Grundlagen der Familienaufstellung für Dummies Pocketbuch

Paul Gamber

• Verlag: Wiley-VCH
• Jahr: 2016
• ISBN drucken: 9783527712700
• eBook-ISBN: 9783527801404
• Auflage: 1
• Thema: Psychologie
• Thema: Geschichte & Theorie in der Psychologie

Familienbande können in widrigen Zeiten eine starke Stütze sein, sie können aber auch Wunden hinterlassen, die ein Leben lang schmerzen. Paul Gamber zeigt, wie Sie durch eine Familienaufstellung herausfinden können, welche Rolle Sie in Ihrer aktuellen oder Ihrer Herkunftsfamilie spielen und wie sich die Beziehungen auch über Generationen hinweg gebildet haben. Sie erfahren, was es mit der Rolle der Stellvertreter auf sich hat und wie ungeklärte Konflikte nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart belasten, sondern auch auf die Zukunft ausstrahlen. So können Sie die Erkenntnisse aus einer Familienaufstellung für eine positive Neuorientierung nutzen.

Teil II

Eine Familienaufstellung zur Neuorientierung nutzen

In diesem Teil . . .

geht es um die Möglichkeiten, eine Familienaufstellung zu nutzen, um Ihre Rolle als Mutter, Vater, Tochter oder Sohn besser zu verstehen und um die Dynamik und die Kommunikationsmuster in Ihrer Familie besser beurteilen zu können. Sie lernen etwas über die Funktion eines Symptoms in Ihrer Familie kennen und können hinterher besser damit umgehen. Sie erfahren in diesem Teil, wie mit solchen Themen in einer Familienaufstellung in einer Gruppe und in der Einzelarbeit mit dem »Familienbrett« umgegangen wird. Zum Schluss möchte ich Sie noch auf einige Gefahren aufmerksam machen, damit für Sie das Familienstellen zu einem Gewinn und nicht zu einem Fiasko wird.

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Wie eine Familienaufstellung abläuft

In diesem Kapitel

Eine Familienaufstellung für die persönliche Entwicklung nutzen

Sich von unbewussten Verstrickungen lösen und den eigenen Weg im Leben gehen

Gefahren, die es zu beachten gilt

Ziel einer Familienaufstellung ist es, den Einfluss tabuisierter und leidvoller Geschehnisse in der Familie auf das eigene Selbst zu erkennen sowie wieder mehr Stimmigkeit und Gleichgewicht ins eigene Leben und die Beziehungen zu bringen.

In diesem Kapitel erfahren Sie, wann eine Familienaufstellung sinnvoll ist und wann nicht, was Sie dort erwartet, wie Sie sich darauf vorbereiten können und was es zu beachten gilt. Denn eine Familienaufstellung kann für manche Personen auch sehr schmerzlich sein.

Sich auf den Ablauf einstellen

Die meisten Familienaufstellungen werden als Tages- oder Wochenendseminare auf einem inzwischen stark angewachsenen Markt angeboten. In der Regel treffen sich dazu zwischen zehn und zwanzig Personen mit dem Aufstellungsleiter in einem dafür geeigneten Raum, der groß genug und abgeschirmt von Lärm und störenden Einflüssen ist.

Manche Familienaufstellungen finden auch in Großgruppen von hundert und mehr Teilnehmern statt. Nicht alle haben ein Anliegen mitgebracht, nicht jeder will seine Familie aufstellen. Jeder sollte sich jedoch als Stellvertreter zur Verfügung stellen.

Sie sollten sich gründlich vorbereiten, wenn Sie an einer Familienaufstellung teilnehmen wollen, etwa durch die Beschäftigung mit Ihrem Familienstammbaum (Genogramm). Wenn Sie sich in Therapie befinden, sollten Sie das mit Ihrem Therapeuten vorher absprechen. Bei seriösen Anbietern gehört die Vorbereitung zum Seminarprogramm und ist unverzichtbar.

Ein Anliegen formulieren

Ohne ein Anliegen, eine Frage an das Familiensystem, ist eine Familienaufstellung eigentlich nicht sinnvoll. Möchten Sie sich als Klient zur Verfügung stellen, dessen Familie aufgestellt werden soll, sollten Sie ein möglichst konkretes Anliegen formulieren. Die Fragen können sich auf Schwierigkeiten in der Familie, in der Partnerschaft oder auch auf berufliche Situationen beziehen.

Sie möchten wissen, warum das Verhältnis zu Ihren Geschwistern so spannungsgeladen ist.

Sie sind daran interessiert zu erfahren, welche Rolle ein Familienmitglied, das nie besonders reden von sich machte, in Ihrer Familie spielte und welchen Einfluss es auf Ihr Leben hatte.

Sie möchten dem Familienmotto »Ohne Fleiß kein Preis« einmal auf den Grund gehen und herausfinden, ob es mit Ihrer derzeitigen finanziellen Lage etwas zu tun hat.

