80 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs
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80 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs

Dokumentation einer Vortragsreihe der Ev. Stadtakademie Bochum

Arno Lohmann

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80 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs

Dokumentation einer Vortragsreihe der Ev. Stadtakademie Bochum

Arno Lohmann

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In der Woche vom 25. August bis zum 1. September 2019 umfasste diese Vortragsreihe einen Friedensgottesdienst und fünf Vorträge in der Pauluskirche der Kirchengemeinde Bochum und schloss mit einer Kanzelrede in der Melanchthonkirche der Kirchengemeinde Wiemelhausen im Rahmen des dort jährlich begangenen "Tag des Friedens" am 1. September. Sie widmete sich nicht dem gesamten Zweiten Weltkrieg, sondern konzentrierte sich auf den Beginn des Krieges, untersuchte die genauen historischen Umstände, die ihn herbeigeführt haben, die Vorbereitungen zu diesem von Deutschland bereits seit 1933 gewollten Krieg, die NS-Polen-Politik mit dem Überfall auf Polen und den Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, die beide von Anfang an als Vernichtungskriege geführt wurden. Die Reihe fragte nach der Mitverantwortung der Kirche und der Rolle der Wehrmachtseelsorge im Krieg und untersuchte, wie die Kirche nach dem Krieg mit ihrer Schuld umgegangen ist. Im letzten Vortrag warf sie den Blick auf den langen Schatten des Krieges über dessen Ende hinaus bis zu den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen im Jahr 1990.Zusätzlich haben wir zwei Beiträge aufgenommen: In einem Gottesdienst am 31. August 2019 feierte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, stellvertretende Vorsitzende und Beauftragte für die deutsch-polnischen Beziehungen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. h.c. Annette Kurschus, gemeinsam mit dem Präsidenten des Polnischen Ökumenischen Rates, Bischof Jerzy Samiec, in der Warschauer Trinitatiskirche einen ökumenischen Gottesdienst zum Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Dass es nach einem jahrzehntelangen Prozess der Friedens- und Versöhnungsarbeit zwischen Deutschland und Polen 80 Jahre danach endlich möglich war, dieses Gedenken in einem Gottesdienst gemeinsam zu begehen, kann als Zeichen der Aussöhnung über Grenzen hinweg nicht hoch genug bewertet werden. Einen Tag später, am 1. September, hielt Präses Kurschus in der Bochumer Christuskirche ihre Rede in Deutschland: "Wenn dein Kind dich morgen fragt": Zur Kraft der Erinnerung. Ihre Rede haben wir hier den Vorträgen vorangestellt.Ebenfalls zusätzlich aufgenommen haben wir einen Vortrag von Dr. Norbert Friedrich über die Rolle der kirchlichen Diakonie im Zweiten Weltkrieg. Die Predigt von Pfarrer Arno Lohmann aus dem Friedensgottesdienst zum Beginn der Reihe am 25. August über die Jahreslosung 2019, "Suche Frieden und jage ihm nach" (Ps. 34, 15) ist den Beiträgen nachgestellt.

