Zeitkonstitution, Psychologie, Selbsterkenntnis – und Autofiktionalität?
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Zeitkonstitution, Psychologie, Selbsterkenntnis – und Autofiktionalität?

Augustins ,Confessiones’

  1. 840 Seiten
  2. German
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Zeitkonstitution, Psychologie, Selbsterkenntnis – und Autofiktionalität?

Augustins ,Confessiones’

Über dieses Buch

Augustins Confessiones werden hier erstmalig als ein Text mit einem alternativen Deutungspotential für auch heute virulente Fragen und Probleme interpretiert. Gemäß dem Kirchenvater ist Zeit weder ›objektivistisch gegeben‹, noch ist ›Zeit‹ ein rein subjektivistisches Konstrukt. Vielmehr wird Zeit durch eine (äußere wie innere) Veränderungsprozesse in ihrer Einheit erfassende Erkenntnisinstanz (Seele) aktual konstituiert. Das Kritikpotential dieser Zeittheorie zeigt sich in ihrem Lösungsansatz für moderne Aporien, wie z.B. die vermeintliche Unvereinbarkeit von ›innerer Zeiterfahrung‹ und ›äußerer Zeit‹; zugleich ist Augustins Zeittheorie anschlussfähig an moderne Theorien (Relativitätstheorie). In literaturwissenschaftlicher Hinsicht unterlaufen die Confessiones gewohnte Unterscheidungen wie die zwischen Autor und Erzähler, zwischen Erzähler und Figur. Der ›Wahrheitswert‹ der Bekenntnisse bemisst sich nicht daran, wo Autofiktionalität aufhört und Autobiographie beginnt, sondern an dem Maß der Selbsterkenntnis, welches für die reflektierende Seele im Lichte einer sie transzendierenden absoluten Wahrheit möglich ist. Da für Augustinus Selbsterkenntnis abhängig ist von Gotteserkenntnis, mündet das Werk in den letzten Büchern in die Meditation über die Heilige Schrift der Christen.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Frontmatter
  2. Ein unwissenschaftlicher Einstieg
  3. I. Einleitung
  4. II. Zeitkonstitution und der Zusammenhang von Seelentheorie und Physik in Conf. XI
  5. 1. Zur Forschungslage
  6. 2. Der Ausgangspunkt der Zeitmeditation im Kontext von Augustins kritischer Bibel-Hermeneutik und Wirklichkeitsauffassung. Gottes Gegenwart als Horizont der Zeit und der im zeitlichen Bekenntnis vollzogene Akt der religio hin zum Ewigen
  7. 3. Der Übergang von der Bibelexegese zur Frage nach der Zeit: Das eingestandene Nichtwissen als produktiver Ausgangspunkt der Untersuchung in Abgrenzung zum ‚postmodernen Dogma‘, es könne und dürfe kein Wissen (mehr) geben
  8. 4. Das Bestimmt-Sein als Kriterium der Suche nach dem ‚Wesen‘ der flüchtigen Zeit: einige Abgrenzungen zuphysikalischen Messungen und Berechnungen sowie gegenüber einem ‚rein subjektiven‘ Zeit-Verständnis
  9. 5. Physik nicht ohne Seelenlehre: das tendentielle Nicht-Seinphysikalischer und das Sein seelisch-geistiger Zeit. Die in der Gegenwart des schauenden Geistes bewahrten Zeiten und die Notwendigkeit der Seele für jegliche Zeitkonstitution
  10. 6. Begreifbares Sein vs. materielle Existenz, das Messen des scheinbar Ausdehnungslosen in der Seele sowie die Differenzierung zwischen Körperbewegung und Zeit
  11. 7. Das Bekenntnis des Unwissens, die Relativität des Einzelnen, die Bestimmtheit der Begriffe sowie die Stimme als Lerngegenstand (mathêma) zur praktischen Erschließung geistiger Zeitmessung: Kritik an kantianisch motivierten Einwänden
  12. 8. Das wechselvolle Verhältnis zwischen sinnlicher Wahrnehmung von etwas Materiellem und seiner geistigen Erfassung: die Mittelstellung der Seele und der in geistiger Aktivität begründete Beginn aktualer Zeit
  13. 9. Rückwendung zu Gottes Ewigkeit als dem Prinzip und Horizont aktualer Seelenzeit: Die Bedeutung des Erlöstseins durch Christus für die persönliche Zeiterfahrung
  14. III.Autobiographie oder Autofiktionalität –und die Conf.? Bekennen als Öffnung des Seelenraums vor Gott: Selbstfindung im Erkanntsein durch die Wahrheit jenseits der Alternative ‚fiktional vs. faktual‘ (Conf. I–IX)
