Christus und sein dreifaches Amt
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Christus und sein dreifaches Amt

Multiperspektivische Annäherungen an eine zentrale Figur christologischen Denkens

  1. 723 Seiten
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Christus und sein dreifaches Amt

Multiperspektivische Annäherungen an eine zentrale Figur christologischen Denkens

Über dieses Buch

Die Arbeit unternimmt den Versuch, die klassische Lehre vom dreifachen Amt Christi multiperspektivisch zu untersuchen. Neben lehrgeschichtlichen Fallstudien (Calvin, Schleiermacher, Pannenberg, M. Welker) stehen interdisziplinäre Annäherungen aus Sicht der Exegese und der politischen Theorie. In dogmatischer Hinsicht ergibt sich die aktuelle Aussagekraft der Ämterlehre aus der Gegenwendigkeit einer offenbarungs- und erfahrungstheologischen Perspektive, die an M. Luther und K. Barth entfaltet wird. So zeigt sich: Die Ämterlehre ist Chiffre spezifisch christlicher Freiheitserfahrungen, die sich aus der unverfügbaren Anteilgabe an der Freiheit Jesu Christi verdankt. Die Ämterlehre ist damit keine überholte metaphysische Lehrform, sondern genuiner Ausdruck christlichen Selbstverständnisses.

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Information

1. Hauptteil:Die Lehre vom dreifachen Amt Christi in theologiegeschichtlicher Perspektive

1Der Ausgangspunkt der Ämter in der Inkarnation

1.1Johannes Calvins reformatorische Systembildung des dreifachen Amtes Christi

1.1.1Die Stellung der Ämterlehre innerhalb von Calvins Institutio Christianae Religionis

Die Lehre vom „dreifachen Amt Christi“ erscheint erstmals bei Johannes Calvin in systematisierter Form. Zwar gibt es sowohl zeitgenössische Vorläufer als auch eine bis in die Antike zurückreichende Tradition, die bereits die charakteristische Ämtertrias von Prophet, Priester und König bilden und auf Christus beziehen,362 jedoch ist es Calvin, der sie erstmals im Zusammenhang eines eigenen Topos behandelt. Dabei setzt sich bei Calvin die Dreizahl der Ämter, die etwa zeitgleich auch von Andreas Osiander und Martin Bucer benutzt wurde, erst mit der zweiten Auflage der Institutio von 1539 durch.363 In der ersten Auflage seines Hauptwerkes von 1536 gebraucht Calvin zunächst nur die beiden Ämter des Königs und des Priesters, die er wahrscheinlich aus Luthers Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen von 1520 übernimmt.364 Die zusammenhängende Ausarbeitung des prophetischen Amtes ist sein eigener Verdienst.365 Allerdings ist dieses Amt auch 1539 noch nicht vollständig in den Gesamtaufriss der Institutio integriert.366 Erst im Genfer Katechismus von 1545 werden die drei Ämter ausführlicher abgefragt (Fragen 34-45).367 Wobei die Antworten des Katechismus die ausführliche und endgültige Behandlung der Dreiämterlehre durch Calvin in der Neubearbeitung der Institutio von 1559 teilweise vorwegnehmen. In dieser letzten Auflage seines Hauptwerkes nimmt sie jetzt das 15. Kapitel des Zweiten Buches Von der Erkenntnis Gottes als des Erlösers in Christo ein.368
Die Behandlung der drei Ämter bildet dabei an die Scharnierstelle zwischen der Person Christi (Inst II,12–14) und seinem Werk (Inst II,16–17).369 Beides wird im Begriff des Amtes untrennbar miteinander verbunden.370 Die Ämter explizieren den Zweck der Menschwerdung Christi näher, der von Calvin allgemein als „Mittleramt“ (Mediatoris officium) beschrieben wird.371 Damit bezeichnet Calvin den gesamten Vorgang des Christusgeschehens, das den ewigen Ratschluss des Vaters, die Menschwerdung und das Erlösungswerk Christi als Ganzes einschließt. Das Mittleramt findet zunächst allgemein darin sein Ziel, „daß wir aus Menschenkindern zu Gottes Kindern würden, aus Erben der Hölle zu Erben des Himmelreichs“372. In den Einzeldarstellungen der drei Ämter geht es nun darum, diese „Aufgabe des Mittlers“ im Hinblick auf die Frage näher zu bestimmen, „wozu Christus vom Vater gesandt ward und was er uns gebracht hat.“373, also darum, zu beschreiben, wie die Sendung Christi den Gläubigen konkret zu Gute kommt. Diese Fragerichtung will Calvin vor allem gegenüber den sogenannten „altgläubigen“ Gegnern der Reformation festhalten, welche die drei Ämter zwar auch benützten, jedoch nicht um ihren Sinn wüssten.374 Es geht ihm nicht darum, dass man „bloß diese drei Begriffe festhielte: [Sondern] man muß auch wissen, was sie sollen und wozu sie uns gut sind.“375 Damit ist die Ämterlehre der Abschnitt der Christologie in der das für das rechte Verständnis der Inkarnation zentrale pro nobis geklärt wird.376 Klauspeter Blaser kann sie darum geradezu als „ein Herzstück“ von Calvins Theologie bezeichnen.377
Für seine Herleitung der drei Ämter aus biblischen Quellen bedient sich Calvin im Folgenden einer linearen heilsgeschichtlichen Theologie, die dem Schema Verheißung-Erfüllung folgt. Die Dreizahl der Ämter entnimmt er der Bedeutung des Wortes Christus (= „Der Gesalbte“; „Messias“) und der Tatsache, dass im Alten Testament die drei Gruppen der Priester, Propheten und Könige mitunter als Gesalbte bezeichnet werden.378 Calvin merkt zwar an, dass die Messias-Verheißungen des Alten Testaments vornehmlich auf das königliche Amt zielen, aber darum ist keines der Ämter zu vernachlässigen. Für ihn spricht die Bibel stets mit einer einzigen, in allen ihren Büchern übereinstimmenden Stimme, weshalb er z.B. keine Probleme hat, Christus in den Worten der Psalmen vorausgedeutet zu sehen. Historische Brüche im biblischen Zeugnis bestehen für ihn nicht. Dies muss bei der Lektüre mit bedacht werden.379

