
eBook - ePub
Zuhören - Aufschreiben - Erzählen
Geschichten vom Leben. Porträts aus Großraming.
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Über dieses Buch
Silvia Zenta zeigt anhand von 80 unterhaltsamen Kurzporträts, wie reichhaltig und vielfältig sich das Leben in einem kleinen Dorf gestaltet. Ursprünglich als lose Beiträge für eine lokale Wochenzeitung verfasst, sind die Texte aus den Jahren 1993 bis 2009 nun hier in diesem Buch versammelt.Die Autorin stellt Vereine vor, Ehrenamtliche, Heimatforscher, alte Handwerkskunst, Kunstschaffende aus Musik, Malerei und Dichtung, Hochzeitsjubilare, Kino-Pioniere, Jäger und Vertreter aus der Bauernschaft – Frauen wie Männer. Jeder der Porträtierten leistet auf seine Art Hervorragendes, hat besondere Fähigkeiten, die das Dorfleben bereichern.Die Geschichten geben Einblick in die Vergangenheit, sodass sie für ältere Semester Erinnerungen wecken und für Jüngere als eine Art Oral History – Zeitzeugen erzählen – zu lesen sind.
Häufig gestellte Fragen
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Information
1993

Maria Aschauer bleibt immer optimistisch, trotz vieler Entbehrungen.
Ein Paar Holzschuhe und ein Kleid als Jahreslohn
Steyrer Zeitung 7/1993
In Brunnbach, hoch oben auf 746 Meter Seehöhe, am Erbhof »Rauchgraben«, lebt Maria Aschauer. Wenn die rüstige 90-Jährige aus ihrem Leben plaudert, klingt es wie eine Erzählung von Peter Rosegger. »Elf Kinder waren wir in dem kleinen Holzhaus mit der schwarzen Rauchkuchl«, sinniert Frau Aschauer, die vor Kurzem den 90. Geburtstag feierte. Arm sind sie gewesen, die Aschauers, deren Vorfahren ab 1700 den Hof bewirtschafteten.
Urkundlich erwähnt wurde der »Rauchgrabenhof« erstmals 1500, wie man in der Hauschronik nachlesen kann. »Von klein auf mussten wir von früh bis spät mithelfen, denn unser Vater war Holzknecht und so mussten Mutter und wir die Arbeit, sind ja neun Joch (1 Joch = 5800 m² = 0,5 Hektar, Anm.), alleine machen.«
Als in den 1920er-Jahren Tiroler Holzarbeiter im Reichraminger Hintergebirge die Schäden der Käferkatastrophe aufarbeiteten, wurde ihr Name Maria kurzerhand ins tirolerische »Moidl« übersetzt. Sogar für Gemeindearzt Dr. Albert Hofbauer und die »Brunnbachler« war sie fortan »die Moidl«, was ihr bis an ihr Lebensende bleiben sollte.
Heute lebt Maria Aschauer in einem 1956 erbauten Haus, in dem vier Generationen der Familie vereint sind. Für sie ist es nach einem arbeits- und entbehrungsreichen Leben eine Wohltat, wenn sie ihren Lieblingsbeschäftigungen – stricken und häkeln – in Ruhe nachgehen kann. Stolz zeigt sie ihre Handarbeiten, und als besonderen Schatz die sorgfältig aufbewahrten Handarbeiten aus ihrer Schulzeit.
1909 begann Maria Aschauer mit der Schule. In der alten Brunnbachschule waren an die 80 Kinder in der Klasse versammelt. »Viel haben wir damals gelernt und gern bin ich in die Schule gegangen«, erzählt sie. Und weil sie gar so klein gewesen war, habe sie manchmal vom Lehrer kleine Essensgeschenke zugesteckt bekommen. Der Schulweg war weit und im Winter für Klein Maria durch den steilen, tief verschneiten Hohlweg herunter oft allein nicht zu schaffen. In ihren genagelten Schuhen konnte sie sich kaum auf den Beinen halten, »dann hat mich mein Bruder unter ’n Arm genommen und ist mit mir durch den Schnee hinunter.«
Hart und lang waren die Winter, und alles, was man zum Leben brauchte, musste bis zum Wintereinbruch mit Seilwinden, dem Pferd oder auch oft auf dem Rücken zum Hof hinauftransportiert werden.
Gut in Erinnerung geblieben sind Maria die »Beichttage« und der weite Fußweg zur Messe in die Pfarrkirche Großraming. »Um halb vier in der Früh mussten wir von daheim weg, um halb sieben hat ja die Frühmesse begonnen, alles ohne Frühstück, wegen der Kommunion.«
Aber schön war es trotzdem daheim. Das wurde Maria erst recht bewusst, als sie mit 14 Jahren für sechs lange Jahre zu Bauern nach Laussa und Maria Neustift arbeiten gehen musste. »Von vier Uhr in der Früh bis acht Uhr am Abend gab es Arbeit und als Lohn ein Paar Holzschuhe und ein Kleid.« Ungern denkt sie an die Arbeit mit den mächtigen Ochsen zurück. Schwer vorstellbar, wie die kleine, zierliche Frau damals mit einem Ochsengespann fertigwerden konnte. »Nach Hause hab ich auch nur ein Mal im Jahr dürfen«, erzählt sie.
