Islam?
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Islam?

Irrweg einer Weltreligion

  1. 12 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Islam?

Irrweg einer Weltreligion

Über dieses Buch

In seinem Artikel zum Kursbuch 176 beschreibt der in Marokko lebende Journalist den Wandel der islamischen Welt. Bei seiner ersten Erkundung in den Siebziger Jahren schien sie noch weltoffen und tolerant. Doch der Islam hat sich verändert. Was ist passiert? Welche Ereignisse haben zu diesem Wandel geführt?

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Alfred Hackensberger
Islam?
Irrweg einer Weltreligion
Eins: Früher
Ein palästinensischer Restaurantbesitzer trank einen Schnaps nach dem anderen auf den »guten Adolf«, wie er sagte, dessen einziger Fehler es gewesen sei, »mit den Juden nicht ganz aufgeräumt zu haben«. Ein junger Israeli versicherte, er würde allen Palästinensern die Hälse abschneiden und damit das Nahost-Problem ein für alle Mal beheben. Er strich dabei mit der Hand quer über seinen Hals und grinste zuversichtlich. In der Nähe der Grabeskirche prügelten sich Mönche um einige alte Kerzenleuchter. Einen dieser Priester, den man leicht an seiner mit Essensresten besudelten Kutte wiedererkennen konnte, stand später neben dem Salbungsstein Jesu. Er versuchte Intimes unter den Röcken der sich niederknienden weiblichen Pilger zu erhaschen.
Es sind Eindrücke, die über 30 Jahre zurückliegen. Einiges davon dürfte an Aktualität nichts eingebüßt haben, aber darum geht es hier nicht. Jerusalem war einer der Höhepunkte einer mehrmonatigen Reise im Jahr 1979, die uns durch Ägypten, Syrien, Jordanien und die Türkei führte. Länder, in denen der Islam heute eine wichtige, entscheidende Rolle in Politik und Gesellschaft spielt.
Damals fand der Islam dort eher am Rande statt. Natürlich gingen die Menschen auch zum Freitagsgebet in die Moschee, und ein Teil der Frauen war verschleiert. Die Moral schien, was angesichts der Offenherzigkeit des Westens in den 1970er-Jahren nicht schwierig war, etwas zugeknöpfter. Aber im Ramadan waren Restaurants geöffnet, nahmen Studenten an der Universität tagsüber Mahlzeiten ein und feierten abends mit Bier. Heute ist das im heiligen Fastenmonat undenkbar. Damals fragte uns niemand, was wir vom Islam hielten, geschweige denn von der Möglichkeit zu konvertieren. Niemand trug seine Pietät uns gegenüber missionierend zur Schau, niemand wollte überzeugen, niemand eine Stellungnahme zur Rolle des Islams und zu den Muslimen in der Welt generell. Nicht einmal während des Eid al-Adha, dem Opferfest und einem der höchsten muslimischen Feiertage, versuchte uns jemand von den Vorzügen dieser Religion zu überzeugen.
Knöcheltief rann das Blut durch die Altstadt von Aleppo, überall wurden geschächtete Schafe gehäutet. Ich weiß nicht mehr, wie oft in meinem Leben, vor allem in den letzten Jahren, mir Eid al-Adha erklärt wurde. Immer wieder die Geschichte von Abraham, die mit großen leuchtenden Augen vorgetragen wurde, als müsste ich gleich vom göttlichen Licht getroffen werden. Abraham wollte seinen erstgeborenen Sohn opfern, aber Gott verzichtete darauf, und ein Lamm wurde stattdessen geschlachtet.
Die erste Begegnung mit der muslimischen Gesellschaft auf unserer Reise war angenehm und verlief reibungslos (ausgenommen die Offerten der Männer, die nicht aufdringlicher hätten sein können). Für unsere Ohren klang der Ruf des Muezzins exotisch, wie wir auch alles andere Neu- und Fremdartige durch diese für Touristen so typische Brille wahrnahmen. Wir fanden es cool, in der Umayyaden-Moschee in Damaskus unbehelligt ein Nachmittagsschläfchen halten zu können, bis sich die Sommerhitze draußen etwas gelegt hatte. Cool fanden wir auch die Rostlöcher in den Karosserien der Linienbusse in Kairo oder die zusammengeschusterten alten Autos, die bei uns nie durch den TÜV gekommen wären. Die Leute kamen uns freundlicher vor, nichts schien nach Zeitplan zu funktionieren, und überhaupt war alles ganz anders als zu Hause.
