1 Woher der Wind des Wandels weht: Von Megatrends und Hintergründen – die Ausgangssituation
Wind of change – Megatrends – VUKA – von Globalisierung und anderen externen Faktoren – interne Faktoren – Auswirkungen auf die Märkte – Ergebnisse für Unternehmen – Schauen Sie den Wetterbericht!
Megatrends und aktuelle Lage
Kaum ist ein großer Sturm durchgezogen und die gröbsten Schäden behoben, die Dächer repariert und die Häuser wieder aufgebaut, naht auch schon das nächste gewaltige Naturereignis, ob es Stürme, Erdbeben oder Überschwemmungen sind! In den Gebieten unserer Erde, die regelmäßig den Auswirkungen großer Wetter- und Naturphänomene ausgesetzt sind, wird meist umgedacht. Häuser werden erdbebensicher gebaut, Keller anders konzipiert, Notfallpläne geschmiedet. Der Umgang mit den Ereignissen wird flexibler und geübter. Die Bewohner wissen, es wird nicht bei dem einen Hurrikan bleiben.
Wie ein Sturm kann auch ein Veränderungsprozess durch ein Unternehmen fegen. Und es scheint, dass das immer öfter passiert. Kaum ist ein neuer Prozess eingeführt, werden an einer anderen Stelle Veränderungen notwendig. Manchmal überschneiden sich die Dinge sogar und manch ein Skeptiker fragt sich, warum überall von Change gesprochen wird. Und wieso schon wieder, ist doch das Projekt »XY« gerade erst beendet.
Der stetige Wandel ist kein Phänomen unserer Zeit. Schon Heraklit von Ephesus und Charles Darwin stellten fest »Nichts ist so beständig wie der Wandel.« Oder: »Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel.« Doch Veränderung scheint heutzutage schneller und öfter vonnöten zu sein. Genauso wie die zunehmenden Extremwetterlagen häufiger und deutlicher vorzukommen scheinen. Es ist interessant, sich anzusehen, woher dieser Druck zur Veränderung kommt. Anders als beim Wetter sind die Ursachen wohl unumstritten: Globalisierung und Digitalisierung sind in aller Munde. Das ganze Thema lässt sich unter der Überschrift »Megatrends« systematischer betrachten.
Megatrends sind Entwicklungen, die nicht nur eine einzelne Branche, eine einzelne Generation, eine einzelne Kultur- oder Bevölkerungsgruppe, sondern alle und jeden Einzelnen global beeinflussen. Das Zukunftsinstitut schreibt dazu auf seiner Website: »Megatrends sind die ›Blockbuster‹ des Wandels. Es handelt sich um langfristige Entwicklungen, die für alle Bereiche von Gesellschaft und Wirtschaft prägend sind.« Um von einem Megatrend zu sprechen, müssen drei Faktoren erfüllt sein:
- Megatrends treten global auf, können aber unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
- Megatrends ist zu unterstellen, dass sie auch noch nach 30 Jahren signifikanten Einfluss haben bzw. ihr Einfluss noch deutlich sichtbar geworden ist.
- Megatrends beeinflussen mehr als einen Lebensbereich – nicht nur die Politik, sondern auch die Ökonomie, die Demographie, die Migration, die Gesundheit etc.
Aktuell existiert eine hohe Anzahl an Trends. Aber nur einige davon sind Megatrends. Manchmal werden sie unterschiedlich benannt, zusammengefasst und gewichtet. Die Hauptüberschriften lauten jedoch Globalisierung, Digitalisierung (inklusive künstlicher Intelligenz), demographischer Wandel (inklusive medizinischem Fortschritt) und Verschärfung der Ressourcen- und Energielage. Megatrends sind also per se Veränderungen. Da sie global sind und sich auf sämtliche Bereiche des Lebens auswirken, ziehen sie weitere Veränderungen nach sich. Für Unternehmen bilden sie die sogenannten externen Faktoren für Change-Prozesse.
