Die Leber – ein Grundpfeiler der Gesundheit
Die Leber
Die Leber ist ein Wunderwerk göttlicher Technik. Der eigenartige Bau und der besonders grosse Reichtum der Leberzellen weisen schon darauf hin, dass die Leber eine ganz besondere Aufgabe in unserem Körper zu erfüllen hat. Man beginnt zu begreifen, warum ein einziges Leberläppchen ungefähr 350 000 Leberzellen enthält, wenn man bedenkt, dass die Leber in 24 Stunden mehr als 600 Liter Blut filtriert. Überlegt man sich ferner, dass sie etwa eine Million von diesen zellenreichen Läppchen besitzt, dann versteht man, warum sie als ein Wunderorgan alles verarbeiten und entgiften kann, was ihr aus den Verdauungsorganen durch das Pfortadersystem zugeführt wird.
Ein Beweis von der stark entgiftenden Wirkung der Leber ergibt sich aus dem Versuch des russischen Gelehrten Pawlow. Er spielte sich an zwei Hunden ab, indem der Arzt dem einen der Hunde eine tödliche Dosis Gift in die Venen spritzte, während er dem anderen die gleiche Dosis in die Pfortader einspritzte. Während der erste Hund dem Gift erlag, sprach der zweite gar nicht darauf an. Die Dosis musste fünffach vergrössert werden, um eine gesundheitliche Schädigung hervorrufen zu können. So stark ist die entgiftende Wirkung der Leber! Ein Experiment, welches ich aus ethischen Gründen nicht durchzuführen gewagt hätte. Mit ihrem Gewicht von etwa 1,5 Kilogramm ist die Leber die grösste Drüse des menschlichen Körpers. Sie besitzt ungefähr 350 Milliarden Zellen, deren Arbeit so wichtig ist, dass die Schaffung und Erhaltung der Gesundheit wesentlich von der exakten Durchführung der zugewiesenen Aufgabe abhängt. Die Leberzelle ist mikroskopisch klein, zylindrisch gebaut und vier- bis sechskantig. Sie hat einen Zellkern, ist jedoch aussen nicht glattwandig, sondern gerillt. In der Verbindung mit den Nachbarzellen bilden diese Rillen feine Kanäle. Die Kanäle in der Mitte der Zellwand dienen dem Abtransport der Galle, während die Kanäle an den Kanten der Zellen feine Blutgefässe sind.
Interessant ist das aus einer Gruppe von Leberzellen bestehende Leberläppchen, das die Form eines stumpfen Torpedos aufweist und nur 1 Millimeter lang ist, obwohl es aus über 300 000 einzelnen Leberzellen besteht. Im Querschnitt ergibt sich, was die Anordnung der Platzierung der Zellen betrifft, ein ähnliches Bild wie bei einer entzweigeschnittenen Zitrone. Es gleicht einem Wagenrad, das zwischen den Speichen mit Zellen ausgefüllt ist. Die Speichen könnten wir mit den Blutgefässen vergleichen, die von aussen nach innen führen und in der Mitte, also in der Nabe, zur Zentralvene zusammenfliessen. Im Gegensatz zum Blutgefässsystem laufen die Gallenkanälchen von innen nach aussen. Sie führen die Galle den an den Aussenwänden entlanglaufenden Gallenkanälchen zu. Noch zu erwähnen ist auch das Netz der Sauerstoff und Nährstoffe zuführenden Leberarterie. Würde man sich all diese Gallen- und Blutgefässkanäle der ganzen Leber an einem langen Strange vorstellen, dann würde sich eine Länge von vielen Kilometern ergeben, und man müsste stundenlang laufen, um von einem Ende zum andern zu gelangen.
Da die Leber so gefässreich gebaut ist, begreift man ohne weiteres, dass ein chirurgischer Eingriff in dieses blutgefässreiche Organ ein ganz grosses Risiko darstellt und nur wenig Erfolgsaussichten bietet.
