Natur, Umwelt, Nachhaltigkeit
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Natur, Umwelt, Nachhaltigkeit

Perspektiven auf Sprache, Diskurse und Kultur

Anna Mattfeldt, Carolin Schwegler, Berbeli Wanning, Anna Mattfeldt, Carolin Schwegler, Berbeli Wanning

  1. 380 páginas
  2. German
  3. ePUB (apto para móviles)
  4. Disponible en iOS y Android
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Natur, Umwelt, Nachhaltigkeit

Perspektiven auf Sprache, Diskurse und Kultur

Anna Mattfeldt, Carolin Schwegler, Berbeli Wanning, Anna Mattfeldt, Carolin Schwegler, Berbeli Wanning

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Spannungsverhältnisse zwischen Natur und Mensch prägen unseren Alltag, unsere Sprache und öffentliche Diskurse im Themenspektrum der Nachhaltigkeit. Letztere entfaltet normatives Potential, steht bildungs- und wirtschaftspolitisch im Zentrum und bildet sich in der Literatur ab. Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit sind Themen, die viele Wissensdomänen berühren – von naturwissenschaftlichen Fragen über rechtliche Aspekte bis zu Überlegungen der Sprachkritik. Sie bedürfen einer Betrachtung aus verschiedensten Fachdisziplinen, wie es etwa auch im Rahmen der Environmental Humanities gefordert wird. Um in diesem Zuge die Relevanz sprachbezogener Zugänge und Wissenschaften zu stärken, führt dieser Band Perspektiven der Literaturwissenschaft, Didaktik, BNE, Human Animal Studies, Geschichte, Philosophie usw. mit Beiträgen aus verschiedenen neueren und auch traditionellen linguistischen Teilbereichen zusammen, wie beispielsweise der Ökolinguistik, der Diskurslinguistik oder der Nachhaltigkeitskommunikation. Der Band eröffnet somit für Wissenschaftler*innen aus Linguistik und anderen Fachdisziplinen sowie für interessierte Lehrkräfte Einblicke in interdisziplinäre Zugänge zu sprachlichen Perspektiven auf Nachhaltigkeit.

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Información

Editorial
De Gruyter
Año
2021
ISBN
9783110740578
Edición
1
Categoría
Lingua tedesca

Teil 1: Umwelt im Spiegel von Geschichte, Politik und Bildung

Umweltgeschichte verstummt in Plutopia

Von der (Un-)Möglichkeit, die nukleare Zivilisation zur Sprache zu bringen
Verena Winiwarter

Zusammenfassung

Der Nicht-Ort Hanford im US-Bundesstaat Washington, die teuerste Altlast der USA, liegt womöglich am Ende der Welt. Sie liegt dort dann, wenn es nicht gelingt, die darin befindlichen gefährlichen Abfälle dauerhaft von der Umwelt abzuschließen. Es ist keineswegs sicher, dass dies gelingen wird. Kathleen Flennikens Plume (Flenniken 2012) und Michele Stenehjem Gerbers On the Home Front: The Cold War Legacy of the Hanford Nuclear Site (Stenehjem Gerber 1992) könnten unterschiedlicher nicht sein. Und doch, der Band mit Gedichten der Zivilingenieurin, die selbst drei Jahre in Hanford arbeitete, und der Klassiker der Hanford-Aufarbeitungsliteratur, minutiös recherchiert und faktentreu dargestellt, sind beides Zeugnisse des sprachlichen Umgangs mit einer Monstrosität, die sich nur unzureichend in Wissen verwandeln lässt. Plutopia, der von Karen Brown geprägte Begriff für eine Zivilisation, die mit Plutonium, dem Bombenbaustoff, der in Hanford zwischen 1943 und 1987 hergestellt wurde, leben muss, ist ein Versuch, die Kluft zu benennen, die uns von der Zeit vor 1945 trennt (Brown 2013). Doch wir leben nicht nur mit Hanford, sondern mit Hunderten durchaus ähnlich heimtückischen Altlasten, die noch nie kalkulierte Ewigkeitskosten mit sich bringen. WissenschaftlerInnen kämpfen um angemessene Ausdrucksformen dafür und sind gleichzeitig auf ihre eigene, unhintergehbare Betroffenheit verwiesen. Es fragt sich, wie solche Monstrositäten überhaupt zur Sprache gebracht werden können. Nach einem kurzen Überblick über umwelthistorische Zugänge bieten die folgenden Seiten einen Einstieg in die Arbeit an den Grenzen des Sagbaren.
Schlüsselwörter: Monster, Altlasten, Hanford, Christa Wolf, Poesie, Umweltgeschichte,

