
- 252 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Aristoteles-Rezeption in der Geschichtstheorie Johann Gustav Droysens
Über dieses Buch
Die hier vorliegende rezeptionsgeschichtliche Studie leistet eine systematische Aufarbeitung der in der 'Historik' Johann Gustav Droysens (1808–1884) zu findenden Aristoteles-Bezüge und reiht sich somit in die Gruppe der Arbeiten zu den geistesgeschichtlichen Grundlagen der Geschichtstheorie Droysens ein. Durch die Verortung Droysens im Kontext der Aristoteles-Renaissance im 19. Jahrhundert trägt sie zugleich zu deren weiterer Erforschung bei.
Häufig gestellte Fragen
Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Aristoteles-Rezeption in der Geschichtstheorie Johann Gustav Droysens von Christiane Hackel im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Literature & Ancient & Classical Literary Criticism. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information
1. Versuch einer historischen
Kontextualisierung der Aristoteles-Rezeption Droysens
1.1 Zur Bedeutung der aristotelischen Philosophie und zu ihrer Rezeption bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
»Aristoteles ist der würdigste unter den Alten, studiert zu werden.«58 So soll es Hegel in seinen Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie gesagt haben. Das ist somit eine der Bewertungen, die Droysen hinsichtlich der Philosophie des Aristoteles mit auf den Weg bekommen hat. Und zweifellos handelt es sich bei Aristoteles (384–322 v. Chr.), wie die Rezeptionsgeschichte seines Werkes zeigt, nicht um irgendeinen nachrangigen Autor, sondern um einen der bedeutendsten und am meisten rezipierten Philosophen überhaupt. Wolfgang Welsch betont, dass Aristoteles immer wieder als »der Philosoph« schlechthin angesehen worden ist und urteilt: »Aristoteles ist in der Philosophie […] von bleibender Vorbildlichkeit.«59
Die uns überlieferten Schriften des Aristoteles behandeln ein beeindruckend breites Spektrum an Themen. So stehen neben Werken, die der theoretischen Philosophie zuzuordnen sind (wie die Metaphysik), andere, die sich mit naturphilosophischen (wie z. B. die Physik), ethischen, gesellschaftlichen (wie etwa die Politik) oder ästhetischen Fragestellungen (Poetik und Rhetorik) beschäftigen. Ferner gilt Aristoteles als Begründer der Biologie und als Begründer der Logik. Sein Einfluss auf die arabische Philosophie, aber vor allem auf die Entwicklung des westlichen Denkens, ist so groß, dass:
If one were ex hypothesi to imagine surgically removing the Aristotelian strand from the history of Western philosophy, or science, or theology, it is difficult even to imagine what the end result would look like.60
Aristoteles hat das Gebiet und die Reichweite des Denkens auf seine Weise vermessen und nicht nur Themen und Problemstellungen für die europäische Denktradition vorgegeben, sondern auch »much of our basic theoretical vocabulary is Aristotelian in provenance«.
Die aristotelische Philosophie ist durch alle Jahrhunderte hindurch rezipiert und weiter tradiert worden.61 So war z. B. das Studium aller aristotelischen Schriften im 13. Jahrhundert fester Bestandteil des Lehrplans der artes liberales.62 Und auch im 17. und frühen 18. Jahrhundert, zu einer Zeit, in der sich einige Philosophen kritisch von der aristotelischen Philosophie abwandten (wie Bacon, Descartes oder Hobbes), blieb sie dennoch für andere (wie z. B. für Leibniz) ein wichtiger Bezugspunkt ihres Denkens.63 Im 18. Jahrhundert scheint dann allerdings das Interesse an der Philosophie Platons das an der des Aristoteles überwogen zu haben. In diesem Sinne äußert sich zumindest Buhle, der in seinem Lehrbuch der Geschichte der Philosophie bemerkt:
Während man in unserem Jahrhunderte den Aristoteles beynahe vergaß, hat die Platonische Philosophie das Glück gehabt, von mehreren talentvollen und gelehrten Geschichtsforschern bearbeitet und aufgehellt zu werden.64
