Was war die DDR wert?
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Was war die DDR wert?

Siegfried Wenzel

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  1. 384 pages
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Was war die DDR wert?

Siegfried Wenzel

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Alle Untersuchungen zur ökonomischen Situation der DDR, ob populĂ€r oder akademisch, laufen stets auf die Kernfrage hinaus: War die DDR 1989 wirklich pleite? Eine emotional aufgeladene Diskussion ersetzt nicht die historisch-sachliche Analyse. Siegfried Wenzel sichtet kritisch Entstehung und Zerstörung des in der DDR praktizierten Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells sowie die gewaltigen Transformationsprozesse und deren Hauptinstrument, die Treuhand nebst Nachfolgeeinrichtungen. Und er prĂ€sentiert eine faktenbasierte Antwort. Wenzels Buch, hier in durch ein umfassendes Vorwort vom Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Jörg Roesler erweiterter Neuauflage, wurde ĂŒber 15?Jahre zum Klassiker. Denn auch fĂŒr Nichtökonomen liefert es aufschlussreiches Material und erklĂ€rt allgemeinverstĂ€ndlich komplizierte ZusammenhĂ€nge.

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Informations

Éditeur
Das Neue Berlin
Année
2015
ISBN
9783360500946
Kapitel II
Zwischen Wende und Beitritt
Vom Mauerfall zur Wahl
Die Zeit zwischen Oktober/November 1989 und den von der Regierung beschlossenen ersten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR war wohl die turbulenteste und folgenreichste Periode in der Geschichte der DDR. Mit der chaotischen Öffnung der Mauer in Berlin und der hermetisch geschlossenen Grenze zur Bundesrepublik am Abend des 9. November aufgrund eines MissverstĂ€ndnisses oder ungenĂŒgender Abstimmung zwischen Egon Krenz und GĂŒnter Schabowski gaben die damals Verantwortlichen der DDR einen entscheidenden Teil ihrer politischen und wirtschaftlichen SouverĂ€nitĂ€t preis. Es war wohl eine spontane, aber die Situation gut charakterisierende Äußerung der Menschenrechtlerin BĂ€rbel Bohley, als sie sagte: »Die FĂŒhrung ist verrĂŒckt geworden, und das Volk hat den Verstand verloren.« Dieser Ausspruch ging durch die Presse; er wurde nicht ĂŒberall mit Zustimmung aufgenommen.
Egon Bahr schreibt in seinen Erinnerungen: »Das ist der Anfang vom Ende der DDR.« Seine Sicht der Dinge und seine EindrĂŒcke in diesen Tagen vor der Maueröffnung beschreibt er so: »Am 4. November fasziniert die Übertragung der grĂ¶ĂŸten Nachkriegskundgebung auf dem Alexanderplatz. Das Wichtigste: Die Menschen haben die Angst verloren. Das Regime scheint gelĂ€hmt, vielleicht auch durch die Beteiligung von ReformkrĂ€ften in der SED. Witzig und friedlich bewegen sich die Demonstranten wie auf einem Fest. Die Spannweite der Redner weckt Hoffnung, das Volk könne die DDR erneuern.«54
FĂŒr eine geordnete Maueröffnung wĂ€re Klarheit in folgenden Punkten nötig gewesen:
Erstens: Die Öffnung konnte angesichts der konkreten politischen Situation niemals ein einseitiger Akt der DDR sein. Eine solch weitreichende Maßnahme musste sowohl politisch als auch wirtschaftlich abgesichert werden durch bindende Vereinbarungen mindestens der beiden davon unmittelbar betroffenen Staaten. Das galt insbesondere fĂŒr die Ausstattung der zu erwartenden Reisewelle der DDR-BĂŒrger mit Reisezahlungsmitteln und zur Sicherung der WĂ€hrung der DDR.
Zweitens: Ein solcher Schritt hĂ€tte zumindest AbsichtserklĂ€rungen der beiden Partner ĂŒber den Fahrplan zur wirtschaftlichen AnnĂ€herung und schließlich Vereinigung vorausgesetzt.
Beides war zum Zeitpunkt der Grenzöffnung nicht gewĂ€hrleistet. Wie bereits dargelegt, waren seitens der DDR solche ersten konzeptionellen Vorstellungen in der »Analyse der ökonomischen Lage der DDR mit Schlußfolgerungen« dem PolitbĂŒro der SED, dessen Leitung Krenz ĂŒbernommen hatte, Ende Oktober vorgelegt worden. Am 28. November brachte Bundeskanzler Kohl am zweiten Tag der Haushaltsdebatte im Bundestag seinen Zehn-Punkte-Plan ein. Am 20. Dezember beschloss die SPD ihr »Berliner Programm«. Dort hieß es eher allgemein: »Die Menschen in beiden deutschen Staaten werden ĂŒber die Form institutioneller Gemeinschaft in einem sich einigenden Europa entscheiden. Die historischen Erfahrungen der Deutschen und ihre Entscheidung fĂŒr ein gemeinsames Europa verbieten einen deutschen Sonderweg.«55
