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Religion betrifft Schule
Religiöse Pluralität gestalten
Dieses Buch kann bis zum folgenden Datum gelesen werden: 5. Dezember, 2025
- 216 Seiten
- German
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- Über iOS und Android verfügbar
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Religion betrifft Schule
Religiöse Pluralität gestalten
Über dieses Buch
Schools inescapably need to engage with the phenomenon of religion in a competent way, since ideological and religious convictions are always already present in them. The social fact of religious pluralism is associated with an ineluctable requirement for education that schools have to accept. This volume is intended as a professionally well-founded and at the same time easily understandable contribution to a constructive approach to religion as a diverse and ambivalent phenomenon in schools. It provides a handbook for guidance with prospective strategies for action.
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Ja, du hast Zugang zu Religion betrifft Schule von Andrea Lehner-Hartmann,Karin Peter,Helena Stockinger, Fred Berger, Wilfried Schubarth, Sebastian Wachs, Alexander Wettstein, Fred Berger,Wilfried Schubarth,Alexander Wettstein,Sebastian Wachs im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Education & Secondary Education. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information
1
Hinführung
1.1 Religion betrifft Schule – Warum?
Religion erfährt in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit vermehrte Aufmerksamkeit. Einerseits, weil Menschen mit unterschiedlichen religiösen Selbstverständnissen und Zugehörigkeiten im gesellschaftlichen Raum sichtbar werden, und andererseits, weil religiöse Pluralität zunehmend in politisch-gesellschaftlichen Diskursen als Konfliktfall aufgegriffen wird. Dies trifft auch auf den Kontext Schule zu, in dem sich alle gesellschaftlichen Gegebenheiten und Debatten seismographisch widerspiegeln. Religion ist in der Schule präsent, weil Menschen ihre weltanschauliche Haltung und ihre Religiosität in die Schule mitbringen. Darüber hinaus ist Religion Thema verschiedener Fachunterrichte sowie außerunterrichtlicher Gespräche (Willems 2020, 9). Schule kann sich somit – frei nach Paul Watzlawick – nicht nicht zu Religion verhalten.
Religion stellt sich als ambivalentes Phänomen dar, durch das der Mensch einerseits in einem größeren Horizont verortet wird, wodurch er sich selbst relativieren und auf andere anerkennend zugehen lernen kann. Durch religiöse Sichtweisen auf Mensch und Welt werden unterschiedliche ethische Positionen eingespielt, die helfen, Fragen des Lebens auf vielfältige Weise zu sehen. Andererseits können religiöse Überzeugungen auch durch exklusive Wahrheitsansprüche und extreme Positionen zu Abgrenzungs- und Ausgrenzungstendenzen führen. Gegenwärtig geraten die positiven Aspekte, die Religionen in Gesellschaften einbringen können, oft aus dem Blick, was sich auch im Schulleben zeigen kann.
Nicht selten wird Religion lediglich als Störfaktor bzw. als Ursache für einen angeblichen »Kulturkampf im Klassenzimmer« (Wiesinger 2018) wahrgenommen. Als Konsequenz dieser Sichtweise wird ein religionsfreier Raum Schule propagiert, verbunden mit der Hoffnung, sich der Probleme damit entledigen zu können. Mit dem Aussparen des komplexen und durchaus ambivalenten Phänomens Religion wird Schule aber weder ihrem Anspruch noch ihrem Auftrag, zur Entwicklung und Entfaltung von Heranwachsenden in einem umfassenden Sinn beizutragen, gerecht. Um sich in einer von religiöser und weltanschaulicher Pluralität geprägten Welt kompetent und differenziert bewegen sowie eine eigene begründete weltanschauliche Position finden zu können, bedarf es einer reflexiven Auseinandersetzung mit Religion. Schule kann sich nicht von der Aufgabe dispensieren, wichtigen Lebensfragen und damit verbundenen Konfliktpotenzialen auf den Grund zu gehen, vor allem wenn es nicht nur um persönliche, sondern um soziale Fragen geht, für die es eine friedliche Lösung zu entwickeln gilt (Wiedenroth-Gabler 2019, 173–183). Religion und religiöse Überzeugungen sind demgemäß in der Schule auf Relevanz und Wirkungen hin zu befragen. Dazu gehört auch, lebensförderliche wie lebenshinderliche Aspekte von Religion zu identifizieren und mit Schüler*innen zu bearbeiten. Das geschieht zum einen durch den Religions- und Ethikunterricht in der reflexiv-kritischen Auseinandersetzung mit verschiedenen religiösen und weltanschaulichen Positionen auf eine Weise, die sich der Identitätsbildung der einzelnen Schüler*innen sowie dem Anliegen von gegenseitigem Respekt und Toleranz verpflichtet weiß. Zum anderen erfolgt dies in allen Fächern, in denen sich wichtige Lebensfragen stellen, sowie im Rahmen der Schule insgesamt. Es ist eine Herausforderung, die nicht von einzelnen Lehrpersonen bewältigt werden kann, sondern der Mitwirkung aller Akteur*innen bedarf.
