Photochemie
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Photochemie

Konzepte, Methoden, Experimente

Dieter Wöhrle, Michael W. Tausch, Wolf-Dieter Stohrer

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Konzepte, Methoden, Experimente

Dieter Wöhrle, Michael W. Tausch, Wolf-Dieter Stohrer

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Kompakt, interdiziplinÀr, praxisorientiert - so prÀsentiert sich dieses facettenreiche Lehrbuch der Photochemie.

Das gut strukturierte und sehr verstandlich geschriebene Werk macht den Leser mit allen bedeutenden photochemischen Prozessen vertraut.

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Informations

Éditeur
Wiley-VCH
Année
2012
ISBN
9783527660889
Édition
1

1

Definition, historischer Abriß und Bedeutung der Photochemie

Als photochemische Reaktionen werden im landlĂ€ufigen (engeren) Sinne allgemein die Reaktionen bezeichnet, bei denen die fĂŒr die Reaktion notwendige Aktivierungsenergie nicht in Form von WĂ€rme, sondern in Form von sichtbarem oder ultraviolettem Licht1 zugefĂŒhrt wird, die Reaktion also nicht durch Bunsenbrenner oder Heizpilz, sondern durch Sonne oder kĂŒnstliche Stahlungsquellen initiiert wird. Im allgemeineren Sinne versteht man aber unter photochemischen Reaktionen diejenigen, die nicht ausschließlich - wie dies bei den thermischen Reaktionen der Fall ist - im elektronischen Grundzustand ablaufen, sondern bei denen entlang der Reaktionskoordinate auch ein oder mehrere elektronisch angeregte ZustĂ€nde involviert sind. Dies hat zur Folge, daß wir neben den lichtinduzierten photochemischen Reaktionen im engeren Sinne auch weitere Prozesse betrachten werden, und zwar jeweils unter theoretisch-fachsystematischen, experimentellen und anwendungsbezogenen Gesichtspunkten. Zum einen berĂŒcksichtigen wir die zu den lichtinduzierten komplementĂ€ren lichtproduzierenden Reaktionen, die als Chemolumineszenz bezeichnet werden. Zum anderen sind Fluoreszenz und Phosphoreszenz, photovoltaische und photoelektrochemische Prozesse zu nennen, die sich eher mit physikalischen Prozessen elektronisch angeregter ZustĂ€nde befassen.
Reaktionen, die durch Röntgen- oder Îł-Strahlen initiiert werden, werden aus praktischen GrĂŒnden definitionsgemĂ€ĂŸ nicht der Photochemie, sondern der Radiochemie zugeordnet und bleiben im folgenden unberĂŒcksichtigt.
Auf unserem Planeten sind Photoreaktionen bedeutend Ă€lter als das Leben. Sie sind eng mit der Bildung organischer MolekĂŒle in der prĂ€biotischen Phase und dann mit der Evolution des Lebens verknĂŒpft (Kap. 7.3.1.1). Die Photosynthese ist bis heute der zentrale Prozeß fĂŒr Energie, Nahrung und Klima. Die ersten Kenntnisse des Menschen ĂŒber VorgĂ€nge mit Lichtbeteiligung verlieren sich in frĂŒhen Zeiten der Kulturgeschichte. Mit dem Licht ihres verehrten Sonnengottes prĂ€parierten die alten Ägypter vor 4500 Jahren die Mumien ihrer Pharaonen, und mit gebĂŒndeltem Sonnenlicht zĂŒndete vor 2200 Jahren der Grieche Archimedes die Segel der feindlichen Schiffe an. Alexander der Große benutzte wohl die FarbverĂ€nderungen eines photochromen Farbstoffs als erste photochemische Reaktion, um den Angriff seiner Truppen zu koordinieren (s. Beginn des Kap. 4.5). In der biblischen Schöpfungsgeschichte heißt es im Ersten Buch Moses, Vers 3-4: „Und Gott sprach: Es werde Licht! / Und es ward Licht. / Und Gott sah, daß das Licht gut war. “ Es ist bemerkenswert, daß bereits die Schreiber des Alten Testaments im Licht eine der Urschöpfungen erkannten, die zu den Voraussetzungen fĂŒr die Entstehung irdischen Lebens gehören.
