Kulturelle Integration und Personennamen im Mittelalter
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Kulturelle Integration und Personennamen im Mittelalter

  1. 324 Seiten
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Kulturelle Integration und Personennamen im Mittelalter

Über dieses Buch

Der Sammelband vereint Beiträge von Sprachwissenschaftlern und Historikern zu Phänomenen des Sprach- und Kulturkontaktes in europäischen Personennamen des Mittelalters. Im Mittelpunkt stehen kulturhistorische, historische und philologische Fragestellungen, insbesondere in den Bereichen der Migration, der Akkulturation und der Integration in multilingualen Gesellschaften bzw. in Grenzgebieten. Die Untersuchungen widmen sich schwerpunktmäßig den Verhältnissen im fränkischen Merowinger- und Karolingerreich und in Italien. Beiträge zu jüdischen Namentraditionen auf der Iberischen Halbinsel sowie zu skandinavisch-kontinentalen, angelsächsisch-keltischen und baltisch-slawisch-westeuropäischen Namenbeziehungen eröffnen weitere Perspektiven. Der Band gibt neue Impulse für die Interferenz-Onomastik.

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Information

Jahr
2018
eBook-ISBN:
9783110390896
Auflage
1
Thema
Storia
Fjodor Uspenskij

Die Entstehung eines Modells der Namenwahl

Magnús als Name für ein illegitimes Kind des Herrschers im mittelalterlichen Skandinavien