1 Kurze Einführung in die Umweltgeschichte

Umweltgeschichte1 versteht sich als historischer Beitrag zur Nachhaltigkeitsforschung. Aus historischer Sicht kann argumentiert werden, dass der Nachhaltigkeitsdiskurs als reformorientierter, imaginativer Diskurs im Sinne von John S. Dryzek erst durch Verdrängung bestimmter Problemkategorien überhaupt möglich wird (Dryzek 2013: 16). Eine dieser Problemkategorien sind die Altlasten der nuklearen Technologien des 20. Jahrhunderts. Diese Altlasten geben Anlass, darüber nachzudenken, wie eine „Versprachlichung des Monströsen“ aussehen könnte.
Umweltgeschichte untersucht die Vergangenheit um der Zukunft willen. Sie befasst sich mit der Rekonstruktion von Umweltbedingungen in der Vergangenheit: Wie sah eine Landschaft einmal aus? Wie wurde sie genutzt? Was für ein Wald wuchs an einem bestimmten Ort vor 200 Jahren? Wo verlief früher ein Fluss? Die Forschung muss sich dafür auch mit der Rekonstruktion der Wahrnehmung und Interpretation dieser vergangenen Umwelten durch die damals lebenden Menschen beschäftigen. Wie haben Menschen etwa Berge oder Flüsse wahrgenommen, als Bedrohung oder als Freizeitareal und wann und warum hat sich das geändert? Nur in Kombination beider Aspekte, Umwelt und Wahrnehmung der Umwelt, ist eine Interpretation vergangener Handlungen möglich (vgl. ZUG 2019). Kurz gesagt befasst sich Umweltgeschichte mit den Wechselbeziehungen zwischen Menschen und dem Rest der Natur. Sie konzipiert dabei Menschen als Natur, ihr aber zugleich gegenüberstehend, in Natur eingreifend, sie verändernd, um leben zu können.
Umweltgeschichte ist ein interdisziplinäres Fach, das Zugänge aus den Kultur-, Sozial-, Natur- und Ingenieurwissenschaften miteinander verbindet (Winiwarter/Knoll 2007). Der hier zunächst umgangssprachlich verwendete Begriff „Natur“ und ebenso jener der „Natürlichkeit“ sind als analytische Kategorien hoch problematisch, da eine Ontologisierung nahezu unvermeidbar ist, ebenso wie Wertzuschreibungen. Meine Arbeitsgruppe hat daher einen konzeptiven Vorschlag gemacht, der diese Dichotomie vermeidet, und spricht von Sozio-Naturalen Schauplätzen als einem Nexus von Praktiken und Arrangements (Winiwarter/Schmid 2020b).
Der amerikanische Umwelthistoriker John McNeill hat 2003 drei Typen von Umweltgeschichte unterschieden, die die Historiographie bis heute gut beschreiben. Unter den durchaus um Legitimation und Aufmerksamkeit konkurrierenden Hauptarten fokussiert eine auf Materielles (dazu zählen auch die Flussgeschichten, die wir in Wien erforschen), eine auf kulturell/mentalitätsgeschichtliche Phänomene und eine vorwiegend auf das Politische im weiteren Sinn. Die materielle Umweltgeschichte beschäftigt sich mit Veränderungen in der biologischen und physikalischen Umwelt und damit, wie sich diese Veränderungen auf die menschliche Gesellschaft auswirken. Betont werden die wirtschaftlichen und technologischen Aspekte der Gesellschaft. Der kulturell/ideen- und mentalitätsgeschichtliche Typ betont Darstellungen und Bilder der Natur in Kunst und Literatur, untersucht, wie sich diese verändert haben und welche Aussagen sie über die Menschen und Gesellschaften, die sie hervorgebracht haben, ermöglichen. Die politische Umweltgeschichte betrachtet obrigkeitliches Handeln in Bezug auf die Natur (McNeill 2003a: 6–9).