Lange Zeit stand die thermische Nutzung der Sonnenenergie bei chemischen Reaktionen im Vordergrund. So beschrieb Libavius 1608 in seinem berĂŒhmten Werk „Alchymia“ mehrere Methoden fĂŒr die Fokussierung von Sonnenlicht auf bestimmte FlĂ€chen und die Nutzung fĂŒr chemische VerĂ€nderungen [1]. Doch das PhĂ€nomen Licht blieb ĂŒber Jahrtausende hinweg in eine Aura von Mystik und Magie gehĂŒllt, noch mehr als das Feuer, an das es untrennbar gebunden schien. Diese Vorstellung fiel, als Brand, der Hamburger Alchimist, im Jahr 1669 das kalte Licht des CalcinationsrĂŒckstandes aus menschlichem Urin entdeckte. Brands Licht war - entgegen der Meinung einiger Zeitgenossen - weder der Stein der Weisen, noch das Elixier des Feuers. Er hatte das Element Phosphor erhalten, das zwar nie die AlchimistentrĂ€ume von der Goldmacherei erfĂŒllte, aber u.a. zur Erkenntnis verhalf, daß von Menschenhand erzeugtes Licht nicht immer von Feuer oder heißen Körpern ausgehen mußte. Es handelt sich bei Brands Entdeckung um das Ă€lteste ĂŒberlieferte Beispiel von Chemolumineszenz (vgl. Kap. 6).
Etwa ein Jahrhundert nach der Entdeckung des Phosphors, als Lavoisier in minutiöser 13-jĂ€hriger Arbeit (1772 bis 1785) die Phlogistontheorie der Verbrennung Punkt fĂŒr Punkt entkrĂ€ftet und durch die Sauerstofftheorie ersetzt hatte, stand bereits lĂ€ngst fest, daß das Leuchten des weißen Phosphors eine Begleiterscheinung seiner Oxidation ist. Und wieder ein knappes Jahrhundert spĂ€ter, im Jahre 1862, beobachtete Edmund Bequerel, dessen Sohn Henri 34 Jahre spĂ€ter die natĂŒrliche RadioaktivitĂ€t entdecken sollte, daß kaltes Licht auch von einigen Körpern erzeugt werden kann, wenn sie kurz vorher mit Licht bestrahlt worden waren. Da aber hierbei keine stofflichen Änderungen erfolgen, wurde dieses PhĂ€nomen, die Phosphoreszenz, ebenso wie die damit verwandte Fluoreszenz, zunĂ€chst nicht zum nĂ€heren Forschungsobjekt der Chemie. Der als BegrĂŒnder der Elektrochemie bekannte Physikochemiker J. W. Ritter beobachtete um 1800, daß Silbersalze auch jenseits der violetten Farbe aus dem Spektrum geschwĂ€rzt werden. Daher gilt er als Entdecker des UV-Lichtes. Er stellte in der damals ĂŒblichen, romantisch-schwĂ€rmerischen Ausdrucksweise fest “Licht ist die Quelle jeglicher Kraft, die Leben schafft und ThĂ€tigkeit.”
J. Priestley beobachete um 1790 zwei „echte“ Photoreaktionen. Er setze Ampullen gefĂŒllt mit dem „spirit of nitre“ (SalpetersĂ€ure) dem Sonnenlicht aus und beobachtete eine rötliche VerfĂ€rbung. Dies muß als erste Photoreaktion in der Gasphase angesehen werden. Auch erarbeitete Priestley erste Ergebnisse zur Photosynthese (s. Kap. 4.3). Das 1817 erschienene „Handbuch der theoretischen Chemie“ von L. Gmelin stellt eine gute Übersicht zu den Kenntnissen und Theorien ĂŒber das Licht Anfang des 19. Jahrhunderts dar [2], In 26 Punkten werden die Wirkungen des Lichtes auf „wĂ€gbare Stoffe“ wie die Chlorknallgasreaktion, die Reaktionen