1.1.2Das prophetische Amt Christi

An erster Stelle behandelt Calvin das prophetische Amt. Hier wird Christus zunächst grundsätzlich in die Reihe der alttestamentlichen Propheten eingereiht (Hebr 1,1). Wie sie hat er die Aufgabe, Gottes Volk nicht „ohne die heilsame Lehre zu lassen“380. Allerdings übersteigt er das Amt der frühen Propheten bei weitem. Bereits im Alten Testament wird nach Calvin nämlich klargestellt, dass erst der Messias die vollkommene Erkenntnis und Erfüllung des Heils bringen wird. Christi „vollkommene Lehre“, das Evangelium, setzt darum aller Prophetie ein Ende, die ihm gegenüber nur einen schwachen, vorläufigen Charakter hat. Den vornehmlichen Inhalt des Evangeliums sieht Calvin dabei in Jes 61,1f., wie Jesus es selbst verkündet hat (Lk 4,18f.). Es besteht somit in der Selbstoffenbarung Christi als Sohn Gottes und damit Gottes selbst.381 Die Endgültigkeit des prophetischen Amtes Christi liegt für Calvin in der Sohn-Appellation in der Taufe Jesu (Mt 3,17) begründet, die er auch mit der Prophetensalbung gleichsetzt. Die Sohn-Appellation hebt Christus über alle anderen Propheten hinaus und steht somit sachlich an erster Stelle. Gegenüber den Propheten des Alten Testamentes ist Christus „nicht nur ein ‚instrumentum‘, sondern […] die Quelle aller Offenbarung selber, die sich jetzt manifestiert und für uns zur Quelle allen Heils und aller Erkenntnis wird.“382
Christi prophetisches Amt geht vor allem darin über die Prophetie des Alten Bundes hinaus, dass er „diese Salbung nicht nur für sich allein [empfing …], sondern für seinen ganzen Leib (die Gemeinde)“383. Den biblischen Beleg hierfür findet Calvin in der Ausgießung des Geistes (Joel 3). Die prophetische „Aufgabe“ Christi der „Herold und Zeuge der Gnade des Vaters“ (praeco et testis gratiae patris) zu sein, ist „vom Haupte aus auch den Gliedern zugekommen“384, so dass nun die ganze Gemeinde Anteil an diesem prophetischen Amt gewinnt. Die Gemeinde wird zum Zeugnis befähigt, damit sich „in der immerwährenden Verkündigung des Evangeliums die Kraft des Geistes entsprechend auswirke“385 (in continua Evangelii praedicatione virtus Spiritus respondeat). In dieser Hinsicht ist die Prophetie dann auch nicht wie die alttestamentliche zu einem Ende gekommen: „Die Prophetie geht nämlich insofern weiter, als dass Christen durch den Mittler Christus zu Teilhabern an dessen prophetischem Amt werden.“386 Jedoch hat alle folgende Prophetie der Gemeinde mit dem Evangelium Christi übereinzustimmen und nicht etwa „Fremdartiges daranzunähen“387 (extraneum assuere), da ansonsten das Evangelium und damit das Ansehen Christi selbst geschmälert würde.
Der Zweck und damit die Antwort auf das „Wozu?“ des prophetischen Amtes besteht nach Calvin in der Einsicht, nicht
über die Einfalt des Evangeliums hinausgehen zu wollen. Die prophetische Würde, wie sie Christus innehat, soll uns also auch zu der Einsicht führen, daß in der Lehre, wie er sie uns gegeben hat, alle Weisheit in vollkommener Fülle beschlossen ist.388
Es geht beim prophetischen Amt also darum, die Letztgültigkeit der Person Jesu und seines Evangeliums und darin die Letztgültigkeit von Gottes heilsamer Gnade für den Glauben festzuschreiben.389 In ihrem antwortenden Vertrauen auf diese vollkommene Botschaft des Evangeliums erweist die Gemeinde Christus allein die Ehre. Sie soll darum nicht etwa außerhalb Christi nach einer anderen Weisheit oder Lehre suchen. Diese Betonung der Einzigkeit des „Lehrers“ Christus lässt sich auch als Abwehr gegenüber anderen Lehrautoritäten verstehen: Neben Christus müssen etwa die scholastische Theologie oder die antike „heidnische“ Philosophie als Erkenntnisgrundlage ausscheiden,390 und auch ein päpstlicher Autoritätsanspruch wird implizit abgewehrt.391 Zugleich aber zeigt die Voranstellung des prophetischen Amtes innerhalb des Dreiämterschemas auch, wie stark Calvin „das Gewicht von Wort, Verkündigung und Bildung in den Vordergrund rück[t, um] der hervorragenden Bedeutung des Wortes in den entstehenden ‚nach Gottes Wort reformierten Kirchen‘ Ausdruck zu geben“392.
Diese Ausarbeitung eines eigenständigen prophetischen Amtes Christi durch Calvin stellt eine Neuerung in der Lehrgeschichte dar. Denn während er die Ämter des Königs und des Priesters von Luther übernimmt, wird das prophetische Amt von ihm erst in den späteren Auflagen der Institutio in die Ämterlehre eingefügt. Calvin setzt das prophetische Amt dafür ein, die Präsenz Christi und des Evangeliums in der Gemeinde zu ermöglichen, ohne diese Anwesenheit Christi selbst „worthaft“, also in eins mit dem Evangelium, zu verstehen, wie es Luther tut.393 Dies hängt mit Calvins Vorstellung von der Himmelfahrt zusammen, nach der Christus nun leibhaftig zur Rechten des Vaters sitzt, so dass seine jetzige Gegenwart bei der Gemeinde eben nicht „leiblich“ sein kann, sondern „geistlich“ sein muss.394 Nur der irdische Christus ist selbst „prophetischer“ Verkündiger des Evangeliums gewesen, seine jetzige Gegenwart in der Evangeliumsverkündigung wird der Gemeinde dagegen über den Geist vermittelt. Dies ändert aber nichts daran, dass Christus auch nach seinem Tod der einzige Lehrer und Prophet der christlichen Gemeinde bleibt. Denn seine geistliche Gegenwart ist für Calvin sogar noch „viel segensreicher […] als während der Zeit seines Erdenwandels, als er sich noch auf die Wohnstatt des Fleisches beschränkte.“395