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Información

Año
2020
ISBN
9783751963091

Norbert Friedrich

Verbandsprotestantismus und Zweiter Weltkrieg

Folgt man bisherigen Darstellungen und Forschungen, so ist das vorliegende Thema eigentlich gar keins: entweder sparen die einschlägigen Darstellungen die Kriegszeit ganz aus oder behandeln sie als Appendix. Viele Darstellungen lassen den Vereins- oder Verbandsprotestantismus im Prinzip mit dem Kirchenkampf enden, und dieser „Kampf in der Kirche um die Kirche“ umfasste nach der einschlägigen Definition von Joachim Mehlhausen lediglich die Jahre 1933/3433, andere ziehen zwar die Linien weiter aus, legen aber keinen Schwerpunkt auf die Jahre nach 1939, dies gilt beispielsweise auch für die einschlägige Darstellung zur Inneren Mission von Jochen-Christoph Kaiser.34
Die Argumentation für diese Darstellung ist dabei immer ähnlich: Die den Vereinsprotestantismus tragenden Milieus hätten sich aufgelöst, die finanzielle Basis der Vereine sei weggebrochen, die kirchenpolitische Polarisierung habe die Kirche gestärkt, die Vereine aber geschwächt; viele hätten sich der Gleichschaltung nicht entzogen, entziehen können, hätten bereitwillig mitgemacht auch im vorauseilendem Gehorsam. Einziges Ziel der noch bestehenden Vereine sei es gewesen, „ihre Existenz nicht zu gefährden“, so jedenfalls die vorwurfsvoll klingende und wohl auch so gemeinte Aussage des Leipziger Kirchenhistorikers Kurt Meier.35 Seine Darstellung ist ein guter Beleg für diese Sichtweise: Meier widmet dem Gustav-Adolf-Verein und dem Evangelischen Bund nur einen knappen Absatz (bei 700 Seiten insgesamt), auch die Innere Mission kommt nur mal am Rande zur Sprache im Zusammenhang mit dem Geistlichen Vertrauensrat. Ansonsten dominiert in der Darstel lung massiv „die Kirche“, der Focus ist die Kirchenleitung, sind Theologen. Dabei wird vergessen, dass viele Vereine und auch Verbände nicht nur weiterexistiert haben, sie haben weitergearbeitet, haben sich arrangiert oder auch nicht, haben Ziele gehabt. Eine Ausnahme in der Forschung bildet – neben Jochen-Christoph Kaiser – ein Aufsatz von Ellen Ueberschär, der den Verbandsprotestantismus aus der geschlechterspezifischen Perspektive behandelt. Ueberschär geht von folgender These aus:36„Von einem Überleben der Vereinsarbeit ist nur für diejenigen Vereine zu sprechen, die entweder ohnehin weibliche Handlungsfelder abdeckten, oder für die, in denen Frauen männliche Tätigkeitsfelder besetzten.“37
Ob diese These tatsächlich für alle Vereine gelten kann, bedarf sicher noch weiterer sozialgeschichtlicher Forschungen. Klar scheint aber zu sein, dass hier durch die Genderperspektive ein neues Erklärungsmuster sowohl für den Verbandsprotestantismus als auch für die verfasste Kirche gibt. An einigen Vereinen und Verbänden sollen wenige Spezifika für die Kriegszeit benannt werden. Da man die Geschichte der Vereine und Verbände im Zweiten Weltkrieg nicht von den Jahren 1933/34, in den sich das Regime festigte und in denen eine zentrale Transformation der Rolle von Kirche, Vereinen und Staat stattfand, trennen kann, muss die Vorgeschichte knapp mit betrachtet werden. Innere Gespanntheit, Aufgaben und Freiraum etc., erklären sich nur aus der Vorgeschichte, aus der Ausrichtung der Vereine und Verbände.
Die Vereine und Verbände sind dabei Kinder des 19. Jahrhunderts, sie sind, wie Jochen-Christoph Kaiser schreibt „ein zentrales Element der modernen Bürgerlichkeit zur Mobilisierung des Kirchenvolkes gegen die Säkularisierung und zur Wiederverchristlichung der Gesellschaft“ gewesen.38
Es entstand im 19. Jahrhundert, in mehreren Etappen ein differenziertes Verbandsspektrum, wobei man insgesamt acht Typen unterscheiden kann39, die die Spannweite des Protestantismus abdecken konnten. Schon in der Wachstumsphase des Verbandsprotestantismus war er einem hohen Außendruck ausgesetzt, dies gilt besonders für die Weimarer Republik, wo Staat und Kirche ihren Einflussbereich auf die klassischen Gebiete des Vereinsprotestantismus auszudehnen suchten.