Die Pfortader
Der zuführende Blutstrom, der alle in den Verdauungsorganen aufgenommenen Stoffe enthält, ist die Pfortader. Sie ist mit einem schön entwickelten Baum zu vergleichen, der einen kräftigen Stamm hat, nebst einer prächtigen Krone mit Tausenden von Ästchen. Diese Tausende von Aderästchen sind an den Tausenden von kleinen Saugapparaten und feinen Aufnahmedüsen des ganzen Darmes angeschlossen und führen alle verdauten Stoffe der Leber zur Weiterverarbeitung zu. Wir müssen aber auch noch bedenken, dass nicht nur die wertvollen Nährstoffe, sondern auch alle Gifte von schlechter, denaturierter und teils verdorbener Nahrung, alle Konservierungs- und Spritzmittel, alle künstlichen Farben und Aromen, ja sogar alle Medikamente und Chemikalien, die wir schlucken, ebenfalls durch das Pfortadersystem in die Leber geführt werden. Wenn die arme Leber sprechen könnte, wie oft müsste sie da warnend rufen: «Halt, halt, welche unnützen und schädlichen Stoffe führt ihr mir denn da eigentlich zu?» All diese Verkehrtheiten sollten wir der Leber ersparen. Eigentlich verlangt sie doch nur der verdorbene Gaumen, der auf die gewohnten Genüsse nicht verzichten will, oder sie beruhen sonstwie auf den grossen und kleinen Leidenschaften und Bequemlichkeiten, denen der Mensch Rechnung tragen will. Wer in erster Linie kulinarischen Genüssen ergeben ist und zudem noch in Folge sitzender Betätigung wenig Bewegung und wenig gute Atmungsmöglichkeiten hat, wird immer mehr unter Stauungen im Pfortadersystem und in der Leber zu leiden haben, was mit der Zeit zu Krankheit und Siechtum führen kann. Bei allen jenen aber, die sich normale Voraussetzungen schaffen, indem sie für gesunde Ernährung sorgen und danach trachten, ihr Gleichgewicht zwischen geistiger und körperlicher Tätigkeit zu wahren, bewältigt das grosse Laboratorium der Leber alles, was ihm aufgetragen wird. Was durch das Pfortadersystem in die Leber gelangt, wird so meisterhaft verarbeitet, dass die Hohlvene nichts hindurchlässt, was den Körper irgendwie belästigen könnte. Wenn wir also für eine gute Leberfunktion sorgen, ist dies weit wichtiger, als es die ganze übrige Gesundheitspflege zusammengenommen sein kann.
Was leistet die Leber für uns?
Die Leber ist das wunderbarste Laboratorium der ganzen Welt. Sie ist immer bereit, alle Fehler und Verkehrtheiten, die wir aus Unwissenheit, Unerfahrenheit, Gleichgültigkeit oder in Folge zwingender Verhältnisse begehen, nach Möglichkeit wiedergutzumachen. Wenn wir uns durch unzweckmässiges Essen und Trinken oder durch die Einnahme von Medikamenten und Giftstoffen schädigen, sucht sie durch ihre Wirksamkeit immer wieder einen Ausgleich zu schaffen. Giftstoffe, die durch das Pfortaderblut in die Leber geführt werden, können mit Hilfe der unübertrefflichen Einrichtungen dieses kleinen Laboratoriums vielfach unschädlich gemacht werden. Das ist der Grund, weshalb Gifte und Medikamente nicht so stark schädigend wirken, wenn wir sie einnehmen, als wenn wir sie eingespritzt erhalten.
Die Gefahr der Einspritzungen
Welch schwerwiegende Bedenken steigen da in uns auf, wenn wir in Betracht ziehen, dass es heute Ärzte gibt, die fast nur noch mit der Spritze arbeiten! Anders verhält es sich allerdings mit harmlosen, ungiftigen Medikamenten, und zwar besonders mit jenen in hochhomöopathischer Verdünnung, die so empfindlich sein können, dass sie schon in der Magensäure vernichtet und unwirksam gemacht werden, weshalb man sie notwendigerweise einspritzen muss. Ein Beispiel hiervon ist die homöopathisch verdünnte Ameisensäure, die im Magen in Kohlensäure verwandelt und unwirksam gemacht würde, wollte man sie in der Dosierung von D6 oder D12 einnehmen. Wenn man also ihre Wirksamkeit erhalten will, dann muss man sie eben ganz einfach einspritzen. Dies hat nun aber nichts mit der bedenkenlosen Anwendung von Seren und Giften gemein, die heute am laufenden Band angewandt und eingespritzt werden. In Anbetracht der grossen Verantwortung sollte daher jeder Arzt, wenn er die Spritze zur Hand nimmt, erst einen Augenblick innehalten und sich überlegen, ob er unter den gleichen Voraussetzungen seinem eigenen Kind das gleiche Medikament mit gutem Gewissen einspritzen könnte. Nur wenn er dies ohne Zögern bejahen kann, darf er es wagen, die Spritze zu verabfolgen. Wenn dieser scharfe Mass-stab an das eigene Gewissen gestellt würde, wieviel weniger würde dann wohl eingespritzt werden! Selbst ein Arzt, der gewohnt ist, gedankenlos und schematisch zur Ampullensäge zu greifen, um das Gläschen mit der oft so verhängnisvollen Flüssigkeit zu köpfen, würde sich vielleicht doch noch zeitig genug besinnen und von der Spritze Abstand nehmen. Einst führte der bekannte Professor Bier an einer Ärztetagung seinen Kollegen eine ähnliche Lage vor Augen. Er hatte soeben über den Verlauf einer Gallenblasenentzündung gesprochen und fügte nun drastisch bei: «Meine Herren, in diesem Falle greifen wir nun ganz einfach zum Messer, entfernen die Gallenblase, und die Sache ist in Ordnung! Was würden wir aber tun, wenn wir selbst in der gleichen Lage wären? Müssen wir da nicht ehrlich zugeben, dass wir zuerst in eine Kur gehen und uns dann erst bei unserem Kollegen zur Operation melden würden, wenn der Erfolg nicht befriedigend wäre?»
