Psychedelische Selbsterfahrung und Therapie
eBook - ePub

Psychedelische Selbsterfahrung und Therapie

  1. 88 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Psychedelische Selbsterfahrung und Therapie

Über dieses Buch

Dieses Smart Book befasst sich mit der Erkundung des eigenen Selbsts und den potenziell tiefgreifenden psychotherapeutischen Ansätzen, die mit Psychedelika verfolgt werden können. Dabei beantwortet der Pionier der Bewusstseinsforschung Stanislav Grof die grundlegenden Fragen rund um die Wichtigkeit von Set und Setting für psychonautische Erfahrungen, die therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten sowie die psychospirituellen Dimensionen des Todes und des Sterbens - ebenfalls ein zentrales Thema menschlicher Existenz.Das Smart Book ist eine Vorab-Auskopplung zweier Kapitel aus Band 2 der grossen Enzyklopädie Der Weg des Psychonauten, der im Herbst 2020 im Nachtschatten Verlag erscheint.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Psychedelische Selbsterfahrung und Therapie von Stanislav Grof im PDF- und/oder ePub-Format. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Psyche und Thanatos:
Die psychospirituellen Dimensionen von Tod und Sterben

Man kann sich kaum ein Thema vorstellen, das universeller und für jeden einzelnen Menschen persönlich bedeutsamer ist als Tod und Sterben. Im Verlauf unseres Lebens werden wir alle unsere Verwandten, Freunde, Lehrer, Bekannten und wichtige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verlieren und irgendwann unserem eigenen biologischen Tod gegenüberstehen. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass die westliche Industriegesellschaft bis in die späten 1960er Jahre kaum Interesse am Thema Tod und Sterben zeigte.
Dies galt nicht nur für die Bevölkerung im Allgemeinen, sondern auch für Wissenschaftler und Fachleute in Disziplinen wie Medizin, Psychiatrie, Psychologie, Philosophie und Theologie, die eigentlich sehr interessiert an diesem Thema sein sollten. Die einzige plausible Erklärung für diese Situation ist Angst und eine massive Verdrängung des Todes, wie sie in der modernen Industriegesellschaft existieren.
Der US-amerikanische Kulturanthropologe Ernest Becker hat in seinem Buch The Denial of Death gezeigt, dass die moderne Gesellschaft letztlich ein ausgefeilter symbolischer Verteidigungsmechanismus gegen die Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit ist. Er schlug vor, die Menschen sollten versuchen, ihre Angst vor dem Tod zu überwinden, indem sie „Unsterblichkeitsprojekte“ schaffen, die es ihnen ermöglichen, sich vorzustellen, dass sie Teil von etwas werden, das größer ist als sie selbst, etwas, das den Tod überlebt. Laut Becker ist das Zusammenprallen der Unsterblichkeitsprojekte verschiedener Menschen für das meiste Unheil in der Welt verantwortlich – zwischenmenschliche Konflikte, Kriege, Fanatismus, Völkermord und Rassismus (BECKER 1973).
Das Desinteresse der modernen Gesellschaft am Tod ist umso verblüffender, wenn wir die Situation mit jener in antiken und vorindustriellen Kulturen vergleichen. Ihre Haltung gegenüber Tod und Sterben war eine grundlegend andere. Der Tod spielte eine zentrale Rolle in ihren Kosmologien, Philosophien, ihrem spirituellen Leben, ihren Ritualen und Mythologien sowie im Alltagsleben. Die praktische Bedeutung dieses Unterschieds wird deutlich, wenn wir die Situation einer Person, die dem Tod gegenübersteht, in diesen beiden unterschiedlichen historischen und kulturellen Umfeldern vergleichen.
Ein gewöhnlicher Mensch, der in einer der westlichen Industriegesellschaften stirbt, hat eine pragmatische und materialistische Weltsicht oder ist zumindest nachhaltig davon beeinflusst. Gemäß der etablierten westlichen Wissenschaft ist die Geschichte des Universums gleichbedeutend mit der Geschichte der sich entwickelnden Materie. Leben, Bewusstsein und Intelligenz sind mehr oder weniger zufällige und unbedeutende Nebenprodukte dieser Entwicklung. Sie tauchten nach vielen Milliarden Jahren der Evolution passiver und träger Materie in einem unendlich kleinen Teil eines unermesslichen Universums auf. In einer Welt, in der nur das real ist, was materiell, greifbar und messbar ist, gibt es keinen Platz für Spiritualität.
