dauerhaftes Glück nur um den Preis der Selbstüberwindung erwerben können. Das Leben ist nun einmal eine Bewährungsprobe. Glücklich ist, wer das akzeptiert und sich ehrlich den Herausforderungen seines Lebens stellt. Der wird es nicht immer leicht haben, aber dem wird Leben gelingen – was auch immer das für den Einzelnen bedeuten mag.
1.3. Beziehungskultur
1.3.Beziehungskultur
Gesellschaftlicher Wandel
Der Zerfall der traditionellen Familie begleitet die Entwicklung der letzen Jahrzehnte in unserer modernen, westlichen Kultur. Soll man gegen dieses gesellschaftliche Drama ankämpfen oder diesen Zustand akzeptieren, indem man einfach beginnt, das Wort Familie neu zu definieren? Die traditionelle Kernfamilie wird häufig nur noch als eine der möglichen gleichwertigen Formen von Familie angesehen. Dennoch stellt die intakte, traditionelle Familie immer noch die Ursehnsucht junger Menschen und das ideale Nest für unseren Nachwuchs dar.
Der moderne Mensch wollte sich von gesellschaftlichen und moralischen Zwängen befreien und war bereit, für sein individuelles Glück einen sehr hohen Preis zu bezahlen. Die zunehmende Eigenständigkeit und Unabhängigkeit hat es insbesondere Frauen ermöglicht, aus unerträglichen Zwängen auszubrechen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das Positive daran: Heute bleibt man nicht mehr deshalb beisammen, weil man muss, sondern weil man es wirklich will. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass gesellschaftliche Normen nicht nur Zwangsjacke, sondern auch Schutz für das Individuum und für die Familie sind. Ich wage zu behaupten, dass die modernen Menschen mit ihrer neuen Freiheit nicht glücklicher geworden sind. Die vielen Alleinerziehenden und Patchwork-Familien sind meist nicht Resultat einer bewussten Wahl, sondern einer Situation, die sich irgendwie so ergeben hat. Die Belastungen für Eltern und Kinder sind meist nicht kleiner, sondern größer geworden und dementsprechend auch die unerfreulichen Nebenwirkungen.
Nach der wohl notwendigen individuellen Liberalisierung der letzten Jahrzehnte geht es jetzt darum, chaotische Entwicklungen zu erkennen und nach einem neuen Gleichgewicht zu suchen. Vielen jungen Familien gelingt das bereits und die moderne Psychologie bietet allerlei Möglichkeiten, Paare und Familien dabei zu unterstützen, gute und gesunde Grundlagen aufzubauen, das Gleichgewicht in den Beziehungen immer wieder neu zu finden und so einen lebendigen Prozess zu fördern. Die Hochzeit in Film und Märchen ist nur ein vorläufiges Happy End. In der Wirklichkeit fängt jetzt erst eine spannende Geschichte an und das Leben führt Regie.
Die Balance zwischen Geben und Nehmen
Jeder, der in längeren Beziehungen gelebt hat, wird das gelegentliche Gefühl kennen, zu kurz zu kommen, das Gefühl, mehr zu geben als zu empfangen. Es ist der Nährboden für Beziehungsfrust. Interessanterweise stellt er sich meist auf beiden Seiten ein. Um dieser gefährlichen Emotion keine Macht zu geben, müssen Sie sich einmal vor Augen führen, dass wir immer zu den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen einen direkten Zugang haben, zu jenen des Partners aber nicht. Jeder spürt, wo der eigene Schuh drückt. Beim anderen kann ich es nur indirekt nachvollziehen, wenn er es mir erzählt und ich obendrein genug Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen aufbringen kann und will. Daher erscheint das eigene Problem immer größer und wenn wir versuchen, das Geben und Nehmen streng quantitativ zu bemessen, ergibt sich dabei immer eine »optische Täuschung«. Ohne es zu wollen, nehmen wir die eigenen Bedürfnisse wichtiger als die des Partners, geben wir den eigenen Bemühungen einen höheren Stellenwert als jenen des anderen.
Daraus ergibt sich ein wichtiger Aspekt für gelungene Beziehungskultur, welcher in modernen Zeiten oft als naiv abgewertet wird, nämlich das Glück des anderen wichtiger zu nehmen als das eigene. Das klingt nach Aufopferung, und davon will der moderne Mensch nichts mehr wissen. Frauen scheinen dieses Geheimnis in ihrer tiefen,...
Inhaltsverzeichnis
- Gewaltfrei, aber nicht machtlos - Erziehung mit Herz, Verstand und Führungskompetenz
- Vorwort von o. Univ. Prof. Dr. H. Max Friedrich
- Begleitwort
- Erläuterungen zur Anwendung dieses Buches
- Kapitel 1: Familie und Erziehung
- Kapitel 2: Erziehung und die Frage der Macht
- Kapitel 3: Die Nachrichtenanalyse
- Kapitel 4: Entwicklung fördernde Kommunikation
- Kapitel 5: Grenzen und Erziehung
- Kapitel 6: Grenzen setzen, aber wie? – Die Methodenkiste
- Kapitel 7: Kinder als Verhandlungspartner
- Kapitel 8 Konfliktmanagement
- Kapitel 9: Wenn Kinder streiten
- Kapitel 10: Entwicklungspsychologie und das 3-Körbe-Prinzip
- Das Sicherheitsnetz
- Literatur
- Elternwerkstatt
- Der ABC-Elternführerschein®
- Über die Autorin