Sozialpolitische Vereine

Viele der sozial- bzw. gesellschaftspolitischen Vereine innerhalb des deutschen Protestantismus führten so schon vor 1933 nur noch ein Schattendasein, nach 1933 gelang es ihnen jedoch oftmals, sich der Gleichschaltung zu entziehen. Ich nenne hier den Evangelisch-sozialen Kongress oder den Kirchlich-sozialen Bund, beide können kurz dargestellt werden, da sie besondere Aktivitäten nicht mehr entfalteten.40
Der Kirchlich-soziale Bund, der 1932/33 in einer schweren Finanz- und Personalkrise stand, agierte faktisch kaum noch, er wurde, nach mehreren vergeblichen Wiederbelebungsversuchen erst 1941 aufgelöst, die Geschichte des Verbandes endete im Zweiten Weltkrieg. Resignation und das Empfinden, keinen angemessenen Platz für den Bund im nationalsozialistischen Deutschland zu finden, haben zur Auflösung geführt; der Bund sah keine Entfaltungsmöglichkeit mehr, Personal stand nicht zur Verfügung.
Etwas anders sieht die Geschichte des Evangelisch-sozialen Kongresses aus, der bis in die Nachkriegszeit hinein existierte, wobei für die lange Existenz das Engagement und die Arbeit des langjährigen Generalsekretärs Johannes Herz ausschlaggebend gewesen sein dürften.41 Bis 1940 konnte man, vor einer begrenzten Öffentlichkeit, Jahresversammlungen abhalten, wobei man eine hohe Anpassungsleistung an die NS-Ideologie konstatieren muss, gerade in sozialpolitischen Fragen. Als eine ideologische Brücke diente dabei auch die nationalsoziale Terminologie, wie sie Friedrich Naumann gepflegt hatte. Als widerständige Organisation lässt sich der Evangelisch-soziale Kongress sicher nicht beschreiben.
Der auf den städtischen Raum konzentrierte Verein war von den zunehmenden Einschränkungen des Krieges, der Kriegswirtschaft und besonders der Luftangriffe und Zerstörungen stark betroffen, Aktivitäten sind kaum noch zu finden.
Was für die sozialpolitischen Vereine gilt, kann auch für viele karitative Vereine gesagt werden. Das Blaue Kreuz beispielsweise, welches sich 1933 bereitwillig und freudig hatte gleichschalten lassen, bemühte sich, seine Arbeit auch unter den Bedingungen des Krieges und der sich verstärkenden Eingriffe des Nationalsozialisten in die einzelnen Vereine und Verbände fortzusetzen.42 Wieder fällt die enorme Anpassungsleistung auf, dazu treten die Berichte über die Einschränkungen der Kriegszeit durch die Vernichtung der eigenen Häuser etc. Dabei erzeugte der Krieg offensichtlich auch eine depressive Stimmung, gerade in den Jahren 1940/41 scheinen viele Vereine über eine Aufgabe nachgedacht zu haben, dies gilt für das Blaue Kreuz43, aber auch für diakonische Verbände, auf die ich noch eingehen werde.
Zuvor muss aber noch eine wesentliche Entwicklung auf politischem Gebiet angesprochen werden: die offene und subtile Bekämpfung von Vereinen und Verbänden, von Kirchen und kritischen Organisationen durch die sich verschärfende Pressegesetzgebung der Nationalsozialisten. Gerade für viele Vereine und Verbänden stellten die Publikationen wichtige Kommunikationsmittel dar; hier konnten Informationen weiterge geben werden, hier konnten Leitlinien entwickelt bzw. weitergegeben werden, gemeinsame Positionen entwickelt werden, Informationen ausgetauscht werden. So trafen auch die massiven Einschränkungen Vereine und Verbände im Kern. Häufig war, durch die Kriegswirtschaft Papierknappheit das Argument. Mit dem faktischen Verbot wurde eine lange protestantische Pressetradition beendet, nach 1945 konnte sich die Kirchenpresse in dieser Form nicht wieder bilden.44 Besonders im diakonischen Bereich gab es jedoch, z.T. erst durch schwierige Verhandlungen erreicht, Ausnahmen für vereinsinterne Publikationen. Damit konnte dann zumindest eingeschränkt der Informationsfluss unter den Mitarbeitern und Mitgliedern sichergestellt werden. Anders als die in Nischen beheimateten kleinen Vereine – häufig nur von einer Idee und Aufgabe getragen – war die Innere Mission positioniert, die noch immer ein in bestimmten Bereichen geduldeter wichtiger Anbieter auf dem sozialen Sektor war.
Im Folgenden sollen am Beispiel des Kaiserswerther Verbandes die Handlungsspielräume und Probleme des Verbandsprotestantismus im Zweiten Weltkrieg näher studiert werden.

Der Kaiserswerther Verband im Dritten Reich45

Der 1916 gegründete Kaiserswerther Verband ging organisatorisch geschwächt in das Jahr 1933, nachdem er in der Weimarer Republik sowohl einen raschen Aufstieg wie einen jähen Sturz verkraften musste. 1916, also mitten im Ersten Weltkrieg als eine innerdeutsche Interessenbewegung der Mutterhäuser Kaiserswerther Prägung gegründet, kümmerte sich der Verband um einen ganzen Strauß von Fragen, von der Diakonissentracht bis zur Altersversorgung, von wirtschaftlichen Fragen bis zu verbandspolitischen Interessen. Zielpunkt war jeweils der Austausch und die Vereinheitlichung unter den selbstständigen Mutter häusern sowie die Vertretung nach außen. Der Versuch, einen Ausgleich zwischen den großen und kleinen Mutterhäusern zu erreichen, bestimmte die Arbeit. Der Verband hat unter den Bedingungen des Weimarer Wohlfahrtsstaates zunächst eine erfolgreiche Entwicklung genommen. Man stellte einen hauptamtlichen Verbandsdirektor ein – Johannes Thiel (1874-1941)46 – sowie einen weiteren Referenten, Pastor Ernst Siebert. 1927 errichtete man das Referat Kinderpflege, Leiterin wurde Auguste Mohrmann (1891-1967)47. In Berlin-Wilmersdorf richtete man schließlich auf eigenem Grundstück eine Geschäftsstelle ein.
Der Verbandsgeschäftsführer D. Johannes Thiel, vormals Vorsteher des Diakonissenhauses Berlin-Bethanien, war ein Multifunktionär, fest eingebunden in die Strukturen des Central-Ausschusses und der freien Wohlfahrtsverbände. Mit dem Devaheim-Skandal48, dem großen Finanzskandal der Inneren Mission, geriet auch der Verband in Unruhe. Der Verbandsgeschäftsführer war in den Skandal involviert, er musste von seinem Amt zurücktreten, damit stand der Verband vor seiner größten Krise. Diese bestimmte di...

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