Einführung in die Soziale Arbeit
eBook - ePub

Einführung in die Soziale Arbeit

Peter Erath, Kerstin Balkow

Compartir libro
  1. 586 páginas
  2. German
  3. ePUB (apto para móviles)
  4. Disponible en iOS y Android
eBook - ePub

Einführung in die Soziale Arbeit

Peter Erath, Kerstin Balkow

Detalles del libro
Vista previa del libro
Índice
Citas

Información del libro

Dieser Band bietet die seit Langem geforderte umfassende Einführung in eine Soziale Arbeit, die sich heute nicht nur als unverzichtbare Praxis und anschlussfähige Profession, sondern auch als wissenschaftliche Disziplin und anerkanntes Lehrgebiet präsentiert. Die Darstellung eröffnet einen fundierten Einblick in die Praxis der Sozialen Arbeit und das breite Spektrum ihrer Arbeits- und Anwendungsfelder. Es folgt eine systematische Einführung in die wissenschaftlichen Grundlagen der Sozialen Arbeit. Das Buch widmet sich darüber hinaus dem Studium der Sozialen Arbeit und skizziert die Grundzüge einer Profession Soziale Arbeit. Auf diese Weise wird nicht nur eine kontinuierliche Weiterentwicklung zu einer reflexiven Praxis möglich, zugleich kann ein öffentliches Bild entstehen, das dazu beiträgt, die grundlegenden Intentionen der Sozialen Arbeit als Intervention, Prävention und Gesellschaftskritik glaubhaft zu kommunizieren und zum Wohle aller nutzbar zu machen.

Preguntas frecuentes

¿Cómo cancelo mi suscripción?
Simplemente, dirígete a la sección ajustes de la cuenta y haz clic en «Cancelar suscripción». Así de sencillo. Después de cancelar tu suscripción, esta permanecerá activa el tiempo restante que hayas pagado. Obtén más información aquí.
¿Cómo descargo los libros?
Por el momento, todos nuestros libros ePub adaptables a dispositivos móviles se pueden descargar a través de la aplicación. La mayor parte de nuestros PDF también se puede descargar y ya estamos trabajando para que el resto también sea descargable. Obtén más información aquí.
¿En qué se diferencian los planes de precios?
Ambos planes te permiten acceder por completo a la biblioteca y a todas las funciones de Perlego. Las únicas diferencias son el precio y el período de suscripción: con el plan anual ahorrarás en torno a un 30 % en comparación con 12 meses de un plan mensual.
¿Qué es Perlego?
Somos un servicio de suscripción de libros de texto en línea que te permite acceder a toda una biblioteca en línea por menos de lo que cuesta un libro al mes. Con más de un millón de libros sobre más de 1000 categorías, ¡tenemos todo lo que necesitas! Obtén más información aquí.
¿Perlego ofrece la función de texto a voz?
Busca el símbolo de lectura en voz alta en tu próximo libro para ver si puedes escucharlo. La herramienta de lectura en voz alta lee el texto en voz alta por ti, resaltando el texto a medida que se lee. Puedes pausarla, acelerarla y ralentizarla. Obtén más información aquí.
¿Es Einführung in die Soziale Arbeit un PDF/ePUB en línea?
Sí, puedes acceder a Einführung in die Soziale Arbeit de Peter Erath, Kerstin Balkow en formato PDF o ePUB, así como a otros libros populares de Scienze sociali y Lavoro in ambito sociale. Tenemos más de un millón de libros disponibles en nuestro catálogo para que explores.

Información

Año
2016
ISBN
9783170287297
Edición
1
Categoría
Scienze sociali

TEIL II SOZIALE ARBEIT ALS WISSENSCHAFT

7 SOZIALE ARBEIT UND WISSENSCHAFT

In diesem Kapitel geht es darum zu zeigen, dass Soziale Arbeit sich nicht nur als Praxis oder Profession verstehen darf, sondern sich auch ganz explizit als Wissenschaft konstituieren muss. Der Sozialen Arbeit kommt in modernen Gesellschaften eine so wichtige Funktion zu, dass sie zu ihrer eigenen Absicherung auf die Anschlussfähigkeit an das Wissenschaftssystem nicht verzichten kann. Dazu erfolgt in diesem Kapitel eine Einführung in die Grundlagen wissenschaftlichen Denkens, zumindest soweit dies für ein Grundstudium im Bereich der Sozialen Arbeit erforderlich ist.13
Worin sich die Notwendigkeit einer Wissenschaft für die Soziale Arbeit begründet und warum viele Praktiker/innen die Bedeutung von Wissenschaft oftmals falsch einschätzen, wird im ersten Teilkapitel aufgezeigt (Kap. 7.1). Was Wissenschaft ist und kann, wird dann im Anschluss daran dargelegt (Kap. 7.2). Im darauffolgenden Teilkapitel wird der Frage nachgegangen, inwiefern die Soziale Arbeit die drei Prüfkriterien, die an eine Wissenschaft gestellt werden, bereits erfüllen kann: Metatheoretische Fundierung, Theorienkonkurrenz und Forschung (Kap. 7.3). Alle drei Fragen können – wie schließlich zusammenfassend dargestellt wird – positiv beschieden werden, sodass einer wissenschaftlichen Durchdringung der Sozialen Arbeit, wie sie in diesem Buch durchgeführt wird, nichts mehr im Wege steht (Kap. 7.4).