Sie möchten herausfinden, ob Sie den Kontakt zu einem Onkel, den man in der Familie ausgegrenzt hat, wieder aufnehmen sollen.

Sie interessiert, welche hervorstechenden Personen es in Ihrer Familie gab und was Sie von ihnen übernehmen können.

Sie möchten herausfinden, weshalb Sie immer ein schwieriges Verhältnis zu Ihren Chefs hatten und ob das etwas mit Ihrer Beziehung zu Ihrem Vater zu tun hat.

Die Formulierung eines Anliegens ist auch deshalb wichtig, weil die »Familie« später mit Bezug auf dieses Anliegen »aufgestellt« wird und der Aufstellungsleiter entsprechende Fragen dazu stellt.

Sind Sie die Person, deren Familie aufgestellt werden soll, werden Sie dazu aufgefordert, Ihr Anliegen kurz darzustellen. Sie müssen nicht viel über Ihre Familie erzählen. Das wird in der Aufstellung von allein deutlich. Möglicherweise fragt Sie der Aufstellungsleiter nach den wesentlichen Ereignissen in der Familie während der letzten beiden Generationen. Mehr als das Anliegen und die Ereignisse möchte er zunächst nicht wissen.

Die Stellvertreter auswählen

Anschließend wählen Sie aus der Gruppe jeweils einen Stellvertreter für Sie selbst und für die anderen Familienmitglieder aus, zunächst für Vater und Mutter, dann für die Geschwister und so weiter.

Sie stellen Ihre »Familienmitglieder« im Raum so auf, wie Sie die Beziehungen zwischen ihnen im realen Leben wahrnehmen. Die Stellvertreter können zum Beispiel sehr nah oder weit voneinander entfernt stehen, sie können mit dem Gesicht einander zugewandt oder voneinander abgewandt, Rücken an Rücken oder seitlich zueinander stehen. Sie können auch die Körperhaltungen der dargestellten Personen wie ein Bildhauer formen: aufrecht, gebückt oder zusammengekauert.

Sie werden erst zu einem späteren Zeitpunkt Teil der Aufstellung. Sie betrachten Ihr System von außen und gewinnen jetzt schon viele Informationen, die Ihnen vorher nicht bewusst waren.

Die Stellvertreter sollen nun Auskunft darüber geben, was sie in der ihnen zugewiesenen Position und Haltung empfinden. Hier kommen oftmals Antworten über Gefühle und sogar Körperempfindungen, die erstaunlicherweise denen der realen Familienmitglieder ähneln.

Jetzt wird der Aufstellungsleiter vielleicht kleine Veränderungen anregen und für einige der Stellvertreter eine andere Position vorschlagen. Oder die Stellvertreter bewegen sich nach einer eigenen Dynamik im Raum. Vielleicht möchte die Mutter näher an den Sohn rücken, um sich wohler zu fühlen, und sagt: »Jetzt ist es für mich besser.« Der Vater steht abgewandt zu Ihnen mit Blick auf seinen verstorbenen Vater, Ihren Großvater also.

Mögliche Gefühle der Stellvertreter

Manchmal nehmen die Stellvertreter die intensiven Gefühle der Personen wahr, die sie darstellen. Daher wurde häufig die Frage nach dem »objektiven« Wahrheitsgehalt des Familienstellens diskutiert: Bildet die Familienskulptur die Familie ab, so wie sie ist? Die wahrscheinlichste Antwort darauf ist: Nein. Es handelt sich dabei um einen Prozess des intuitiven Nachfühlens und sich Einfindens in fremde Schicksale, in den alle Stellvertreter natürlich auch ihre eigenen Gefühle mit einbringen. Schließlich gibt es auch für dieses Nachempfinden fremder Gefühle keine abschließende Antwort.

Alles in allem hilft die Methode, unbewusstes Wissen – das Bauchgefühl – zu fördern, zu strukturieren und subjektiv wichtige Lösungen zu entwickeln. Familien- und Systemaufstellungen führen jedoch seltener zu einem direkten Lösungshandeln, sondern vielmehr zu Haltungs- und Einstellungsänderungen in Bezug auf die bearbeiteten Themen und Personen. Das allein macht sie für die therapeutische Arbeit wertvoll.

Aus systemisch-konstruktiver Sicht geht es bei einer Familienaufstellung nicht um die »Wahrheit« der Fa...

Inhaltsverzeichnis

• Cover
• Schummelseite
• Titelei
• Inhaltsverzeichnis
• Einfuehrung
• Teil I Grundgedanken zur Familienaufstellung
• Teil II Eine Familienaufstellung zur Neuorientierung nutzen
• Teil III Die eigene Familie symbolisch darstellen: Das Genogramm
• Teil IV Aufstellungsarbeit mit der »inneren Familie«
• Teil V Der Top-Ten-Teil
• Stichwortverzeichnis
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