Durch glückliche Umstände konnte Maria danach in Weyer die Schneiderei erlernen, doch dieses Glück währte nicht lange: nach dem Tod ihrer Schwester im Kindbett nahm sie sich ihres Neffen an. Aber irgendwie hat sie immer alles gut geschafft.
Heute muss sie darüber lachen, wenn sie erzählt, dass sie 1945 für einen Krankenbesuch in Bad Hall zwei Tage gebraucht hat: teils zu Fuß, die Schuhe wegen der Blasen an den Füßen in der Hand, teils mit der Bahn. Übernachtet hat Maria in einem abgestellten Waggon.
Wenn man Maria Aschauer zuhört, wie sie ihre Geschichten erzählt, erkennt man ihr »Lebenselixier«: Optimismus und Humor.

Vereinsobfrau Dr. Silvia Zenta und Sepp Stinglmeier.
Kulturverein haucht altem Kino neues Leben ein
Steyrer Zeitung 15/1993
Der neue Kulturverein »Bunte Steine« eröffnet demnächst ein Programmkino. Besonders Kinder sollen ihre Freude daran haben.
Die Vereinsobfrau Dr. Silvia Zenta erzählte im Gespräch mit der Steyrer Zeitung: »Sicherlich ist es nicht leicht, als Kinobetreiber mit dem Medium Fernsehen zu konkurrieren. Aber ist es nicht immer wieder ein verlockendes Freizeitangebot, ins Kino zu gehen? Gewiss hat die Bequemlichkeit des Patschenkinos auch seine Reize, doch bedeutet ein Kinobesuch Kommunikation. Man trifft oft Freunde oder Bekannte, die man länger nicht gesehen hat.«
Diese Überlegungen haben den jungen Verein gereizt, dem schon fast vergessenen Kino im Pfarrsaal Großraming wieder Leben einzuhauchen. Am Samstag, 24. April, fällt der Startschuss zur Wiedereröffnung eines Kinos, das es vor langer Zeit einmal im Ort gab. Dr. Ingrid Huber, Mitverantwortliche der Sektion Kino des neuen Kulturvereins, meint es vor allem gut mit den Kindern: »Besonders für die Kinder wird es nun leichter sein, ins Kino zu gehen, denn nicht alle Eltern haben immer Zeit, ihre Kinder in ein weit entferntes Kino zu bringen.«
Um 16 Uhr wird der Zeichentrickfilm »Die große Käseverschwörung« gespielt und um 20 Uhr der preisgekrönte Film »Cyrano de Bergerac« mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle.
Zur Feier des Tages wird Sepp Stinglmeier, Leiter der Heimatstube und nach dem Krieg Initiator des ersten Wanderkinos in Großraming, Raritäten seiner ehemaligen Kinoausrüstung zeigen.
Zum Auftakt laden die »Bunten Steine« im Anschluss an den Abendfilm zu Most und Speckbroten ein. Dr. Silvia Zenta und die Vereinsleitung hoffen, dass die Bevölkerung in Großraming und den benachbarten Gemeinden von diesem Angebot – es sind insgesamt neun Filme bis Jahresende geplant – reichlich Gebrauch machen wird.

Sepp Stinglmeier mit treuen Helferinnen.
Heimatstube Großraming
Steyrer Zeitung 16/1993
Die Verbundenheit mit seiner Heimat und ihren Bewohnern hat sich vielleicht besonders durch seinen abwechslungsreichen Beruf entwickelt, der Sepp Stinglmeier in fremde Städte und Länder führte.
Heute pensioniert, hat sich Sepp Stinglmeier einer besonderen Aufgabe gewidmet. Ein Heimatmuseum spezieller Art ist die »Großraminger Heimatstube« in der revitalisierten ehemaligen Volksschule am Dorfplatz von Großraming.
In drei Räumen wird die Geschichte unserer unmittelbaren Heimat anhand vieler Gegenstände des täglichen Lebens und heimatlicher Handwerkskunst lebendig. Zahlreiche Geräte und Werkzeuge zur Holzgewinnung und -bearbeitung, Gerätschaften aus der bäuerlichen Arbeitswelt unserer Groß- und Urgroßeltern wurden zusammengetragen und als Leihgaben dem Museum überlassen.
Als Sepp Stinglmeier 1989 die Nachfolge des langjährigen und unermüdlichen Organisators der Heimatstube, Michael Putz, antrat, freute er sich auf diese verantwortungsvolle Aufgabe. »Über 450 Exponate müssen meine vier Mitarbeiterinnen Cilli Brandstetter, Maria Streicher, Ernestine Schwaiger, Ernestine Weber und ich zum Teil restaurieren, neu ordnen und besuchergerecht arrangieren.«
Stinglmeier sieht es als seine besondere Aufgabe, der Jugend die Lebensgewohnheiten und Arbeitstechniken unserer Vorfahren anschaulich zu präsentieren.