7.1 Warum braucht Soziale Arbeit Wissenschaft?

Über Wissenschaft im Bereich der Sozialen Arbeit zu sprechen ist schwierig, nicht nur deshalb, weil es viele Politiker/innen, Verbandsvertreter/innen, Bürger/ -innen etc. gibt, die wissenschaftliches Denken in diesem Bereich für unnütz halten, sondern weil es aus zwei Gründen bis heute nicht gelungen ist, die Sozialarbeiter/innen selbst davon zu überzeugen, wie wichtig Forschung für die konkrete Arbeit ist. Dafür gibt es zwei Vermutungen:
Praktiker/innen scheinen oftmals der Ansicht zu sein, Soziale Arbeit spiele sich in einem personalen Verhältnis (Sozialarbeiter/in – Klient/in) bzw. sozialkulturellen Raum (Person in Kontext) ab, der so individuell und spezifisch geprägt ist, dass sich die daraus ergebenden Erkenntnisse nicht verallgemeinern ließen. Entscheidungen müssten demnach auf der Basis von eigenen Erfahrungen persönlich und oftmals intuitiv getroffen werden.
Viele Sozialarbeiter/innen sind offensichtlich davon überzeugt, dass eine rein wissenschaftliche Argumentationsweise der Komplexität sozialer Probleme und Interventionen nicht gerecht wird. Und sie fürchten, möglicherweise nicht zu Unrecht, dass die Wissenschaft (mit ihrer hohen Diskursmacht) vornehmlich dazu beiträgt, die sozialen Hilfen einzuschränken und die Vertreter/innen der Sozialarbeit zu desavouieren.
Warum es auch in angewandten Wissenschaften, z. B. der Ökonomik (und damit auch der Sozialen Arbeit), sinnvoll ist, wissenschaftlich zu denken, hat Daniel Kahnemann (2012) in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ aufgezeigt. Dabei macht er deutlich, dass Praktiker/innen immer auf der Basis ihrer Erfahrungen und ihrer Intuition handeln und entscheiden müssen. Allerdings sollten sie aufgrund der permanent bestehenden Möglichkeit der Fehleinschätzung dazu bereit sein, ihr Denken gleichzeitig immer auch einer „mentalen Kontrolle“ zu unterziehen. Eine eher auf Intuition basierende Vorgehensweise führt nämlich oftmals nicht nur zur „kognitiven Täuschung“, sondern auf lange Sicht zu „mentaler Faulheit“ oder „Ego-Depletion“, was im Buch mit dem Begriff der „Selbsterschöpfung“ (S. 58) übersetzt wird. Dies bedeutet, dass der/die Betreffende mit den eigenen Erklärungstheorien nicht mehr wirklich zurechtkommt und zu „kognitiven Vereinfachungen“ wie z. B. Stereotypisierung, Rassismus, Sexismus etc. tendiert.
„Eine Person wurde von einem Nachbarn wie folgt beschrieben: ‚Steve ist sehr scheu und verschlossen, immer hilfsbereit, aber kaum an anderen oder an der Wirklichkeit interessiert. Als sanftmütiger und ordentlicher Mensch hat er ein Bedürfnis nach Ordnung und Struktur und eine Passion für Details.‘ Ist Steve eher Bibliothekar oder Landwirt?“ (ebd., S. 17).
Nach Kahnemann erklärt sich die Tendenz der meisten Befragten, in Steve einen Bibliothekar zu vermuten, aus dem Umstand, dass „sachdienliche statistische Erwägungen“ (ebd.) außer Betracht gelassen werden und er schreibt dazu:
„Wussten Sie, dass in den Vereinigten Staaten auf jeden männlichen Bibliothekar zwanzig Landwirte kommen? Weil es so viel mehr Landwirte gibt, wird man höchstwahrscheinlich auch mehr ‚sanftmütige und ordentliche‘ Menschen auf Traktoren als an Informationsschaltern von Bibliotheken finden“ (ebd., S. 17 f.).