In früheren Zeiten zertrennte man ausgetragene Kleider, kehrte den Stoff um und stellte für die Kinder wieder etwas Neues daraus her. Man war sparsam und haushälterisch. Ebenso ist unser Körper eingerichtet, denn aus den alten, verbrauchten Blutkörperchen nimmt die Leber zur Herstellung neuer Blutkörperchen das Beste heraus, und das, was sich dazu nicht mehr verwenden lässt, gebraucht sie ganz einfach noch zur Bereitung der Galle.
Kritische Belastungen
Stellen wir uns nun einmal vor, was unsere Leber täglich auszuhalten hat und wie viel sie arbeiten muss, um ihre Aufgabe zu erfüllen! Da rückt die Nahrung heran, die heute mit allerlei Chemikalien durchsetzt ist. Es fehlen auch die vielen Ernährungstorheiten nicht, die für unsere Leber eine grosse Belastung bedeuten. Dazu melden sich die vielen Pülverchen und Tabletten, die der moderne Mensch des 20. Jahrhunderts schluckt, wenn ihn Kopfweh, Bauchweh, Zahnweh, Verstopfung, Krämpfe, hoher Blutdruck, Nervosität und anderes mehr plagen. Aber die Liste von dem, was wir weiter noch zu schlucken bekommen, ist damit keineswegs erschöpft. Durch unser gespritztes Obst kommen Kupfer, Blei, Arsen, Schwefel und DDT1 in unser Blut; die Konservierungsmittel bringen Salicyl und Benzoesäure, während die Wurstwaren und Büchsenkonserven Salpeter, Farbe und synthetische Geschmacksverbesserungsmittel ablagern. Je nach Laune und Bedarf rücken, wie bereits angedeutet, aber auch noch die mannigfachsten Spezialitäten heran, so Aspirin, Sanalgin2 und anderes mehr. Dies alles belastet die arme Leber so stark, dass sie vor sehr grossen Aufgaben steht, um den angerichteten Schaden einigermassen wieder ausgleichen zu können.
Seit das Rauchen zur Selbstverständlichkeit geworden ist, muss sich die bereits so vielbeschäftigte Leber täglich auch noch mit Nikotin, Phenolen und ähnlichen Stoffen herumplagen. Aber auch der schädliche und übertriebene Alkoholgenuss, verbunden mit Schnäpsen und Whiskys, macht der armen Leber viel zu schaffen. Ist es dann noch ein Wunder, wenn sie trotz ihrer vorzüglichen Einrichtungen schliesslich einmal versagt, weil sie mit all den vielen Zumutungen nicht mehr fertig wird?
Wer nie einen wirklichen Fasttag in des Wortes wahrer Bedeutung einschaltet, verschafft seiner Leber auch nie eine Ruhepause. Unaufhörlich muss sie tätig sein, Tag und Nacht, Monat um Monat, Jahr um Jahr. Bei Fleisch- und Fischvergiftungen wie bei der Einnahme starker Gifte muss sie sogar alles daran setzen, um uns vor dem Tode zu bewahren. Wir sollten uns deshalb ernstlich fragen: «Was leistet die Leber für uns, und welche Bedeutung schenken wir ihr unsererseits?»