1Einleitung: Der Einsatz des Namens im Spiel der Politik

Die Zeit, die unmittelbar auf die Christianisierung folgt, war eine der markantesten und bedeutendsten für die skandinavische Kultur. Christentum und heidnische Elemente bestanden noch lange nebeneinander und lebten in verhältnismäßig friedlicher Koexistenz. So wurden die Kinder nach der Christianisierung Skandinaviens weiterhin nach ihren heidnischen Vorfahren benannt und erhielten auf diese Weise noch als Christen die althergebrachten, heidnischen Namen.
Die heidnischen Sippennamen waren außerordentlich beständig, und die Namenwahl für ein Kind war bestimmten Regeln unterworfen. Diese Regeln waren natürlich nicht völlig starr und unwiderruflich, jedoch musste das Kind, um der Welt seiner Sippe anzugehören, den Sippennamen erhalten. Der Brauch, einen Nachkommen nach einem verstorbenen Verwandten zu benennen, überlebte den Glauben an die Seelenwanderung um mehrere Jahrhunderte und bleibt ein eigentümliches Relikt solcher archaischer Vorstellungen.1060
Eine besonders bedeutsame Angelegenheit war die Namenwahl in Adelsfamilien, vor allem in der Königsfamilie. Die Namen der norwegischen Könige sind in der überwältigenden Mehrheit ureigen skandinavische. Außerdem zeichnen sich diese Namen mehrheitlich dadurch aus, dass sie in eine dynastische Tradition gehören, sie sind für die gesamte Sippe charakteristisch und werden als solche von dem wesentlichen Teil der Gesellschaft anerkannt.1061
Dass die christlichen Namen fremder Herkunft bei den norwegischen Königen nicht anzutreffen sind, hat einen guten Grund. Der dynastische Name war vor allem ein Zeichen, ein unverzichtbares Insigne der Herrschaft und eine Vorbedingung der Inthronisierung. Die Verleihung eines Namens, der von irgendeinem ehrwürdigen Vorfahren ererbt war, und aus dem sich berechtigte Thronansprüche ableiten ließen, zeugte jedes Mal von der Kontinuität der dynastischen Tradition und gewährleistete die Einheit der Sippe. Deshalb war das System der Männernamen, die in den skandinavischen Herrscherdynastien verbreitet waren, in höchstem Maße in sich geschlossen, traditionell und konservativ.
Diese Charakteristik erschwerte erheblich den Import neuer Namen in den dynastischen Namenbestand. Nichtsdestoweniger kamen mit der Zeit ausländische Anthroponyme in der Herrscherfamilie in Umlauf, obwohl man nach wie vor nicht sagen kann, dass es sich um eine Massenerscheinung handelte. In der königlichen Sippe war der Name – der traditionelle (ureigen skandinavische) wie der fremde (christliche) – ein wichtiges Mittel, mit dem die Eltern das dynastische Schicksal des Kindes bestimmen konnten. Wollte der Vater den Anspruchs seines Sohnes auf die Nachfolge dokumentieren oder ihn davon ausschließen, wollte er neue Verwandtschaftsbeziehungen festigen oder wollte er die Verbindung zu einem berühmten Vorfahren unterstreichen oder in anderer Weise den Platz seines Nachkommens in der Sippe bestimmen: Er nutzte Namen zur Demonstration seines Willens. Nicht zufällig konnten die Thronprätendenten, deren Zugehörigkeit zum Königsgeschlecht strittig war, ihren Namen ändern oder ergänzen, um ihrem Machtanspruch eine höhere Legitimität zu verleihen. So war einer der unehelichen Söhne des Magnús Barfuß († 1103) ursprünglich unter dem keltischen Namen Gilli oder Gillikrist (wörtlich ‚Diener Christi‘) bekannt. Als er seine Herkunft kundtat und damit Ansprüche auf den Thron erhob, machte die Mutter Gillis seinen zweiten Namen öffentlich – Harald, einen eindeutig dynastischen Namen, den sie vielleicht für diesen Fall vorgesehen hatte. Er bestieg den norwegischen Thron und nannte sich fortan Harald Gilli oder Harald Gillikrist († 1136).1062
Außerordentliche Wichtigkeit hatte der Name hinsichtlich der königlichen unehelichen Nachkommen. Gerade hier sind die Mechanismen dieses feinen Instrumentes der Namengebung besonders anschaulich, mithilfe dessen die skandinavischen Könige versuchten, die dynastischen Beziehungen zu regeln. Im mittelalterlichen Skandinavien bot ein uneheliches Kind neue Möglichkeiten bei der Namenwahl. Bei der Geburt eines unehelichen Kindes wurden offenbar weit größere Abweichungen von der Tradition zugelassen als bei einem ehelichen. Oft war die Wahl des Namens für den legitimen Nachfolger schon im Voraus festgelegt – der Vertreter der Dynastie sollte zu Ehren des Großvaters, des Urgroßvaters oder eines anderen nahen Verwandten benannt werden, wobei es im Interesse der Familie war, die Wahl so transparent wie möglich zu gestalten. Demgegenüber war die Namenwahl für einen unehelichen Sohn nicht in so hohem Maße durch dynastische Trad...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhaltsverzeichnis
  6. Abkürzungsverzeichnis
  7. Chancen, Risiken und Methoden einer anthroponymischen Interferenz-Onomastik des Mittelalters. Eine Einführung in die Thematik des Kolloquiums
  8. Germanische Personennamen in romanischen Familien Galliens
  9. Namen und kulturelle Integration zwischen Spätantike und Frühmittelalter: das Beispiel des Episkopats in Gallien
  10. Die Personennamen auf den merowingischen Monetarmünzen als Spiegel der romanisch-germanischen Sprachsynthese im Frankenreich
  11. Translinguale Aspekte der Personennamengebung im frühmittelalterlichen Churrätien
  12. Der ‚Liber viventium Fabariensis‘ als Quelle zur politischen und kulturellen Integration Churrätiens in das Karolingerreich. Überlegungen anhand des ältesten Eintrags
  13. Hybridnamen in Italien im 8. Jahrhundert: die Morpheme lup- und magn-
  14. Germanisch-romanische Hybridnamen mit dem romanischen Suffix -ulus im langobardischen Italien
  15. Anmerkungen zu den sozio-kulturellen Aspekten der Onomastik germanischen Ursprungs im frühmittelalterlichen Italien (Dukat von Benevent)
  16. Die frühmittelalterliche Namenwelt von Ravenna, der östlichen Romagna und der Pentapolis (Marche)
  17. Britons and Anglo-Saxons
  18. Zur Integration der Juden über Personennamen im römischen Westen und im mittelalterlichen Spanien
  19. Die Entstehung eines Modells der Namenwahl. Magnús als Name für ein illegitimes Kind des Herrschers im mittelalterlichen Skandinavien