Folglich muss es deshalb im Alltagsleben und in jeder Praxis immer wieder darum gehen, das schnelle Denken (in Form von Intuition, Erfahrungswissen, Routine etc.) mit Hilfe von langsamem Denken (in Form von wissenschaftlich und v. a. empirisch gestützter Reflexion) zu korrigieren. Eine wissenschaftliche Vorgehensweise zeichnet sich demnach vor allem dadurch aus, dass sich alle Aussagen und Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen den als allgemein anerkannt geltenden Untersuchungsmethoden stellen und sich so gegenüber dem Prüfkriterium der Wiederholbarkeit und der Generalisierbarkeit bewähren müssen. Was sich einmal im Rahmen eines Forschungsprozesses als wahr erwiesen hat, muss sich demzufolge auch immer wieder an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten bestätigen lassen (Krumm 1983).
Beide Wissenstypen, das intuitiv-erfahrungsbasierte und das wissenschaftlich-erkenntniskritische Wissen, müssen also miteinander verbunden werden und sich ergänzen. Dabei darf keine Form des Denkens unter- oder überbewertet werden:
• Gegen die intuitiven Erkenntnismethoden z. B. der Hermeneutik (siehe dazu Kap. 10) spricht vor allem das Phänomen der „kognitiven Täuschung“ oder der „Fokussierungsillusion“: Sozialarbeiter/innen sind möglicherweise der vollen Überzeugung, dass sie ihre Klienten und Klientinnen gut verstehen, in Wirklichkeit jedoch bewerten sie unbewusst einzelne Aspekte der Person des Klienten/der Klientin stärker und erliegen damit der Tendenz zur „regressiven Vorhersage“. Dies bedeutet: Relativ willkürliche Verhaltensweisen kausal aufeinander bezogen ergeben scheinbare Plausibilität.
• Jedoch auch die rein empirische Sichtweise (siehe dazu Kap. 12) darf nicht überschätzt werden. Nicht nur, weil die zu beobachtenden Phänomene durch den Vorgang der Operationalisierung und Messung stark verkürzt werden, sondern vor allem deshalb, weil die Diskursmacht der Wissenschaft in modernen Gesellschaften sehr stark von der dort herrschenden rationalistischen Ideologie (Max Weber) bestimmt wird. Wissenschaftliche Studien im Bereich der Sozialarbeit werden häufig von Politik und Wirtschaft finanziert und deren Hauptinteresse besteht vor allem darin, Einsparungen im sozialen Bereich vorzunehmen, um dieses Geld dann an anderer Stelle (für Baumaßnahmen, Wirtschaftssubventionen etc.) ausgeben zu können. Allerdings stellt sich dabei das Problem, dass, wer am Diskurs um Macht nicht teilnimmt, auch keine Stimme bekommt. Dies bedeutet: Will die Sozialarbeit hier diskursmächtig sein und bleiben, muss sie sich auch dieser Diskursrhetorik der empirischen Wissenschaft und deren Grammatik bedienen (Bourdieu 1998, S. 156 f.).
Als Folge davon sollten Praktiker/innen und Forscher/innen zukünftig immer angeben bzw. versuchen herauszufinden, mittels welcher methodischer Vorgehensweisen Daten oder Ergebnisse entstanden sind, sodass sich die Rezipienten und Rezipientinnen dieser Tatsachen und der damit verbundenen möglichen Einschränkungen bewusst werden. Der/die jeweilige Betrachter/in wird sich dann entscheiden müssen, ob er/sie diese Vorgehensweise als relevant oder irrelevant ansieht. Das heißt natürlich nicht, dass Forschung deshalb willkürlich würde.
Was als wahr oder unwahr, als gute oder schlechte Praxis gilt, muss sich im wissenschaftlichen Diskurs bewähren. Es gilt jedoch dabei stets die jeweiligen Bedingungen der Wissensproduktion mit zu reflektieren und niemand, der/die in der Praxis Verantwortung übernimmt, sollte sich dieser Anstrengung des multiperspektivischen Denkens entziehen.