Vielleicht müssen wir beschämt eingestehen, dass wir uns womöglich überhaupt noch nie um sie gekümmert haben! Kein Wunder, dass es uns deshalb nie in den Sinn kam, sie durch Einschalten eines Fasttages dann und wann zu schonen oder durch Mässigkeit im Essen und Trinken etwas mehr Rücksicht auf sie zu nehmen! Es ist reichlich spät, das Trinken einzustellen, wenn die Leber schon geschrumpft ist und oft auch meist zu spät, von der verkehrten Eiweiss-überfütterung, also der einseitigen Fleisch-, Eier- und Käsenahrung, wie auch von der Einnahme denaturierter Lebensmittel abzustehen, wenn die Krebszellen schon den grössten Teil der Leber ausmachen.
Wichtiges Funktionsorgan
Viel zu wenig ist man über die Wichtigkeit der Leber für unsere Gesundheit orientiert. Wäre dies der Fall, dann würde man ihrer Pflege viel mehr Beachtung schenken. Die Millionen von Menschen, die an Krebs leiden, haben wohl kaum eine Ahnung, dass in Folge einer gesunden Leber ihre schlimme Krankheit kaum hätte ausbrechen können. Es ist eine Erfahrungstatsache, dass eine gut arbeitende Leber, die ihren vollen Dienst versieht, uns vor einer schwierigen Erkrankung bewahren kann. Aus diesem Grunde sollte sich jeder warnen lassen, die Pflege der Leber ja nicht zu vernachlässigen und sie auch nicht mit Arbeit zu überladen. Verstehen wir erst einmal, was eine einwandfreie Leberfunktion für uns bedeutet, dann werden wir eher gewillt sein, ihr die notwendige Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen. Aber solange es für uns ein grosses Geheimnis bedeutet, dass uns eine gesunde Leber vor vielen schweren Krankheiten zu bewahren vermag, ist es wohl verständlich, wenn wir uns zu wenig um sie kümmern. Eine Leber, die mangelhaft arbeitet, ist am Krebsgeschehen mitbeteiligt. Auch Rheuma, Arthritis und andere Zivilisationskrankheiten ergeben den Beweis, dass die Lebertätigkeit nicht in Ordnung ist.
Zum besseren Verständnis sollten wir stets bedenken, dass die Leber mit ihrer blutreinigenden Tätigkeit eine Schlüsselstellung in unserem Körper einnimmt, wie dies bei keinem anderen Organ in gleichem Sinne der Fall ist. Zwar obliegt auch der Niere eine wichtige, blutreinigende Aufgabe, aber trotzdem steht sie in ihrer Bedeutung für die Gesundheit weit hinter der Leber zurück. Hat die Niere all die sogenannten harnpflichtigen Stoffe, Urate und allerlei Salze, ausgeschieden, dann ist ihre Arbeit vollendet. Bestimmt ist sie auch eine wunderbare Filtrieranlage, aber gleichwohl kann sie sich mit ihrem Arbeitsprogramm nicht mit der Leber messen.
Mit allen Giften, die wir einnehmen, und es werden ihrer von Jahr zu Jahr mehr, muss sich die Leber befassen, denn sie muss mit ihnen fertig werden. Sie muss entgiften, neutralisieren und allerlei Laborkünste anwenden, damit sich die Schädigung durch Gifte so wenig als möglich auszuwirken vermag. Nahrungsgifte, Rückstände von Spritzmitteln und Konservierungsmitteln, Medikamentengifte sowie all jene Gifte, die im Darm gebildet werden, wenn die Verdauung nicht in Ordnung ist, gehören zum Aufgabenkreis der Leber. Sie hat demnach schwerwiegende Pflichten zu erledigen, muss sie doch durch entsprechende Entgiftung dafür sorgen, dass keine grösseren Schädigungen entstehen. Noch weit mehr als nur das, was soeben zur Aufzählung gelangte, muss die Leber bewältigen. Wenn sie nur einige Stunden ihre entgiftende Tätigkeit aussetzen würde, so dass das Blut, das über die Pfortader in die Leber gelangt, in ungereinigtem Zustand über die Hohlvene dem Körper wieder zugeführt würde, dann könnte dieser in Folge Vergiftungserscheinungen zugrunde gehen. Die Länge des Lebens und die Gesundheit hängen vorwiegend von der Leber und ihrer Tätigkeit ab. Es ist daher zu unserem Nutzen, ein möglichst klares Bild ihres Aufgabengebietes zu erwerben.