des Chlorwassers (Arbeiten u.a. von C. L. Berthollet, 1790), die SchwĂ€rzung des Silberchlorides, die Zerstörung von Pflanzenfarben, die Entwicklung von Sauerstoff aus „KohlensĂ€ure“ durch grĂŒne Pflanzenteile beschrieben. In die Zeit von 1840 bis 1860 fallen weitere Arbeiten zur photolytischen Chlorknallgasreaktion (R. Bunsen und H. Roscoe bzw. J. W. Drapers und W. C. Wittwers [3]), zur chemischen Wirkung des Lichtes auf eine wĂ€ĂŸrige Lösung von Eisen(III)oxid und SalzsĂ€ure - heute als Ferrioxalat-Aktinometrie bekannt - (J. W. Döbereiner) und zur Umlagerung von Santonin als wohl am lĂ€ngsten bekannte Lichtreaktion (s. Kap. 5; H, Trommsdorf u.a. [4]). Die Folgezeit von etwa 1875 bis 1900 war initiiert durch die Entwicklung der prĂ€parativen Chemie, geprĂ€gt von photochemischen Arbeiten zu Dimerisierungen (u.a. J. Fritzsche, C. T. Liebermann, J. Bertram und R. KĂŒrsten), cis-trans-Isomerisierungen (u.a. W. H. Perkin, J. Wislicenus, C. T. Liebermann), aromatischen Halogenierungen (u.a. J. Schramm), Reduktion von Carbonylverbindungen (u.a. H. Klinger) und Reaktionen von Diazo- bzw. Diazoniumverbindungen (u.a. A. Feer) [4].
Seit Lavoisier, bis tief ins 20.Jahrhundert hinein, spielte die thermische Chemie in der chemischen Praxis eine weitaus grĂ¶ĂŸere Rolle als die Lichtchemie. Im Labor wie in der Industrie wurden fast alle Reaktionen durch WĂ€rmezufuhr in Gang gesetzt und/oder in Gang gehalten; bei exothermen Reaktionen mußte, besonders in der Technik, WĂ€rme abgefĂŒhrt werden. Auch das chemische Denken wurde von der Energieform WĂ€rme beherrscht. Sprach Lavoisier im Jahr 1789 noch vom „Kaloricum - der unwĂ€gbaren Materie der WĂ€rme “, sollte sich Dalton etwa 20 Jahre spĂ€ter in seinem berĂŒhmten Werk „A New System of Chemical Philosophy” wie folgt Ă€ußern: „Jedes Teilchen (Atom) nimmt den Mittelpunkt einer verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig großen SphĂ€re ein und behauptet seine WĂŒrde dadurch, daß es alle ĂŒbrige, welche vermöge ihrer Schwere oder aus anderen GrĂŒnden geneigt wĂ€ren, es aus seiner Stelle zu vertreiben, in einer ehrfurchtsvollen Entfernung hĂ€lt
 diese weit ausgedehnten SphĂ€ren bestehen aus WĂ€rmestoff. “ So nimmt es kein Wunder, daß die WĂ€rme namensgebend und Mittelpunkt der Thermodynamik, der einzigen chemischen Grundtheorie bis zur Quantenmechanik, war und ist.
Unter den lichtinduzierten Reaktionen hat sich die Photographie mit Silberhalogeniden bereits im 19. Jahrhundert als eigenstĂ€ndiger Zweig etabliert und ist das auch bis heute geblieben. Am Anfang des 20. Jahrhunderts bekam die prĂ€parative Photochemie dann weitere Impulse durch G. Ciamician und zwischen den Jahren 1937 und 1957 durch A. Schönberg. Im Licht der Ă€gyptischen Sonne brachte er in Kairo zahlreiche Verbindungen zur Reaktion und faßte seine Ergebnisse in dem 1958 erschienenen und heute noch geschĂ€tzten Buch „PrĂ€parative organische Photochemie” zusammen [5]. In die Zeit von etwa 1928 bis 1950 fallen auch die Entdeckung weiterer Chemolumineszenz-Reaktionen (s. Kap. 6). Mit der lichtinduzierten Chlorierung von Alkanen und Aromaten zog die Photochemie auch in die chemische Großtechnik ein. Dennoch fĂŒhrte die Photochemie bis etwa 1950 eher ein Schattendasein.