Auch innerhalb der materiellen Umweltgeschichte gibt es Binnendifferenzen. Die wohl auffälligste ist jene zwischen ländlichen und städtischen Themen. Zu den ländlichen Themen zählen Agrarökosysteme, Weide- und Graslandökologie, Wälder und die besonders in der US-Historiografie betonte „Wildnis“. Urbane Umweltgeschichte war ursprünglich hauptsächlich auf Umweltverschmutzung und Hygiene ausgerichtet, beschäftigt sich aber inzwischen mit der Entwicklung technischer Systeme im Allgemeinen und untersucht die Versorgung und den „Stoffwechsel“ von Städten über die Zeit. Es ist möglich und notwendig, städtische und ländliche Umwelt gemeinsam zu betrachten, aber Quellen und Ressourcenbeschränkungen umwelthistorischer Projekte führen oft zur Konzentration auf das eine oder andere.
Während die Umweltgeschichte in den 1970er Jahren in den USA als Teil der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Umwelt als eines zentralen Handlungsfelds entstand und daher vorwiegend kritisch ausgerichtet war, wurde diese kritische Ausrichtung bald als „declentionist“, als zu sehr an der Degradation und am Untergang orientiert empfunden. Zerstörungs- und Verfallserzählungen wurden in Folge zugunsten von Narrativen aufgegeben, die die spezifischen Faktorenkombinationen von Mentalitäten und Handlungen in Begriffen wie „Wandel“ und „Wechselwirkung“ offener zu fassen versuchten. Positivbeispiele, Erfolgsgeschichten vom Schutz wichtiger Ökosysteme, von den Erfolgen von Umweltgesetzgebung und Protest wurden auch aus didaktischen Gründen betont. Zuletzt hat dies Christoph Mauch in einem Slow Hope betitelten Band getan (Mauch 2019).
Am Beginn einer eigenständigen deutschsprachigen Umweltgeschichte in den 1980er Jahren stand die „Holznotdebatte“, in der Joachim Radkau die Rolle von behaupteter Knappheit als Argument in Professionalisierungsdiskursen von Forstwirten betonte (Radkau 1986), während Rolf Peter Sieferle eine reale Holzknappheit diagnostiziert hatte (Sieferle 1982). Ohne deshalb in Umweltdeterminismus zu verfallen, was der Klima- und Umweltgeschichte früher oft vorgeworfen wurde, geht Umweltgeschichte von der grundsätzlichen Einsicht aus, dass gesellschaftlicher Wandel immer ein Wandel des Umgangs mit Natur (inklusive deren diskursiver Konzeptualisierung) ist. Dies hat Bernd Grewe in seiner Dissertation, die die Holznotdebatte abschloss, gezeigt (Grewe 2004). Die energetische Basis erweist sich jedoch letztlich auch beim „hölzernen Zeitalter“ (Werner Sombart 2012 [1902]) als unhintergehbar (Smil 2017).
Seit Menschen vor etwa 10.000 Jahren zunächst im fruchtbaren Halbmond sesshaft wurden, waren Viehzucht, Ackerbau oder Fischfang für die Gesellschaft bestimmend. Das blieb bis in die 1890er Jahre so, um 1900 waren in Europa immer noch mehr als die Hälfte der Menschen Bauern, derzeit sind es je nach Zählung zwei bis fünf Prozent. Das hat mit dem Wandel des Energieregimes zu tun. Zunächst Kohle, dann Erdöl und Erdgas ersetzten die nachwachsenden Rohstoffe sowie die Windenergie für Segelschiffe und Mühlen. Der Energiewandel hatte eine umfassende, auch die menschlichen Körper selbst erfassende Transformation zur Folge. Körpergröße und die Lebenserwartung stiegen, heute sind wir im Zeitalter der technischen Machbarkeit der Reproduktion angelangt, können künstlich befruchten, Geburten einleiten und oft den Tod hinauszögern, damit wandeln sich auch Familienstrukturen und soziale Bedürfnisse.