Globalisierung
Die Vernetzung unserer Welt, unseres »Globusses«, nimmt in allen Bereichen zu. In diesem Zusammenhang spricht man seit Anfang der 1960er Jahre von der Globalisierung. Sie beschreibt über die Staatsgrenzen hinaus die Interaktion von Ländern, Branchen, Unternehmen und Einzelpersonen in Wirtschaft, Politik und Kultur. Leicht verdeutlichen lässt sich das am Thema Sprache: Englischkenntnisse sind immer wichtiger geworden, um im Job erfolgreich zu sein, sich auf (Fern-)Reisen verständigen zu können, neuesten Trends zu folgen und sich in der Welt zurechtzufinden.
Apropos Sprachen: Der Trend zur Globalisierung trägt nachweislich dazu bei, dass sich die Anzahl der lebenden Sprachen stetig verringert. Nach groben Schätzungen sollen auf unserem Planeten vor 12 000 Jahren ca. 20 000 verschiedene Sprachen gesprochen worden sein. Um das Jahr 1 000 n. Chr. wird die Sprachvielfalt noch mit 9 000 Sprachen beziffert. Heute – so sagt es Wikipedia – sind noch 6 502 Sprachen aktiv existent. In den kommenden 30 bis 50 Jahren werden wohl weitere 3 000 ad acta gelegt worden sein und für das Jahr 2200 wird prognostiziert, dass unsere Nachfahren ihre Konversationen in nur mehr 100 Sprachen halten. Warum erzählen wir Ihnen das? Das Beispiel eignet sich hervorragend, um folgende Aussagen zum Megatrend Globalisierung zu unterlegen:
- Globalisierung ist kein neuer Trend, er existiert auch nicht erst seit den 1960er Jahren, sondern ist Teil unserer Entwicklungsgeschichte.
- Globalisierung ist – trotz gegenläufiger, regionaler, branchenbezogener Trends – ein sich rapide beschleunigender Prozess.
Was hat das aber nun mit Change Management zu tun?
Durch schnellere und einfachere Kommunikation sowie erschlossene Verkehrswege, dadurch, dass es Zollabkommen und gemeinsame Richtlinien gibt, vergrößern sich auch die Märkte. Zum Beispiel ist der Zulieferer aus China billiger, der Mitbewerber aus den USA innovativer, das Start-up eines Digital Nomaden auf Bali eine ernstzunehmende Konkurrenz und der Absatzmarkt quasi riesig. Damit ist auch die Notwendigkeit gegeben, sich stetig an diese veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Denn so wie sich die Welt stetig verändert, so wird auch die Notwendigkeit zur Anpassung immer stärker. Das muss nicht immer heißen, alles Altbewährte über den Haufen zu werfen. Nicht immer gibt es einen direkten Einfluss, manchmal sind es indirekte Auswirkungen. So kann es auch eine bewusste Besinnung auf zum Beispiel regionale Zusammenarbeit sein, die dann allerdings Anpassungen im Marketing und die Heraushebung dieser bewussten Entscheidung bedeutet.
Um auf unser Sturmbeispiel vom Anfang zurückzukommen: Das Zusammenrücken der Welt bedeutet, dass ein Teil der Welt vom guten Wetter des anderen Teils profitieren kann. Es kann aber auch bedeuten, dass es durch den Sturm eines weiteren Teils in Mitleidenschaft gezogen wird. Systeme können anfälliger werden, umso komplexer sie miteinander verbunden sind.
Die Globalisierung bringt also viel Potenzial, aber auch einige Gefahren mit sich. Beides macht Veränderung, Anpassung, bewusste Beständigkeit und zumindest Wachsamkeit unbedingt nötig.
Digitalisierung
Digitalisierung wird häufig unter dem Begriff Technologisierung geführt. Diese gibt es genau genommen schon lange: seit es »Technik« gibt, seit es Hilfsmittel gibt, die den Menschen bei einzelnen Schritten seines Tuns unterstützen. Heute ist eher die zunehmende Technologisierung gemeint (streng genommen, nimmt sie auch schon immer zu, denn ein Weniger an Hilfsmitteln, Technik, Maschinen gab es noch nie). Sowohl die Dichte der einzelnen Technologien als auch ihre Wirkung in die Tiefe nimmt allerdings überproportional zu. Und das durch den nächsten Schritt: Die Digitalisierung ist auf dem Vormarsch und es gibt zu diesem Thema zahlreiche Foren, Kongresse, Ausschüsse und Konferenzen. Und doch stellt sie für viele Menschen eine unklare Begriffslage dar.