1.1.3Das königliche Amt Christi

Im Folgenden wendet sich Calvin dem königlichen Amte zu, das er am ausführlichsten behandelt. Zunächst widmet er den gesamten Abschnitt 3 des 15. Kapitels der biblischen Begründung, dass Christi königliches Amt „geistlicher Natur“396 (spiritualis naturam) und damit „nicht von dieser Welt“ ist (Joh 18,36). Da alles, was dieser Welt angehört, eben nur irdischen und zeitlichen Charakter besitzt, muss das Reich Christi geistlich verstanden werden, damit es auch den Charakter der Ewigkeit tragen kann. Diese Ewigkeit der königlichen Herrschaft Christi ist in einer doppelten Reichweite und Beziehung anzusprechen: Sie erstreckt sich „einerseits auf die ganze Kirche, andererseits ist sie jedem einzelnen Gliede der Kirche eigen“3...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Vorwort
  6. Inhalt
  7. Prolog: Dogmatische Christologie zwischen Subjektivitäts- und Offenbarungstheologie
  8. 1. Hauptteil: Die Lehre vom dreifachen Amt Christi in theologiegeschichtlicher Perspektive
  9. Überleitung: Der Ertrag der theologiegeschichtlichen Betrachtungen – „Äußere“ und „innere“ Gründe für die Figur des dreifachen Amtes Christi in der Dogmatik
  10. 2. Hauptteil: Die Lehre vom dreifachen Amt Christi in erfahrungs- und offenbarungstheologischer Perspektive
  11. 3 Die Verknüpfung von lebensweltlicher und architektonischer Ausformung der Ämterlehre in der Dogmatik Gerhard Ebelings
  12. 3. Hauptteil: Die Lehre vom dreifachen Amt Christi in historisch-exegetischer Perspektive
  13. Schluss: Die Bedeutung der Lehre vom Amt Christi für die protestantische Dogmatik – Zusammenfassung und Ausblick
  14. Literaturverzeichnis
  15. Personenregister