  15. 1. Zum postmodernen Konzept des Autofiktionalen und seinen cartesianischen Voraussetzungen im Vergleich zu den Conf.: Selbst-Erfindung oder Selbst-Findung? Verdrängt eine Theorie den Text, welchen sie erschließen will?
  16. 2. Zeittheorie, Selbsterkenntnis und Erinnerungen: Conf. XI als Schlüssel für die Bücher I–IX, Autor vs. Erzähler und die Frage nach ihrem ‚autobiographischem‘ respektive ‚autofiktionalem‘ Charakter
  17. 3. Der Beginn der Conf.: Das Fehlen eines Ichs bzw. Erzählers zugunsten des adressierten Du und die implizite Zurückweisung gewohnter hermeneutischer Kategorien
  18. 4. Das Eintreten in die kreisende Bewegung des Anrufens, Suchens, Glaubens, Befreitwerdens. Der Beginn des Lebens vor der Erinnerung, die bereits gestorbene Kind- und Schulzeit sowie die Frage nach der Authentizität der Gedächtnisinhalte
  19. 5. Die nicht vollzogene Nottaufe, Leben ‚im Außen‘ vs. höchste geistige Lust, Birnendiebstahl: Erinnerungen und ihre Relevanz in der Jetztzeit
  20. 6. Karthago: Liebschaften, Hunger ohne Verlangen, Manichäismus. Die (Nicht-)Differenz zwischen Erzähler und erlebender Figur im Modus des Bekennens und die Rolle Monnicas als Mutter und Verkörperung des Glaubens
  21. 7. Treue ohne Ehe, ein Sohn und der Verlust eines Freundes: Psychologie des Trauerns und dessen falsche sowie zielführende Bewältigung. Liebe zu Menschen und zu Gott, die Vorwegnahme der Zeittheorie aus Conf. XI und der Tod des Todes
  22. 8. Manichäismus, Philosophie/Astronomie, Selbst- und Gotteserkenntnis: der Verlorene Sohn in Platons Höhle sowie die vielschichtige Symbolik des Wassers. Ist die Differenz von Präsentation und Inhalt ein Argument gegen eine autofiktionale Lesart der Conf.?
  23. 9. Psychologie: Verdrängung auf Manichäisch, intellektive Depression, Skepsis und der Ausweg des Ambrosius. Gut und Böse als Körpermassen, die (Un-)Denkbarkeit der Jungfrauengeburt, der Mensch als Abbild Gottes und die überlegene Tugend der Frauen
  24. 10. Die Suche nach Gott als philosophische Aufgabe: Theodizee und Widerlegung der Manichäer. Die Perspektiven des erlebenden und des zurückschauenden Augustinus im ‚Alleingespräch‘ der Seele mit sich selbst (Soliloquia und Conf. im Vergleich)
  25. 11. Widerlegung der Astrologie, „gewisse Bücher der Platoniker“, das spezifisch Christliche und das universale Wahrheitsgold: Die Gefahr des Hochmuts als seelische Realität jenseits der Alternative ‚historisch vs. autofiktional‘
  26. 12. Die Offenbarung des Gottesnamens und die Erkenntnisdes absoluten Seins: die Gutheit Gottes, die der Geschöpfe und warum das Böse real ist, aber über keine eigene Substanz verfügt: Augustins dynamisch-kontingentes Weltbild und Theodizee
  27. 13. Demut und wahre Größe: Ist Christus nur ein Lehrer, ein ‚besonderer Mensch‘? Nutzen und Gefahr platonischer Philosophie und die Bedeutung der Erlösungstat Christi
  28. 14. Augustins Gotteserfahrung, Subjektivität und der seelisch-psychologische Fokus der Conf.: Victorinus’ Bekehrung – Ausschmückung oder adäquate Erzählung? Positive und pejorative Gegensätze sowie die Wandlung von Stärke und Schwäche
  29. 15. Herz, Intellekt, Wille: Staunen und Erschrecken – Ponticianus. Bekehrung als die Unmöglichkeit, vor sich selbst zu fliehen, und als das Sich-selbst-Ansehen in der Gegenwart Gottes; seelische Wahrheit vs. kantianische Einbildungskraft
  30. 16. Die existentielle Befreiung des freien Willens durch Gottes Gnade, der Quell der Weisheit, die Lust an den Psalmen und der Verzicht auf autofiktionale Ausschmückung
  31. 17. Augustins Mutter, das ewige Auferstehungsleben und die Ostia-Vision, das Geborenwerden in Fleisch und Herz sowie die providentielle Zuordnung von Fehlern hin zum Guten
  32. 18. Monnicas Tod: Die Perspektive auf das ewige Leben, kontrollierte und zugelassene Tränen, Authentizitätvs. autofiktionale Stilisierung und die Berechtigung der Vergangenheit als innerseelische Gegenwart. Trauerbewältigung eines Christen: Trägt Augustins Glaube?