Der Siegeszug der Quantenmechanik durch die theoretische Chemie des 20. Jahrhunderts bewirkte, daß die Beteiligung von elektromagnetischer Strahlung bei chemisch relevanten Prozessen zunehmend in den Vordergrund rĂŒckte. Das Tor zur Chemie der angeregten ZustĂ€nde war entriegelt; eine Flut von theoretischen Voraussagen setzte ein; die Laborpraxis bestĂ€tigte in beeindruckender Weise ihre Richtigkeit. Zu den bekanntesten Beispielen dafĂŒr gehören die Woodward-Hoffmann-Regeln fĂŒr pericyclische Reaktionen (Regeln von der Erhaltung der Orbitalsymmetrie) und die Salem-Korrelationsdiagramme.
Doch intellektuelle Faszination allein reicht hĂ€ufig nicht aus, um die Forschung auf einem Gebiet rasch voranzutreiben, handfester praktischer Nutzen muß daran gekoppelt sein. Besonders seit den Siebziger und Achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist das fĂŒr die Photochemie der Fall. Auf der Anwendungsseite entwickelte sich ein breites Spektrum von spektroskopischen Methoden fĂŒr chemische Analyse und StrukturaufklĂ€rung. Es reicht von der inzwischen fast archaischen UV/Vis-Spektroskopie bis zu den verschiedenen Spektroskopien mit monochromatischem und gepulstem Laserlicht. Quer durch alle WellenlĂ€ngenbereiche steht ein Angebot an Varianten fĂŒr Emissions- und Absorptionsspektroskopien zur VerfĂŒgung. Die Superlative in der Spurenanalyse sind mittels Laser-Resonanzionisationsspektroskopie, Laser-RIS und Chemolumineszenz-Assay realisierbar. Man dringt beim Nachweis bestimmter Substanzen bis in den ppq-Bereich bzw. sogar bis in den Attomol-Bereich. Industriell allerdings konnten sich bislang die Photooxidation, die Photochlorierung, die Photosulfochlorierung und die Photonitrosierung von Kohlenwasserstoffen in grĂ¶ĂŸerem Maße durchsetzen (vgl. Tab. 7-1). Die Photochemie “in dĂŒnnen Schichten”, bei der MaterialoberflĂ€chen durch Lichteinwirkung gezielt verĂ€ndert werden, ist seit einem Jahrzehnt stark im Vormarsch (vgl. Kap. 7.1.2 - 7.1.4). In ihrer wirtschaftlichen Bedeutung hat sie bereits heute die Photochemie “im Kessel” ĂŒberholt.
1. A. Libavius, Alchymia, 1608; nachgedruckt in: D. Diderot, Encyclopedie, 1766; vgl. Gmelin-Institut (Hrsg.), Die Alchemie des Andreas Libavius, VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim, 1985.
2. L. Gmelin, Handbuch der theoretischen Chemie, Band 1, Frankfurt a.M., 1817; Nachdruck Weinheim, 1967.
3. U. Boberlin, Photochemische Untersuchungen von R. Bunsen und H. Roscoe im Vergleich mit den Arbeiten J. W. Drapers und W. C. Wittwers, Verlag Köster, Berlin, 1993.
4. H. D. Roth, Die AnfÀnge der organischen Photochemie, Angew. Chem. 1989, 111, 1220-1234.
5. A. Schönberg, PrÀparative organische Photochemie, Springer-Verlag, Berlin, 1958.
1 Im folgenden wird unter dem Begriff „Licht“ nicht nur das Licht im engeren Sinne, also die fĂŒr unser Auge sichtbare elektromagnetische Strahlung verstanden, sondern allgemein die elektromagnetische Strahlung, die bei Absorption durch Atome oder MolekĂŒle Elektronen aus deren energetisch höherliegenden besetzten Orbitalen in deren energetisch tieferliegenden unbesetzten Orbitale promoviert. Dieses ist durch elektromagnetische Strahlung im sichtbaren, im nahen und mittleren UV-Bereich und - sehr gelegentlich - im nahen IR-Bereich möglich.

