Wir Menschen kooperieren von Natur aus
Mit dieser Theorie startet Joachim Bauer, einer der populärsten Neurowissenschaftler, ins 21. Jhdt, gefolgt von zahlreichen Autoren wie Richard David Precht, die glaubhaft argumentieren, dass es sich nicht lohnt, ein „Egoist“ zu sein. Die nun vorliegende 2. Auflage dieses Buchs greift diese Thesen auf, vertieft sie und entwickelt daraus ein Modell für die Zukunft.
In der heutigen Wirtschaftswelt ist es notwendig zu kooperieren, um erfolgreich Geschäfte zu führen und beständig am Markt zu bleiben. Durch Kooperationen ergeben sich neue Geschäftsideen, Innovationen, kreative Produktlösungen und neue Wege. Kooperationen realisieren all das, was ohne Kooperationspartner um einiges langwieriger, kostenaufwändiger oder gar unmöglich wäre.
Die Natur hat dies bereits lange erkannt, so kooperieren Tiere, zum Beispiel Delfine, Faultiere und Piranhas, um zu überleben. Sich die Strategien der Tierwelt zunutze machen, sie anzupassen für unsere Geschäftswelt und weiterzuentwickeln, davon können Unternehmen, Organisationen, Selbständige, Führungspersonen, Angestellte, Trainer/Berater wie auch Privatpersonen profitieren. Dieses Buch bietet Möglichkeiten, Kooperationen vielfältig zu entdecken, aber es will auch auf mögliche Fallen hinweisen, um daraus geeignete eigene Wege zu entdecken.
Co-operare meint im Lateinischen „zusammenarbeiten“, aber dahinter verstecken sich ungeahnte Möglichkeiten, sich selbst und andere zu entfalten: persönlich wie fachlich.
Kooperationen sind heutzutage nicht nur „nice to have“, sondern fast eine Grundvoraussetzung, um in der Liga der Besten mitzuspielen. Netzwerke, Gruppen und Teams können gelungene Formen sein, die die Methode der Kooperation nutzen. Diese Methode anzuwenden und gelungen umzusetzen, setzt ein hohes Maß an Selbstbewusstheit voraus.
Ich schätze es dringend erforderlich ein, dem ständig steigenden Konkurrenzdruck ein Buch entgegenzusetzen, das Mut macht,
• Kooperationen einzugehen,
• sich auf Kooperationen einzulassen,
• Kooperationen aktiv zu gestalten,
• Kooperationen auch sinnvoll zu beenden und
• eigene Wege für Kooperationen zu entdecken und zu entwickeln.
Den Leserinnen und Lesern wünsche ich viele nützliche Anregungen für die eigenen Kooperationen!
Prof. Dr. Dieter Frey
Ludwig-Maximilian-Universität München, Department Psychologie
Koopernikanische Wende
Im Regierungsprogramm der deutschen Bundesregierung 2009 kommt das Wort „Wettbewerb“ 86-mal vor, das Wort „Kooperation“ 16-mal. Wettbewerb scheint zum Leitwert der Gegenwartsgesellschaft geworden zu sein, obwohl er in keiner Verfassung der Welt bei den Grundwerten aufscheint und von keiner globalen Geistesschule oder Religion als Kernwert gewürdigt wird. „Wettbewerb ist in den meisten Bereichen die effizienteste Methode, die wir kennen“, meinte der Ökonom Friedrich August von Hayek, ohne Belege für diese kühne These vorzulegen. Interdisziplinäre empirische Forschungsergebnisse – von der Spieltheorie zur Neurobiologe, von der Sozialpsychologie bis zur Pädagogik – kommen zu einem anderen Ergebnis: Konkurrenz motiviert zwar, aber schwächer als Kooperation. Der Grund: Während Kooperation über gelingende Beziehungen motiviert, ist der primäre Antriebsfaktor in der Konkurrenz – die Angst. Angst ist ein sinnvoller Motivationsfaktor, wenn Menschen kurzfristig auf der Flucht sind, aber nicht im wirtschaftlichen und zwischenmenschlichen Lebensalltag. Zumal Kooperation stärker motiviert als Wettbewerb und auch menschlicher, spricht – empirisch und ethisch – alles dafür, Wirtschaftsbeziehungen auf systemischer Kooperation aufzubauen. Das erfordert ein Umdenken, eine koopernikanische Wende.