  33. IV. Memoria und die Gegenwart des bekennenden Ichs (Conf. X)
  34. 1. Zeit, Gedächtnis, Erinnerungen – worin liegt die innere Einheit der Conf. begründet?
  35. 2. Selbsterkenntnis des eigenen Erkanntseins durch Gott: die Kreisbahn des Bekennens und Hörens sowie der Aufstieg von den Geschöpfen zu ihrem Schöpfer. Intendierte Leserschaft und christliche caritas als hermeneutische Bedingung: das befreiende Licht der Liebe
  36. 3. ‚Seelenarchäologie‘: Die Ergründung des Gedächtnisses und seiner Inhalte auf der Suche nach Gott, die Begegnung des eigenen Ichs mit sich selbst und Erinnerung als Bedingung der Zeit
  37. 4. Gefühle und ihr originärer Ort in der Seele; das Paradox des erinnerten Vergessens und das Beispiel des ‚versagenden‘ Namensgedächtnisses. Die verpönte Wahrheit und das Einwohnen des transzendenten Gottes im Gedächtnis
  38. 5. Immer noch in dieser Welt: Gott als Erst-Liebender, alte innere Konflikte und die Ruhe des Gewissens in der Verbundenheit mit dem Erlöser
  39. V. Bibellektüren (Conf. XII–XIII): Textexegese auf verschiedenen Ebenen. Die Möglichkeiten literaler und allegorischer Deutungen in enger Rückbindung an den konkreten Wortlaut der Schrift vor dem Hintergrund einer philosophisch fundierten pluralen Hermeneutik
  40. 1. Das Werkganze der Conf.: Das vorweggenommene Buch XI und Binnenbezügezwischen den Büchern X, XI und XII
  41. 2. Schriftexegese, Wahrheit, Inspiration, die Aufgabe der Exegese und zwei Weisen unzeitlichen Seins
  42. 3. Lust und Leidenschaft des Exegeten an Gottes Wahrheit und an der unzerstörbaren intelligiblen Schöpfungsordnung. Wollte Moses wirklich sagen, was Augustinus aus dem Text herausliest? Warum eine inspiriert verstandene Heilige Schrift mit den Menschen in ihrer Verschiedenheit rechnet und auf eine plurale, nicht-beliebige Hermeneutik zielt
  43. 4. Einwände, Glaube und Vernunft, Wörtlichkeit und intellekthaftes Begreifen. Historische Spekulation über Vergangenes vs. philosophisch argumentativ gewonnene Erkenntnis als Basis einer offenen Hermeneutik sowie der behutsame Umgang mit Wahrheit
  44. 5. Conf. XIII – ein „toter Text“? Wie eine missverstandene ‚Prädestination‘ darüber entscheidet, welchen Text man liest: Ist wirklich alles vorherbestimmt?
  45. 6. Der Übergang von der literalen zur konkret-allegorischen Interpretation, Gottes in sich ruhende Transzendenz und die Einheit der Conf.
  46. 7. Die Transzendenz des Geistes und der Trinität (in Abgrenzung zur Menschwerdung allein des Sohnes). Der Abgrund der Begierde, die emporhebende Liebe Gottes und warum selbst der Teufel noch die gute Schöpfungsordnung bezeugt
  47. 8. Prozession des Glaubens und die Scheidung von Licht und Finsternis als Gottes eschatologisches Gericht. Die Unverfügbarkeit der Gnade und warum Gottes Prädestination den Menschen nicht seiner Freiheit und Eigenverantwortlichkeit enthebt
  48. 9. Das Firmament der Heiligen Schrift und die „lobenden Wasser“ darüber, Erde, ethische Früchte und Sternenglanz: Konkrete Allegorese und der Selbstaufschluss der Bibel. Vorteile augustinischer Hermeneutik gegenüber historisch-kritischer Methodik
  49. 10. Dornen der Habgier auf fruchtbarer Erde und der verdunkelte Himmel. Der im Geistigen überwundene Überdruss des Sinnlichen und die Erneuerung des Geistesals Abbild des drei-einigen Gottes
  50. 11. Das zeitlose Sehen Gottes und die dem Menschen daran mögliche Anteilhabe, Prädestination und geschichtliche Kontingenz sowie der kritische Zweifel am Wortlaut der Heiligen Schrift: Allegorese und ihr literales Fundament
  51. 12. Der Friede des ewigen Sabbats und die absolute Gutheit Gottes
  52. VI. Epilog
  53. 1. Zusammenfassung
  54. 2. Ein eher unwissenschaftlicher Ausblick
  55. Anhang: Augustins Zeittheorie und Einsteins Relativitätstheorie
  56. Backmatter