
- 348 Seiten
- German
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Über dieses Buch
Die Verbrechensbekämpfung gehörte nicht zu den zentralen Politikfeldern des nationalsozialistischen Regimes, trotzdem zählte die Kriminalpolizei "zum Kern und Machtzentrum" dieses völkischen Maßnahmenstaates. Die Kontrolle der Kriminalität und die Verfolgung von sogenannten ´Berufsverbrechern´ und sozialen Randgruppen waren wesentliche Elemente nationalsozialistischer Gesellschaftspolitik. Eine von Himmler 1937 zentralisierte, im Reichskriminalpolizeiamt (RKPA) verreichlichte und 1939 in das Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) integrierte Kriminalpolizei wurde ein wirkungsvolles Werkzeug des NS-Staates und vollzog Maßnahmen zur ´Vorbeugenden Verbrechensbekämpfung´ zum Schutz der nationalsozialistischen ´Volksgemeinschaft´, vor allem auch zum Schutz ihrer vermeintlichen biologischen Substanz. In diesem Rahmen wurden sowohl im Deutschen Reich (DR) als auch in den von der Deutschen Wehrmacht okkupierten Gebieten rund 110 000 Menschen von der Kriminalpolizei als ´Verbrecher´ oder ´Asoziale´ in Konzentrationslager deportiert, wo mehrere Zehntausend den Tod fanden. Zudem verschleppte die Kriminalpolizei weiter über 40 000 Sinti und Roma, die fast alle in der Folge umkamen. Die Deportationen wären ohne die Kriminalpolizei nicht möglich gewesen, sie wurde damit auch in den Einsatzgruppen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und des Sicherheitsdienstes (SD) zum Vollstrecker der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik.Dr. Bernhard (Bernd) Wehner (1900-1995) war von 1940 bis 1945 als Kriminalrat (KR) und SS-Hauptsturmführer im RKPA Experte im Referat ´Kapitalverbrechen´ tätig und beispielsweise anlässlich des Attentatsversuchs auf Hitler am 20. Juli 1944 eingesetzt.Wehner, der 1951 wieder in die Kriminalpolizei eingestellt und im 1970 als Kriminaldirektor (KD) und Leiter der Kriminalpolizei Düsseldorf pensioniert wurde, publizierte zwischen 1949 und 1989 umfangreich zunächst als Journalist des Magazins "Spiegel" und nachfolgend in der Fachzeitschrift "Kriminalistik" Beiträge zur Geschichte der Kriminalpolizei zwischen 1933-1945 mit dem Narrativ, die Kriminalpolizei sei ohne eigenes Verschulden und ohne eigene politische Überzeugung in die Diktatur geraten und dort lediglich ein Werkzeug der Machthaber gewesen. Die Kriminalpolizei wurde als Täter so zum Opfer und die tatsächlichen Opfer blieben reine Objekte kriminalpolizeilicher Maßnahmen. Dieser Legendenbildung schlossen sich in den Folgejahren weitere ehemalige und in der BRD wieder aktivierte Führungskräfte der Kriminalpolizei an, die versuchten, Einfluss auf die Entwicklung der Nachkriegs-Kriminalpolizei in Westdeutschland zu nehmen, auch auf die Einrichtung des BKA im Jahr 1951.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Forschungsstand und Arbeitsaufriss
- 2. Fragestellung, Quellenlage und Literatur
- 3. Die preußische und Berliner Kriminalpolizei in der Weimarer Republik bis 1933 sowie das Preußische Landeskriminalpolizeiamt als Vorläufer des Reichskriminalpolizeiamtes
- II. Die Kriminalpolizei als Teil der Sicherheitspolizei und de snationalsozialistischen Repressions- und Vernichtungsapparates
- 1. Grundsätzliche Vorbemerkungen
- 2. Ausgangssituation Anfang 1933 im Kampf gegen die ´Berufsverbrecher´ und erstegesetzliche Maßnahmen des NS-Regimes
- 3. Die Entstehung der Gestapo als kriminalpolizeiliche Parallelorganisation innerhalb der Sicherheitspolizei
- 4. Vorbeugende Verbrechensbekämpfung durch die Polizei, insbesondere gegen´Berufsverbrecher´, ´Asoziale´ und ´gewohnheitsmäßige Sittlichkeitsverbrecher
- 5. Bekämpfung der sogenannten ´Zigeunerplage´ als besondere Aufgabe derKriminalpolizei
- 6. Neuorganisation der Kriminalpolizei und Einrichtung des Reichskriminalpolizeiamtesals zentrale Reichsbehörde und Neuordnung der Weiblichen Kriminalpolizei1937
- 7. Die Ausbildung von Kriminalkommissaren für Angehörige der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes
- 8. Inspekteure der Sicherheitspolizei (und des Sicherheitsdienstes)
- 9. Fazit zu Abschnitt II
- III. Dr. jur. Bernhard Wehner (1909-1995)
- 1. Biografie einschließlich seiner beruflichen und politischen Vita
- 2. Publikationen in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945:Aufgaben und der Rolle der Kriminalpolizei in der NS-Zeit im Kontext derNachkriegsnarrative
- IV. Weitere Publikationen: Nachkriegsnarrative und -kontinuitäten in derKriminalpolizei der BRD
- 1. Ehemalige Führungskräfte der Kriminalpolizei in der NS-Zeit
- 2. Sonstige Angehörige der Kriminalpolizei/Polizei als Autorinnen/Autoren
- 3. Weitere Veröffentlichungen
- 4. Zwischen-Fazit zur Rezeption und Legendenbildung
- 5. Nachkriegskontinuitäten in der Kriminalpolizei der BRD
- V. Schlussbetrachtungen und Fazit
- Anhang