Die Menschennatur steht diesem Wandel nicht entgegen. Unsere Gene zwingen uns zu keiner bestimmten Strategie. Wie wir unsere Ziele erreichen, ob gegen- oder miteinander, darüber lassen sie uns völlige Freiheit. Umso wichtiger ist es, dass die Spielregeln diejenigen Werte belohnen, die Beziehungen, Gemeinschaften und Gesellschaften gelingen lassen. Entsprechend könnten Krieg und Kannibalismus endlich auch zwischen Unternehmen verboten und Zusammenarbeit und Teilen stattdessen belohnt werden. Was hindert uns daran, Märkte emotional und ethisch intelligent zu designen?
Kooperation ist nicht nur besser für das Wohlbefinden, sondern auch für das Selbstwertgefühl. Wessen Wert davon abhängt, dass er/sie besser ist als andere und somit andere schlechter sind als eine/r selbst, baut auf einem gleichermaßen brüchigen wie fragwürdigen psychischen Fundament. Zur Angst, schon morgen die Lead-Position und die damit verbundene Anerkennung zu verlieren, gesellt sich der nagende Neid der Unterlegenen und „Loser“. Konkurrenz schwächt den Charakter, sie wirkt wie ein Beziehungsgift.
Selbstwert sollte aus dem Inneren kommen, aus den Schätzen, die in uns schlummern und die zu heben wir eingeladen sind. Wenn wir unser Potenzial entfalten, finden wir zu Sinn, Authentizität und Freiheit. Und wenn unsere Beziehungen gelingen, werden wir glücklich. All dies wird durch Kooperation erleichtert und durch Wettbewerb erschwert. „Kooperation ist die Chefarchitektin der Evolution“, schreibt der Evolutionsbiologe Martin Nowak. Der Hirnforscher Gerald Hüther meint: „Die bisherige Wettbewerbsgesellschaft in eine kooperative, verantwortungsbewusste Gesellschaft umzuwandeln ist die attraktivste, innovativste und wichtigste Aufgabe für den Mann von heute und morgen.“ Gehen wir sie alle gemeinsam an!
Christian Felber
Wirtschaftsreformer, Autor des Buchs „Die Gemeinwohl-Ökonomie“
1 Einführung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor große Herausforderungen, vor allem, sich gegenüber Mitbewerbern auch international durchzusetzen. Viele Konkurrenten drängen auf den Markt, und immer wieder gilt es, Alleinstellungsmerkmale zu finden, um sich abzuheben und weiterhin im Geschäft zu bleiben. So geht es nicht nur großen Unternehmen, sondern auch mittelständischen und insbesondere Klein- und Kleinstunternehmern. In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie, immer wieder neue Ideen, Innovationen, großes eigenes Investment, sowie einen sehr guten Überblick über den Markt und seine Anforderungen. Wir Menschen kooperieren von Natur aus, so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Bücher, das bedeutet, dass der Mensch in Harmonie leben möchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht, um zu überleben. Leider geht diese Überlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzkampf oft unter. Wir sind der Überzeugung, dass im aufkommenden Zeitalter, dem 6. Kondratieff (dazu später mehr), es auch darum geht, aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschäftsmodelle zu nutzen; und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen. Dass Menschen sich danach sehnen, in Frieden und Harmonie zusammen zu leben, raus aus der Konkurrenz wollen, sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber, der Gemeinwohl-Ökonomie. Menschen streben danach, auch ihre wirtschaftlichen Unternehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
• Menschenwürde,
• Solidarität,
• ökologischer Nachhaltigkeit,
• sozialer Gerechtigkeit oder
• Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten, um sich ein ...