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1965/2012

  1. 18 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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1965/2012

Über dieses Buch

Vor dem Kontext der Neupositionierung der Kursbuch-Idee formuliert Henning Marmulla, der Autor von "Enzensbergers Kursbuch. Eine Zeitschrift um 68", seine Erkenntnisse über die Kursbuch-Gründerzeiten im Spiegel des Wiederanfangs 2012: "Es wird sich zeigen, dass viele Dimensionen, die in den Anfangsmomenten und bereits vor der Gründung des Kursbuchs von Relevanz für ihren Herausgeber waren, Eingang in die Grundstruktur dieser Zeitschrift fanden."

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Henning Marmulla
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1965/2012
Gemeinplätze, das Kursbuch betreffend
Das Kursbuch war die wichtigste kulturelle und politische Zeitschrift in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort erschien diese von Hans Magnus Enzensberger herausgegebene und zwischen 1965 und 1970 von Siegfried Unseld verlegte Zeitschrift. In den fast fünf Jahren, in denen sie im Suhrkamp Verlag erschien, begleitete die Zeitschrift die Formierung und Mobilisierung sowie den Zerfall der deutschen 68er-Bewegung. Das Kursbuch war, ohne eine Bewegungszeitschrift zu sein, ihr Forum, der Herausgeber Enzensberger war ein Vermittler zwischen den internationalen 68er-Bewegungen, teilweise wurde er selbst zum Akteur, indem er die richtigen und wichtigen, ja die notwendigen Themen setzte, die von Bedeutung für den globalen Protest waren.
Enzensberger und sein Redakteur Karl Markus Michel griffen Vorstellungen und Texte wichtiger Vordenker und Ideengeber der internationalen 68er-Bewegungen auf, verbreiteten sie, rekonstruierten sie, spitzten sie zu und dynamisierten damit schließlich den Prozess, den die Soziologie als Mobilisierungsprozess der 68er-Bewegung beschreibt. Der italienische Verlag Mondadori identifizierte die Zeitschrift sogar mit der Bewegung und veröffentlichte 1969 eine über 270 Seiten umfassende Kursbuch-Anthologie unter dem Titel Kursbuch. Die Außerparlamentarische Opposition.1
Es ist heute unbestritten, dass das Kursbuch in jener Zeit wichtig war. Es zirkulierte, lag auf den Nachttischen, neben den Matratzen, kursierte in den Universitäten. Kaum eine antiquarisch erworbene Ausgabe lässt sich finden, in der nicht zahlreiche Leserkommentare aufzufinden wären. Das Kursbuch war kein Organ für das Regal. Man arbeitete mit und in ihm. Die Kursbögen, die ihm seit November 1968 beilagen, sucht man heute in den alten Ausgaben vergeblich. Sie hingen in den Küchen der Wohngemeinschaften. Die Leser verwandten sie ganz im Sinne der von Enzensberger schon 1957 formulierten Benutzungsordnung für seine Lyrik: »Hans Magnus Enzensberger will seine Gedichte verstanden wissen als Inschriften, Plakate, Flugblätter, in eine Mauer geritzt, auf eine Mauer geklebt, vor einer Mauer verteilt; nicht im Raum sollen sie verklingen, in den Ohren des einen, geduldigen Lesers, sondern vor den Augen vieler, und gerade der Ungeduldigen, sollen sie stehen und leben, sollen sie wirken wie das Inserat in der Zeitung, das Plakat auf der Litfaßsäule, die Schrift am Himmel. Sie sollen Mitteilungen sein, hier und jetzt, an uns alle.«2 Die Kursbögen und die Kursbücher waren Mitteilungen des Hier und Jetzt, ihnen haftete etwas Dringliches und Drängendes an, sie wurden gebraucht.
Der Anfang vom Anfang
Die Geschichte des Kursbuchs will ich hier nicht erzählen. Ich will auch nicht rekonstruieren, wie sich die Zeitschrift nach der Trennung vom Suhrkamp Verlag und mit Gründung des Kursbuch Verlags weiterentwickelte, will nicht beleuchten, wie sie bei Rotbuch, Rowohlt und dem Zeitverlag aussah. Wohl aber will ich schildern, welche Ereignisse, Situationen und Konstellationen zur Gründung der Zeitschrift im Jahre 1965 führten und was sie in den ersten Jahren ihres Erscheinens so besonders machte. Es wird sich zeigen, dass viele Dimensionen, die in den Anfangsmomenten und bereits vor der Gründung des Kursbuchs von Relevanz für ihren Herausgeber waren, Eingang in die Grundstruktur dieser Zeitschrift fanden. Danach veränderte sich nicht nur das Kursbuch, sondern auch die Gesellschaft, in der es erschien. 1970 war das Jahr, in dem die Zeitschrift sich vom Suhrkamp Verlag trennte, in dem sie seit 1965 erschienen war. 1970 war das Jahr, in dem die 68er-Bewegung endgültig – nach schmerzhafter Demobilisierung – sich in zahlreiche K- und Splittergruppen galvanisiert und der Bundesverband des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) sich aufgelöst hatte.