Die zentrale Erkenntnis dieses kurzen Streifzugs durch die Umweltgeschichte ist auch für die Argumentation dieses Aufsatzes bedeutsam. Die Menschheit hat, indem sie Gesellschaft energetisch transformiert hat, ihr Verhältnis nicht nur zur äußeren Natur, sondern auch zur inneren Natur tiefgreifend gewandelt. Historische Vergleiche erlauben es, heutige Systemzustände besser zu verstehen. Die wesentlichen Treiber des Wandels seit der industriellen Revolution sind neben Bevölkerungswachstum – und der damit einhergehenden Urbanisierung – Technologie und Politik, die auch für die Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns sorgt. Die Ausgestaltung dieser gesellschaftlichen Prozesse hängt von der Verfügbarkeit von Energie ab (vgl. McNeill 2003b: 26ff.).
Umweltgeschichte beschäftigt sich auch mit Umweltbewegungen und ihren Akteuren. Seit der industriellen Revolution sind immer wieder kritische Stimmen laut geworden, die davor warnen, die Umwelt zu zerstören. Seit den 1970er Jahren machte das Wort Umweltschutz Karriere, und Umwelt wurde zur Politikmaterie, nicht nur für „grüne“ Parteien, sondern für alle politischen Akteure. Seitdem gehört ein gewisses Umweltwissen zur Allgemeinbildung – heute vermutlich mit Schwerpunkt auf Treibhausgasen und Klimawandel, früher an Schmutzskandalen wie dem Dioxinunfall von Seveso, der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl oder dem Vogelsterben der 1960er Jahre durch DDT orientiert. Die Muster darin zu erkennen ist ebenfalls eine Leistung der Umweltgeschichte (vgl. Schmoll 2004; Frohn/Schmoll 2006; Radkau/Uekötter 2003; Brüggemeier/Engels 2005).
Auch in einer ergebnisoffenen Untersuchung von Wechselwirkungen sind verschiedene Narrative möglich. „Gesellschaftliche Naturverhältnisse“ (Jahn/Wehling 1998)2 können etwa als „Risikospirale“ konzeptualisiert werden. Wenn Menschen in natürliche Systeme absichtsvoll eingreifen, kommt es neben den erwünschten oder zumindest vorhergesehenen Folgen auch zu unbeabsichtigten Wirkungen (Sieferle/Müller-Herold 1996). Dies macht auf eine grundsätzliche Problematik aufmerksam, ohne den erfolgreichen Umgang mit Herausforderungen zu unterschlagen. Mit Hilfe der „Risikospirale“ wird dieser Zusammenhang fassbar. Die erfolgreiche Bewältigung eines Risikos durch Innovation hat üblicherweise Nebenwirkungen. Da die Menschen das Risiko, z.B. von schwankenden Erträgen wilder Pflanzen, durch Umstieg auf Landwirtschaft erfolgreich bewältigten, mussten sie den Eindruck gewinnen, alles richtig gemacht zu haben. Die Nebenwirkungen, etwa Ernteausfälle durch Parasiten oder Unwetter, überraschten sie dann und führten zu neuen Innovationen, die wiederum erfolg- und nebenwirkungsreich waren und bis heute sind.
UmwelthistorikerInnen präsentieren historische Entwicklungen als Risikospiralen, um vor Augen zu führen, dass Nebenwirkungen typisch und normal sind und keine Ausnahme darstellen. Das soll zu einer vorsorgenden Innovationskultur beitragen. Risikospiralen findet man an vielen Orten und in vielen Zusammenhängen. Das Trockenlegen von Mooren führt zu dauerhafter Bodensenkung; Flussregulierungen schützen einen Ort deshalb vor Hochwasser, weil sie es anderswohin verlagern. Staudämme verändern nicht nur den Grundwasserspiegel anders, als man gedacht hätte, sondern auch den Feststofftransport in den Flü...

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