Wo zeigt sich nun die Digitalisierung genau?
In den Unternehmen, in der Öffentlichkeit und im Privaten ist die Welt zunehmend vernetzt. Diese Vernetzung macht die Digitalisierung möglich. Es kann pausenlos über verschiedene Medien kommuniziert werden, Menschen können in Echtzeit virtuell an privaten, medialen und gesellschaftlichen Ereignissen teilnehmen. Dabei wird interagiert: kommentiert, geliked, weitergeleitet oder der Versuch einer Revolution gestartet. Auch der ständige Zugriff 24/7 auf (fast) das gesamte Wissen der Menschheit und das Sammeln von Daten aller Art ist nur auf Grund der fortschreitenden Technik möglich. Prozesse werden digital unterstützt, die Kundendatenbank immer dichter und flexibler, Rechnungen erstellen sich automatisch, Systeme interagieren miteinander, das Internet der Dinge ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Unternehmen wie Microsoft, Google, Apple oder auch Rolls Royce zeigen, was alles möglich ist. Intelligentes Verhalten wird zunehmend automatisiert, Maschinen werden mehr und mehr in der Lage sein, selbst zu lernen. Künstliche Intelligenz wird unserer Welt gravierend verändern. Zum Beispiel können heute bereits Blinde über eine Brille und die digitale Gesichtserkennung erfahren, wie ihr Gegenüber gerade fühlt (und das inzwischen mit einer überwältigenden Treffsicherheit), Flugzeuge und Triebwerke können längst über große Distanzen technische Daten kommunizieren und sind mit Ersatzteillagern, Reparaturcrews, der Fluggesellschaft und den jeweiligen Piloten vernetzt. Es ist faszinierend – vielleicht bisweilen fast ein bisschen beängstigend –, wenn das Auto vor dem Fahrer (der in absehbarer Zeit nur noch ein Mitfahrer sein wird) weiß, dass es morgen in die Reparatur geht.
Die Digitalisierung betrifft alle Bereiche des Lebens. Auch für Unternehmen besteht die Notwendigkeit aktiv zu werden, um mithalten zu können. Im Marketing, in der Prozessoptimierung und in der Kommunikation. Um nicht nur mitzuhalten, sondern voranzugehen, wird es nötig werden, neue Produkte, Formate oder Dienstleitungen zu entwickeln. Aber auch die Arbeitswelt selbst wird sich stark verändern: Home-Office, Vernetzung über Landesgrenzen hinweg oder die Mensch-Maschine-Interaktion werden neue Maßstäbe setzen.
Die Digitalisierung ist der Katalysator unter den Megatrends und wird vor niemandem und vor keiner Branche Halt machen. Sie beschleunigt beispielsweise die Globalisierung oder tangiert die Generationsproblematik, die zum demographischen Wandel gehört. Sie ist mehr als Social Media, Big Data und digitale Prozessunterstützung. Sie wird zur Veränderung der Kultur und des Mindsets beitragen. Wir gehen soweit, davon auszugehen, dass ein neues Zeitalter, eine neue Epoche angebrochen ist, die in Zukunft vielleicht als »digitale« oder »vernetzte Neuzeit« bezeichnet wird.
Demographischer Wandel
Über den demographischen Wandel wurde viel gesprochen und geschrieben. Oft im Zusammenhang von Mitarbeitergewinnung, der Verknappung von Fachkräften und der Generation Y, den Millennials. Dabei ist das Thema viel weitgreifender.
Das griechische »demos« steht für Volk, »grafé« ist die Beschreibung. Es handelt sich bei der Demographie also um die Beschreibung des Volkes. Es sind vor allem drei Faktoren, die die demografische Entwicklung beeinflussen: die Fertilitätsrate, die Sterblichkeit und die Wanderungssalden. Und nun wird es kurz ein wenig zahlenlastig (Quelle ist das statistische Bundesamt).
Die Fertilitätsrate (Kinder pro Frau) liegt idealerwei...