Später kann man dann bei Hegel lesen: »Platon wird viel gelesen; Aristoteles ist in neuerer Zeit fast unbekannt, und es herrschen die falschesten Vorurteile über ihn.«65 Und auch Adolf Stahr beklagt sich noch 1830 in der Vorrede zum ersten Band seiner Aristotelia, dass Aristoteles viel zu wenig Beachtung fände und dass darüber hinaus seine Werke kaum zugänglich seien, weil es keine modernen Ausgaben gäbe.66 Prominente Beispiele für die Bevorzugung Platons sind Kant, Schleiermacher und Boeckh.67
Diese Situation kehrt sich allerdings im Laufe des 19. Jahrhunderts um. Da wird Aristoteles dann zum am meisten rezipierten Philosophen und seine Schriften erfahren so viel Aufmerksamkeit wie nie zuvor:
Le XIXe siècle a redécouvert en Aristote un véritable interlocuteur philosophique, à un degré rarement rencontré à dʼautre époques de la philosophie, sinon à la Renaissance.68
Peter Petersen, der sich mit diesem Phänomen schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts auseinandergesetzt hat, spricht daher rückblickend vom 19. Jahrhundert als einem »Zeitalter der Erneuerung des Aristoteles«69 – und meint damit zum einen die Bemühungen der Philologen um die Konstitution und Bereitstellung einer verlässlichen Textgrundlage (Bemühungen, welche sich in Werkausgaben und einer Vielzahl von philologischen Studien sowie in Übersetzungen in einzelne Nationalsprachen widerspiegeln) und zum anderen das neu auflebende Interesse an Aristoteles in der zeitgenössischen Philosophie, das sich in philosophischen Werken, aber auch in einer sich wandelnden Darstellung und Bewertung der aristotelischen Philosophie in der Philosophiegeschichtsschreibung äußert. Beide, die philologischen Bemühungen um den überlieferten Text und die Rezeption innerhalb der Philosophie, sind natürlich nur idealtypisch voneinander zu trennen. Und gerade im 19. Jahrhundert begegnen uns mehrere Akteure, die in Personalunion beide Interessen in sich vereinen, man denke nur an Christian August Brandis, Adolf Trendelenburg oder Carl Prantl – aber dazu später. Fakt ist, dass das Studium eines Autors immer einer verlässlichen Textgrundlage bedarf – als conditio sine qua non sozusagen. Denn:
Keine Philosophie ist in irgendeinem Sinne einfach gegebener Gegenstand der Reflexion, vielmehr bestimmen Edition, Übersetzung und Interpretation ihr Bild, das wiederum in abgestuften Graden vom Schlagwort bis zur extensiven Auslegung entwickelbar ist.70
Daher muss auch die Editionsgeschichte als eine wichtige Rezeptionsbedingung in einer Untersuchung immer mit berücksichtigt werden, was im nächsten Kapitel geschehen soll.
1.2 Zur Editionsgeschichte der aristotelischen Schriften
1.2.1 Die neuzeitliche Editionsgeschichte
des Corpus Aristotelicum bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts
Im Folgenden sollen die wichtigsten Stationen der Editionsgeschichte des Corpus Aristotelicum bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts vorgestellt werden. Denn erst vor dieser Folie lässt sich die Bedeutung der von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Aristoteles-Ausgabe angemessen würdigen.71 Der folgende Überblick beschränkt sich auf die fünf bedeutendsten Werkausgaben. Abgesehen von dem einen antiken, aus dem ersten Jahrhundert nach Christus stammenden Papyrus, der eine Beschreibung der Verfassung der Athener enthält und der erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt worden ist, stammen die ältesten uns überlieferten Aristoteles-Handschriften aus dem neunten Jahrhundert. Ihre Inventarisierung und Erforschung, vor allem auch die ihrer Abhängigkeiten untereinander, ist bis heute nicht abgeschlossen. Die neuzeitliche Editionsgeschichte des Corpus Aristotelicum beginnt nur knapp 50 Jahre nach der Erfindung des modernen Buchdrucks durch Gutenberg und zwar mit der sogenannten Aldina, die zwischen 1495–1498 in Venedig erschienen ist. Diese von Aldus Manutius herausgegebene editio princeps umfasst fünf Bände und basiert auf nur zwei (oder drei) jungen Codices.72