Da das Phänomen Religion auch in (inter-)kulturellen Forschungen noch wenig Aufmerksamkeit erfährt (Lingen-Ali & Mecheril 2016), widmen sich diese Ausführungen der Frage, wie Religion in der Schule vorkommt und wie es gelingen kann, religiöse Vielfalt konstruktiv im Schulleben zu berücksichtigen. Dieser Band versteht sich als Unterstützung, diesem Anspruch möglichst gerecht zu werden. Es soll dadurch ein fachlich fundierter, konstruktiver Umgang mit Religion bzw. Religiosität als einem vielfältigen und ambivalenten Phänomen in der Schule gefördert werden. Ausgehend von Situationen, in denen sich religiöse Vielfalt in der Schule als Herausforderung zeigt, werden Möglichkeiten vorgestellt, Personen in ihrer Unterschiedlichkeit anzuerkennen und gemeinsam mit- und voneinander zu lernen. Lehrpersonen aller Unterrichtsfächer und Schultypen, Schulleiter*innen, darüber hinaus Didaktiker*innen bzw. Studierenden verschiedener Fächer und allen Interessierten wird damit eine Handreichung geboten, die Orientierung leistet und Handlungsperspektiven aufzeigt.
Im Folgenden werden einige das Buch bestimmende Grundannahmen transparent gemacht sowie kontextuelle Verortungen und begriffliche Klärungen vorgenommen.
1.2 Ausgangspunkt Menschenrechte
Grundlegend für das Buch und die Ausarbeitung der einzelnen Kapitel ist der prinzipielle Rahmen, den die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vorgibt. In besonderer Weise sind das Recht auf Bildung (Art. 26) und das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit (Art. 18) leitend.
Die Religionsfreiheit differenziert sich in zweifacher Weise als positive und negative Religionsfreiheit aus. Im Rahmen der positiven Religionsfreiheit kann wiederum eine individuelle und eine kollektive Dimension unterschieden werden. Die individuelle Dimension der Religionsfreiheit gewährt jedem Menschen das Recht, eine Weltanschauung bzw. einen Glauben frei zu wählen, einer Bekenntnisgemeinschaft seiner Wahl anzugehören oder eine solche zu gründen. Dazu gehört auch die individuelle wie kollektive öffentliche Bekundung und Ausübung des Glaubens. Die kollektive Dimension umfasst das Recht, religiöse Gemeinschaften zu gründen und sich zur Religionsausübung zu versammeln, die leitenden Personen selbst zu bestimmen, den Glauben zu verbreiten und neue Mitglieder anzuwerben. »Unter negativer Religionsfreiheit versteht man die Freiheit, einen religiösen Glauben nicht haben zu müssen, ein religiöses Bekenntnis nicht abgeben zu müssen und religiöse Riten und Äußerungsformen nicht vollziehen und an ihnen nicht teilnehmen zu müssen« (Tiedemann 2012, 159).
Die beiden Formen der positiven und der negativen Religionsfreiheit können durchaus in Spannung zueinander stehen, auch im Kontext Schule. Beiden Ausprägungen der Religionsfreiheit gilt es in der Schule gerecht zu werden. Dies bedeutet in der Verwirklichung der positiven Religionsfreiheit, Religion als für einige Mitglieder der Schulgemeinschaft entscheidenden Faktor in einem adäquaten Rahmen zu berücksichtigen und religiös motivierte Handlungsweisen zu ermöglichen. In der Verwirklichung der negativen Religionsfreiheit bedeutet es, niemanden zu einer religiösen Haltung oder zur Beteiligung an religiösen Vollzügen zu nötigen. Die negative Religionsfreiheit schließt aber nicht das Recht ein, mit religiösen Inhalten oder Symbolen gar nicht konfrontiert zu werden (Tiedemann 2012, 165–166).
Wie sich Religion und Religionen im Schulkontext zeigen und zeigen dürfen, ist maßgeblich abhängig von den rechtlichen Rahmenbedingungen, die sich in den verschiedenen Ländern des deutschsprachigen Raums – und aufgrund der (unterschiedlichen) föderalistischen Verfasstheit der verschiedenen Staaten, z. T. auch innerhalb der einzelnen Länder – unterschiedlich darstellen. Auf die unterschiedlichen Regelungen der Länder kann in den einzelnen Kapiteln nicht näher eingegangen werden. Der Fokus dieses Bandes gilt pädagogischen Überlegungen und Anregungen zur Ausgestaltung dieses rechtlichen Rahmens. Ein Ausloten der Möglichkeiten konkret vor Ort ist unabdingbar.