Obwohl religiöse Aktivitäten allgemein praktiziert, gesellschaflich akzeptiert oder sogar ausdrücklich gefördert werden, erscheint aus streng wissenschaftlicher Sicht jede Beschäftigung mit Spiritualität irrational und deutet auf emotionale und intellektuelle Unreife hin, die entweder auf einen Mangel an Bildung, Aberglauben oder den Rückfall in primitives magischen Denken zurückzuführen ist. Direkte Erfahrungen mit spirituellen Realitäten werden als Manifestationen einer Psychose, einer schweren psychischen Erkrankung, wahrgenommen und diagnostiziert. Die Religion, die ihrer Erfahrungskomponente beraubt wurde, hat die Verbindung zu ihren tiefen spirituellen Quellen weitgehend verloren und ist infolgedessen leer, bedeutungslos und im Leben eines durchschnittlichen Westlers zunehmend unwichtig geworden.
In dieser Form kann die Religion nicht mit der Überzeugungskraft der materialistischen Wissenschaft mithalten, die durch technologische Erfolge untermauert wird. Unter diesen Voraussetzungen hat die Religion sowohl in unserem Leben als auch in der Zeit des Sterbens und des Todes ihre lebendige Kraft verloren. Ihre Verweise auf das Leben nach dem Tod, die postumen Abenteuer der Seele und die Stätten des Jenseits, wie Himmel und Hölle, wurden ins Reich der Märchen und in die Handbücher der Psychiatrie verbannt. Die gesamte rituelle und spirituelle Geschichte der Menschheit wurde pathologisiert.
An der Wiege aller großen Weltreligionen standen perinatale und transpersonale Erfahrungen ihrer Gründer, Propheten und Heiligen. Wir können hier beispielsweise an Buddhas Begegnung mit Kama Mara und seiner Armee denken oder an sein Wiedererleben von Episoden aus seinen vergangenen Inkarnationen, begleitet vom „Zerreißen der karmischen Bindungen“. Das Alte Testament beschreibt Moses’ Vision von Jehova im brennenden Busch, und das Neue Testament berichtet von der Versuchung Jesu durch den Teufel in der Wüste, Sauls Vision von Jesus auf dem Weg nach Damaskus und Johannes’ Erfahrung der Apokalypse. Die islamischen Schriften schildern die Reise Mohammeds durch die sieben Himmel, das Paradies und die Hölle in Begleitung des Erzengels Gabriel. Nach Ansicht der herkömmlichen Psychiatrie sind all diese Erfahrungen ein Hinweis auf eine schwerwiegende psychische Erkrankung der betroffenen Individuen.
Auf dem Gebiet der Psychiatrie findet man eine Unmenge von Artikeln und Büchern, in denen über die beste klinische Diagnose für diverse berühmte spirituelle Figuren diskutiert wird, darunter Buddha, Jesus, Mohammed, Ramakrishna oder der heilige Antonius. Visionäre Erlebnisse im transpersonalen Bereich werden in der Regel auf eine schwere Psychose vom schizophrenen Typ oder auf Epilepsie zurückgeführt, wie im Falle Mohammeds. Der heilige Johannes vom Kreuz wurde als „erblich entartet” eingestuft und die heilige Teresa von Avila als „hysterische Psychotikerin”.
Anthropologen haben über die Frage debattiert, ob Schamanen Schizophrene, Borderline-Psychotiker oder Epileptiker sind. Es gibt sogar einen Artikel, der psychopathologische Kriterien auf die Meditation anwendet. Er trägt den Titel Buddhistisches Training als künstliche Katatonie, und der Verfasser ist der berühmte Psychoanalytiker und Begründer der Psychosomatischen Medizin Franz Alexander (ALEXANDER 1931).
Gemäß der westlichen Neurowissenschaft ist das Bewusstsein ein Epiphänomen der Materie, ein Produkt der physiologischen Prozesse im Gehirn, und damit maßgeblich vom Körper abhängig. Der Tod des Körpers, speziell des Gehirns, wird dann als das definitive Ende jeder Form bewusster Aktivität angesehen. Der Glaube an die postume Reise der Seele, an das Leben nach dem Tod oder an die Reinkarnation wird gewöhnlich als Produkt des Wunschdenkens von Menschen abgetan, die außerstande sind, den offensichtlichen biologischen Imperativ des Todes zu akzeptieren, dessen Absolutheit unwiderlegbar wissenschaftlich bewiesen ist. Nur sehr wenige Menschen, auch unter den Wissenschaftlern, sind sich darüber im Klaren, dass wir absolut keinen Beweis dafür haben, dass Bewusstsein tatsächlich vom Gehirn produziert wird und wir nicht einmal eine entfernte Vorstellung davon haben, wie so etwas möglich sein könnte. Dennoch bleibt diese metaphysische Grundannahme eine der führenden Mythen der westlichen materialistischen Wissenschaft und hat einen tiefgreifenden Einfluss auf unsere gesamte Gesellschaft.