Ja, Politik gab es als Thema und konzentrierte sich stark auf das »böse«, »zionistische« und »unmenschliche« Israel. Allerdings wurde der jüdische Staat nicht als Feind der Muslime und des Islams gesehen, wie das heute gang und gäbe ist. Man glaubte vielmehr an eine politische Verschwörung der USA und Israels gegen die Rechte der Palästinenser und der Araber. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) gab sich sozialistisch, als säkular orientierte Widerstandsgruppe. Sie verstand sich als Teil der internationalen Anti-Imperialismus-Front, zu der die Roten Brigaden in Italien oder auch die deutsche Rote Armee Fraktion gehörten. Eine islamistische Hamas, die der PLO die Führung streitig machte, gab es noch nicht. Die islamische Widerstandsbewegung wurde offiziell erst 1987 gegründet. Auch im 1975 begonnenen libanesischen Bürgerkrieg spielten radikale Islamistengruppen noch keine große Rolle. Ja, es gab die iranische Revolution, die Reza Schah Pahlavi 1979 stürzte. Im Westen war man geschockt und besorgt, vor allen Dingen vom Hass, der dem »Satan« USA und seinen Verbündeten entgegenschlug. Ayatollah Ruhollah Khomeini, der neue Führer des Iran, galt im Westen als Inkarnation des Bösen. Es wurde vom »Mittelalter« und von »Steinzeit« gesprochen, in die der Iran mit einem Gottesstaat zurückgehen würde.
Die islamische Revolution hatte für uns tatsächlich etwas Anachronistisches: Wie konnte Religion, die man im Westen längst entzaubert hatte, erneut die Politik bestimmen? Für die Schiiten ging es um eine Art Wiedergutmachung: Vor 1300 Jahren waren sie im Kampf um die rechtmäßige Nachfolge des Propheten Mohammed in der Schlacht bei Kerbala geschlagen und seitdem von den siegreichen Sunniten als Muslime dritter Klasse behandelt worden. Mit der islamischen Revolution konnten die Schiiten endlich die Rolle spielen, die ihnen in Wahrheit seit Jahrhunderten gebührte. Sie hatten die politische und religiöse Macht. Letztendlich konnte man im Westen jedoch froh sein, dass es die Revolution einer religiösen Minderheit der Region war. Schiiten stellen nur etwa 15 Prozent aller Muslime.
Wir genossen unsere Reise durch die Länder der »arabischen Welt«. Wir konnten uns frei bewegen, Ausrutscher gegen den allgemeinen Verhaltenskodex wurden freundlich übersehen. Niemand mied uns, weil wir Ungläubige waren, jeder gab uns die Hand. Taxifahrer, die das Geld nicht direkt aus unserer Hand nehmen wollten, weil sie sich sonst beschmutzt fühlten, trafen wir noch nicht an. Wir gingen ins Freiluftkino und sahen Filme aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Es wurde eine »moderne« Welt gezeigt, mit westlichen Verhaltensweisen und Kleidungsmoden. Kein Wunder, Weltstädte wie Tanger, Beirut oder Kairo waren einmal beliebte Zentren der internationalen Hautevolee, der Schönen und Reichen, auch von Malern, Schriftstellern und anderen Lebenskünstlern. Man kam, um sich zu amüsieren und billig zu leben.
Zwei: Statik
Mit diesem Ausflug in die Vergangenheit wollte ich gewiss nicht »goldene Zeiten« verklären. »Seht mal, so schön war es einmal, als der Islam die Menschheit noch nicht terrorisierte.« Seit dem Beginn des Arabischen Frühlings 2011 musste ich in Gesprächen immer wieder feststellen, dass insbesondere die jüngere Generation von dieser Vergangenheit nichts oder höchst wenig weiß.
Wer heute 25 ist, hat – sofern er sich dafür interessierte – George W. Bushs unsäglichen »Krieg gegen den Terror« mitbekommen. Es ist ein knapper geschichtlicher Referenzrahmen, mit dem (in den) heute die Proteste der Muslimbruderschaft in Ägypten oder ein Massaker von Dschabhat al-Nusra (von den USA auf die Terrorliste gesetzt) in Syrien eingeordnet werden. Dass es überhaupt einmal einen anderen Islam gegeben hat, ist für heutige junge Leute eher eine überraschende Feststellung. In ihrem Denken ist abgespeichert: Der Islam ist eine konservative Religion, von der Gewalt und Konflikte aus...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Verlag
  3. Alfred Hackensberger
  4. »Islam?«
  5. Über den Autor
  6. Impressum