Nun aber zum Anfang, besser: zum Anfang des Anfangs. Los geht die Spurensuche im Jahr 1960, und zwar in Frankreich.
Die Ära der Manifeste
»La libre communication des pensées et des opinions est un des droits les plus précieux de l’homme: tout citoyen peut donc parler, écrire, imprimer librement, sauf à répondre de l’abus de cette liberté, dans les cas déterminés par la loi.« Dieser im August 1789 in der französischen Nationalversammlung verkündete Satz wurde im nämlichen Land im September 1960 mit Füßen getreten, als ein Erlass es der Regierung ermöglichte, jeden Beamten zu suspendieren, der eine Kampfverweigerung oder gar Desertion von im Algerienkrieg kämpfenden Soldaten rechtfertigte. Dieser Erlass reagierte auf ein Manifest, das bereits seit Juli 1960 zirkulierte und unter das bis zu seinem ersten Erscheinen 121 Schriftsteller, Professoren und Künstler ihre Unterschrift gesetzt hatten.
Italienische und deutsche Solidaritätsaktionen, vor allem in Form von offenen Briefen und Co-Manifesten, erschienen prompt. Eine von Hans Magnus Enzensberger federführend vorbereitete Erklärung erhob »Einspruch gegen die Maßnahmen der französischen wie jeder anderen Regierung, die darauf abzielen, die freie Meinungsäußerung zu unterbinden«. Das Argument für diesen Einspruch war die Überzeugung einer »Pflicht, mit derselben Rückhaltlosigkeit wie unsere französischen Kollegen politisch Stellung zu nehmen, wann immer es uns nötig scheint. Wir werden kein Gesetz anerkennen, das uns dieses Recht abspricht.«3
Manifeste sind wichtig, Manifeste waren wichtig. Im Fall des französischen Beispiels aus dem Spätsommer 1960 sehen wir, als wie gefährlich der Staat solche intellektuellen Einlassungen einschätzte. Indes, oft, ja zumeist geht die einem Manifest zugeschriebene Wirkung weit über ihre faktischen Effekte hinaus. Nicht erst im digitalen Zeitalter der im Sekundentakt aktualisierten Liveticker-Meldungen verpuffen bestimmte Einlassungen schneller, als sie den Weg in die Aufmerksamkeit einer mal kritischen, mal lethargischen Öffentlichkeit finden können. Das merkten bereits die Zeitgenossen um 1960. Das wussten auch die engagierten Schriftsteller der beginnenden 1960er-Jahre. Manifeste bringen Unterstützung bei denjenigen, die sowieso die Meinung der Unterzeichner teilen, und sie erregen Unmut bei denjenigen, die anderer Meinung sind. Selten führen sie Meinungsänderungen herbei. Wenn man auf nachhaltigen Wandel zielt, muss man größer ansetzen. Und so kam bei einigen französischen, italienischen und bundesdeutschen Schriftstellern der Plan auf, etwas Neues in einer neuen Form zu versuchen: eine internationale Zeitschrift. Franzosen, Italiener und Deutsche taten sich zusammen und versuchten über einen Zeitraum von zwei Jahren, etwas auf die Beine zu stellen, das die Welt so, wie es geworden wäre, wäre es geworden, noch nicht zu sehen bekommen hatte. Aus dem Geist des kollektiven und – durch die deutschen und italienischen Solidarisierungen auch – internationalen Protestes gegen den französischen Krieg in Algerien und gegen die staatlichen Reaktionen auf die reine Äußerung der freien Meinung speiste sich dieses Zeitschriftenprojekt, das eine wunderbare Idee blieb, eine Idee, die sich nie materialisierte.
Dieses Projekt verband die Italiener Elio Vittorini, Francesco Leonetti, Pier Paolo Pasolini, Alberto Moravia, Franco Fortini und Italo Calvino mit den Franzosen Maurice Blanchot, Dionys Mascolo, Louis-René des Forêts, Robert Antelme, Marguerite Duras, Maurice Nadeau, Michel Butor, Michel Leiris und Roland Barthes und den Mitgliedern der deutschen Redaktion: Uwe John...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Verlag
  3. Benutzerhinweise
  4. Henning Marmulla
  5. »Verbindungen«
  6. Über den Autor
  7. Impressum