2

Die konzeptionellen und theoretischen Grundlagen der Photochemie (W.-D. Stohrer)

2.1 Die Natur der elektromagnetischen Strahlung

Die Natur der elektromagnetischen Strahlung ist zwiespÀltig.
Schon Newton wollte das sichtbare Licht als aus kleinsten Teilchen bestehend verstanden wissen, wohl oder vielleicht in der Hoffnung, seine grundlegenden Gesetze der klassischen Mechanik auch auf das Licht anwenden zu können. FĂŒr Huygens hingegen, einen Zeitgenossen Newtons, war das Licht eine Welle im fĂŒr den Menschen nicht wahrnehmbaren „Äther“, eine Vorstellung mit der er schon damals die Beugung des Lichts, ja sogar dessen Doppelbrechung am Kalkspatkristall einsichtig (auf heute noch akzeptierte Weise) erklĂ€ren konnte; dennoch hielt sich die Newtonsche Korpuskulartheorie des Lichtes hartnĂ€ckig und hatte - vielleicht ob ihrer grĂ¶ĂŸeren Anschaulichkeit, vielleicht ob der wissenschaftlichen AutoritĂ€t Newtons - eine große AnhĂ€ngerschaft, wenngleich weder die Beugung des Lichtes, noch dessen Doppelbrechung am Kalkspatkristall, noch sonst irgend etwas damit erklĂ€rt werden konnte.
Erst die Untersuchungen Youngs und Fresnels Anfang des 19. Jahrhunderts zur Interferenz des Lichtes versetzten der Korpuskulartheorie den augenblicklichen und - scheinbar - endgĂŒltigen Todesstoß. Die ausschließliche Wellennatur des Lichtes sollte damit fĂŒr die nĂ€chsten 100 Jahre völlig unbestritten gelten, um so mehr, nachdem Mitte des 19. Jahrhunderts der elektromagnetische Wellencharakter des Lichtes von Maxwell theoretisch verstanden und damit untermauert worden war1.
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sah sich Planck bei seinen theoretischen Untersuchungen zur Strahlung schwarzer Körper zu der Annahme gezwungen, bei der Absorption und Emission elektromagnetischer Strahlung durch Materie finde die damit gekoppelte Energieumwandlung nicht kontinuierlich statt, wie dies die damals außer Frage stehende ausschließliche Wellennatur der elektromagnetischen Strahlung zwingend forderte, sondern diskontinuierlich in Form von einzelnen „Energiepaketen“; die Energie E eines derartigen diskreten Energiepakets sei proportional der Frequenz v der elektromagnetischen Strahlung, also E = hv, wobei die ProportionalitĂ€tskonstante h als Plancksches Wirkungsquantum (h = 6,626 10−34 J s) zu einer der wichtigsten Naturkonstanten werden sollte.
Planck hielt seine Annahme von den diskreten Energiepaketen fĂŒr einen unbefriedigenden - weil unrealistischen - mathematischen Artefact, den er nolens volens fĂŒrs erste und - wie er hoffte - nur vorĂŒbergehend gebrauchen mußte, um die experimentellen Ergebnisse zur Strahlung des schwarzen Körpers analytisch geschlossen formulieren zu können.
1905 postulierte Einstein bei seiner durch den Nobelpreis 1921 gewĂŒrdigten Interpretation des photoelektrischen Effekts, die Planckschen Energiepakete - heute bekanntlich Photonen oder Lichtquanten genannt - seien kein mathematischer Artefact, sondern physikalische...

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