7.2 Was ist Wissenschaft?

7.2.1 Die Wahrheit der Wissenschaft

Gerade weil Wissenschaft offensichtlich nicht die absolute Wahrheit versprechen kann, haben viele Menschen ihr gegenüber ein gespaltenes Verhältnis. Auf der einen Seite nehmen sie die Errungenschaften insbesondere der modernen Technik gerne wahr, haben tiefen Respekt vor Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die z. B. den Nobel-Preis bekommen, auf der anderen Seite aber haben sie Schwierigkeiten damit, die häufig sich widersprechenden Ergebnisse wissenschaftlicher Theoriebildung und Forschung angemessen einzuordnen. Denn ständig neue Erkenntnisse über Ernährungsfragen, ständig widerlegte Vorhersagen über Wirtschaftskrisen und Fehler bei wissenschaftlichen Gutachten können durchaus so etwas wie Wissenschaftsfrust nach sich ziehen.
Ein wichtiger Grund für diese skeptische bzw. widersprüchliche Haltung unserer Gesellschaft gegenüber Wissenschaft liegt in der meist unbewussten Unterstellung, dass Wissenschaft stets „rein“ sein müsse. Dabei handelt es sich um ein Verständnis von Wissenschaft, das insbesondere von John Locke und Francis Bacon im Rahmen des klassischen „Empirismus“ und später dann von Karl Popper (1973/1934) im Rahmen seiner Theorie des kritischen Rationalismus entwickelt wurde. Demnach müssen sich Aussagen oder Hypothesen (das sind aus Theorien abgeleitete Aussagen), um wissenschaftlich als „wahr“ gelten zu können, einem strengen Reglement unterziehen: eng am Ideal der Naturwissenschaft orientiert werden sie nur dann als „wahr“ anerkannt, wenn sie ausschließlich auf Erfahrung basieren, über wiederholbare Experimente und objektive Beobachtungen gewonnen worden sind und jederzeit wieder bestätigt werden können.
Nachdem aber die Wissenschaft erkannt hatte, dass man sich niemals sicher sein kann, ob ein Überprüfungsprozess tatsächlich auch in Zukunft „wiederholbar“ ist, blieb ihr gar nichts anderes übrig, als Abschied von der „induktiven Methode“ der Erkenntnisgewinnung zu nehmen. Diese geht bzw. ging davon aus, dass aus einer wiederholten Anzahl von bestätigten Ergebnissen auf die „Wahrheit“ der betreffenden Theorie geschlossen werden kann (Induktionsprinzip). Wer aber kann sich sicher sein, dass (so ein Beispiel von Popper) der „All-Satz“ „Alle Schwäne sind weiß!“ nicht doch einmal durch das Vorhandensein bunter oder schwarzer Schwäne widerlegt werden kann. Aus diesem Grunde gelten die wissenschaftlichen Erkenntnisse seit Popper immer nur vorläufig: Jede noch so gut bestätigte Theorie kann jeweils nur als „vorläufig verifiziert“ gelten. Dagegen gilt jedoch: Eine Theorie, die sich als nicht wiederholbar erweist, kann und muss endgültig als „falsifiziert“ aussortiert werden. Für den/die Wissenschaftler/in folgt daraus, dass sie dem Ergebnis einer Untersuchung neutral gegenüber bleiben können: sowohl die Verifikation wie die Falsifikation einer These oder Theorie bildet einen Erkenntnisfortschritt, und nur darum muss es in der Wissenschaft gehen.

7.2.2 Abstraktes oder konkretes Erkenntnisideal?

Nach Popper müssen entsprechend dieser Kriterien viele Bereiche der angewandten Wissenschaften, wie z. B. die Pädagogik, die Wirtschaftswissenschaften, die Soziale Arbeit, die Soziologie, aber auch die Geschichtswissenschaften oder die Kunst als nicht-wissenschaftsfähig bzw. „pseudo-wissenschaftlich“ ausgeschlossen werden. Diese These hat schließlich bei der Tagung der Deutschen Soziologie im Jahr 1961 zu einer denkwürdigen wissenschaftlichen Auseinandersetzung – dem „Positivismusstreit“ – zwischen Karl Popper und dem deutschen Soziologen Theodor W. Adorno geführt (Adorno et al. 1969). Im Rahmen dieser Auseinandersetzung führte Popper einige Thesen zu einem kritisch-rationalen Wissenschaftsverständnis aus. Insbesondere in seiner berühmt gewordenen „sechsten These“ formuliert er seinen Standpunkt bezüglich einer „reinen Wissenschaft“:
„6. Die Methode der Sozialwissenschaften wie auch die der Naturwissenschaften besteht darin, Lösungsversuche für ihre Probleme, von denen sie ausgeht – auszuprobieren. Lösungen werden vorgeschlagen und kritisiert. Wenn ein Lösungsversuch der sachlichen Kritik nicht zugänglich ist, so wird er eben deshalb als unwissenschaftlich ausgeschaltet, wenn auch vielleicht nur vorläufig. (…)
17. Die sogenannte Objektivität der Wissenschaft besteht in der Objektivität der kritischen Methode … und auch darin, dass die logischen Hilfsmittel der Kritik – die Kategorie des logischen Widerspruch...

Índice