Die nächste bedeutende, weil sehr verbreitete, Edition verdanken wir Erasmus von Rotterdam. Sie erschien 1531 in Basel (und 1550 in einem Nachdruck) und umfasst zwei Bände. Dass sie bis ins 19. Jahrhundert hinein Verwendung fand, ist daran ersichtlich, dass sich ein Exemplar der Ausgabe von 1531 in Hegels Besitz befand und er aus ihr zitiert hat.73
1590 erschien dann in Lyon die erste zweisprachige Ausgabe des aristotelischen Gesamtwerkes, die in zweispaltigem Satz den griechischen Text zusammen mit einer lateinischen Übersetzung bietet. Der Herausgeber dieser Edition war Isaac Casaubon, der laut einem späteren Rezensenten »ausser den vorhergehenden Ausgaben, auch Handschriften zu Rathe gezogen, aus beiden die Abweichungen bemerket und eigene Verbesserungen gemachet« hat.74 Diese zweibändige Werkausgabe hat ebenfalls bis ins 19. Jahrhundert hinein Verwendung gefunden, so war sie z. B. Bestandteil von Schleiermachers persönlicher Bibliothek.75
Für die letzte große Renaissance-Ausgabe, die sowohl den griechischen Text als auch eine lateinische Übersetzung bietet, zeichnet Guillaume Du Val verantwortlich. Seine Edition erschien zuerst 1619 und in überarbeiteter Form letztmalig 1654 in Paris. Die Leistung Du Vals wurde in der Vergangenheit unterschiedlich bewertet. So schreibt Hamberger 1756:
Die Verdienste des Du Val um den Text sind so groß nicht. Er hat bloß einen Abdruck der Casaubonischen Ausgabe geliefert, nur bloß mit den Lesarten, die am Rande derselben stehen, und er gedenket auch mit keinem Worte, daß er etwas neues geleistet habe.76
Ein anderer Autor hingegen urteilt knapp einhundert Jahre später, dass Du Val die Ausgabe Casaubons »mit Vermehrungen und Verbesserungen herausgegeben« habe.77 Welcher Meinung der Vorzug zu geben ist, muss hier offen bleiben. Unabhängig von diesen Einschätzungen ist die Ausgabe von Du Val hier aus zwei Gründen zu erwähnen: Erstens, weil es sich bei ihr um die für längere Zeit letzte Gesamtausgabe des Corpus Aristotelicum handelt, zweitens, weil der nächste Versuch einer Gesamtausgabe am Ende des 18. Jahrhunderts den von ihr gebotenen Text zu Grunde legt.
Die auf die Edition von Du Val folgende knapp 150-jährige Pause in der Editionstätigkeit des aristotelischen Gesamtwerkes wird gemeinhin damit erklärt, dass man sich nach 1650 mehr auf die Herausgabe einzelner Werke des Aristoteles und die Kommentierung seiner Texte konzentriert habe.78 Dazu beigetragen hat allerdings höchstwahrscheinlich auch die bereits erwähnte kritische Abwendung von der Philosophie des Aristoteles im 17. und 18. Jahrhundert und die Bevorzugung Platons, welche dazu geführt hat, dass eben nicht nur das philosophische, sondern auch das philologische Interesse an den Texten des Aristoteles nachgelassen hat.79
Daher gehört die Werkausgabe, die Johann Gottlieb Buhle (1763–1821) auf Anregung seines Göttinger Lehrers Christian Gottlob Heyne (1729–1812) zwischen 1791 und 1800 herauszugeben begonnen hatte, zu den Zeichen, die den Beginn eines sich in der Folge vollziehenden Wandels ankündigten. Buhle, der in Personalunion Philologe, Philosoph und Philosophiehistoriker gewesen ist und dessen Auseinandersetzung mit der Philosophie des Aristoteles sich neben der Werkausgabe auch in anderen Publikationen niedergeschlagen hat,80 hat für seine Ausgabe den Text von Du Val zu Grunde gelegt und diesen mit den Lesarten anderer Editione...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titelseite
- Impressum
- Vorbemerkung
- Inhalt
- Prolog
- 1. Versuch einer historischen Kontextualisierung der Aristoteles-Rezeption Droysens
- 2. Droysens Transformation der aristotelischen Vier-Ursachen-Lehre
- 3. Droysens Bezugnahmen auf die Politik des Aristoteles
- 4. Droysens Charakterisierung der Geschichte als Bewegung und als ἐπίδοσις εἰς αὑτό
- 5. Droysens Konzeption von Geschichtsschreibung als Darstellung (Apodeixis) der im Forschungsprozess gewonnenen Erkenntnisse
- Epilog
- Anhang
- Literaturverzeichnis
- Personenregister