Giftstoffe – eine Belastung für die Leber
Da wir heute besonders vielen bekannten und unbekannten Giftstoffen ausgesetzt sind, ist es angebracht, diese etwas eingehender zu betrachten. Als Gifte bezeichnen wir Stoffe, welche die normalen Funktionen des Körpers wesentlich stören und demzufolge vorübergehenden oder bleibenden Schaden, ja sogar ein Erdrosseln des Lebens verursachen können. Am einfachsten unterscheiden wir diese Gifte durch eine entsprechende Einteilung. Da sind einmal die Berührungsgifte, die durch blosse Berührung zu schädigen vermögen. Dann kennen wir auch die Blutgifte, die im Blute wirken und in der Regel durch Einspritzungen und Verletzungen dorthin gelangen. Ferner gibt es auch Gifte, die, durch den Mund eingenommen, wirksam sind. Auch die gasförmigen Gifte, die eingeatmet werden können, dürfte man noch in Betracht ziehen, da sie besonders in der heutigen Zeit der Technik und der Motoren stark vertreten sind und empfindlich zu schädigen vermögen, denn auch die gesunde Luft spielt bei der Erhaltung gesunden Lebens eine wichtige Rolle. Aber wie sieht es in der Hinsicht in unserer gepriesenen Zivilisation aus? Nicht nur in einem Land mit Millionen Autos und unzähligen Riesenfabriken wird die Luft mit Gasen und Rauch schwer verpestet, auch bei uns in der Schweiz ist dies immer mehr der Fall. So nimmt durch die wachsende Reiselust der Europäer der Autoverkehr immer mehr zu, weshalb auf unseren schmalen, gewundenen Strassen bis hinauf über die verschiedenen Bergpässe und durch einsame Gegenden ganze Züge von Autos rasen und die vordem so reine, frische Luft mit unliebsamen Gasgerüchen durchschwängern.
Nicht alle lebenden Geschöpfe sprechen auf die verschiedenen Gifte gleich an. Menschen mit strotzender Gesundheit und kräftiger Grundlage sind bekanntlich viel weniger empfindlich als jene, die von Geburt an schwächlich sind, was eine doppelte Vorsicht erfordert.
Interessant ist auch die eigenartige Verschiedenheit der Reaktionen gegenüber Giftstoffen bei den Tieren. So liess sich feststellen, dass Kaltblüter auf verschiedene Giftstoffe empfindlicher reagieren als Warmblüter. Erstere können durch viele Gifte, die den Warmblütern gar nichts ausmachen, getötet werden. Aber auch unter den warmblütigen Tieren bestehen gewisse Unterschiede in der Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen Giftstoffen, so dass das, was dem einen bekömmlich ist, dem andern schadet oder gar töten kann. In den Tropen gibt es Tiere, die sogar Giftschlangen angreifen und fressen können, ohne dadurch irgendwelche Störungen zu erleiden. Andere dagegen erliegen dem Schlangengift wie der Mensch, wenn nicht sofort ein Gegengift zur Verfügung steht. Fast könnte man aus diesen Beobachtungen schlussfolgern, dass das, was dem einen als Nahrungs- und Heilmittel dient, dem anderen ein gefährliches Gift sein kann, weil jedenfalls seine Leber nicht fähig ist, dessen Wirksamkeit durch Entgiftung aufzuheben.
Pflanzengifte in der Homöopathie
Interessant ist es, dass nach dem homöopathischen Prinzip eigentlich jedes pflanzliche Gift als Heilmittel betrachtet werden kann, wenn man es in einer Dosierung einnimmt, welche keinerlei Störungen mehr auslöst, sondern auf körperliche Funktionen sogar günstig zu wirken vermag. Die Homöopathie hat von dieser Feststellung schon viel Gebrauch gemacht und reichlichen Nutzen daraus gezogen, denn die besten und wirksamsten homöopathischen Mittel sind potenzierte, also stark verdünnte Gifte, und zwar vorwiegend pflanzlicher Natur. Auch die Allopathie verwendet viele pflanzliche Gifte, jedoch meistens immer noch in Dosierungen, die im inneren Kreise der eigentlichen Giftwirkung liegen.
Beachtenswert ist auch die Erfahrung, dass Gesamtextrakte aus Giftpflanzen nicht so schädigend wirken, wie rein dargestellte Giftstoffe, die man einzeln herauskristallisiert hat. Ein solches Beispiel finden wir beim Opium, dessen Derivate, also die aus dem durch Rohopium gewonnenen Stoffe, viel giftiger wirken als der gesamte Komplex, so wie er im Rohopium und somit auch in der Opiumtinktur enthalten ist.
Gefährliche Metallsalze
Die Praxis hat ferner erwiesen, dass pflanzliche Gifte viel leichter und besser wieder aus dem Kör...