Man muss berĂŒcksichtigen, dass in diesen Wochen und Monaten alle Ebenen der Politik in einem Ausmaß in Bewegung gerieten, auf das niemand vorbereitet war. Das gilt sowohl fĂŒr die Entwicklung innerhalb der DDR als auch fĂŒr die sich daraus ergebenden Auswirkungen auf die Gestaltung der Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten sowie fĂŒr die internationale Entwicklung. Es wurde immer offensichtlicher, dass auch das Schicksal der Sowjetunion und des Sozialismus in diesem Kernland zur Disposition stand. Die strategische Konzeption der USA fĂŒr die Gestaltung ihrer Beziehungen zur zweiten Supermacht und die Einbettung der »Deutschen Frage« in dieses Konzept wurde immer deutlicher. Diese wurde offensichtlich als Hebel benutzt, um das im Kalten Krieg nicht erreichte »roll back«, d.h. die VerdrĂ€ngung der UdSSR aus Mitteleuropa, nunmehr auf diesem Wege durchzusetzen.
Alle diese Faktoren hatten ihre eigene Gesetzlichkeit und wirkten gleichzeitig aufeinander zurĂŒck. Die UdSSR war bereits geschwĂ€cht. Neben den beeindruckenden Initiativen Gorbatschows im Kampf um die Erhaltung des Friedens, die atomare AbrĂŒstung, die europĂ€ische Zusammenarbeit, Glasnost und Perestroika im Inneren zeigte sich 1988/89, dass es kein ĂŒberlegtes Konzept zur Reformierung des staatssozialistischen Systems gab. Es trat nicht nur keine Wende bei Wachstum und EffektivitĂ€t der Wirtschaft und der Versorgung der Bevölkerung ein; es hatte gar eine AbwĂ€rtsspirale eingesetzt.
Zur Haltung Gorbatschows und Eduard Schewardnadses, des einflussreichen Außenministers der UdSSR in dieser Periode, gibt es unterschiedliche Deutungen. HĂ€lt man sich an die Fakten und schaltet bewusste IrrefĂŒhrungen aus, offenbart sich die Haltung Gorbatschows zur DDR noch im November 1989 durch ein Papier, das der GeneralsekretĂ€r der KPdSU am 24. November an die SED-FĂŒhrung zur Vorbereitung auf die fĂŒr den 4. Dezember anberaumte Tagung des politisch beratenden Ausschusses der Warschauer Vertragsstaaten ĂŒbermittelt hatte: »Die in jĂŒngster Zeit von der Deutschen Demokratischen Republik ergriffenen, bekannten Schritte haben viel Gerede ĂŒber die â€șdeutsche Frageâ€č, ĂŒber die Aussichten fĂŒr eine Vereinigung Deutschlands entstehen lassen. Wir haben nicht die Absicht, auf eine detaillierte Diskussion dieses Problems einzugehen, sind jedoch der festen Meinung, daß in all diesen Jahren die Existenz und Entwicklung der DDR ein Ă€ußerst wichtiges Unterpfand fĂŒr das europĂ€ische Gleichgewicht, fĂŒr den Frieden und die internationale StabilitĂ€t war und ist. Als souverĂ€ner Staat, als Mitglied des Warschauer Vertrages war und bleibt die DDR unser strategischer VerbĂŒndeter in Europa. Soweit wir wissen, sind sich verantwortungsbewußte Politiker des Westens dieser RealitĂ€t gut bewußt. Allerdings dĂŒrfen die Gefahren aufflammender revanchistischer Stimmungen und Leidenschaften nicht unterschĂ€tzt werden, ihr Anheizen kann lediglich dazu fĂŒhren, daß das im Entstehen begriffene Vertrauen untergraben und sogar alle historisch bedeutenden Erfolge in der Entwicklung der Ost-West-Beziehungen in Frage gestellt werden.«56
Das Papier wurde wenige Tage vor dem Gipfeltreffen von Gorbatschow und Bush auf Malta am 2. und 3. Dezember eingereicht. Wie rasant die Entwicklung verlief, wird aus den Erinnerungen von Hans Modrow deutlich: »Aber als Mitterrand, der sich am 6. Dezember mit Gorbatschow in Kiew traf, dem sowjetischen Parteichef erzĂ€hlte, daß er am 21./22. Dezember nach Berlin reisen und mit Modrow konferieren wĂŒrde und Gorbatschow fragte, ob er ihn nicht begleiten wolle, gab sich Gorbatschow derart ĂŒberrascht, daß er auf die ernst gemeinte Idee nicht einging. Der französische PrĂ€sident beobachtete kritisch die Bonner AktivitĂ€ten und wollte – das war der Sinn dieser Einladung – mir mit einem solchen gewichtigen Doppelbesuch (immerhin die HĂ€lfte der vier SiegermĂ€chte) demonstrativ den RĂŒcken stĂ€rken. Im Verlaufe des GesprĂ€chs fragte Mitterand noch einmal: â€șWas wollen wir konkret tun?â€č Gorbatschow wußte keine Antwort. Das Treffen endete, wie dem sowjetischen GesprĂ€chsprotokoll zu entnehmen ist, ohne Ergebnis.«57
Wie empfand man nun als ein verantwortlicher Mitarbeiter im Staats- und Wirtschaftsapparat die damalige Situation? Welche Gedanken bewegten uns? Es war klar, die oberste FĂŒhrung der Partei, das PolitbĂŒro, hatte sich nicht nur weit von der realen politischen Situation, von der Meinung und der Stimmung der Bevölkerung entfernt und nahm diese nicht mehr wahr. Sie hatte auch den Kontakt zur eigenen Partei, ihren Mitgliedern und FunktionĂ€ren s...

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