1.3 Ausgangslage Pluralität
Wie Vielfalt berücksichtigt wird, ist eine entscheidende Frage im Rahmen politischer, gesellschaftlicher, aber auch religionspädagogischer Auseinandersetzung, weil sich an ihr entscheidet, wie miteinander umgegangen wird. So kann die »Frage des gesellschaftlichen Umgangs mit Differenz und Identität« als eine der »wichtigsten Themen politischer Auseinandersetzung und sozialtheoretischer Reflexion der Gegenwart« benannt werden (Mecheril & Plößer 2009, 194). Im Zusammenhang mit Vielfalt tauchen unterschiedliche Begriffe auf, wie Pluralität, Diversität, Differenz, Heterogenität etc. All diese Begriffe sind mehrdeutig und entfalten in den jeweiligen Diskursen ihre je eigene Bedeutung (für eine nähere Auseinandersetzung vgl. Grümme 2017, 77–88). Eine entscheidende Erkenntnis ist, dass es nicht den richtigen Umgang mit Differenz geben kann (Mecheril & Plößer 2009, 2). Schulen sind herausgefordert, kritisch zu reflektieren, wie sie Vielfalt (nicht) berücksichtigen und (nicht) bearbeiten, und Umgangsweisen zu erarbeiten, wie im jeweiligen Kontext der Schule mit Vielfalt umgegangen wird.
Unter Pluralität wird eine »Situation von gesellschaftlicher, kultureller, religiöser, weltanschaulicher usw. Vielfalt in ihrer bloßen Gegebenheit« (Schweitzer et al. 2002, 11) verstanden. Pluralität ist ein Faktum, das auftritt, sobald Menschen aufeinandertreffen, und sie erfordert eine Beschäftigung mit ihr. Durch die Bearbeitung können Vereinbarungen des Zusammenlebens getroffen werden (Ziebertz 2002, 53). Angesichts des facettenreichen Phänomens der Pluralität gilt es, handlungs-, sprach- und urteilsfähig zu werden (Grümme 2017, 78). Pluralität zeigt sich beispielsweise bezogen auf Alter, soziale Klasse, Geschlechtszugehörigkeit, sexuelle Orientierung, religiöse Einstellungen, körperliche, emotionale, soziale und kognitive Entwicklung etc. Diese Kategorien sind in ihrer Verwobenheit und ihren »Überkreuzungen« (intersections) zu betrachten, wie dies im Intersektionalitätsdiskurs betont wird (Crenshaw 2010; Walgenbach 2017).
Im Sinne der Komplexitätsreduktion fokussieren die folgenden Ausführungen auf die Kategorie Religion, die mit anderen Dimensionen unlösbar verschränkt ist. Dies geschieht im Bewusstsein, dass diese »situativ relevante Kategorie« Religion in interdependenten Beziehungen mit anderen Differenzen steht (Knauth 2020, 8). Die Verwobenheit mit anderen Kategorien wird im Band an unterschiedlichen Stellen thematisiert und beispielhaft sichtbar gemacht, kann aber nicht vollumfänglich explizit benannt werden.
1.4 Was ist Religion?
Religion ist ein Begriff, der mehrdeutig verwendet wird. Er kann sowohl Religion als ein bestimmtes Religionssystem, wie wir es unter den Bezeichnungen Judentum, Islam, Christentum, Buddhismus etc. kennen, als auch die persönliche Überzeugung des Individuums – häufig als Religiosität bezeichnet – umfassen. Es lässt sich zwischen einem substantiellen und einem funktionalen Religionsbegriff unterscheiden (Figl 2003). Ein substantieller Religionsbegriff bleibt an einem konkreten Religionssystem orientiert und verweist auf die Frage, was das Wesen von Religion ist. In einer funktionalistischen Ausrichtung geht es um bestimmte Leistungen von Religion (wie Gemeinschaftsbildung, Identitätsstiftung, Kontingenzbewältigung etc.). Diese »religiösen« Funktionen können nicht nur dezidiert religiösen Vollzügen oder Gemeinschaften, sondern unte...
Inhaltsverzeichnis
- Deckblatt
- Titelseite
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Hinführung
- 2 Religiöse Weltdeutung als ein Zugang zur Welt
- 3 Schul- und Unterrichtskultur
- 4 Religiöse Diskriminierung
- 5 Elterngespräche
- 6 Religiöse Zeichen und Symbole
- 7 Gemeinsames Feiern in der Schule
- 8 Gebet in der Schule
- 9 Religiöse Kleidung
- 10 Religiöse Essensregeln
- 11 Religiöses Fasten
- 12 Konflikt- und Streitfall Religion
- 13 Religiös begründete Kontroverse um Unterrichtsinhalte
- 14 Extremismus – Radikalisierung
- 15 Körperlichkeit und Sexualität
- 16 Krisenfälle: Tod und Trauer
- 17 Humor
- Die Autorinnen