Diese Auffassung verhinderte effektiv das wissenschaftliche Interesse an den Erfahrungen sterbender Patienten und von Menschen in Nahtodsituationen bis in die späten 1960er Jahre. Die wenigen Berichte zu diesem Thema fanden kaum Beachtung, sei es nun in Form von Büchern für die breite Öffentlichkeit wie Jess E. Weisses The Vestibule (WEISSE 1972) oder Jean-Baptiste Delacours Glimpses of the Beyond (DELACOUR 1974: dt. Aus dem Jenseits zurück) oder als wissenschaftliche Forschungsarbeiten, wie zum Beispiel die Studie von Karlis Osis zu Sterbebettbeobachtungen von Ärzten und Krankenschwestern und -pflegern (OSIS 1961).
Seit der Veröffentlichung des internationalen Bestsellers Life After Life (dt. Leben nach dem Tod) von Raymond Moody im Jahr 1975 haben Elizabeth Kübler-Ross, Ken Ring, Michael Sabom und andere Pioniere der Thanatologie eindrucksvolle Zeugnisse für die außergewöhnlichen Eigenheiten von Nahtoderfahrungen gesammelt, von präzisen außersinnlichen Wahrnehmungen während außerkörperlicher Erfahrungen bis hin zu tiefgreifenden Persönlichkeitsveränderungen, die danach auftraten (KÜBLER-ROSS 1969, MOODY 1975, RING 1982, SABOM 1982).
Das Material aus diesen Studien wurde weit verbreitet und von den Medien in allen möglichen Formaten verwendet, von TV-Talkshows bis hin zu Hollywood-Filmen. Aber noch immer werden diese Beobachtungen, die möglicherweise Paradigmen vernichten und unser Verständnis von der Natur des Bewusstseins und seiner Beziehung zum Gehirn revolutionieren könnten, von den meisten Fachleuten als irrelevante Halluzinationen abgetan, die aufgrund einer organischen Krise entstehen. Sie werden auch nicht routinemäßig erfasst und als wichtiger Teil der Krankengeschichte der Patienten untersucht; und in den meisten medizinischen Einrichtungen wird auch keine spezielle psychologische Unterstützung angeboten, die helfen könnte, diese komplexen Ereignisse zu verarbeiten.
Den Menschen, die in westlichen Gesellschaften sterben, fehlt oft auch eine wirkungsvolle menschliche Unterstützung, die ihnen den Übergang erleichtern würde. Wir versuchen, uns vor dem emotionalen Unbehagen zu schützen, das der Tod hervorruft. Die industrialisierte Welt neigt dazu, kranke und sterbende Menschen in Krankenhäuser und Pflegeheime abzuschieben. Im Fokus stehen dabei lebenserhaltende Systeme und die mechanische Verlängerung des Lebens, oft jenseits aller Grenzen der Vernunft, und nicht die Qualität der menschlichen Umgebung.
Das System der Familie zerfällt, und die Kinder leben oft weit entfernt von ihren Eltern und Großeltern. Wenn medizinische Notfälle auftreten, ist der Kontakt oft minimal und förmlich. Zudem haben Psychiater, die spezifische Formen der psychologischen Unterstützung und Beratung für eine Vielzahl seelischer Krisen entwickelt haben, den Sterbenden kaum Beachtung geschenkt. Ausgerechnet für diejenigen Menschen, die mit der abgrundtiefsten aller vorstellbaren Krisen konfrontiert sind, welche gleichzeitig die biologischen, emotionalen, zwischenmenschlichen, sozialen, philosophischen und spirituellen Aspekte des Individuums betrifft, ist keine sinnvolle Hilfe verfügbar.
All dies geschieht in dem viel größeren Kontext der kollektiven Verleugnung von Vergänglichkeit und Sterblichkeit, die die westliche Industriezivilisation kennzeichnet. Ein Großteil unserer Begegnung mit dem Tod geschieht in einer bereinigten Form, wobei ein Team von Fachleuten die unmittelbaren Auswirkungen des Todes abmildert. In einer extremen Ausprägung, wie sie am Beispiel des Forest Lawn Memorial Park und der Leichenbestattungen in Los Angeles zu sehen ist, nehmen spezialisierte Barbiere, Friseure, Schneider, Make-up-Experten und plastische Chirurgen nach dem Tod eine Vielfalt kosmetischer Anpassungen an der Leiche vor, bevor sie Angehörigen und Freunden gezeigt wird.