So illustrieren die thematisch geordneten Geräte großen Einfallsreichtum und die Erfindungsgabe, aus natürlichen Materialien selbst Behelfe zur Bewältigung des täglichen Arbeitsaufwands am Hof herzustellen. »Vielfach kennen unsere Gäste den Verwendungszweck einzelner Geräte gar nicht mehr«, weiß Stinglmeier von seinen zahlreichen Führungen durchs Museum zu berichten.
Besondere Raritäten sind eine Balkendecke von 1733 und ein seltener Doppelschrank von 1806, der seinen Weg aus dem begüterten Flachland gefunden hat.
»Wie sich das bäuerliche Leben abgespielt hat, versuchen wir in Stube und Küche zu zeigen. Drei Generationen haben hier gelebt, alles hatte seinen angestammten Platz: die Hauskapelle, das geschnitzte Schmuckkästchen an der Wand oder der fein gearbeitete Pfeifenständer des Bauern.«
Eng war es überall. Auch das Doppelbett war schmal und am Fußende musste noch Platz für ein kleines Kind sein. »Für das Jüngste wurde die oberste Lade des Schubladenkastens als Bettchen gerichtet«, sagt Stinglmeier schmunzelnd.
Viele Geschichten begleiten uns auf Schritt und Tritt: über das Vogelfangen, Kaffeerösten oder Brotbacken. Wer weiß denn heute noch, wo die Redewendung »den Brotkorb höher hängen« (weniger zu essen geben, Anm.) herkommt?
Bis zur Eröffnung im Sommer hofft Sepp Stinglmeier, alle Exponate geordnet zu haben, und er freut sich schon auf möglichst viele Besucher und Besucherinnen. »Ich bin sicher, dass mit unserer Heimatstube die Verbundenheit der Bevölkerung zu Großraming gestärkt wird.«
Nachsatz
Am 11. September 1993 wurde die Heimatstube feierlich eröffnet. Zu diesem Anlass lasen die Heimatdichterinnen Maria Oberforster und Helga Brandl aus ihren Werken, die »Kronsteiner Hausmusik« sorgte für die musikalische Umrahmung.
2009 wurde das Heimatmuseum geschlossen. Die »Stube« wurde originalgetreu im Kutschenmuseum Gruber in Großraming (www.johannesgruber.com) aufgebaut, diverse Handwerksgeräte sind im Eingangsbereich ausgestellt. Alle anderen Ausstellungsobjekte sind – sofern sie nicht von den privaten Leihgebern zurückgenommen wurden – im Kutschenmuseum archiviert und deponiert.

Maria Oberforster bei einer Lesung.
Dichtende Bäuerin: Sorgen von der Seele schreiben
Steyrer Zeitung 22/1993
Wie ihr legendäres Vorbild, der überall unter dem Namen »Guck Naz« bekannte Briefträger aus Großraming, schreibt die Bergbäuerin Maria Oberforster Gedichte und Geschichten über ihre Heimat. Die bunte Mischung ihrer Texte ist so weit gefächert wie die täglichen Anforderungen und Pflichten der neunfachen Mutter und Bergbäuerin.
Hoch oben auf fast 500 Meter Seehöhe hat man einen weiten Rundblick hinüber zu den Großraminger Bergen, zu den Buchenwäldern, denen »die Restin«, wie Maria Oberforster allseits genannt wird, ein poetisches Denkmal setzt. »’s Labmoa« (Die Laubgrenze) heißt ein Mundartgedicht, darin kommt all die Ehrfurcht vor der Natur, mit der die Autorin so sehr verbunden ist, zutage.
»Meine Gedichte kommen aus dem Herzen. Wenn man mit offenen Augen durchs Leben geht, gibt es vieles, worüber man nachdenken muss. Dann wird man bescheiden«, beschreibt die »Restin« ihre Arbeit, und ihr tiefer Glaube lässt aus all ihren Gedichten und Erzählungen ruhige Zuversicht atmen.
Schon in der Schule war »Aufsatzschreiben« ihre Lieblingsbeschäftigung, und daran hat sich nichts geändert. Um sich »Sorgen von der Seele zu schreiben« einerseits, aber auch, um altes, gelebtes Kulturgut aus dem bäuerlichen Leben zu erhalten – das lässt sie zur Feder greifen. Daher sind ihre Gedichte bewusst in Mundart verfasst, wie zum Beispiel »Kuchl Chachtl« (Der Küchengarten), eine Freude für jeden Mundartforscher.
Die 70-jährige Autorin arbeitet derzeit an ihrer Lebensgeschichte und an der Hauschronik. Ein Unterfangen, das gar nicht so einfach ist. »23 Enkerl hab ich, sechs davon leben hier ...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Porträts aus Großraming
- 1993
- 1994
- 1995
- 1996
- 1997
- 1998
- 1999
- 2002
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- 2007
- 2008
- 2009
- Über die Autorin
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