Die Massenmedien tragen dazu bei, mehr Distanz zum Tod zu schaffen, indem sie ihn in inhaltslosen Statistiken abschwächen, wenn sie von Tausenden von Opfern berichten, die in Kriegen, Revolutionen, Völkermorden und Naturkatastrophen ums Leben gekommen sind. Filme und Fernsehsendungen trivialisieren den Tod noch zusätzlich, indem sie sich auf Gewalt konzentrieren. Sie immunisieren das moderne Publikum gegen seine emotionale Wirkung, indem sie es im Kontext der Unterhaltung zahllosen Szenen des Sterbens, Tötens und Mordens aussetzen. Töten und Zerstören ist auch der beliebteste Modus in den Computerspielen, die von Millionen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gespielt werden.
Im Allgemeinen bieten die Lebensbedingungen in modernen technologisch geprägten Ländern kaum ideelle oder psychologische Unterstützung für Menschen, die dem Tod entgegensehen. Dies steht in scharfem Kontrast zu der Situation von Sterbenden in antiken und vorindustriellen Gesellschaften. Die Kosmologien, Philosophien, Mythologien sowie das spirituelle und rituelle Leben dieser Kulturen enthalten die klare Botschaft, dass der Tod nicht das absolute und unwiderrufliche Ende von allem ist und dass das Leben oder die Existenz in irgendeiner Form nach dem biologischen Tod fortbestehen wird.
Ein weiterer charakteristischer Aspekt der antiken und vorindustriellen Kulturen, der die Erfahrung des Sterbens beeinflusst, ist ihr Akzeptieren des Todes als integraler Bestandteil der Existenz. Menschen, die in diesen Kulturen leben, haben sich ihr Leben lang daran gewöhnt, Zeit mit sterbenden Menschen zu verbringen, mit Leichen umzugehen, Einäscherungen zu beobachten und mit deren Überresten zu leben. Für einen Westler kann der Besuch an einem Ort wie Benares in Indien, wo diese Haltung in ihrer extremen Form zum Ausdruck kommt, ein schwerer Kulturschock sein.
Außerdem sterben Menschen in vorindustriellen Kulturen normalerweise im Kreis einer Großfamilie, eines Clans oder eines Stammes. So können sie sinnvolle emotionale Zuwendung von Menschen erhalten, die ihnen vertraut sind. Zu erwähnen sind auch die machtvollen Rituale, die zum Zeitpunkt des Todes vollzogen werden und die den Menschen helfen sollen, die vor dem endgültigen Übergang stehen, oder sogar spezifische Anweisungen für Sterbende, wie die im Tibetischen Totenbuch (Bardo Thödol) beschriebene Vorgehensweise.
Der tibetische Buddhismus betrachtet den Tod als eine einzigartige Gelegenheit zur spirituellen Befreiung von den Zyklen des Todes und der Wiedergeburt oder, sofern wir keine Befreiung erlangen, als eine Zeitspanne, die unsere nächste Inkarnation bestimmt. In diesem Zusammenhang ist es möglich, den Zwischenzustand zwischen den Leben (Bardo) in gewisser Weise als noch wichtiger zu betrachten als die inkarnierte Existenz. Es ist daher unerlässlich, sich zu Lebzeiten durch konsequente Übungen auf diese Zeit vorzubereiten.
Ein äußerst wichtiger Faktor, der die Einstellung zum Tod und zur Erfahrung des Sterbens in vorindustriellen Kulturen beeinflusst, ist das erfahrungsbasierte Sterbetraining in Verbindung mit holotropen Bewusstseinszuständen. Wir haben die Verwendung dieser Zustände im Schamanismus, in den Übergangsriten, in den alten Mysterien von Tod und Wiedergeburt und in der Arbeit mit „Technologien des Heiligen“ die im Kontext der großen Religionen dieser Welt entwickelt wurden, bereits diskutiert. (S. 35, Band I). Alle diese Situationen bieten die Möglichkeit, das „Sterben vor dem Sterben“ zu üben. Eingeweihte können dabei psychospirituellen Tod und Wiedergeburt erleben, was sie von der Angst vor dem Tod befreit und ihre Erfahrung des Sterbens transformiert.
Dazu gehören verschiedene Yoga-Schulen, die Theorie und Praxis des Buddhismus, des Taoismus, des tibetischen Vajrayana, des Sufismus, der christlichen Mystik, der Kabbala und viele andere. Diese Systeme entwickelten effektive Gebete, Meditationen, Bewegungsmeditationen, Atemübungen und andere machtvolle Techniken, um holotrope Zustände mit zutiefst spirituellen Komponenten hervorzurufen. Ähnlich wie die Erfahrungen der Schama...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Selbsterforschung und Therapie mit Psychedelika: Die Bedeutung von Set und Setting
  6. Psyche und Thanatos: Die psychospirituellen Dimensionen von Tod und Sterben